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Gute Beispiele

Das gallische Energiedorf Feldheim

Der kleine Ort Feldheim in Brandenburg versorgt sich selbst vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien. Haushalte beteiligen sich durch Investitionen an der Energiegesellschaft, profitieren von niedrigen Strompreisen und sind eigene grüne Stromproduzenten. 
Von Ralf Köpke

(2. August 2023)  Das Ganze erinnert irgendwie an das berühmte gallische Dorf von Asterix und Obelix: Eigentlich ist Feldheim, ein Ortsteil der Stadt Treuenbrietzen (Landkreis Potsdam-Mittelmark), mit gut 130 Einwohnern ein ganz normales brandenburgisches Dorf. Wäre da nicht die Sache mit der Energieversorgung. Denn Feldheim lässt sich nicht versorgen, Feldheim versorgt sich komplett selbst – und zwar zu einhundert Prozent mit erneuerbaren Energien. 

 ED 02/2023 Das gallische Energiedorf Feldheim (S. 28/29) 

Ralf Köpke arbeitet seit Ende der 1980er-Jahre als Journalist in der Energiebranche und ist seit rund zwei Jahren für den Landesverband Erneuerbare Energien NRW tätig.

Der Ortsteil machte Schlagzeilen, als er im Jahr 2010 seine energetische Unabhängigkeit erklärte. Ein eigenes Strom- und Wärmenetz, (mittlerweile) 55 Windenergieanlagen, ein Regelkraftwerk für Netzstabilität im Bereich des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz, Biogasanlage, Hackschnitzelheizung und ein Solarpark sind die energetischen Eckpfeiler. Mittlerweile wird in Feldheim so viel Strom erzeugt, dass der Großteil ins öffentliche Netz eingespeist werden kann, nämlich 99,5 %.

Für den Strom bezahlen die Feldheimer derzeit nur 12,5 Cent pro kWh. Denn alle Haushalte sind mit einer Einlage von 3.000 Euro an der Feldheim Energie GmbH & Co. KG beteiligt, sprich, sie sind sozusagen ihre eigenen grünen Stromproduzenten. Dass sie in diesen Hochpreiszeiten von sehr niedrigen Strompreisen profitieren, haben sie vor allem ihrem eigenen Strom- und Wärmenetz zu verdanken. Zu dessen Bau hatte sich die Dorfgemeinschaft vor Jahren entschlossen, weil ein namhafter Stromkonzern sich geweigert hatte, den günstig erzeugten Windstrom genauso günstig an sie weiterzureichen.

ED 02/2023 Das gallische Energiedorf Feldheim (S. 28/29)

Ganzer Stolz der Ortschaft ist nicht das gelbe, sondern das blaue Schild: energieautarker Ortsteil Feldheim!

Energie dezentral gedacht

Feldheim ist mittlerweile ein von „Energie-Touristen“ viel besuchter Ort und Michael Knape, seit 2002 Bürgermeister von Treuenbrietzen, ein gefragter Gesprächspartner. Sein Credo ist klar: „Die Energiewende mit Erneuerbaren ist für ganz Deutschland nur mit vielen, vielen dezentralen Projekten wie hier bei uns zu machen“, betont er immer wieder in Interviews. „Es gibt eben kein Riesenwindrad, das ganz Deutschland versorgen könnte.“ Politiker, betont Knape, müssten ihren Bürgern aber auch viel häufiger mehr zutrauen: „Die sind nämlich oft schlauer, als sie denken.“

Das energieautarke Dorf Feldheim in Zahlen & Fakten

Seit Oktober 2010 versorgt sich Feldheim eigenständig mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energiequellen.

Der Anlagenpark

  • Wind: 55 Windkraftanlagen; 123 MW installierte Leistung, Jahresertrag 250 Mio. kWh, vermiedene CO2-Emission 166.750 t 
  • PV: 284 Anlagen; 2,25 MWp installierte Leistung, 2.748 MWh Jahresertrag, vermiedene CO2-Emission 1.605 t 
  • Biogas: 1 Anlage; 0,526 MW elektrische Leistung, Jahresertrag 4 Mio. kWh elektrisch, 2,175 Mio. kWh thermisch, vermiedene CO2-Emission 650 t 
  • Hackschnitzelheizung: 300 kWh thermisch, Jahresertrag (nur Zusatzheizung) 170.000 kWh thermisch, vermiedene CO2-Emission 51 t 
  • Power-to-Heat-Anlage 
  • Speicher/Regelkraftwerk: 10 MW Kapazität, 85 % Wirkungsgrad, Speicher: Lithium-Ionen-Batterie zur Stabilisierung des Stromnetzes 

letzte Änderung: 10.08.2023