ED 03/14 Der Preis des Holzes (S.16/17)

Der Preis des Holzes

Getrieben von den steigenden Preisen fossiler Energieträger investieren viele Verbraucher in eine vergleichsweise aufwändige und teure Holzheizung. Martin Bentele erklärt, wie der momentan günstige Preis für Scheitholz, Hackschnitzel und Pellets zustande kommt und wie er sich entwickeln könnte.

(27. September 2014) Der seit den 90er Jahren kletternde Ölpreis ist der Hauptgrund für die hohe Beliebtheit von Holzbrennstoffen. Durch seinen Holzreichtum ist Deutschland für die Holzenergie prädestiniert. Dabei muss nach Sortimenten differenziert werden: Scheitholz, Hackschnitzel, Holzpellets und Holzbriketts sind nicht nur in puncto Verbrennungstechnik, Effizienz und beim Emissionsverhalten unterschiedlich. Sie sind auch bei ihrer Herstellung auf unterschiedliche Ausgangsmaterialien angewiesen, was ihre Herstellungskosten und damit den Verkaufspreis maßgeblich beeinflusst. Ein funktionierender Holzmarkt sorgt dafür, dass sich der Preis für Holzenergie aufgrund der Marktmechanismen Angebot und Nachfrage ergibt. Die Verwendung verschiedener Maß- und Gewichtseinheiten sowie unterschiedliche Qualitäten erschweren jedoch eine Vergleichbarkeit jedoch.

2016 Martin Bentele

Martin Bentele | Dipl. Forstwirt, Geschäftsführer Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband e. V. (DEPV)

Holz wichtiger als Wind und Sonne zusammen

Mit rund 100 Terrawattstunden erzeugte Holz im Jahr 2012 nach Angaben des Bundesumweltministeriums alleine am Wärmemarkt mehr erneuerbare Energie als Photovoltaik, Wasserkraft und Windenergie im Stromsektor zusammen. Dieser Fakt ist wenig bekannt – er lässt aber erahnen, welches Potenzial Holzenergie hierzulande hat. Durch hervorragende Wuchsbedingungen verfügt der deutsche Wald über den höchsten Holzvorrat in Mitteleuropa. Dies führt dazu, dass Holz in Deutschland die absolute Nr. 1 bei den erneuerbaren Energien im Wärmemarkt ist – wo sie aus Effizienzgründen auch hingehört.

Stückholz

Die verschiedenen Holzenergiesortimente unterscheiden sich zuerst hinsichtlich ihrer Verwendung: Stückholz und Hackschnitzel werden vor allem im ländlichen Raum eingesetzt, wo sie praktisch überall verfügbar sind. Sie sind eine sehr günstige Option, um Öl und Gas so weit wie möglich zu ersetzen. Für den privaten Einsatz ist das in Raummetern verkaufte Stückholz die Nr. 1. Es wird vom Ofenbesitzer zumeist direkt bei land- oder forstwirtschaftlichen Betrieben bezogen oder immer öfter auch selbst im Wald geschlagen. Die Anzahl der „Hobbyholzmacher“ hat stark zugenommen, die Brennholz beim Forstamt für etwa 40 Euro je Kubikmeter erstehen und sich durch die Aufarbeitung mit der eigenen Motorsäge auch noch das Fitnessstudio sparen.

2016 Holz

Holzhackschnitzel werden in Anlagen mit größerer Leistung genutzt. Beispielsweise in der Landwirtschaft, kommunalen oder gewerblichen Heizungen sowie in Heizkraftwerken. Bei Scheitholz wie auch bei Hackschnitzeln ist die Folge eines relativ geringen Aufarbeitungsaufwandes eine fehlende Homogenität des Brennstoffes. Das bedeutet, ihr relativ niedriger Preis geht dann mit wechselhaften Wassergehalten, Stückgrößen und damit verbundenen, oftmals großen Qualitätsunterschieden einher.

15 Millionen Holzöfen

Der Löwenanteil des Energieholzes wird heute in Öfen verbrannt. Die Schätzungen über ihre Anzahl sind nicht einheitlich. Man geht von 15 Millionen Anlagen in Deutschland aus. Demgegenüber stehen „nur“ rund 800.000 Holzkessel als Zentralheizungen, die sich ungefähr gleichmäßig auf Stückholzvergaser, Hackschnitzel- sowie Pelletheizungen verteilen. 

Pelletfeuerung

Von den heutigen Holzheizungen sind Pelletfeuerungen die modernsten Anlagen. Durch moderne Technik, verbunden mit einem homogenen und zertifizierten Brennstoff, der wie Öl in ein Lager eingebracht wird, können sie den Ascheanfall stark reduzieren und reichen bei der Bedienung fast an den von Öl- und Gasheizung bekannten Komfort heran. Zur Herstellung werden allerdings rindenfreie Holzspäne benötigt, wie sie in Sägewerken anfallen. Da Pellets mittlerweile bei vielen Ölhändlern im Angebot zu finden sind, bieten sie auch dem Städter eine Option, nahezu klimaneutral zu heizen – bei deutlichem Preisvorteil gegenüber Heizöl. Die wesentlich höhere Investition für eine Pelletheizung amortisiert sich dadurch – ergänzt um einen staatlichen Zuschuss – innerhalb ihrer Betriebsdauer.

2016 Diagramm Preisabstand Pellets zu Heizöl

Wie bildet sich der Holzpreis?

Die Höhe des Preises, seine Entstehung und die Dokumentation ist bei den Holzbrennstoffen unterschiedlich. Die Preise der Holzbrennstoffe hängen vom Ausgangsmaterial, von der Verarbeitungstiefe und der Art der Anlieferung ab. Bei der eigenen Aufarbeitung von Stückholz kann man – Arbeitszeit, Transport und Trocknungsdauer nicht berechnet – von den reinen Holzkosten ausgehen. Bundesweit unterschiedlich werden hier vom Waldbesitzer ab 30 Euro je Kubikmeter in Rechnung gestellt, für Nadelholz sogar darunter. Für angeliefertes getrocknetes Brennholz aus Buche muss man mit einem Preis von mindestens 100 Euro pro Raummeter rechnen, was Kosten von fünf Cent je Kilowattstunde (kWh) ergibt. Qualitätsunterschiede, verschiedene Holzarten sowie ein ausgeprägter lokaler Markt machen Preismonitoring für Stückholz unmöglich. Interessenten informieren sich bei örtlichen Biomassehöfen, beim professionellen Brennholzhandel oder bei eigener Aufarbeitung beim Forstamt.

Im Hackschnitzelbereich ergibt sich der Aufwand durch Hacken, Transport, Trocknen und Anlieferung des Materials, was jedoch stark variiert. Der Preis schwankt hierdurch und ist auch abhängig vom Holzangebot. Das kann von Landschaftspflegeholz über Gipfelstücke bis hin zu höherwertigen Stammteilen gehen, die nicht ins Sägewerk kommen.

Arbeitet der Landwirt zur Selbstversorgung seine Hackschnitzel auf, gilt Ähnliches wie für das selbst erzeugte Stückholz. Durch die mengenmäßig überwiegende Nutzung in größeren Anlagen müssen diese Betreiber jedoch mit festen Kosten kalkulieren. Insofern gibt es für Holzhackschnitzel vergleichbare Marktpreise. Zur besseren Vergleichbarkeit des Energiegehaltes sind unterschiedliche Wassergehalte zu berücksichtigen. Der von CARMEN veröffentlichte Preis für Holzhackschnitzel wird in Euro je Wärmeleistung sowie in der Gewichtseinheit Tonne angegeben. Die Kosten für die mit Hackschnitzeln erzeugte kWh liegen heute bei etwa 3,5 Cent.

Pellets: hoher Preis und hoher Komfort

Den höchsten Bearbeitungs- und Logistikaufwand erfordert die Pelletproduktion und -anlieferung. Als Grundstoff werden heute zu rund 90 Prozent reine Holzspäne verwendet, die im Sägewerk in großen Mengen als Koppelprodukt beim Einschnitt anfallen und die früher wie Abfall entsorgt werden mussten. Durch die zunehmende Nachfrage ist der Preis für diese Sägenebenprodukte in den letzten Jahren jedoch stark angestiegen. Nach der Pressung werden Pellets im Werk vom Händler abgeholt, in der Regel zwischengelagert und dann mit speziellen Tankwagen zum Kunden gefahren, wo sie in das Lager eingeblasen werden. Ein Vorgang, der Erfahrung erfordert, die sich kompetente Lieferanten mit einer speziellen Zertifizierung (ENplus) bescheinigen lassen. Pellets haben einen höheren Preis, der allerdings mit Heizkomfort, Effizienz und einem sehr guten Emissionsverhalten aufgewogen werden muss. Nicht vergessen werden darf aber, dass der Rohstoff aufgrund der Koppelproduktion begrenzt ist und die Nachfrage das Angebot irgendwann zu überschreiten droht.

Der Anteil der Rohstoffkosten (Sägespäne) am Pelletpreis ist mit etwa 60 Prozent zwar niedriger als bei Scheitholz, aber trotzdem bestimmender Faktor. Dazu kommen Energiekosten für das Trocknen der Späne und das Pressen sowie die Fracht des Händlers. Aufgrund der breiten Handelsstrukturen gibt es für Pellets ein professionelles Marktmonitoring. Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) veröffentlicht monatlich einen Preisindex zu verschiedenen Mengen sowie Sortimenten und nach Regionen. Die Kosten für Pellets schwanken jahreszeitlich momentan zwischen 5,0 und 5,5 Cent je kWh.

Auch der Preis für Energieholz steigt, wenn sich die Nachfrage erhöht oder das Angebot - jahreszeitlich, lokal oder marktbedingt – knapper wird. Diese Dynamik ist beim Naturmaterial Holz, dessen Ernte von der Witterung abhängig ist, immer möglich. Für den Verbraucher sind diese Schwankungen jedoch immer nachvollziehbar, da sie auf Marktmechanismen beruhen und anders als bei den fossilen Energien ohne Spekulationseinflüsse vor sich gehen. Je nachdem, welchen Komfort er sich wünscht, kann der Verbraucher sich seinen Holzbrennstoff aus verschiedenen preislichen Varianten auswählen. In jedem Fall liegen die Heizkosten momentan unterhalb der fossilen Konkurrenz!

letzte Änderung: 21.07.2023