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Die unelastische Nachfrage

(5. Juli 2008) - Seit den 80er-Jahren verbraucht die Menschheit mehr Öl, als neue Reserven entdeckt werden. Dabei kann sich jeder leicht ausrechnen, dass die weltweit immer rascher steigende Nachfrage irgendwann das Angebot übersteigt. Dass dieser Punkt nun erst nach 30 Jahren kommt, ist erstaunlich. Die eigentlich spannende Frage ist jedoch, wie die Ölpreise auf diese Entwicklung reagieren.

Grafik Nachfrage sinkt kaum bei steigenden Preisen

Da nicht mehr Öl verkauft werden kann, als verfügbar ist, müssen die Preise so lange und so hoch steigen, bis die Nachfrage auf das Niveau des Angebots absinkt. Das Verhältnis von Nachfragerückgang zu Preisanstieg nennt man Preiselastizität: Um welchen Prozentsatz sinkt die Ölnachfrage, wenn der Preis zum Beispiel um 50 Prozent ansteigt? Oder um welchen Prozentsatz muss der Preis anwachsen, um eine jährliche Angebotslücke von zehn Prozent zu schließen?

Eine Elastizität von Null bedeutet, dass die Nachfrage vom Preis unabhängig ist. Beträgt der Wert eins, ändert sich die Nachfrage im gleichen Maß wie der Preis.

Man unterscheidet eine kurzfristige und eine langfristige Elastizität. Denn über einen längeren Zeitraum kann man sich umstellen, kurzfristig dagegen kaum.

Experten errechneten eine kurzfristige Nachfrageelastizität für Strom von drei Prozent und längerfristig von 7,5 Prozent.

Eine Verdoppelung des Preises vermindert die Stromnachfrage also um ganze drei Prozent. Für Erdgas liegt die kurzfristige Elastizität bei 0,10 und die langfristige bei 0,36. Analog ergibt sich für Heizöl eine kurzfristige Elastizität von 0,14 und eine längerfristige von 0,32. Für Treibstoffe liegen die Werte bei kurzfristig 0,27 und langfristig 0,71.

Um eine kurzfristige Deckungslücke von sieben Prozent auszugleichen, müssen sich die Ölpreise um 50 Prozent erhöhen. Wenn man sich an diesen Anstieg gewöhnt, dann genügt ein Preisanstieg von 22 Prozent, um die Nachfrage um sieben Prozent sinken zu lassen.

Diskussionen

Verbrauch reagiert kaum auf Preise

Das Finanzwissenschaftliche Forschungsinstitut der Universität Köln hat die Auswirkungen von Energiepreissteigerungen auf Privathaushalte untersucht

Verbrauch reagiert kaum auf Preise

(14. Februar 2008) Das Finanzwissenschaftliche Forschungsinstitut der Universität Köln hat die Auswirkungen von Energiepreissteigerungen auf Privathaushalte untersucht (Auswirkungen stark steigender Preise für Öl und Gas auf Verbraucherinnen und Verbraucher in NRW Kurzstudie im Auftrag der Enquêtekommission zu den Auswirkungen längerfristig stark steigender Preise von Öl- und Gasimporten auf die Wirtschaft und die Verbraucherinnen und Verbraucher in Nordrhein-Westfalen des Landtags Nordrhein-Westfalen).

Die Studie zeigt, dass selbst bei Energiepreissteigerungen die Energienachfrage kaum geringer wird. Wenn die Energiepreise wie in den vergangenen Jahren weiter steigen, dann müssen im Jahr 2010 die einkommensschwachen Haushalte 14 Prozent ihres Einkommens für Energie ausgeben.

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letzte Änderung: 05.10.2018