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Elektrofahrräder versprechen mühelosen Genuss beim Fahrradfahren. Das hat allerdings auch seinen Preis.

Das Fahrrad der Zukunft heißt Pedelec

Elektrofahrräder versprechen mühelosen Genuss beim Fahrradfahren. Das hat allerdings auch seinen Preis: Gute Pedelecs kosten mehr als 2.000 Euro. Aber es gibt auch günstige Lösungen und interessante neue Entwicklungen.
Von Aribert Peters

(30. September 2014) Pedelecs könnten künftig einen großen Teil des Autoverkehrs ersetzen, insbesondere in Städten. Schon eine halbe Millionen Elektroräder werden jährlich in Deutschland verkauft. Verglichen mit vier Millionen verkauften Fahrrädern ist der Anteil zwar gering, aber schon weit höher, als der Anteil von Elektroautos an den insgesamt verkauften PKWs. Testsieger bei der Stiftung Warentest war das Flyer T5 Deluxe für 2.500 Euro (test 08/2014). Alle Räder im Test kosteten über 2.000 Euro.

Beim Pedelec schaltet sich ein Elektromotor automatisch zu, wenn kräftig getreten wird. Es gibt also keinen Gashebel. Die Reichweite hängt davon ab, wie schnell gefahren wird, wie bergig die Strecke ist und wie stark die Tretunterstützung eingestellt wird. Die Höchstgeschwindigkeit wurde vom Gesetzgeber für zulassungsfreie Gefährte auf 25 Stundenkilometer begrenzt – zumindest was die elektrische Unterstützung betrifft.

Der hohe Kaufpreis steht einer Marktdurchdringung noch im Wege. Wer den Kaufpreis von über 2.000 Euro nicht aufbringen kann, hat allerdings verschiedene andere Möglichkeiten. Es gibt in Baumärkten und bei Discountern mitunter Sonderangebote zum echten Schnäppchenpreis von deutlich unter 1.000 Euro. Die Qualität dieser Angebote kann durchaus annehmbar sein, aber es gibt auch qualitativ minderwertige Sonderangebote.

Umbausätze

Man kann auch das schon vorhandene Fahrrad zum Pedelec umbauen. Hochwertige Umbausätze ab etwa 1.000 Euro gibt es einschließlich Beratung im Bikenest. Bei www.bmsbattery.com gibt es deutlich billigere Umbausätze. Experten warnen vor dem Umbau, weil der Fahrradrahmen durch die zusätzliche Belastung zu Bruch gehen kann. In den Fachforen (www.pedelecforum.de) melden sich hingegen auch viele zufriedene Selbstumbauer. Die Expertenwarnungen könnten angesichts der guten Geschäfte mit hochpreisigen Pedelecs auch nicht ganz uneigennützige Hintergründe haben.

Flykly – Hightech im Hinterrad

Ein neues Hinterrad – und schon ist das E-Bike fertig. Die Felge, inklusive Akku, Motor und Steuerung sollen rund 600 Euro kosten und ab Oktober 2014 ausgeliefert werden. Das Geld für die Entwicklung wurde im Oktober/November 2013 im Internet als Crowdfunding-Projekt gesammelt. Statt der benötigten 100.000 Dollar kamen sogar über 500.000 Dollar zusammen. Dafür gibt es einige neue Entwicklungen obendrauf, wie zum Beispiel die Funktion der Motorbremse, ein Smartwheel für 20-Zoll-Räder und die Glow-in-the-dark-Option - das Rad leuchtet im Dunkeln.

1399 Radnabe E-Bike

Durch Wechsel des Hinterrads wird aus einem Fahrrad ein Pedelec.

Die Steuerung läuft über eine App auf dem Smartphone – drahtlos via Bluetooth. Mit der App lässt sich eine Wegfahrsperre aktivieren. Klaut jemand das Rad, wird eine SMS verschickt. Gut, dass sich die Position des Rads per GPS bestimmen lassen soll. Auch Routenplanung soll mit Hilfe der App möglich sein.

Der in die Radnabe integrierte Akku des Smartwheel soll Reichweiten von bis zu 50 Kilometern ermöglichen. Ein mit dem Smartwheel nachgerüstetes Fahrrad ist ein vollwertiges Pedelec, also ein Elektro-Fahrrad, das den Fahrer bis zu einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h unterstützt (www.flykly.com).

Das Bike+ der Zukunft

Auf einer Ausstellung des Politechnice di Milano wurde eine Vision für das Fahrrad der Zukunft präsentiert. Das Bike+ wurde von Prof. Sergio M. Savaresi entwickelt. Es ist ein Elektrofahrrad, das beim Fahren und Bremsen seinen Akku selbst auflädt. Es muss also nicht an die Steckdose. Durch das Treten der Pedale wird nicht das Fahrrad angetrieben, sondern die Batterie des Bike+ aufgeladen. Ein Elektromotor bewegt dann das Fahrrad so schnell wie gewünscht. Der Vorteil liegt darin, dass der Fahrer ständig mit der optimalen Anstrengung in die Pedale tritt, unabhängig vom Gelände oder der Fahrgeschwindigkeit. Dadurch ermüdet er deutlich weniger: Die Ermüdung ist um 30 bis 40 Prozent geringer. Insgesamt ist das Bike+ ein Fahrrad, das ohne zusätzliche Energie von außen auskommt. Aber durch die Energierückgewinnung beim Bremsen, beim Fahren bergab und durch die optimierte Belastung beim Treten ist das Bike+ einem heutigen Fahrrad deutlich überlegen. Das Bike+ braucht zudem keine neue Infrastruktur zum Aufladen. Noch ist dieses smarte Gefährt aber nur eine Entwicklung ohne konkrete Pläne für eine Massenfertigung.

letzte Änderung: 14.09.2023