1964

Archiv bis 2006

Hier finden Sie ältere Beiträge zum Thema Ende des Öls

Archiv2-web

Die Ölreserven der Saudis

Die Mehrheit der Kleinanleger glaubt, dass Saudi-Arabien auch weiterhin die Welt mit endlosen Mengen an Rohöl versorgen kann.

Die Ölreserven der Saudis

(5. Dezember 2005) - Die Mehrheit der Kleinanleger glaubt, dass Saudi-Arabien auch weiterhin die Welt mit endlosen Mengen an Rohöl versorgen kann. Tatsächlich sieht es in der Wirklichkeit vielleicht ein wenig anders aus. Nicht vielen Leuten ist bewusst, dass mehr als 90 % des arabischen Öls von nur sechs Feldern stammt, die alle bereits vor 1970 entdeckt wurden. Diese Felder sind heute also schon recht alt, und die Experten meinen, dass sie ihre besten Tage schon lange hinter sich haben. Das Ghawar Ölfeld ist ein absoluter Gigant (sogenanntes "Elefantenfeld") und hat in den letzten fünf Jahrzehnten 55-60 % des saudischen Öls geliefert. Laut Experten wie Matthew Simmons ist Ghawar schon über das Maximum hinaus und wird wahrscheinlich einen deutlichen Abfall erleben.

Blicken wir der Sache ins Auge. Die Welt ist heute sehr stark von Öl aus Saudi Arabien abhängig. Die Saudis behaupten, dass sie noch 260 Milliarden nachweislicher Ölreserven haben und dass die Ölfelder in der Lage sind, dieses mit 15-20 Millionen Barrel am Tag zu fördern. Aber werden die Saudis auch dann noch in der Lage sein zu liefern, wenn die Nachfrage in den kommenden Jahren steigt? Um das zu beantworten, wollen wir die Behauptungen der Saudis genauer ansehen.

Bis 1979 war die saudische Ölfirma "ARAMCO" im Besitz der großen ausländischen Ölunternehmen. 1979 kurz bevor Saudi-Arabien die fremden Interessen entfernte und ARAMCO verstaatlichte, wurde eine letzte Revision der saudischen Ölreserven durchgeführt. Diese Studie zeigte, dass Saudi-Arabien noch 110 Milliarden Barrel nachgewiesener Ölreserven hat.

Dann, Mitte der Achtziger, kurz nachdem ARAMCO verstaatlicht war, sprangen die nachweislichen Ölreserven wie durch Zauberhand plötzlich um 150 % auf 260 Milliarden Barrel. Keiner weiß, wie das passieren konnte und es ist sehr zweifelhaft, wenn man bedenkt, dass das letzte große Ölfeld in Saudi-Arabien bereits 1968 entdeckt wurde. Wie es den Saudis gelungen ist, die nachgewiesenen Ölreserven derart zu steigern, ist immer noch ein Rätsel. Um das Ganze noch weiter zu verkomplizieren, sind diese Reserven in den vergangenen 25 Jahren gleich geblieben. Wie können die Reserven gleich bleiben, wenn man seit 1980 mindestens 60 Milliarden Barrel gefördert hat? Das ist eine Frage, die um eine Antwort bettelt.

24. November 2005 ist World Oil Peak Day

Der US-amerikanische Erdölspezialist Professor Kenneth S. Deffeyes hatte den 24. November 2005 zum "World Oil Peak Day" erklärt, als Tag, an dem der Höhepunkt der Ölförderung weltweit erreicht ist.

24. November 2005 ist World Oil Peak Day

(30. November 2005) Der US-amerikanische Erdölspezialist Professor Kenneth S. Deffeyes hatte den 24. November 2005 zum "World Oil Peak Day" erklärt, als Tag, an dem der Höhepunkt der Ölförderung weltweit erreicht ist. Der exakte Tag, der Thanksgiving in den USA ist natürlich symbolisch gemeint.

Deffeyes ist fest davon überzeugt, dass der Höhepunkt der Förderung erreicht ist. Im Interview mit der Taz am 24.11.05 erklärte er:

"Klar, es gibt in meiner Prognose eigentlich eine gewisse Zeitspanne, aber die liegt bei nur wenigen Wochen. Entscheidend ist: Von nun an geht die Ölförderung weltweit zurück, erst langsam, dann immer schneller."

Woher wissen Sie das so genau?

Professor Kenneth S. Deffeyes: Meine Prognose basiert auf den Methoden, die M. King Hubbert 1956 benutzt hat, um den Peak der US-Ölförderung im Jahre 1970 vorauszuberechnen. Und Hubbert hatte Recht. Also wandelte ich sein Verfahren um zur Beschreibung der globalen Ölförderung.

Wie schnell wird es in den kommenden Jahren abwärts gehen mit der Förderung?

Professor Kenneth S. Deffeyes: Es beginnt langsam. Im Jahr 2019 wird die Weltölförderung bei 90 Prozent des aktuellen Höchststandes liegen.

Die internationale Ölwirtschaft und auch die Internationale Energie-Agentur versuchen gleichwohl stets den Eindruck zu erwecken, die Ölförderung werde in den nächsten 25 Jahren weiter ansteigen.

Professor Kenneth S. Deffeyes: In der Tat sagen die großen Ölkonzerne nicht öffentlich, dass das Spiel mit dem Öl vorbei ist. Aber man muss sich ihr Handeln anschauen: Wenn es noch attraktive Aussichten auf Öl gäbe, würden sich die Konzerne doch darum reißen, weitere Bohrrechte zu bekommen.

Sie glauben also, dass diese Signale aus der Industrie Ihre Meinung stützen …

Professor Kenneth S. Deffeyes: Natürlich, es gibt viele solche Signale. Schauen Sie sich die US-Raffinerien an, die laufen alle nahe ihrer Kapazitätsgrenze, aber neue Anlagen wurden seit 1976 nicht gebaut. Die Öltanker sind voll ausgebucht, aber alte Tanker werden schneller aus dem Verkehr gezogen als neue gebaut. Stattdessen hat man den Eindruck, die Ölindustrie hortet ihr Geld, kauft Aktien und bezahlt Dividenden.

Unbestritten ist: Die meisten Ölquellen sind entdeckt. Neue große Quellen werden schon lange nicht mehr gefunden - nur noch kleinere. Das bohren nach den noch nicht entdeckten Quellen wird immer aufwändiger und damit teurer.

Der Ölexperte Deffeyes prophezeit, dass erneuerbare Energien einen Riesenboom bekommen werden - ebenso Energieeffizienz-Technologien. Der Geologe, der früher für Shell gearbeitet hat und danach Professor an der Princeton University war, sagt: "Wir sollten heute einen Moment innehalten und für die Jahre 1901 bis 2005 danken, als Öl und Erdgas im Überfluss enorme Veränderungen in unserer Gesellschaft ermöglichten. Jetzt aber ist es an der Zeit, dass wir uns der neuen Realität zuwenden. Wer jetzt immer noch glaubt, wir könnten weiterhin unseren Energieverbrauch steigern, dem sei der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlers Kenneth E. Boulding zitiert: "Jeder, der glaubt, dass exponentielles Wachstum für immer weitergehen kann in einer endlichen Welt, ist entweder ein Verrückter oder ein Ökonom."

Studie der Deutschen Bank warnt vor Verknappungsschock mit Preiskrise

Der längerfristige Preistrend ist aufwärts gerichtet.

Studie der Deutschen Bank warnt vor Verknappungsschock mit Preiskrise

(30. Dezember 2004) - Die Deutsche Bank Research hat einen Bericht "Energiepespektiven nach dem Ölzeitalter" veröffentlicht (2. Dezember 2004, Nr. 309,  Download Dt. Bank: Energieperspektiven nach dem Oelzeitalter Dez 2004 )

Darin heißt es u.a.: "Dass die realen Ölpreise bisher noch nicht wieder die alten Höchststände erreicht haben, ist nur ein schwacher Trost. Der längerfristige Preistrend ist aufwärts gerichtet.

Seit Monaten korrigieren namhafte Ölkonzerne und Produzentenländer ihre Reserveschätzungen nach unten. Dies deutet auf geringere Reichweiten hin als bisher von vielen Experten angenommen. Dadurch steigt die Unsicherheit bezüglich der längerfristigen Versorgungssituation und damit der Preisperspektiven.

Die Zeichen mehren sich, dass bereits sehr viel früher als bisher erwartet mit einer physischen Verknappung bei Erdöl gerechnet werden muss. ..

Im Extremfall könnte das sich abzeichnende Öffenen der Angebots/Nachfrageschere einen Verknappungsschock mit Preiskrise induzieren. Davon würde auch die weltwirtschaftliche Entwicklung betroffen....

Deshalb ist das Szenario vom Ende der fossilen Kohlenwasserstoffe keine Horrorgemälde pessimistischer Weltuntergangspropheten, sondern eine in der kommenden Jahren und Jahrzehnten ernst zu nehmnde Verkappungsperspektive. Vorausschauende Politiker Unternehmenslenker und Ökonomen sollten sich frühezeitig auf diese Zeit vorbereiten, um die Übergänge möglichst effektiv gestalten zu können".

Auf weiter steigende Ölpreise bauen, rät der Bund der Energieverbraucher.

Verbraucher sollten sich auf künftig viel höhere Benzin- und Ölpreise einstellen. Darauf weist der Bund der Energieverbraucher hin.

Auf weiter steigende Ölpreise bauen, rät der Bund der Energieverbraucher.

(13. Oktober 2004) - Verbraucher sollten sich auf künftig viel höhere Benzin- und Ölpreise einstellen. Darauf weist der Bund der Energieverbraucher hin.

Das weltweite Fördermaximum sei bereits überschritten. Die Nachfrage steige weltweit stark an. Großbritannien als früherer Exporteur trete frage nun selbst am Weltmarkt Öl nach, weil die Nordseeölfelder zur Neige gingen. Chinas Ölnachfrage steige ständig. Alle Versuche zur Ausweitung der Förderung blieben dagegen relativ erfolglos. Die Reserven der großen Ölfirmen reichten nur für sieben bis 13 Jahre.

Steigende Nachfrage bei sinkendem Angebot treibe die Preise nach oben. Aus dem Käufer- sei fast über Nacht ein Verkäufermarkt geworden.

1388 2432 Der große Umschlag

"Öl wird nicht knapp, aber sehr teuer", warnt der Bund der Energieverbraucher. Daran kann auch die Regierung nichts ändern. Die Mineralölkonzerne und Spekulanten verdienen zwar kräftig mit. Im Inland jedoch bleibt davon das Wenigste hängen.

Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher rät: "Je früher man sich darauf einstellt, umso einfacher können die Preissteigerungen verkraftet werden. Hausbesitzer sollten ihre Häuser möglichst rasch auf Niedrigenergiestandard bringen. Dies fördert die KfW durch zinsgünstige Darlehen. Autofahrer sollten rechtzeitig auf ein sparsames Auto und spritschonende Fahrweise umsteigen".

Vor einer Absenkung der Energiesteuern warnt der Bund der Energieverbraucher. Das sei der falsche Weg, weil Steuerlöcher an anderen Stellen die Volkswirtschaft bremsen würde. Auch der Umstieg auf Gas sei keine Lösung, weil auch bei Gas der Verbrauch seit Jahren die Neufunde übersteigen würde. Eine Verknappung ähnlich wie bei Öl sei also heute bereits absehbar. Vielmehr sollte der Staat durch höhere Energiesteuern den Strukturwandel zusätzlich beschleunigen. Das bringe Deutschland einen Vorteil vor anderen Ländern und lasse hier zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Von Energiesüchtigen und Energieanalphabeten

Der Kampf um das verbleibende Öl hat bereits begonnen

Von Energiesüchtigen und Energieanalphabeten

Der Kampf um das verbleibende Öl hat bereits begonnen, wie Paul Roberts in "The End of Oil" ausführt

(13. Juni 2004) - Oft wählen Buchautoren den eigenen Titel ihres Werks nicht. Stattdessen verpasst der Verlag dem Buch einen Titel, der hohe Verkaufszahlen verspricht. Mitunter kann es vorkommen, dass der Titel mit der Kernaussage des Buches nicht ganz übereinstimmt. Möglicherweise lief alles so bei Paul Roberts' neustem Buch "The End of Oil".

Zwar geht es dem Autor um das nahende Ende der Ölwirtschaft, aber er betont vor allem, dass das Ende des "einfachen Öls" (easy oil) bevorsteht, nicht des Öls insgesamt. Was macht das für einen Unterschied? Roberts erklärt es anschaulich in seinem lesenswerten Buch.

Die Spritpreise steigen und steigen, und selbst Diesel könnte bald über einen Euro pro Liter kosten. Geht uns das Öl aus? Wenn ja, dann würden die Preise nicht mehr fallen, sondern nur noch steigen. Das Resultat: Eine weltweite Depression, die laut Paul Roberts jene von 1929 wie eine "Generalprobe" aussehen ließe, denn wenn das Öl teurer wird, wird alles teurer: von aus Öl hergestellten Produkten (Plastiken, Düngermittel, usw.) bis hin zu Transporten - und daher alle Produkte von Erdbeeren bis PCs. Dann könnte es zu einer "verzweifelten und wahrscheinlich gewalttätigen Auseinandersetzung um die verbleibenden Ölressourcen" kommen.

Sind wir so weit? Man weiß es nicht, und man wird es sowieso erst im Nachhinein wissen, quasi "aus dem Rückspiegel", wie Roberts meint. Die Auseinandersetzungen im Irak sprechen laut Roberts jedoch dafür, dass der Kampf um das verbleibende Öl schon begonnen hat. Seine Argumente sollte man sich genauer anhören (vgl. auch von Paul Roberts: Running out of oil -- and time).

Jedes Land außer Saudi-Arabien produziert so weit am Limit, dass die Fördermenge nicht wesentlich erhöht werden kann, wenn es zu einer Preissteigerung kommt; nur die Saudis können auf höhere Preise mit einem erhöhten Angebot antworten. Die Saudis haben jedoch nicht nur die größten Reserven, sondern auch noch brachliegende Kapazitäten: Pipelines, die nicht voll ausgelastet sind, und Ölfelder, die noch gar nicht gebohrt worden sind.

Die Saudis produzieren normalerweise zwischen 7-8 Million Fass Öl pro Tag, rund 10% der weltweiten Produktion von knapp 80 Millionen Fass. Aber die Saudis können alles blitzschnell rauf- und runterfahren. Sinken die Preise, fahren sie auf bis zu 3,4 Millionen Fass pro Tag (wie 1985) herunter; steigen die Preise, fahren sie auf 9-10 Millionen hoch.

Dadurch haben die Saudis die Macht, den Preis des Öls fast alleine zu bestimmen. Vor einigen Jahrzehnten bedurfte es eines Kartells (OPEC), um den Preis zu kontrollieren. Heute macht es Saudi-Arabien alleine, denn keiner kann wirklich mit den Saudis mithalten. Als Roberts einen hochrangigen Saudi fragte, ob es Missstimmigkeiten und Konkurrenz zwischen Saudi-Arabien und Russland gebe, weil Russland gegen eine Abmachung mit den Saudis seine Produktion hochgefahren hat, entgegnete der Saudi lapidar:

Es gibt keine Konkurrenz. Wir könnten alle Hähne aufdrehen und den Markt mit Öl regelrecht überfluten. Wir spielen nicht in der gleichen Liga.

Der Markt funktioniert nicht

Ein Anruf aus dem Weißen Haus an das Haus der Saudis genügt, um den Ölpreis - und daher den ganzen Weltmarkt - zu bestimmen. Denn es nützt den Saudis herzlich wenig, dass sie so viel Geld besitzen, wenn produzierende Länder nichts mehr zu bieten haben, weil deren Wirtschaften kollabiert sind. Nach der Ölkrise 1973 verstanden es die Amerikaner, die Saudis in gemeinsame Geschäfte zu verwickeln, damit beide Parteien bei einem - womöglich religiös-ideologisch motivierten - Wirtschaftskrieg viel zu verlieren hätten. Die Ölkrisen der 70er Jahre sollten sich nicht wiederholen.

Aber wie können es sich die Saudis überhaupt leisten, bei niedrigen Preisen die Produktion zu halbieren und soviel Förderkapazität die meiste Zeit ungenutzt zu lassen? Laut Roberts liegt es daran, dass der Markt nicht funktioniert, sondern fest in der Hand von einigen Machthabern in Washington, Houston und Riad liegt.

Nehmen wir als Beispiel den Preis eines Öl-Barrels. Zitiert wird der Referenzpreis (benchmark) für Brent-Öl, also Öl aus der Nordsee. Das ist aber mit das teuerste Öl auf der ganzen Welt. Es wurde erst durch die rasant gestiegenen Ölpreise infolge der künstlichen Verknappung des Angebots in den 1970ern überhaupt konkurrenzfähig. Die Gestehungskosten für einen Barrel Brent-Öl liegen über 10 US-Dollar (USD). Fallen die Preise unter 15 USD pro Barrel, streichen die Konzerne in der Nordsee nur noch Verluste ein. Zum Vergleich: Das Öl aus Saudi-Arabien ist das zweitbilligste der Welt bei knapp 2 USD (billiger ist nur das Öl aus dem Irak - dazu gleich mehr.)

Die Strategie der Saudis ist langfristig ausgelegt. Über kurze Strecken verzichten sie auf Profite. Wichtiger ist, der Westen bleibt langfristig am Tropf. Wie die US-Regierung wollen sie einen Barrel-Preis von rund 20 USD. Dann bleiben die teuren Projekte der Amerikaner im Golf von Mexiko und der Europäer in der Nordsee profitabel. Steigen die Preise zu hoch, befürchten alle, dass sich Energieeffizienz und alternative Energien durchsetzen. Das Resultat könnte das Ende des Ölzeitalters einläuten, und zwar ohne dass uns das Öl ausgeht. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Niemand glaubt mehr daran, dass es Alternativen zu fossilen Energien gibt, als die Ölscheichs selbst.

Die Steinzeit ging nicht zu Ende, weil uns die Steine ausgingen, und das Zeitalter des Öls wird auch nicht zu Ende gehen, weil uns das Öl ausgeht. Saudi Scheich Zaki Yamani, 1974

Eine Glocke - oder eine Klippe?

Die Preise werden also künstlich hoch gehalten, damit eine gewisse Menge an teurem Öl neben dem billigen Öl aus dem Mittleren Osten bestehen kann. Anders ausgedrückt: Wir produzieren seit Jahrzehnten mehr Öl, als "normale" Marktpreise erlauben würden.

Das könnte zu einer Katastrophe führen. Wie viele andere Experten weist Roberts darauf hin, dass die Produktionskurve des Öls nicht unbedingt wie eine Glocke aussehen muss. Sobald die Produktion sich nicht mehr steigern lässt (d.h., wenn die Saudis wie alle anderen auch am Limit produzieren), wird die Nachfrage das Angebot übersteigen: Die Spitze (peak) wird überschritten sein.

Die Kernfrage lautet: Wie sieht es nach dem Peak aus? Steigt der Barrelpreis von derzeit knapp 40 auf 100 USD innerhalb von zwei Jahren, werden viele Ölfelder, die heute nicht rentabel wären, plötzlich interessant. Die unsichtbare Hand des Marktes, so die übliche Argumentation, wird alles regeln.

Roberts glaubt nicht an diese Sichtweise. Unter anderem dürfte es lange dauern, um neue Felder zu erschließen, d.h. das Angebot ließe lange auf sich warten. Und selbst wenn neues Öl dazu käme, wird das Angebot nicht unbedingt mit der Nachfrage Schritt halten können: Seit 1995 verbraucht die Welt 24,5 Milliarden Barrel Öl jährlich. In der selben Zeit wurden jedoch jährlich nur rund 9,6 Milliarden Barrel neu entdeckt. Wenn wir also bei dem Peak schnell alles aus der Erde heraus holen, was noch zu holen ist, dann dürfte die Kurve nach dem Peak nicht einem sanften Abhang, sondern einer Klippe gleichen.

Das "billige" Öl vs. das "einfache" Öl

Erschwerend kommt hinzu, dass uns zunächst das Öl außer den OPEC-Ländern ausgehen wird, und zwar in 10-15 Jahren. Das Öl in den OPEC-Ländern selbst reicht dann wohl noch 80 Jahre (bei gleichbleibendem Konsum). Ironischerweise geht uns also das teuere Öl vor dem billigen Öl aus.

Deshalb spricht Roberts vom Ende des "einfachen" Öls, denn es ist sowieso einfach, Öl aus Saudi-Arabien zu fördern, aber auch aus der Nordsee, solange die Saudis (sprich: OPEC) die Preise künstlich hochhalten. In 10-15 Jahren werden wir aber mit einer Situation konfrontiert sein, in der fast das ganze Öl auf der Welt am Persischen Golf liegt. Werden uns diese Länder immer noch freundlich gesinnt sein?

Wenn wir dann 2020 versuchen, teuren Ölsand in Kanada (Esso verkündet das "Öldorado 2003") abzubauen, werden wir den Arabern und Persern noch viel stärker als heute ausgeliefert sein. Sie alleine werden bestimmen, ob unsere zweifelhaften Versuche, Öl bei uns zu fördern, Profite abwerfen. Vielleicht lassen sie uns sogar die Bohrinseln aufstellen und in Betrieb nehmen, bevor sie die Preise purzeln lassen.

Ölkrieg im Irak

Hier spielt der Irak eine Schlüsselrolle. Das Land besitzt nicht nur die zweitgrößten Ölreserven der Welt, sondern das billigste Öl überhaupt. Roberts argumentiert: Wer dieses Öl kontrolliert und auf den Markt bringt, wird den einzigen Ölhahn außer Saudi-Arabien haben, der noch aufgedreht werden kann.

Man beginnt zu ahnen, wie strategisch wichtig das irakische Öl ist, und für Roberts sprechen alle Anzeichen dafür, dass es der Bush-Regierung beim Irakkrieg nur ums Öl ging. Für ihn ist die Behauptung Rumsfelds, es gehe im Irak "nicht ums Öl" absurd. Mehr noch: Roberts liefert eine plausible Erklärung dafür, dass sich so wenige in den USA über die Lügen ihrer Regierung aufregen:

Wir sind nicht aufgebracht, weil das Weiße Haus sich konsequent weigert, die Namen der Energiefirmen zu nennen, die die Energiepolitik der USA geschrieben haben. Wir finden es nicht seltsam, dass der Energieausschuss des Weißen Hauses Landkarten der Ölfelder und Pipelines im Irak bereits im März 2000 - mehr als 18 Monate vor den Angriffen am 11. September - unter die Lupe nahm, oder dass die ehemalige Ölfirma des Vizepräsidenten - Halliburton - den Zuschlag für einen Vertrag im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar für die Instandsetzung der irakischen Ölfelder zur einer Zeit bekam, als der Irakkrieg noch gar nicht angefangen hatte.

Oder dass das US-Militär eine streng kontrollierte Sicherheitszone um das Gebäude des irakischen Ölministeriums mitten in Bagdad errichtete, während Krankenhäuser, Schulen, Stadtwerke, und andere kritischen Elemente der Infrastruktur ungeschützt gebrandschatzt und ausgeplündert wurden.

Wir lassen uns von solchen Tatsachen nicht beunruhigen, weil wir sie dann zwangsläufig als eine Ausgeburt unseres unkontrollierten Energiesystems sehen müssten, das ja bei uns zu Hause anfängt: in unseren eigenen Autos und Häusern.

Gibt es einen Ausweg?

Roberts beschreibt uns im Westen fast als Säuglinge, denen man den Lutscher wegnehmen will. Wir sind "ölsüchtig" - und verleugnen es obendrein. Uns ist gar nicht bewusst, wie viel Energie wir wann verbrauchen: Wir sind "Energie-Analphabeten".

Deshalb wäre es ein erster Schritt, wenn wir uns informieren würden, wie wir Energie verschwenden. Roberts' Buch liefert einige Anhaltspunkte dazu, allerdings aus der Perspektive der USA: Die USA könnten auf Ölimporte gänzlich verzichten, wenn sie den Verbrauch ihrer Autos senken würden. Obwohl er glaubt, dass große Effizienzsteigerungen noch möglich sind, sieht er darin einen Teufelskreis: Wenn wir Energie sparen, sinkt die Nachfrage; dann sinken die Preise, und dann lohnen sich Effizienzmaßnahmen nicht mehr.

So richtig hat Roberts also keine Lösung parat. Er hofft auf Brennstoffzellen, weiß aber auch nicht, woher der Wasserstoff kommen soll (Wo kommt der Wasserstoff her? ). Vielleicht werden Biotechniker eines Tages eine Mikrobe entwickeln, die aus Kohlenstoff Wasserstoff macht? Zu meinem Verdruss glaubt Roberts auch nicht, dass Erneuerbare Energien unseren Bedarf decken können:

Analysten meinen, Wind- und Solarenergie können höchstens 20 Prozent des Bedarfs einer Region decken. Darüber hinaus käme es zu Stromausfällen aufgrund der schwankenden Produktion, oder die Kosten wären zu hoch, weil so viel Leistung in konventionellen Kraftwerke in Reserve gehalten werden muss...

Obwohl Deutschland (bzw. Freiburg) einen großen Platz in Roberts' Buch einnimmt, scheint er nicht zu wissen, dass die Windenergie alleine schon rund 20% des Energiebedarfs in Dänemark und in Teilen Deutschlands deckt. Wenn Solarstrom noch dazukommt, wird es nicht zu solchen Problemen kommen, denn Wind und Sonne ergänzen sich bestens (Warum das bewölkte Deutschland einen PV-Boom auslösen kann ). Dann können noch Biomasse und Geothermie (Das Erd-Dorado ) dazu kommen, denn diese können wie Kohle- und Kernkraftwerke, dem Bedarf angepasst, hoch- und heruntergefahren werden. Und dann gibt es noch Wellen- und Gezeitenkraftwerke, Solarthermie und andere Techniken, die noch in den Kinderschuhen stecken. Manche Analysten meinen deshalb, dass die Erneuerbaren Energien nicht nur 20%, sondern 100% unseres Bedarfs decken können.

Roberts klingt also wie Dick Cheney, wenn er sagt, man brauche eigentlich Technologien, die emissionsfrei Energie erzeugen, aber diese seien entweder nicht realisierbar oder noch nicht einmal angedacht. Schade, denn im Grunde klingt seine Kernaussage, mit der er sein Buch beendet, eher wie die mahnenden Worte eines Umweltschützers:

Die Frage ist nicht, ob sich unsere Energiesysteme ändern werden - das tun sie bereits -, sondern ob wir mit dem Resultat leben können.

Craig Morris

UK importiert Öl

Im September 2003 importierte GB mehr als es exportierte

UK importiert Öl

(5. März 2004) - Im September 2003 importierte Großbritannien erstmals seit der Erschließung des Nordseeöls im Jahr 1991 mehr Öl, als es exportierte.

Diagramm Erdölförderung Großbritanniens

Das Außenhandelsdefizit der Insel verschlechterte sich dadurch. Nach einem Förderhöhepunkt im Jahr 1999 geht die Ölförderung ständig zurück und wird im Jahr 2010 auf die Hälfte des Spitzenwertes abgesunken sein, berichtet die "Times" am 12. November 2003.

 

Shell-Ölreserven geringer als bisher angenommen

13 Jahresproduktionen sicher

Shell-Ölreserven geringer als bisher angenommen - 13 Jahresproduktionen sicher

(9. Januar 2004) - Die Royal Dutch/Shell Group of Companies, Amsterdam, hat ihre Reserven von Erdöl und Erdgas neu bewertet. Eine Reihe von ausführlichen Studien waren die Basis für die Neubewertung. Die sicher gewinnbaren Reserven sind um 3,9 Mrd. Barrel geringer als bisher angenommen. Von der Neubewertung sind 20 Prozent der sicher gewinnbaren Reserven betroffen.

Die Jahresölförderung beträgt weltweit derzeit 28 Mrd. Barrel. Zm Jahresende 2002 ging man lt. Pressemitteilung von Shell von sicher gewinnbaren Reserven in der Höhe von 13,3 Jahresförderungen aus, was etwa 360 Mrd. Barrel entspricht.

Insgesamt sind bisher weltweit 820 Mrd. Barrel Öl gefördert worden, noch einmal so gross sind die bisher bekannten Reserven.

Am 5. Februar wird Shell neue Zahlen zur Reservesituation veröffentlichen.

Zahlengerüst hier.

Wie Reservestatistiken zustandekommen

Reserve-Mitteilung sind mit großer Skepsis zu betrachten

Wie Reservestatistiken zustandekommen

(10. Oktober 2003) Die Reserve-Meldungen der einzelnen Staaten sind mit großer Skepsis zu betrachten. Es ist erstaunlich, daß einige Länder über mehr als ein Jahrzehnt hinweg unveränderte Reserven melden, ohne daß diese durch Neufunde belegt wären.

Das würde doch bedeuten, daß dort über viele Jahre jedes Jahr genauso viel Öl gefunden wie gefördert wurde. Allein schon die Tatsache, daß die im Golfkrieg verbrannten zwei Mrd. Barrel die Reservestatistik Kuwaits nicht beeinflussen, nährt die Vorbehalte gegen derartige Statistiken.

Die jährlich übermittelten und publizierten Reservestatistiken sind in keiner Weise originäre und im wissenschaftlichen Sinn erhobene und analysierte Angaben. Vielmehr melden die einzelnen Staaten jedes Jahr ihre Reserven an das Oil and Gas Journal. Dieses veröffentlicht die Angaben unkommentiert und ungeprüft.

Alle weiteren öffentlichen Statistiken, wie z.B. BP Statistical Review of World Energy, Shell, Esso etc. übernehmen diese Zahlen ebenfalls unkommentiert. Dabei entsteht der Eindruck, daß es sich jeweils um unabhängige Analysen handeln würde, was nicht der Fall ist.

Ebenfalls basieren die Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe oder die Zahlenangaben des Bundeswirtschaftsministeriums auf diesen Veröffentlichungen. Außer der Firma Petroconsultants verfügt wohl niemand über ein eigenes originäres Wissen, das den Erfahrungsbereich des eigenen Landes oder einzelner Ölfirmen wesentlich überschreitet.

OPEC-Angaben über Ölreserven fraglich

Die Förderquoten der einzelnen OPEC-Staaten werden auf gemeinsamen Sitzungen jährlich festgelegt. Ein Kriterium bei der Festlegung des Förderanteils bildet die Höhe der Reserven bezogen auf die Einwohner des Landes. Derjenige, der für sich die größten Reserven benennen kann, darf auch entsprechend mehr fördern.

Viele OPEC-Staaten meldeten über Jahre hinweg fast konstante Reserven. Dann aber wurden von einem Jahr auf das andere durch eine Neubewertung der Felder die Reserveangaben verdoppelt, ja teilweise sogar verdreifacht. Nachdem der erste Staat sich dieser Praxis der Neubewertung bediente, zogen andere OPEC-Staaten mit ähnlichen Neubewertungen nach.

Ein weiterer Grund für überhöhte Reserveschätzungen mag auch darin liegen, daß sich die Vergabe internationaler Kredite an den Sicherheiten eines Landes orientiert. Hierzu zählen vor allem dessen Bodenschätze. Dies etwa gleicht dem Hausbesitzer, der der Bank gegenüber den Wert seiner Immobilie selbst festsetzen kann.

Die Hälfte allen Öls bereits verbraucht

Alle wirklich großen Vorkommen hat man schon vor Jahrzehnten entdeckt: 80% des heute geförderten Öls stammt aus Quellen, die 30 Jahre oder länger bekannt sind. Das Maximum der neuen Ölfunde war in den 60er Jahren erreicht.

Trotz intensivster Explorationsbemühungen nach den beiden Ölkrisen werden die neuen Funde immer geringer. Dies ist auch in keiner Weise erstaunlich, denn die geologischen Zusammenhänge, die zur Entstehung von Öl in der Erdgeschichte geführt haben, sind mittlerweile sehr gut verstanden.

Man weiß also, wo man suchen muß und man weiß, wo es nichts zu finden gibt. Es ist auch einsichtig, daß die großen Vorkommen bereits mit einfachen Methoden früher gefunden wurden als die kleinen. Die Summenkurve aller bisher gefundenen Reserven nähert sich längst asymptotisch einem Grenzwert.

Diese Zahlen zeigen, daß wir fast die Hälfte des Erdöls der Welt bereits gefördert haben. Um das Jahr 2000 wird der sogenannte "mid-depletion point" erreicht sein, also der Zeitpunkt, zu dem die Hälfte des insgesamt förderbaren Öls tatsächlich gefördert wurde. Irgendwann in den nächsten Jahren wird die jährliche Ölförderung, die 1996 bei ca. 23 Mrd. Barrel pro Jahr lag, beginnen zurückzugehen.

Rettung durch die Nordseevorkommen?

An dieser Stelle sollte man vielleicht ein paar Bemerkungen zu den Ölvorkommen in der Nordsee machen. Viele Leute meinen, daß man auf Grund des ersten Ölpreis-Schocks Anfang der 70er Jahre angefangen hat, nach Alternativen zu den Ölvorkommen der Nahost-Länder zu suchen.

Prompt habe man in der Nordsee Öl gefunden und konnte den Druck reduzieren. Falls es an anderer Stelle wieder eng wird, wiederholt man dies und sucht sich die "nächste Nordsee", zum Beispiel in Kasachstan oder vor der Küste Angolas.

Dabei wird jedoch übersehen, daß die Vorkommen in der Nordsee sehr wohl vor der Ölkrise schon entdeckt waren und daß es nur ein ökonomisches Problem war, diese schwieriger zu erschließenden Felder auch tatsächlich auszubeuten. Bei der nächsten Ölkrise gibt es keine "noch nicht angegangenen Vorkommen" mehr. Im wesentlichen ist bereits alles gefunden.

Wie lange reicht das Öl noch?

Das Konzept der statischen Reichweite ("Wie lange reicht das vorhandene Öl?") ist aus einer Reihe von Gründen eher irreführend. Zum einen verläuft die Förderung über die Zeit nicht auf einem konstanten Niveau, um dann plötzlich in dem Moment abzubrechen, wenn alles verbraucht ist, sondern der Verlauf folgt einer Glockenkurve.

Zum zweiten wird im Konzept der statischen Reichweite ein konstanter Verbrauch unterstellt. Bezogen auf den Weltverbrauch von Öl haben wir es aber mit einem Wachstum zu tun. Insofern überschätzen die statischen Reichweiten die zeitliche Verfügbarkeit.

Ein weiterer Aspekt ist der, daß nach dem Überschreiten des "mid-depletion point" eines Fördergebietes der Begriff der statischen Reichweite zunehmend irreführend wird. Dies läßt sich leicht am Beispiel der Ölförderung in Deutschland demonstrieren. Hatten wir doch auf dem Fördermaximum 1968 eine statische Reichweite von 11 Jahren. Heute, bei einem Förderniveau von nur noch 40% der Maximalförderung und wesentlich weniger verbliebenen Reserven, hat sich die statische Reichweite jedoch auf 18 Jahre erhöht [4].

Ölschiefer

Neben dem konventionellen Öl gibt es Schweröle, die andere Förder- und anschließend andere Verarbeitungstechniken erfordern. Und es gibt Öl, das in der Natur in Ölsanden oder in Ölschiefer gebunden ist. Diese Vorkommen werden auch als "non-conventional oil" bezeichnet und sind in der Tat sehr groß.

Viele Betrachtungen bezüglich der künftigen Verfügbarkeit von Erdöl unterscheiden nicht sehr scharf zwischen "conventional" und "non-conventional oil". Dahinter steht die Vorstellung, daß es sich eigentlich nur um einen technologischen Unterschied bei der Förderung handelt und daß bei entsprechenden ökonomischen Randbedingungen und entsprechenden Preisen ein gleitender Übergang erfolgen kann von der Förderung und Versorgung mit "conventional oil?" zu einer Gewinnung und Versorgung mit "non-conventional oil".

Es ist wenig wahrscheinlich, daß dem so ist. Während beim konventionellen Öl das Feld nur "angestochen" wird und mit wenigen stationären Förderanlagen der gesamte förderbare Inhalt gewonnen werden kann, muß beim nicht konventionellen Öl der gesamte Teersand, Ölschiefer etc. bewegt, erhitzt, ausgepreßt werden. Das ist eher dem Abbau von Braunkohle im Tagebau vergleichbar als der konventionellen Ölförderung.

Es liegt auf der Hand, daß sich hier sehr schnell eine Kollision mit Belangen des Natur- und Landschaftsschutzes ergeben wird. Hinzu kommen energetische Mehraufwendungen bei der Förderung, die die nutzbare Energieausbeute erheblich einschränken, sowie große Kohlendioxidemissionen.

Die Alternativen zum Öl?

Wenn die Ölförderung ihr Maximum überschreitet, entsteht eine zunehmende Lücke zwischen Energienachfrage und Energieversorgung, die nach Deckung ruft. Zunächst scheint es naheliegend, einfach zum dann nächstgünstigsten Energieträger überzuwechseln.

Genau das haben wir weltweit in den letzten Jahren mit der verstärkten Nutzung von Erdgas bereits gemacht. Jedoch kann ein solcher Übergang allenfalls eine kurze Verschnaufpause gewähren. Er bringt uns einer langfristig tragfähigen Energieversorgung nicht näher.

Sicher wird die zu beobachtende Entwicklung, Gas als relativ sauberen und leicht zu handhabenden Energieträger in möglichst viele Anwendungen zu bringen, sich noch einige Zeit fortsetzen. Doch es ist klar absehbar, daß - je mehr man versuchen wird Erdöl durch Erdgas zu ersetzen - sich dies in sehr kurzer Zeit als nicht realisierbar herausstellen wird. Erdöl und Erdgas werden dann ungefähr gleichzeitig zur Neige gehen.


importiertes Content-Bild aus EW_IMAGES

Kann die Kernkraft eine Alternative sein

Liegt die Zukunft der fossilen Energien bei der Kohle?

Kann die Kernkraft eine Alternative sein?

Neben allen anderen Problemen der Kernkraft haben wir auch hier eine begrenzte Verfügbarkeit der natürlichen Ressource Uran. Gängige Zahlen besagen, daß der heutige Kraftwerkspark auf der Welt mit den bekannten Uranvorkommen noch etwa 80 Jahre betrieben werden kann.

Heute hat Kernkraft einen Anteil von weit unter 10 % am Primärenergieverbrauch der Welt. Wollte man diesen Anteil auf etwa 20 % steigern - was längst noch nicht reicht, um das ausfallende Erdöl zu ersetzen -, so würde sich die Reichweite des Rohstoffes Uran auf 20 Jahre verkürzen - keine sehr überzeugende Perspektive.

Die Visionäre der Kernkraft haben das Ressourcenproblem vor einigen Jahrzehnten genauso gesehen und die Brütertechnologie als eine Voraussetzung für eine bedeutende und langfristige Rolle der Kernkraft verstanden. An die schnellen Brüter aber glaubt heute niemand mehr. Schon damit ist das Urteil gesprochen.

Liegt also die Zukunft der fossilen Energien bei der Kohle?

Die Nutzung fossiler Energien durch den Menschen begann mit der Kohle. Trotzdem sind die Kohlevorräte immer noch größer als die aller anderen fossilen Energieträger und reichen bei heutigem Verbrauch in der Tat noch für 200 bis 300 Jahre.

Da gerade die oberflächennahen Vorkommen relativ billig erschlossen werden können, ist hier sicherlich die zukünftige Förderung in den nächsten 50 Jahren eher von Umweltaspekten geprägt als von der Begrenztheit der Ressourcen. Jedoch zeigen alle Erfahrungen, daß bei zunehmendem Einsatz der Kohle die lokalen Emissionsprobleme enorm zunehmen.

Fazit

Es ist ganz wichtig, daß die Endlichkeit des Öls als ein aktuelles Problem wahrgenommen wird und nicht als eines, das man erst in einigen Jahrzehnten ernsthaft angehen muß. Erst dann kommt in die Köpfe, daß wir mit einem grundlegenden Umbau unserer Energieversorgung jetzt beginnen müssen, schnell beginnnen müssen, und daß es dazu keine Alternativen gibt. (Juni 1999)

Archiv

Weitere Artikel zu diesem Thema Ende des Öls finden Sie in unserem Archiv:

bis 2010 bis 2006

letzte Änderung: 19.03.2015