125 Martin Jensen. Foto: obs/Peter Jensen GmbH/Angerer, Krafft
Brennwertkessel einfach kontrollieren Wie wirtschaftlich läuft Ihr Brennwertkessel wirklich? Mit einer simplen Methode können Sie den Wirkungsgrad selbst überprüfen.

Brennwertkessel einfach kontrollieren

Wie wirtschaftlich läuft Ihr Brennwertkessel wirklich? Mit einer simplen Methode können Sie den Wirkungsgrad selbst überprüfen. Brennwertkessel haben einen guten Ruf. Zu Recht: Durch die Abkühlung der Abgase nutzen sie den Energiegehalt des Brennstoffs um etwa 15 Prozent besser aus als herkömmliche Brenner. Diese Technik ist heute längst Standard bei Neuinstallationen. Doch hängt der neue Kessel erst im Keller, kann der Betreiber kaum kontrollieren, ob er tatsächlich hält, was der Hersteller versprochen hat.
Von Oliver Stens

08. September 2008

Energie im Wasserdampf

Bei der Verbrennung entsteht neben Kohlendioxid auch Wasser - pro Kubikmeter Erdgas etwa 1,6 Liter. Bei konventionellen Brennern verlässt das Wasser den Kamin als unsichtbarer Wasserdampf. Gleichzeitig verpufft eine Menge ungenutzter Energie - nämlich der Betrag, der nötig war, um das Wasser bis zum Siedepunkt zu erhitzen und zu verdampfen. Die Brennwerttechnik stellt diese Verschwendung ab: Sie kühlt die Abgase so weit ab, dass der Wasserdampf kondensiert und flüssig in den Abfluss tropft.

So weit die Theorie, doch die Praxis sieht oft anders aus. Ein Beispiel: Der Heizungsbrenner ist auf eine hohe Temperatur eingestellt und heizt die Wohnung zügig auf. Alles in Ordnung? Weit gefehlt, denn bei milder Witterung nehmen Heizkörper mit Themostatventil nur wenig Wärme aus dem Heizkreislauf ab. Der Rücklauf von den Heizkörpern ist daher zu warm, um die Abgase bis zum Kondensationspunkt abzukühlen. Die im Wasser enthaltene Energie entweicht ungenutzt.

Ein einfacher, aber genialer Test

Wer einen Brennwertkessel hat, kann mit geringem Aufwand selbst eine Kontrolle über den wirtschaftlichen Betrieb durchführen: Statt das Kondensat unbesehen in den Abfluss zu leiten, kann man es einfach auffangen und seine Menge messen. Daran zeigt sich, ob der Kessel optimal arbeitet.

Wenig Kondensat heißt schlechter Brennerbetrieb. Wer dagegen viel Wasser misst, hat die im Wasserdampf enthaltene Energie gut ausgenutzt. Das Versprechen aus dem Werbeprospekt ist dort wohl eingehalten. Wer Mängel feststellt, sollte den Fehler jedoch nicht beim Hersteller suchen, sondern zunächst die Einstellungen prüfen.

So funktioniert die Messung

Sinnvolle Auswerte-Zeiträume sind ein Jahr, eine Heizperiode oder ein Sommer. Da dabei große Wassermengen anfallen, beginnt man zunächst mit einer Kurzzeitmessung. Dazu benötigt man einen Zehn- oder besser 20-Liter-Eimer. Dann gilt es, den Kondenswasserschlauch des Brenners zu suchen und ihn zu lösen. Meist ist die Seite am Siphon besser zugänglich als am Brenner. Der Schlauch wird nun so platziert, dass das Wasser in den leeren Eimer läuft. Nun liest man den Zählerstand des Gaszählers mit einer Nachkommastelle ab. Nach ein bis zwei Tagen schließt man den Schlauch wieder normal an den Siphon an und liest erneut den Gasstand ab. Aus dem Unterschied der Zählerstände berechnet man den Gasverbrauch. Die Wassermenge ermittelt man an der Eimerskala oder besser durch Abwiegen auf der Personenwaage. Mit Hilfe dieser beiden Angaben lässt sich ermitteln, um wie viel Prozent der Brennwertkessel die Energie besser genutzt hat als ein herkömmlicher Kessel. Entweder man nutzt folgende Faustformel,

Brennwertgewinn = 13,5 % x (Kondensatmenge in Liter) / (1,6 x Gasmenge in Kubikmeter)

die auch die erniedrigte Abgastemperatur berücksichtigt, oder orientiert sich anhand der nebenstehenden Grafik: Wer bei einem Gasverbrauch von sieben Kubikmeter eine Kondensatmenge von zehn Litern misst, hatte einen Brennwertgewinn von zwölf Prozent (siehe Grafik). Ein solcher Wert liegt in der Spitzenklasse, maximal sind 13,5 Prozent möglich. Bleibt der Eimer leer, war der Brennwertbetrieb wirkungslos. Es ist sinnvoll, die Messung öfters oder über einen längeren Zeitraum zu wiederholen.

Für Öl-Brennwertkessel eignet sich das Verfahren nur bedingt: Zwar entstehen auch hier pro Liter Heizöl bis zu einem Liter Kondensat. Für eine Auswertung entpuppen sich die Tankanzeigen allerdings meist als zu ungenau.

Patentschrift G. Luther: "Messverfahren zur Bestimmung des Abgasverlustes von Brennwert-Feuerungsanlagen" DE 10 2004 058 520 B3 und DE 10 2006 025 048 A1

letzte Änderung: 23.12.2018