125 Martin Jensen. Foto: obs/Peter Jensen GmbH/Angerer, Krafft

Effizienzwunder Brennwertheizung

Niedertemperaturkessel kommen in die Jahre. Viel zu viele alte Heizkessel werden nicht erneuert, weil sie schlicht funktionieren und die vorgeschriebenen Abgasverluste einhalten. Dabei könnten Hausbesitzer mit Brennwertheizungen oft leicht rund ein Drittel Energie einsparen.
Von Aribert Peters und Louis-F. Stahl

(15. März 2018) Der Abgasverlust alter atmosphärischer Heizungen ist auf den ersten Blick oft erfreulich niedrig. Scheinbar phänomenale Werte von nur 5 bis 10 Prozent Abgasverlust sind keine Seltenheit und wiegen Hausbesitzer in dem falschen Glauben, eine gute und effiziente Heizung zu besitzen. Denn wer denkt, mehr als diese 5 bis 10 Prozent Abgasverlust ließen sich durch einen neuen Brennwertkessel nicht einsparen, der liegt vollkommen falsch. Darauf weist ein Fachartikel von Steffen Riedel in der Zeitschrift Schornsteinfeger hin (Heft 12/2017).

Richtig ist, dass sich die Gesamteffizienz oft um dramatische 30 Prozent erhöhen lässt, wenn ein Niedertemperaturkessel durch eine Brennwertheizung ersetzt wird. Denn neben dem trügerischen Wert des Abgasverlustes kann ein Brennwertkessel über die Abgaskondensation dem Brennstoff zusätzliche Energie entziehen, hat deutlich niedrigere Bereitstellungsverluste und kann seine Brennerleistung dynamisch anpassen. Es sind also mehrere Faktoren, die den Effizienzgewinn einer Brennwertheizung ausmachen.

289 Grafik Brennwerttechnik bringt zusätzlichen Wärmegewinn / Quelle Institut für Wärme und Öltechnik e.V.

Geringere Abgasverluste

Der maximal zulässige Abgasverlust für mittelgroße alte Gas- und Heizölheizungen beträgt 10 Prozent. Doch bereits „niedrige“ 6 Prozent Abgasverlust bedeuten bei einem Ölkessel satte 180 °C Abgastemperatur (bei einer Lufttemperatur von 15 °C und einem Sauerstoffgehalt von 4 Prozent). Dass hierbei eine erhebliche Menge Heizenergie ungenutzt in die Umwelt entlassen wird, liegt auf der Hand. Bei einer Brennwertheizung liegen die Abgasverluste hingegen typischerweise unter 1 bis 2 Prozent. Die Temperatur des Abgases folgt direkt der Heizungswassertemperatur: Je niedriger die Heizwassertemperatur eingestellt wird, desto kühler wird das Abgas. Mit einer Fußbodenheizung sind daher Brennwert-Abgastemperaturen von nur noch 40 °C statt vorher 130 bis 180 °C keine Seltenheit.

Geringere Stillstandsverluste

Wenn der Kessel nicht heizt, dann kühlt er aus: Er gibt Wärme an die Raumluft ab und heizt damit unnötig die Kellerräume. Hat der Kessel zudem keine automatische Abgasklappe oder einen Gebläsebrenner, zieht die warme Luft aufgrund des Kamineffektes wie Abgas direkt durch den Schornstein nach draußen und kalte Außenluft strömt nach.

Allein dieser Wärmeverlust und das dadurch notwendige Nachheizen führen zu rund 10 bis 20 Prozent Stillstandsverlusten. Bei einer Brennwertheizung erfolgt die Luftzufuhr hingegen stets kontrolliert und dosiert durch einen Ventilator. Der Verlust warmer Luft durch den Schornstein, wenn die Heizung gerade nicht heizt, wird verhindert.

Brennwertkessel haben auch keinen Stop-Go-Betrieb mit entsprechenden Abgasverlusten, weil die Brennluftzufuhr die Leistung moduliert. Mit einem sogenannten „raumluftunabhängigen Betrieb“ können moderne Brennwertheizungen zudem die benötigte Zuluft für die Verbrennung über das Abgasrohr (LAS) oder ein separates Zuluftrohr ansaugen, so dass die Raumluft im Heizungsraum nicht durch die Zuluft auskühlt. Dabei handelt es sich um eine Brennwertheizungs-Sonderausstattung, welche die Effizienz nochmal deutlich steigert und sich schon nach kurzer Zeit lohnt!

Abgaskondensation

Schließlich nutzt die Abgaskondensation, der sogenannte „Brennwerteffekt“, eines Brennwertkessels die Energie des Erdgases, Flüssiggases oder Heizöls besser aus. Das macht einen weiteren Effizienzgewinn von theoretisch bis zu 11 Prozent bei Erdgas aus. Die Menge des kondensierten Wassers, bis zu 1,5 Liter je Kubikmeter Gas, erlaubt eine einfache Abschätzung, ob die Abgase wirklich kondensieren. Zwei Drittel aller untersuchten Anlagen arbeiten jedoch nicht optimal. Denn die Brennwertnutzung setzt niedrige Rücklauftemperaturen voraus! Hier lohnt sich eine Absenkung der Heizungswassertemperatur auf das wirklich notwendige Maß. So wird beispielsweise bei einer Rücklauftemperatur aus den Heizkörpern beziehungsweise der Fußbodenheizung von 20 °C eine Kondensation von 80 Prozent des theoretischen Maximalwertes erreicht. Bei 50 °C Rücklauftemperatur sinkt der Kondensationsgrad bereits auf nur noch 5 Prozent. Aus diesem Grund sind ein hydraulischer Abgleich und die niedrige Einstellung der Heizungswasservorlauftemperatur wichtige Effizienzfaktoren beim Betrieb einer Brennwertheizung. Beim Brennwertcheck der Verbraucherzentrale kann man das für 30 Euro prüfen lassen.

289 Montage Brennwertheizung / Foto: Alex/stock.adobe.com

Schornsteinanpassung

Bei Altbauten muss beim erstmaligen Einbau einer Brennwertheizung allerdings auch der Schornstein angepasst beziehungsweise erneuert werden. Denn durch die niedrigeren Abgastemperaturen fehlt der thermische Auftrieb und es entsteht saures Kondensat im Schornstein. Die Modernisierung des Schornsteins ist aber oft sehr einfach: Es werden von oben druckdichte Kunststoffrohre in den bisherigen Kaminzug herabgelassen und im Keller mit der Heizung verbunden.

Zudem muss die Heizung an das Abwassersystem angeschlossen werden, um das Kondensatwasser abzuführen. Hat man keinen Ablauf im Heizraum, kann das Wasser mit einer kleinen Kondensat-Hebepumpe für rund 100 Euro zum nächsten Abfluss gepumpt werden.

Überalterung der Heizungen

Zwei Drittel aller 21 Millionen Heizungen in Deutschland sind älter als 20 Jahre. Nur drei Prozent aller Gasheizungen werden jährlich erneuert. Bei Ölheizungen sogar nur ein Prozent. Die Heizung muss also im Schnitt 33 Jahre halten. Sie wird in der Regel erst dann erneuert, wenn sie kaputt und nicht mehr zu reparieren ist. Das ist angesichts der knappen Finanzdecke der meisten Haushalte nicht wirklich verwunderlich. Allerdings sind dadurch die Heizungen überaltert, unnötig ineffizient und verursachen hohe Brennstoffkosten. Sie entsprechen damit nicht mehr dem Stand der Technik.

Kostenproblem

Die Ersetzung alter Heizungen mit modernen Brennwertheizungen macht sich aus den oben genannten Gründen und dadurch einer im Ergebnis deutlich höheren Effizienz schnell bezahlt. Steht eine Heizungserneuerung an, dann ist auf jeden Fall eine Brennwertheizung angesagt! Immerhin: Hat man aktuell Brennstoffkosten von etwa 1.200 Euro und nimmt man eine Einsparung von 30 Prozent sowie Heizungsmodernisierungskosten von 9.000 Euro an, dauert es 25 Jahre, bis sich die neue Heizung „bezahlt“ macht. Aber: Bei steigenden Brennstoffkosten verkürzt sich die Amortisationszeit deutlich und man tut in jedem Fall etwas Gutes für die Umwelt.

Staatliche Förderung

Auch Fördergelder können eine ganz entscheidende Rolle spielen. Diese müssen frühzeitig und in jedem Fall vor der Bestellung einer neuen Heizung beantragt werden. Oft ist auch eine zinsgünstige Finanzierung mit öffentlichen Krediten möglich. Für die Kombination einer Brennwertheizung mit einem hydraulischen Abgleich oder einer Solarthermieanlage winken besonders hohe Förderungen! Allerdings ändern sich die Förderbedingungen leider von Jahr zu Jahr und sind zudem vom Gebäude und dem Antragsteller abhängig. Folgende Programme und deren Kombinierbarkeit sollten Sie prüfen: KfW 151, 152, 167, 430 sowie 431 und die BAFA-Förderungen.

Rechtzeitig planen!

Durch geschickte Kombinationen können im Einzelfall schnell 3.000 Euro Fördergeld zusammenkommen. Fachleute empfehlen, frühzeitig zu planen und nicht bis zum Exitus der Heizanlage zu warten, denn wenn es kalt ist, Not besteht und es schnell gehen muss, sind die Anlagenpreise immer besonders hoch. Zudem braucht die Beantragung von Fördermitteln immer viel Zeit und die meisten Förderungen werden ohnehin nicht gewährt, wenn es sich um „Reparaturen“ handelt.

letzte Änderung: 23.12.2018