ED 02/17 Die Welt reparieren oder wegwerfen? (S.22-25)

Duschen auf dem Prüfstand

Zugegeben: Ich dusche gerne – und auch lange. Und mit schlechtem Gewissen: Jede Minute verbraucht die Dusche zwischen zehn und zwanzig Liter Wasser und fast eine Kilowattstunde Energie. Das noch warme Wasser verschwindet ungenutzt im Abfluss.
Von Aribert Peters

(4. August 2017) Tatsächlich ist die Dusche der zweitgrößte Energieverbraucher im Haushalt, nach der Heizung. Die Dusche ist einer der Orte, an dem jeder aktiv etwas zur Energiewende beitragen kann – allein schon, weil Warmwasser zu 75 Prozent mit fossilen Energieträgern und zu 25 Prozent in elektrischen Boilern produziert wird.

11 Minuten

Die Deutschen duschen laut einer aktuellen Befragung des Sanitärherstellers Hansgrohe im Durchschnitt etwa 11 Minuten. 66 Prozent der Männer und 56 Prozent der Frauen duschen täglich in diesem Umfang. Im internationalen Vergleich stehen wir damit nicht schlecht da. Am längsten duscht man laut der Befragung in China: 19 Minuten im Schnitt, dafür duschen dort nur 48 Prozent der Befragten täglich.

Rund 500 Euro pro Person fürs Duschen

Wer elf Minuten duscht, braucht dafür 176 Liter Wasser und 6,1 kWh Energie. Dieser Rechnung liegt ein Duschkopf mit 16 Litern Durchfluss je Minute, eine Kaltwassertemperatur von 10 °C und eine Duschwassertemperatur von 40 °C zu Grunde. Bei einem Strompreis von 30 Cent/kWh kostet das Vergnügen 1,83 Euro alleine für den Strom. Bei gaserwärmten Warmwasser nur 0,43 Euro. Bei einer Dusche täglich kostet das im ganzen Jahr 668 Euro an Stromkosten oder 157 Euro an Gaskosten. Besitzer einer Solarthermieanlage duschen deutlich günstiger!

Die duschende Republik

Für 60 Millionen Duscher in Deutschland mit 220 Duschen jährlich kommt man auf jährlich 13 Milliarden Duschvorgänge und 80 Terawattstunden Energieverbrauch. Duschen 30 Prozent mit Strom und 70 Prozent mit Gas oder Öl, dann summieren sich die Energiekosten fürs Duschen auf 11,2 Milliarden Euro im Jahr. Die hier grob überschlagenen Zahlen zeigen, welch großen Einfluss das Duschverhalten und die Duschtechnik auf den Energieverbrauch und die Energiekosten haben: Für jeden Einzelnen und umso mehr für das ganze Land.

Spartipps

Zu den ewig besten Spartipps gehört die Anschaffung eines Sparduschkopfs: Kostet wenig und bringt eine enorme Einsparung. Er halbiert den Wasserdurchfluss des Duschkopfs auf rund 8 Liter je Minute und entsprechend auch die Kosten. Eine Energiesparbrause der Firma RST gibt nach fünf Minuten Duschzeit ein gelbes und nach sechs Minuten ein rotes Farbsignal – den Strom für die Beleuchtung erzeugt der Duschkopf mit einem Generator gleich selbst.

Es gibt auch Duschköpfe mit Stoppknopf, während des Einseifens.

Duschen mit stromerhitztem Warmwasser ist immer viel teurer als mit Gas, Öl oder erst recht der Sonne. Das bestätigt die Stiftung Warentest (Test 1/2015). Die Umstellung von Strom auf Gas, Öl oder Solar ist folglich ebenfalls ein guter Spartipp. Wer bei Strom bleiben muss, sollte auf jeden Fall einen elektronisch gesteuerten Durchlauferhitzer einsetzen. Durch den Wasserdruck hydraulisch gesteuerte Geräte sind deutlich ineffizienter.

Putzeimertest

Die Durchflussmenge eines Duschkopfs ist schnell gemessen: Man nehme eine Uhr mit Sekundenzeiger, einen leeren 10-Liter-Wassereimer und die eigene Brause. Die Brause wird in den Wassereimer gelegt, der Wasserhahn wird voll aufgedreht und gleichzeitig der Sekundenzeiger der Uhr beobachtet.

1519 Putzeimertest Duschstrahl Duschkopf

Oft kommen aus dem Brausekopf 16 Liter pro Minute oder mehr. Die Besten dagegen schaffen  einen satten Duschstrahl mit nur sechs bis acht Litern.

Nach Ablauf von 30 Sekunden wird der Wasserhahn geschlossen, die Wassermenge im Eimer gemessen und diese Zahl mal zwei ergibt die Wassermenge pro Minute. Liegt der Verbrauch über acht Liter pro Minute, lohnt sich der Austausch.

Wunder der Physik

Der Trick hinter den sparsamen Brausen sind Luftsprudler: Der Wasserfluss wird in einzelne feine Wasserstrahlen aufgeteilt und die Strahlen mit Luft angereichert. Dabei macht man sich das auf der Strömungsforschung von Bernoulli und Venturi basierende Prinzip der Wasserstrahlpumpe zu Nutze: Mit der kinetischen Energie des strömenden Wassers wird Luft angesaugt und in das Wasser „gedrückt“. Diese Technik erzeugt einen angenehm vollen und perligen Duschregen, ohne dass Wasser verschwendet wird.

letzte Änderung: 14.09.2023