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Sonnenlicht in Afrika und Asien

Die Freiburger Genossenschaft Sun-Connect will Solarenergie in Ländern Afrikas und Asiens verbreiten. Wer Geld investiert, tut ein gutes Werk und kann auf Rendite hoffen.
Ein Beitrag von Dieter Seifried.

(1. Oktober 2014) Bislang mussten die Menschen in Entwicklungsländern viel Geld für Energie ausgeben: So bezahlt zum Beispiel eine Familie in Kenia je nach Größe des Haushaltes monatlich zwischen fünf und 20 US-Dollar für Kerosin, Batterien und Kerzen. Diese Ausgaben reichen aber auch aus, um eine Solaranlage inklusive der zugehörigen LED-Lampen zu erwerben und in Raten abzubezahlen. Ist die Solaranlage abbezahlt, muss die Familie für ihren täglichen Energiebedarf kein Geld mehr aufwenden.

1378 1517 1900 3049 Dieter Seifried

Dieter Seifried ist ein angesehener Energieexperte und Sachbuchautor. Er war von 1983 bis 1999 Mitarbeiter, Koordinator und Projektleiter des Freiburger Öko-Instituts, 1999 gründete er das Beratungsbüro Ö-Quadrat in Freiburg.

Investoren gesucht

Die Sun-Connect Genossenschaft bietet ein entsprechendes Produkt, bestehend aus Modul, Wechselrichter, Steuerungselektronik, Batterie und Verbrauchsgeräten inklusive Finanzierungskonzept bald in drei Ländern an.

In Kenia, Äthiopien und den Philippinen sollen demnächst entsprechende Service-Center ausgebaut werden, über die das Produkt vertrieben wird. Sun-Connect sucht für den Ausbau des Geschäftsmodells Investoren, die einerseits eine moderate Rendite erzielen möchten, andererseits aber durch ihr Investment die Lebensbe-dingungen vieler Afrikaner wesentlich verbessern wollen.

Die Sun-Connect eG ist zwar ein neues Unternehmen, das gerade erst startet – sie ist andererseits aber das Produkt langjähriger Erfahrungen verschiedener Stiftungen. Der Vorstand der Sun-Connect, Dr. Harald Schützeichel, hat vor vielen Jahren die Stiftung Solarenergie gegründet, die mit Erfolg die gleiche Zielsetzung verfolgte wie nun die Sun-Connect: Licht in die Hütten oder Häuser zu bringen. Die Stiftung Solarenergie hat mit ihren Stiftungsmitteln die Technik und das Konzept zur Marktreife gebracht. Weiterhin hat sie eine entsprechende Infrastruktur geschaffen, um die Solar-Worker auszubilden.

Geschäftsmodell

Die Sun-Connect eG ist eine Handelsgenossenschaft, die die kompletten Solaranlagen sowie Verbrauchsgeräte kauft und diese Anlagen für die Partnerunternehmen in Asien und Afrika vorfinanziert. Die Partnerunternehmen – die im Rahmen der Projektförderung der Stiftung Solarenergie entstanden sind und aufgebaut wurden – kaufen die Anlagen gegen Kredit, verkaufen die Anlagen an Endkunden und betreuen sie. Die Endkunden können die Anlagen bar bezahlen oder gegen Kredit kaufen.

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Werden die Anlagen auf Kredit gekauft und bleiben die Ratenzahlungen aus, wird die Anlage gesperrt. Wird die Anlage manipuliert wird sie eingezogen. Von der Marge zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis der Solaranlagen sowie aus dem Ertrag aus den Händlerkrediten will Sun-Connect einen Überschuss erzielen, der für die Verzinsung der Einlagen der Genossenschaftsmitglieder verwendet wird.

Nun ist es nicht Ziel der Genossenschaft, aus der Armut der Menschen einen möglichst großen Profit zu schlagen. Vielmehr sucht man die Balance „zwischen sozialer, wirtschaftlicher sowie ökologischer Nachhaltigkeit“ und strebt eine Dividende von drei Prozent an.

Risiko und Chancen sind hoch

Mit einer Mindestsumme von 2.000 Euro kann man Mitglied der Sun-Connect werden, ohne jedoch ein Stimmrecht zu erhalten. Mit den Geschäftsanteilen profitiert man vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens.

Zu den üblichen Risiken, die bei jeder Investition anfallen, gesellen sich bei einer Investition in Ländern der Dritten Welt weitere erheblich Risiken: politische Instabilitäten, Währungsrisiken oder Zahlungsausfälle können die Genossenschaft hart treffen. Das Anlagenrisiko ist dementsprechend als hoch einzuschätzen.

Auf der anderen Seite dürfte es jedoch kaum eine Investition geben, die einen höheren gesellschaftlichen und individuellen Nutzen abwirft. Könnten die Investoren die Freude sehen, die durch eine dauerhafte Verbesserung der Lebensumstände vieler Familien erzielt wird, so würden sicherlich viele ihre Investition aufstocken. Denn Kerosinlampen erbringen nur ein schwaches Licht, aber produzieren eine Menge gesundheitsschädlichen Rauch. Darüber hinaus stellen sie eine gefährliche Brandquelle dar.

Erneuerbar zum kleinen Preis

In Bangladesch wurde ein Modell für die ländliche Elektrifizierung mit erneuerbaren Energien entwickelt.

"solar-home": Erneuerbare Energie zum kleinen Preis

In Bangladesch wurde ein Modell für die ländliche Elektrifizierung mit erneuerbaren Energien entwickelt. Weltweit steigt auch in den ländlichen, strukturschwachen Regionen ohne Anbindung an das Stromnetz der Energiebedarf.

(26. August 2004) - Konventionelle Energieträger wie Petroleum und Kerosin, aber auch aufladbare Autobatterien, spielen eine immer wichtigere Rolle. Deshalb sind Modelle notwendig, die ressourcenschonend und angepasst den menschlichen Bedarf an Energie decken. Als ein mögliches Modell der ländlichen Elektrifizierung gilt das Unternehmen Grameen Shakti in Bangladesch.

Bangladesch ist mit knapp 140 Millionen Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von etwa 950 Personen pro Quadratkilometer der am dichtesten besiedelte Flächenstaat der Welt. Landwirtschaft und Textilindustrie bestimmen die schwache, von Armut geprägte Volkswirtschaft. Lediglich 30 Prozent der gesamten Bevölkerung haben Anschluss an das Elektrizitätsnetz, das sich auf städtische Regionen konzentriert. Auf dem Lande werden in großem Maße Dieselgeneratoren, aufladbare Batterien und Kerosinlampen zur Energieversorgung genutzt.

Dort, wo es noch möglich ist, wird mit Holz gekocht, aber auch hier müssen immer mehr Menschen auf Butangas und Kerosin als Brennstoff zurückgreifen. Die laufenden Energiekosten spielen in dem Etat der Familien eine immer größere Rolle. Dieser durch eine dezentrale Energieversorgung geprägte Bereich ist typisch für strukturschwache Regionen und wird als Mikroenergie-Sektor bezeichnet.

Grameen Shakti heißt Dorfenergie

Der Energieversorgung in diesen nicht an das nationale Stromnetz angeschlossenen Gebieten widmet sich seit 1996 das Non-Profit-Energie-Unternehmen Grameen Shakti.

Die Firma ist ein Tochterunternehmen der international anerkannten Grameen Bank, die seit vielen Jahren über ein breites Netzwerk an Filialen Kleinstkredite an die arme Bevölkerung, insbesondere Frauen, vergibt. Hier entstand die Idee einer ländlichen Elektrifizierung auf der Basis erneuerbarer Energien. Den Menschen vor Ort werden sogenannte Solar Home Systems zur Lösung ihrer Energieprobleme angeboten. Zusätzlich bietet das Unternehmen die Möglichkeit einer Mikrofinanzierung an.

Heute ist Grameen Shakti unabhängig von der Grameen Bank und vertreibt über ein Netz von mehr als 100 eigenen Filialen Solar Home Systems. Das System ist dem Bedarf angepasst und durch die Nutzung von Solarzellen von konventionellen Energieträgern unabhängig. Der Strom wird vornehmlich im häuslichen Bereich für die Beleuchtung und den Betrieb von Fernseher oder Radio eingesetzt.

Auch im gewerblichen Bereich finden die Systeme Anwendung. So werden Mobiltelefone, Lötkolben und andere Kleingeräte betrieben. Die Ersparnisse, die sich durch die dauerhafte Substitution der konventionellen Energieträger ergeben, und die Einnahmen aus der gewerblichen Nutzung werden zur Zahlung der Kreditraten hinzugezogen. Eurosolar verlieh den Europäischen Solarpreis 2003 in der Kategorie Sonderpreis für außereuropäische Zusammenarbeit an Grameen Shakti.

Mit dem Erwerb eines Solar Home System bekommt der Kunde von Grameen Shakti nicht nur das technische System. Das gesamte Produkt besteht aus einem Paket von Finanzierung, Installation, Schulung und einer Wartungs- und Instandhaltungsgarantie vor Ort von drei Jahren. Das Standardsystem hat eine Leistung von 50 Watt und einen marktüblichen Preis von ungefähr 400 Euro. Bei einer Laufzeit von zwei bis drei Jahren liegt die monatliche Finanzierungsrate bei etwa zehn Euro und die Anzahlung zwischen 50 und 60 Euro. Aufgrund dieser kleinen Beträge spricht man von Mikrofinanzierung.

Ohne Subventionen

Die Kunden gehören vornehmlich einer dörflichen Mittel- und Oberschicht an. In den Haushalten existieren in den meisten Fällen schon Batterien und Lampen. Das System steigert die Lebensqualität im häuslichen Bereich erheblich. Bis November 2003 sind knapp 19000 Systeme verkauft worden. Grameen Shakti finanziert sich als Non-Profit-Unternehmen über die eigenen Einnahmen im operativen Geschäft und ist nicht auf dauerhafte Subventionen angewiesen. Dadurch ist es der Firma möglich, weitestgehend unabhängig unternehmerisch tätig zu sein. Der Erfolg des Modells beruht auf dem hohen Bedarf an Elektrifizierung in ländlichen Regionen, der Mikrofinanzierung und dem umfassenden Service, der den richtigen Einsatz und damit den dauerhaften Nutzen für den Kunden garantiert.

Durch die Tätigkeit von Grameen Shakti ist es den Kunden möglich, sich unabhängig von zentralen und damit staatlichen Lösungen der Energieversorgung zu machen und sich dadurch aus einer Wartehaltung gegenüber dem Staat zu emanzipieren. Die Nutzung von Sonnenenergie bewirkt sowohl lokal als auch global eine Ressourcenschonung und eine Verringerung des CO2-Ausstoßes.

MicroEnergy Project

Weltweit leben zwei Milliarden Menschen ohne Anbindung an ein Elektrizitätsnetz, das heißt im Mikroenergie-Sektor. Das Grameen-Shakti-Modell, so hat eine Studie der Technischen Universität Berlin gezeigt, ist auf andere Länder übertragbar.

Vorraussetzung ist eine genaue Untersuchung im Mikroenergie-Sektor einschließlich der dort üblichen Preise für die konventionelle Energieversorgung. Der weltweiten Verbreitung des subventionsfrei funktionierenden Modells widmet sich das MicroEnergyProject .

Die an der Technischen Universität Berlin entstandene Initiative entwickelt politische, wirtschaftliche und technische Strategien, mit denen erneuerbare Energiesysteme den Einzug in den Mikroenergie-Sektor schaffen können. Die Anbindung an die Universität mit dem höchsten Ausländeranteil in Deutschland nutzt die Initiative, um zukünftige Gründer aus anderen Ländern zu finden, zu schulen und in die nötigen Netzwerke einzubinden. Vorgesehen ist auch die Gründung eines Instituts zur Entwicklung von Technologie und Finanzinstrumenten auf der Basis einer systematischen Untersuchung im Mikroenergie-Sektor.

(Noara Kebir)

Weitere Informationen zum MicroEnergyProject unter www.microenergy-project.de .

letzte Änderung: 01.10.2014