125 Martin Jensen. Foto: obs/Peter Jensen GmbH/Angerer, Krafft
Der Strompreisanstieg ist für viele Verbraucher mit Nachtspeicherheizung oder elektrischer Direktheizung eine große Belastung. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Teurer Heizstrom belastet Verbraucher

Der Strompreisanstieg ist für viele Verbraucher mit Nachtspeicherheizung oder elektrischer Direktheizung eine große Belastung. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale
Rheinland-Pfalz.

(29. Oktober 2017) Mehr als 1,4 Millionen Haushalte in Deutschland heizen noch mit Strom. Von den Haus- und Wohnungseigentümern mit Stromheizung sind 54 Prozent mit den Heizkosten unzufrieden, bei Mietern sind es sogar 65 Prozent. Dreiviertel der Befragten nutzen Nachtspeicherheizungen, zu 61 Prozent als Einzelöfen. Die hohen Heizstrompreise führen in den befragten Haushalten im Schnitt zu Heizkosten von 154 Euro monatlich, allerdings mit einer großen Streuung. Die höchsten ermittelten Heizstromkosten lagen bei mehr als 400 Euro pro Monat.

1318 Portmonee in einer Schraubzwinge / Foto: pixabay.com/stevepb

Teuer – nicht nur im Vergleich

Das Warmwasser wird in diesen Haushalten in der Regel ebenfalls elektrisch erwärmt, was zusätzlich die Kosten für den Haushaltsstrom nach oben treibt. Trotz geringer Energieverbräuche liegen die jährlichen Heizkosten einer Stromheizung mit 18 Euro je Quadratmeter wegen der hohen Strompreise deutlich über denen anderer Energieträger. Zum Vergleich: Erdgas kostet 10,48, Heizöl 9,44 und Fernwärme 12,24 Euro pro Quadratmeter (alle Angaben für 2016).

Verkühlt und abgehängt

Dabei heizen die meisten Haushalte mit Stromheizung bereits extrem sparsam: 45 Prozent der Hausbesitzer heizen zusätzlich mit Holz. Die Handlungsmöglichkeiten der Mieter sind dagegen begrenzt und häufig mit Komfortverlust verbunden. Fast die Hälfte der Mieter heizt aus Not nur noch einen Teil der Räume und rund 14 Prozent heizen die Wohnräume auf weniger als 20 Grad. In Zukunft kommen auf viele Stromheizer noch weitere Kosten zu. Denn knapp die Hälfte von ihnen verbraucht mehr als 10.000 Kilowattstunden Heizstrom jährlich. In diesen Haushalten können die jeweils zuständigen Messstellenbetreiber zwangsweise ein Smart-Meter einbauen, was zu Zusatzkosten von 130 bis 200 Euro jährlich führen kann (siehe Smart Meter: Ignorieren ist keine Lösung).

Stromheizungen nicht umweltfreundlich

Stromheizungen werden oftmals als vermeintlich umweltfreundliche und zukunftsfähige Heizsysteme beworben. Gut 40 Prozent der Stromheizer kennen die Werbeaussage, dass Nachtspeicherheizungen in Zukunft als moderne Speicherheizungen den Überschussstrom aus Windkraftanlagen aufnehmen können. Die Hälfte der Befragten findet das auch glaubwürdig: Aus Sicht der Verbraucherzentrale ist das bedenklich, da es bisher kein einziges konkretes Angebot eines Energieversorgers dazu gibt. Das liegt vor allem daran, dass es kaum Überschussstrom aus Windkraftanlagen gibt.

Schwieriger Wechsel des Energieträgers

Ein Viertel der Haus- und Wohnungseigentümer mit Nachtspeicherheizungen hätte Interesse an einem Austausch des Heizsystems. Das ist jedoch häufig aufwendig und kostenintensiv – vor allem, wenn Heizkörper, Rohrleitungen und Schornstein im Haus fehlen. Verbraucher wünschen sich in erster Linie eine unabhängige Beratung über mögliche Alternativen, gefolgt von besseren Fördermöglichkeiten für die Umstellung.

Forderungen der Verbraucherzentrale

Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz fordert deshalb unter anderem:

  • Eine Kostensenkung der Heizstrompreise durch eine Teilfinanzierung der EEG-Umlage über einen Energiewende-Fonds, der aus Steuermitteln finanziert wird.
  • Die (Wieder-)Aufnahme der Austauschverpflichtung für Nachtspeicherheizungen in Mehrfamilienhäusern mit mehr als fünf Wohneinheiten in das Gebäudeenergiegesetz und Ausweitung auf elektrische Direktheizungen.
  • Die Absenkung und Streckung der Modernisierungsumlage von bisher elf Prozent der Investitionskosten pro Jahr über zehn Jahre auf beispielsweise sechs Prozent über 20 Jahre. Dies führt zu einer geringeren monatlichen Kostenbelastung der Mieter nach Abschluss von energetischen Modernisierungsmaßnahmen.
  • Die Ausweitung der finanziellen Förderung für den Austausch von Nachtspeicherheizungen und elektrischen Direktheizungen zu Gunsten klimafreundlicherer Heizsysteme.
  • Eine Sensibilisierung von Arbeitsagenturen und Sozialbehörden für die höheren Heizkosten bei Leistungsempfängern (ALG II, Sozial-hilfe) mit Stromheizungen.    

Derzeit wird im EU-Projekt „Realvalue“ getestet, ob und wie sich Nachtspeicheröfen zum Lastmanagement eignen. Man baut mit EU-Geldern für dieses Projekt neue Nachtspeicheröfen – ungeachtet aller bereits vorliegenden Erfahrungen.

letzte Änderung: 26.02.2024