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Tipps zur sparsamen Heizenergienutzung

Unsere Heizkosten zahlen wir in der Regel monatlich in stets gleich hohen Vorauszahlungen oder im Fall von Heizöl, Flüssiggas und Pellets sogar nur jährlich. Doch es sind die kalten Monate von Dezember bis März, die den Löwenanteil der Heizkosten verursachen. Aus diesem Grund haben wir für Sie einfache Tipps zur Senkung Ihrer Heizkosten zusammengestellt.
Von Louis-F. Stahl

(7. Februar 2020) Egal ob man zur Miete wohnt oder ein Eigenheim besitzt: Heizkosten können Mieter und Hauseigentümer gleichermaßen sparen. Denn eine effiziente Anlagentechnik funktioniert nur gut, wenn die Bewohner sie entsprechend nutzen. Andererseits kann selbst bei einer ineffizienten Heizung eine Anpassung des eigenen Verbrauchsverhaltens eine dramatische Senkung der Heizkosten bewirken. Für die Bewohner von Wohnungen spielen neben den tatsächlichen Heizkosten auch die Abrechnungskosten eine wichtige Rolle. Tipps zu diesem Themenkomplex haben wir Ihnen in einem ausführlichen Beitrag auf der folgenden Doppelseite zusammengestellt („Sparen bei der Heizkostenabrechnung“).

Todsünde Kipplüftung

Nichts ist ärgerlicher als Heizenergie, die ohne wohlige Wärme zu spenden, einfach nach draußen entweicht. Während es im Sommer und in der Übergangszeit bequem sein kann, dank angekippter Fenster immer frische Luft zu haben, ist die Kipplüftung im Winter eine Todsünde aus drei Gründen: Die Kipplüftung lässt die von den meist direkt unter den Fenstern befindlichen Heizkörpern ausgehende Wärme, ähnlich einem Kamineffekt, direkt nach draußen entweichen. Der zweite Grund: Ist es draußen unter rund 5 bis 8 °C, öffnet diese kühle Luft den Heizkörperthermostat aus Frostschutzgründen etwas – auch dann, wenn der Thermostat auf „aus“ beziehungsweise der Schneeflocke steht. Oft geschieht dies vollkommen unbemerkt, weil der Heizkörper kaum warm wird – und dann kommt mit der Heizkostenabrechnung eine hohe Nachzahlungsforderung. In der Beratungspraxis des Vereins kommt dies insbesondere bei Heizkörpern in Schlafzimmern häufig vor, die angeblich immer „aus“ waren und das Fenster ganzjährig auf kipp stand. Die Heizkostenverteiler detektieren auch die geringe Wärme der Frostschutzfunktion und zählen unbemerkt hunderte oder gar tausende Einheiten. Der dritte Grund ist Schimmelbildung: Ist das Mauerwerk durch Dauerlüften ausgekühlt, schlägt sich Feuchtigkeit aus der normalen Raumluft der übrigen Räume auf den Wänden nieder und Schimmel kann entstehen. Sie kennen diesen Effekt, wenn Sie eine Flasche aus dem Kühlschrank nehmen: In kurzer Zeit bildet sich Beschlag auf dem Glas und Tropfen beginnen sich zu formen.

Heizenergie nutzen

Statt der Kipplüftung empfiehlt es sich, mehrmals täglich eine Stoßlüftung durch vollständiges Öffnen von Fenstern vorzunehmen. Noch besser wirkt die Querlüftung von mehreren Fenstern auf verschiedenen Hausseiten. Auch undichte Stellen aufgrund von schadhaften Dichtungen oder schlecht eingestellten Scharnieren an Türen und Fenstern sollte man beheben. Hier ergeben sich sonst die gleichen Probleme wie bei der Kipplüftung. Mit Rauch oder einer Kerze lassen sich Ritzen und Spalte leicht finden. Noch besser geht es mit den Wärmebildkameras vom Verein. Leicht zu installierende, selbstklebende Dämmplatten mit einseitiger Alu-Kaschierung lassen sich zwischen Heizkörpern und Außenwand installieren und sorgen dafür, dass die Wärme in den Raum reflektiert wird. Keinesfalls sollte man Heizkörper hinter Gardinen, Vorhängen oder Verkleidungen verstecken: Die Wärme staut sich dort und geht dann über das Mauerwerk verloren.

Thermostate verstehen

Heizkörperthermostate sind für viele Energieverbraucher ein Mysterium. Der Irrglaube, dass ein Thermostat auf „5“ schneller heizt, beziehungsweise mehr Wasser durchlässt als auf „2“ oder „3“, ist weit verbreitet. Thermostate sind aber keine „Ventile“, sie haben die Funktion eine Temperatur konstant zu halten und öffnen oder schließen dazu das Ventil des Heizkörpers. Ist es in einem Raum kalt, ist es egal, ob man den Thermostat auf 3 oder 5 stellt: Er öffnet das Ventil in beiden Fällen. Es ist folglich nicht notwendig und auch nicht sinnvoll, ständig die Thermostate aufzudrehen und wieder herunterzudrehen, wenn es warm ist – denn genau dies tut der Thermostat selbständig. Für Verbraucher wäre es deutlich einfacher, wenn die Hersteller statt der Zahlen von zumeist 1 bis 5 direkt Temperaturangaben auf die Thermostate drucken würden. Bei den Thermostaten mit Zahlen von 1 bis 5 entspricht übrigens die Zahl 1 meistens 12 °C, 2 etwa 16 °C, 3 etwa 20 °C und 4 rund 24 °C. Selbst auf 0 halten die meisten Thermostate 5 bis 8 °C.
Video: Heizen: Wie wir Thermostate falsch verstehen

Smarte Thermostate

Eine praktische Alternative zu den althergebrachten Thermostatköpfen sind digitale Varianten, die sich zumeist auf 0,5 °C genau einstellen lassen und die mit Tages- oder Wochenprogrammen so eingestellt werden können, dass es beispielsweise morgens bereits schön warm im Bad ist, das Bad aber ab dann den Rest des Tages nur auf einer Spartemperatur gehalten wird. Über digitale Thermostatventile berichtete die Energiedepesche erstmals in der Ausgabe Nummer 7 im Jahr 1989 (S. 12-13). Seitdem hat sich viel getan: Einfache Modelle kosten nicht mehr 175 DM pro Stück, sondern rund 20 Euro und sind in jedem Baumarkt erhältlich. Smarte Geräte lassen sich zudem über Smartphone-Apps oder am Computer einstellen. Als gutes Einstiegsmodell empfiehlt sich das Honeywell HR-25 für rund 25 Euro. Wer eine Fritzbox hat, für den kommt das AVM Fritz!DECT 301 für rund 50 Euro in Frage, dass lokal über die Fritzbox und DECT-Funk gesteuert werden kann. Wer lieber Apps und eine Steuerung über das Internet wünscht, für den halten Hersteller wie Tado, Netatmo und EQ3 Thermostate und Internet-Gateways bereit.

1003 digitale Thermostate / Foto: Andrey Popov / stock.adobe.com

Heizung drosseln

Noch mehr spart das Abschalten der gesamten Heizung, wenn keine Wärme benötigt wird. Denn auch wenn alle Thermostate geschlossen sind, weiß ein nur außentemperaturgeführter Kessel nicht, dass es keine Wärmeanforderung im Wohnraum gibt und hält munter weiter Wärme vor. Dies kann regelmäßig in der Nacht sein, aber auch tagsüber, wenn der Wohnraum bereits warm genug ist – oder schlicht niemand daheim ist. Neben einer Nachtabsenkung können Sie zumeist feste Sperrzeiten direkt an der Heizungssteuerung einstellen. Noch einen Schritt weiter gehen Raumtemperaturthermostate, die die Kesselleistung beeinflussen können. Viele Heizungshersteller bieten entsprechende Funkfernbedienungen für modernere Kessel und Thermen an, die über einen Temperaturfühler und die bequeme Einstellung von Heizzeiten vom Wohnzimmer aus ermöglichen. Bei vielen Heizungen kann auch das Bedienteil vom Kessel oder der Therme abgenommen und mittels Klingeldrahtleitung zum Wohnraum verlängert werden. Bei Buderus-Heizungen ab etwa 2005 enthält dieses Bedienteil sogar einen Temperaturfühler und eignet sich damit perfekt als Wohnraumsollwertgeber.
Bei Brennwertkesseln gibt es eine weitere Besonderheit: Diese arbeiten nur dann hocheffizient im Brennwertbereich, wenn der Rücklauf kühl ist. Dafür braucht es eine genaue Einstellung der Heizkurve und einen hydraulischen Abgleich. Details dazu finden Sie in den Ausgaben 3/2017, S. 17 sowie 1/2018, S. 10.

Heizungspumpe austauschen

Dass der Austausch alter, ineffizienter Heizungspumpen gegen neue Hocheffizienzpumpen pro Jahr schnell 50 bis 80 Euro Strom spart, darüber berichtete die Energiedepesche bereits (ED 2/2018, S. 4). Leider gestaltet sich der Austausch bei wandhängenden Thermen nicht so einfach, wie bei bodenstehenden Heizungen mit gut zugänglicher Pumpeninstallation im Rohr zum Kessel. Es lohnt sich dennoch, einen Blick in die eigene Gastherme zu werfen.

1003 Heizungspumpe austauschen / Foto: Dirk Johanns

Bei meiner „Vaillant Thermoblock VC 194 XE-C“ ist die Pumpe zwar sehr schwer zugänglich, ließ sich aber mit nur vier Schrauben einfach lösen und gegen eine „Grundfos Alpha 2 25-60“ tauschen. Die Aufnahme der Pumpenmotoren ist nämlich gleich, sodass der Tausch wider Erwarten ein Kinderspiel war. Bei einer älteren Junkers Therme hatte ich ebenfalls Glück: Die Verschraubung der kompletten Pumpe ließ sich leicht ausbauen und damit die gesamte Pumpe austauschen. Der Wechsel lohnt sich übrigens nicht nur bei Heizkreispumpen. Auch meine Phönix-Solaranlage vom Verein ließ sich leicht mit einer Hocheffizienz-Solarpumpe ausrüsten. Die Pumpen lassen sich zudem teilweise sehr günstig gebraucht auf eBay (Kleinanzeigen) ergattern, weil tausendfach Heizungen mit nachgerüsteter Hocheffizienzpumpe gegen neue Heizungen getauscht werden und dann die guten Pumpen „über“ sind.

Ihr Dirk Johanns

letzte Änderung: 30.06.2020