Archiv: Daten und Statistiken - News von 2010 bis 2012
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Segment-ID: 14001Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen rechnet weiter lesen
Energieverbrauch gering
(24. März 2012) Mit 456 Mio t Steinkohleneinheiten (SKE) erreichte der Primärenergieverbrauch in Deutschland 2011 den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) mitteilt, verminderte sich der Verbrauch gegenüber dem Vorjahr um 5,3% und unterschritt damit sogar das niedrige Niveau des von der Konjunkturkrise geprägten 2009.
Den größten Einfluss auf die Verbrauchsenwicklung hatten 2011 die gegenüber dem Vorjahr deutlich mildere Witterung sowie das hohe Preisniveau. Die Nachfrage nach Wärmeenergie sank deutlich und der Rückgang konnte auch durch den guten Konjunkturverlauf nicht ausgeglichen werden. Ohne den Temperatureinfluss sowie bei Berücksichtigung statistischer Effekte, die durch den Ersatz von Kernkraft durch erneuerbare und fossile Energieträger entstanden, wäre der Energieverbrauch 2011 nahezu unverändert auf dem Niveau des Vorjahrs verblieben, so die AG Energiebilanzen.
Dennoch habe sich auch bei Berücksichtigung aller Sondereffekte die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität außergewöhnlich stark erhöht: 2011 wurden je 1 Euro Wirtschaftsleistung rund 3% weniger Energie eingesetzt als im Vorjahr. Im langjährigen Durchschnitt liege der Wert bei knapp der Hälfte, so die AGEB.
Der Verbrauch an Mineralöl sank um 3% auf 155,2 Mio t SKE, der an Erdgas ging mit knapp 13% besonders stark zurück und lag bei 93,3 Mio t SKE. Der Verbrauch an Steinkohle verminderte sich leicht um 0,7% auf 57,5 Mio t SKE. Die Braunkohle legte dagegen um gut 3% auf 53,3 Mio t SKE zu.
Wegen der Abschaltung mehrerer Anlagen brach die Stromerzeugung aus Kernenergie um fast ein Viertel auf 40,2 Mio t SKE ein. Die erneuerbaren Energien trugen mit 49,6 Mio t SKE zur Energiebilanz bei. Damit stieg ihr Anteil am gesamten Energieverbrauch auf knapp 11% und war damit erstmalig zweistellig. Die energiebedingten CO2-Emissionen haben sich um knapp 4% vermindert.
Der inländische Bruttostromverbrauch verzeichnete einen Rückgang um 0,3% auf 608 Mrd kWh. Das war der niedrigste Wert seit 2005. Die Bruttostromerzeugung sank um 2,2% auf 614,5 Mrd kWh. Dem Rückgang der Kernenergie um über 23% standen dabei ein Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um fast ein Fünftel sowie aus Braunkohle um knapp 5% gegenüber. Im grenzüberschreitenden Stromaustausch verringerte sich der Ausfuhrüberschuss im Vergleich zu 2010 von 18 Mrd auf 6 Mrd kWh.
schließenDeutsche verbrauchen pro Jahr 1852 kWh Strom, doch es gibt große Unterschiede. weiter lesen
20% der Städte "Stromverschwender"
(15. Februar 2012) Deutsche verbrauchen pro Jahr 1852 kWh Strom, doch es gibt große Unterschiede. Das ergab eine Auswertung des Leipziger Portals www.preisvergleich.de in 120 Städten unter 120.000 stichprobenartig ausgewählten Stromvertragsabschlüssen, die von 2009 bis 2011 online über das Portal bei Stromversorgern abgeschlossen wurden.
Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Haushaltsgrößen wurde aufgrund der Vertragsangaben der Pro-Kopf-Verbrauch pro Stadt ermittelt. Die Ergebnisse klassifizieren sich in drei Gruppen: "Stromsparer" verbrauchen 10% weniger als der ermittelte Durchschnitt, also unter 1667 kWh, "Stromverschwender" um 10% mehr, also über 2037 kWh.
Normal-Stromverbraucher sind im Mittel. Die größten "Stromverschwender" leben in Aschaffenburg, Oldenburg und Osnabrück. Die Aschaffenburger verbrauchen fast ein Viertel mehr Strom als der deutsche Schnitt. Ähnlich sieht es in Oldenburg mit 22,3%, Osnabrück mit 22,1% und Ludwigshafen mit 20,7% mehr aus.
Weitere "Stromverschwender" sind Regensburg, Trier, Bamberg, Aachen, Wolfsburg, Erlangen, Saarbrücken, Bayreuth, Karlsruhe, Passau, Celle, Darmstadt, Fürth, Hannover, Reutlingen, Marburg, Hanau, Moers, Münster und Straubing.
"Stromsparer" sind 17% der untersuchten Städte, insgesamt 20: Erster ist Neubrandenburg mit 25,1% weniger Verbrauch vor Gera und Erfurt mit je 24,9% weniger. Weitere "Stromsparer" sind Garmisch-Partenkirchen, Schwerin, Jena, Suhl, Rostock, Magdeburg, Pirmasens, Baden-Baden, Frankfurt/Oder, Dessau-Roßlau, Ingolstadt, Cottbus, Kiel, Zwickau, Leipzig, Leverkusen und Dresden.
Unterm Strich zeigt der Vergleich, dass Westdeutsche bis ein Drittel mehr Strom als Ostdeutsche verbrauchen. In einem guten Mittelfeld befinden sich Stuttgart und München mit je 8,5% weniger als der Schnitt vor Hamburg mit 4,5% und Frankfurt am Main mit 4,0% weniger – interessanterweise Städte mit dem höchsten durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen.
Im Schnitt verdienen aber die Bürger in "Stromverschwender"-Städten 5,5% mehr als der deutsche Durchschnitt. Bei den "Stromsparern" verfügen die Haushalte im Schnitt um 9,9% weniger Geld.
schließenAntriebe verbrauchen am meisten weiter lesen
Wie Energie genutzt wird
(30. Januar 2012) Die 40 Mio Privathaushalte verbrauchten im Jahr 2010 ähnlich wie die Industrie 28,5% der verkauften Endenergie, sicherten ihre Versorgung durch einen breiten Energiemix und nutzten verstärkt erneuerbare Energien, so die von der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB), Berlin, vorgelegte Statistik des deutschen Endenergieverbrauchs 2010. Die Bilanzen sind auf www.ag-energiebilanzen.de abrufbar.
Den größten Anteil an der Endenergieversorgung der deutschen Haushalte hatte mit knapp 40% das Erdgas. Mineralöl und Strom deckten je ein Fünftel. Danach folgten Fernwärme mit 7% und Kohle mit knapp 2%. Der Anteil erneuerbarer Energien erreichte 2010 über 11%. Rund 90% des Energieverbrauchs der privaten Haushalte entfällt auf die Erzeugung von Raumwärme, Warmwasser und sonstige Wärmeprozesse.
Größter Stromverbraucher ist laut AGEB die Industrie, die 42% der 516 Mrd kWh Strom zur Produktion nutzte. 27% entfallen auf den Sektor Handel-Gewerbe-Dienstleistungen, womit unterm Strich rund zwei Drittel des hiesigen Stromverbrauchs für die Produktion von Waren und Dienstleistungen eingesetzt werden. Die Privathaushalte verbrauchen 28% des Stroms.
Über alle Verbrauchssektoren hinweg wird in Deutschland am meisten Energie für Antriebszwecke verwendet: Auf den Verkehr und auf stationäre Motoren entfielen 2010 rund 36% des gesamten Endenergieverbrauchs. Für Raumwärme wurden 30% verbraucht, industrielle Wärmeprozesse kamen auf 20% Anteil. Für Kälte und Klimatisierung wurden 2% des Endenergieaufkommens eingesetzt, für die Beleuchtung 3%.
Die Erhebungen sind u.a. erforderlich, um die Datenbasis für das Monitoring der Energieeffizienzziele zu verbessern. weiter lesen
Studien zum Energieverbrauch veröffentlicht
(15. Dezember 2011) Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie untersuchen das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analyse mbH den Energieverbrauch im Bereich der privaten Haushalte. Für den Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD) führt daneben ein Konsortium unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe (ISI) diese Untersuchung aus. Jetzt liegen die Zwischenberichte mit den Ergebnissen für die Jahre 2006 bis 2008 vor.
Im Rahmen der Untersuchung von RWI/forsa nahmen mehr als 6700 private Haushalte an einer repräsentativen, bildschirmgestützten Befragung teil, um den Verbrauch einzelner Energieträger wie Strom, Heizöl oder Erdgas zu ermitteln. Die Ergebnisse wurden anschließend auf alle deutschen Haushalte hochgerechnet. Bei der Studie für den GHD-Sektor wurden stichprobenartig und auf freiwilliger Basis etwa 2.000 Dienstleistungsunternehmen und Gewerbetreibende befragt und die Ergebnisse anschließend ebenfalls auf Deutschland hochgerechnet.
Die Erhebungen sind unter anderem erforderlich, um die Datenbasis für das Monitoring der Energieeffizienzziele im Rahmen der nationalen und europäischen Energiepolitik zu verbessern. Die Ergebnisse dieser Studien dienen aber auch der Identifizierung von Energieeinsparpotentialen im Bereich der privaten Haushalte und des Gewerbesektors.
schließenDas Umweltbundesamt, Dessau, hat das beliebte Rechercheportal "Daten zur Umwelt" komplett aktualisiert. weiter lesen
Umweltlexikon aktueller
(14. Dezember 2011) Das Umweltbundesamt, Dessau, hat das beliebte Rechercheportal "Daten zur Umwelt" komplett aktualisiert. Auf einen Klick erhält man nun unter www.umweltbundesamt-daten-zur-umwelt.de Hintergrundinformationen zu allen relevanten Gesetzen und umweltpolitischen Zielen. Für viele Stichworte gibt es Literaturhinweise und weiterführende Links.
schließenUmrechnung in Kilowattstunden je Person und Tag schafft Überblick weiter lesen
Energiediskussion ohne heiße Luft
Der Abschied vom Atomstrom ist zu einem wichtigen Ziel der Energiepolitik geworden. Für die Energieversorgung der Zukunft ist der rasche und weitgehende Verzicht auf fossile Energie genauso wichtig: Die Ressourcen neigen sich weltweit dem Ende zu, und Deutschland muss 75 Prozent seiner Energieträger importieren. Wie kann ein Umstieg auf Erneuerbare gelingen? Ein Crash-Kurs für interessierte Laien.
(3. Juni 2011) Energie-Szenarien für 2050, Studien, Umfragen und Simulationen: Sie können solchen Zahlen glauben oder auch nicht. Doch der Energiewandel ist so zentral für jeden Einzelnen, dass jeder sich selbst ein Urteil bilden muss. Nur wer die wichtigsten Fakten kennt, verhindert, dass sogenannte „Experten" ihn gezielt manipulieren können. Wir wollen Sie daher in einer Art Crash-Kurs zum Experten in Sachen Energiewandel machen. Wie hoch ist unser Verbrauch? Können wir ohne fossile Energien auskommen? Was können Erneuerbare dazu beitragen? All diese einfachen Fragen verdienen eine klare verständliche Antwort. Ein Problem dabei sind die gewaltigen Zahlen mit vielen Nullen und die verschiedenen Einheiten von Energie und Leistung, die dabei eine Rolle spielen.
Ohne heiße Luft
David JC MacKay, Professor in Cambridge, hat ein spannendes Buch über Energie geschrieben. „Nachhaltige Energiegewinnung ohne heiße Luft" (auch auf Deutsch frei zum Download erhältlich). Darin wandelt MacKay alle Energiegrößen um in eine überschaubare und einfach vergleichbare Einheit: den täglichen Energieverbrauch jeden Einwohner eines Landes.
Zahlen dazu für Deutschland liefert die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, die den Energieverbrauch in allen Sektoren und für alle Energieträger ermittelt. Dort heißt es zum Beispiel, dass die privaten Haushalte jährlich 502.202 Terrajoule Strom verbrauchen. Der Einheiten-Rechner macht daraus 139 000 Millionen Kilowattstunden. Diese immense Summe verteilen wir auf die 40 Millionen Haushalte Deutschlands. Als Ergebnis stehen rund 3.500 Kilowattstunden Stromverbrauch je Haushalt und Jahr. Teilen wir das auf die 365 Tage eines Jahres auf, stehen unterm Strich 9,6 oder rund zehn Kilowattstunden je Haushalt und Tag. Der Einfachheit halber runden wir, wie auch im ganzen weiteren Text auf ganze Zahlen und nehmen die Rundungsfehler dafür in Kauf. Weil rund zwei Personen im Haushalt leben, liegt der Stromverbrauch, nicht zu verwechseln mit dem Energieverbrauch!, pro Person und Tag bei fünf Kilowattstunden. Davon wird die Hälfte für Heizen und Kochen verwendet, eine Kilowattstunde für Computer und eine halbe Kilowattstunde für Licht.
Energieverbrauch in Deutschland
Alle anderen wichtigen Zahlen aus dem Energiesektor lassen sich gleichermaßen umrechnen. Die privaten Haushalte verbrauchen nur rund ein Drittel des Stroms in Deutschland. Der gesamte Stromverbrauch Deutschlands würde, mit dieser Methode verteilt auf alle Einwohner, rund 18 Kilowattstunden täglich ausmachen.
Alle Angaben in Kilowattstunde je Person und Tag, Datenquelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Flugbenzin ist in der deutschen Energiebilanz nicht vollständig enthalten
Download Grafik wofür Energie gebraucht - wo Energie herkommt
Nun können wir nicht nur Strom, sondern auch alle anderen Energieträger betrachten und nicht nur Haushalte, sondern auch alle anderen Sektoren wie Industrie, Verkehr und Gewerbe. Für den gesamten Haushaltssektor – ohne Auto und Flugzeug – ergibt sich ein Energiebedarf von 25 Kilowattstunden – je Person und Tag. Für das Auto werden zusätzlich täglich im Durchschnitt in Deutschland pro Person zwölf Kilowattstunden verbraucht. Fliegen schlägt pro Person täglich mit weiteren zusätzlichen 30 Kilowattstunden zu Buche. Das entspricht einem Fernflug jährlich über 12.000 Kilometer einschließlich Rückflug.
Der direkte Energieverbrauch von Haushalten einschließlich Autofahren und Fliegen addiert sich also pro Person auf 67 Kilowattstunden pro Tag (25+12+30). Doch statistisch hat die Bundesrepublik einen Gesamtenergieverbrauch von jährlich 2.527.000 Millionen Kilowattstunden. Umgerechnet sind das rund 90 Kilowattstunden je Person und Tag, künftig abgekürzt 90 kWh/pd. Der verbliebene Anteil von 23 kWh/pd verteilt sich auf die Güterherstellung, Transport und den Staat.
Was im Kraftwerk verloren geht
Bei der Stromerzeugung in einem Großkraftwerk gehen zwei Drittel der Energie ungenutzt verloren. Was also ins gesamte Energiesystem hineingeht, ist viel mehr als die 90 kWh/pd, es sind ganze 156 kWh/pd. Man spricht von „Primärenergie" im Gegensatz zur „Endenergie" – über die wir bisher ausschließlich sprachen und die auch weiterhin ausschliesslich betrachtet wird. Trotzdem sollte man im Gedächtnis behalten, dass in Kraftwerken pro Einwohner und Tag 41 Kilowattstunden verloren gehen – 25 kWh/pd sind weitere Umwandlungsverluste. Diese Zahl macht deutlich, wie wichtig die Kraft-Wärme-Kopplung ist, bei der man die Wärmeverluste bei der Stromproduktion als Heizwärme nutzt.
75 Prozent aus dem Ausland
Von den 156 kWh/pd (Primärenergie) werden 75 Prozent (117 kWh/pd) importiert, 18 Prozent im Inland gewonnen (Kohle, Öl, Gas) und sieben Prozent stellen Erneuerbare, das sind elf kWh/pd. Bei der Hälfte der Importe handelt es sich um Rohöl (57 kWh/pd oder 5,7 Liter Rohölimport pro Person und Tag) und zu einem Viertel um Gas (30 kWh/pd).
Was leisten Erneuerbare?
Können Erneuerbare den gesamten Stromverbrauch Deutschlands von 18 Kilowattstunden pro Person und Tag decken? Dasselbe können wir für den Gesamtenergieverbrauch von Haushalten in Höhe von 67 kWh/pd und des gesamten Energieverbrauchs in Höhe von 90 kWh/pd abschätzen.
Jeder große Schritt zählt
„Wir sollten uns keine Illusionen machen. Um unser Ziel, den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, zu erreichen, müssen unsere Reduktionen im Verbrauch und unsere Zuwächse im Angebot groß sein. Lassen Sie sich nicht fehlleiten vom Mythos „Jeder kleine Schritt zählt". Wenn jeder einen kleinen Schritt macht, werden wir auch nur einen kleinen Schritt vorwärtskommen. Wir müssen viel tun. Was erforderlich ist, sind große Veränderungen im Verbrauch und in der Versorgung.
Das Mantra „Kleine Veränderungen können große Unterschiede bewirken" ist Quatsch, wenn es auf Klimawechsel oder Energie angewendet wird. Es mag schon zutreffen, dass „vieler Leute kleiner Beitrag sich zu etwas Großem addiert", wenn all diese „kleinen Beiträge" irgendwie zu einem einzelnen „Großen" gebündelt werden – etwa, wenn eine Million Leute zehn Euro fur ein Unfallopfer spenden, dann erhält das Opfer zehn Millionen. Das ist schon etwas „Großes". Doch Energie ist etwas anderes. Wir alle benutzen Energie. Wenn wir also eine „große Veränderung" im Gesamtverbrauch erreichen wollen, muss praktisch jeder eine „große" Veränderung seines eigenen Verbrauchs beitragen."
Aus: David Mac Kay: Sustainable Energy – without the hot air
Aber: Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt!
Derzeit (Stand 2010) liefern alle Erneuerbaren pro Tag und Person immerhin schon elf Kilowattstunden oder elf Prozent. Das ist schon ein beachtlicher Anfang, aber noch lange nicht genug. Immerhin hat sich der Anteil Erneuerbarer am Endenergieverbrauch zwischen dem Jahr 1998 und 2009 verdreifacht, wächst also jährlich um elf Prozent. Würde diese Entwicklung anhalten, so hätten Erneuerbare schon im Jahr 2031 einen Anteil von 100 Prozent. Biodiesel (nicht Ethanol) hat sich in diesem Zeitraum verzehnfacht, die Holzheizungen fast verdoppelt, die Windenergie verfünffacht und die Photovoltaik gar verzweihundertfacht!
Sonnige Erträge
Derzeit liefert Photovoltaik 0,4 kWh/pd. Dieser Ertrag hat sich allein im Jahr 2010 verdoppelt. Wenn sich dieser Ertrag verzwanzigfacht, dann erhält man acht kWh/pd. Die dafür notwendige Fläche (1.600 Quadratkilometer) entspricht etwa zwei Prozent aller Freiflächen (Gesamtfläche Bundesrepublik 300.000 Quadratkilometer). Diese Flächen sind vorhanden und können auch für Solarenergie genutzt werden. Problematisch erscheinen hingegen die erforderlichen Investitionen. Da aber die Kosten der PV-Anlagen jährlich deutlich sinken, werden die notwendigen Investitionen zu den dann geringeren Kosten durchaus erschwinglich sein. Rechnet man je Person eine PV-Anlagenfläche von 20 Quadratmetern, dann beträgt der Ertrag fünf Kilowattstunden pro Person täglich. Allerdings liegt dieser Ertrag vorwiegend in den sonnenreichen Sommermonaten, während er im Herbst und Winter deutlich geringer ausfällt.
Die Sonne kann auch Warmwasser erwärmen und Häuser beheizen. Das Leitszenario 2010 der Bundesregierung sieht drei kWh/pd für 2050 vor. Legt man eine Kollektorfläche von zehn Quadratmetern pro Person zugrunde, so erntet man sogar zehn kWh/pd.
Der Anteil der Windkraft
Deutschlands Windkraftanlagen erzeugen derzeit (2010) 1,25 kWh/pd. Geht man auch für diesen Sektor von einer Zunahme um den Faktor 20 aus, ergibt sich ein Ertrag von 25 kWh/pd auf einer Fläche von 10.000 Quadratkilometern. Damit werden drei Prozent der Fläche Deutschlands beansprucht. Off-Shore kann noch einmal diese Strommenge erbringen.
Heizen mit Biomasse
Im Jahr 2010 trug die Biomasse bereits mit sieben kWh/pd zur Energieversorgung bei. Das sind etwa 70 Prozent des Beitrags aller erneuerbaren Energien. Den größten Anteil von einem Drittel daran hat Holzverfeuerung in Privathäusern. Allein dieser Posten macht schon heute fast drei kWh/pd aus. Den zweitgrößten Posten stellt Biodiesel dar (nicht Bioethanol, das liefert ein Drittel weniger!) mit rund einer kWh/pd. Bis 2050 könnten einheimische Biostoffe 16 kWh/pd beitragen – so die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe.
Eine Gesamtstrategie
Die Abschätzungen zeigen deutlich, dass es gewaltiger Anstrengungen bedarf, um die fossilen Energien durch Erneuerbare zu ersetzen.
Tipp
Eine sehr wertvolle Hilfe bei Modellrechnungen für Deutschland bietet der Energiewenderechner des Solarenergie-Fördervereins Aachen: www.energiewenderechner.de
Der Umstieg auf Erneuerbare ist nur zu schaffen, wenn sich der Verbrauch nahezu halbiert und die Erneuerbaren mit der bisherigen Intensität ausgebaut werden. Man kann aus der gleichen Energiemenge fünfmal mehr Nutzen ziehen, längerfristig sogar 20-mal mehr, sagt der renommierte Energieexperte Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker. Wenn dies gelingt, kann man ohne Wohlstandseinbußen auf Fossilenergien verzichten.
Alle Strategien gehen mit dem gleichen Ansatz an das Problem:
- Zuerst elektrifizieren wir den Transport und organisieren ihn zweckmäßiger.
- Als Zweites bringen wir alle Häuser auf Null-Energie-Standard. Den verbleibenden Wärmebedarf decken Sonne, Biomasse oder Strom.
- Im dritten Schritt erzeugen wir all die erforderliche grüne Elektrizitat durch einen Mix aus vielen Quellen.
- Durch Kraft-Wärme-Kopplung reduzieren wir die Verluste bei der Stromerzeugung.
- Um auch im Winter und nachts Erneuerbare zu nutzen, wird Stromüberschuss als chemische Energie in Form von Methan gespeichert. Für die gesamte Verfahrenskette (Herstellung, Speicherung und Rückverstromung) werden Wirkungsgrade von bis zu 45 Prozent angegeben. Nutzt man die Wärme der Rückverstromung, erhöht sich der Gesamtwirkungsgrad auf 55 bis 60 Prozent.
Aktuelle Studien
Es gibt eine Reihe von aktuellen Studien mit genauen Berechnungen zur Energiewende. Sie zeigen, wie bis 2050 ein weitgehender oder vollständiger Verzicht auf Fossile möglich ist:
- Energiekonzept 2050 des Forschungsverbunds Erneuerbare Energien (FVEE), vorgelegt im Juni 2010.
- Modell Deutschland: Klimaschutz bis 2050: Vom Ziel her denken. Im Auftrag von WWF von Prognos und Öko-Institut erarbeitet im Oktober 2009.
- Leitstudie 2010 von DLR, Fraunhofer IWES und iFnE im Auftrag des Bundesumweltministeriums, veröffentlicht im Februar 2011.
Eine ganze Reihe weiterer Studien beschäftigt sich mit dem Umbau der Stromerzeugung. Die Analysen unterscheiden sich darin, wie hoch die mögliche Energieeinsparung beziffert wird und welche Erzeugungs- und Speichertechniken den verbleibenden Bedarf decken. Alle Analysen gehen von beträchtlichen Einsparmöglichkeiten aus.
Die Kosten
Wird die Umstellung unbezahlbar? Nein, betonen Experten: Ein vollständig erneuerbares Energiesystem wird 2050 volkswirtschaftlich bei optimaler Auslegung zumindest nicht teurer als das gegenwärtige, ergab die Analyse von FVEE. Zwar verursacht der Ausbau der erneuerbaren Energien zunächst Mehrkosten sowohl in der Strom- und Wärmeerzeugung als auch im Verkehrssektor. Das Maximum der Mehrkosten wird aber bereits im Jahr 2015 mit einer Summe von rund 17 Milliarden Euro erreicht. Dies entspricht lediglich acht Prozent der Gesamtausgaben für Energie in Deutschland, denn der Endenergieverbrauch in Deutschland hat einen Wert von rein rechnerisch 212 Milliarden Euro pro Jahr. Letzten Endes bietet der Übergang zu erneuerbaren Energien wirtschaftlich sogar Vorteile: Zwischen 2010 und 2050 können allein in den Sektoren Strom und Wärme Kosten von insgesamt 730 Milliarden Euro eingespart werden. Mit anderen Worten: Teuer wird der Verzicht auf die Energiewende und nicht die Energiewende selbst!
Äußerst interessant sind die Kosten und Preise, die den Studien zugrunde liegen. WWF rechnet 2050 mit Ölpreisen von drei Euro je Liter. An der Zapfsäule kostet ein Liter Benzin dann 4,50 Euro und Strom 50 Cent je Kilowattstunde.
Folgende Stromentstehungskosten legt die Leitstudie 2010 zugrunde:
Die Zahlen verdeutlichen, dass Strom aus erneuerbaren Ressourcen bis 2050 deutlich günstiger wird, als fossile Brennstoffe.
Technik | Kosten in Cent je Kilowattstunde | |
2010 | 2050 | |
Kleine PV-Anlage | 31 | 11 |
PV Freifläche | 28 | 7 |
Wind Onshore | 9 | 5 |
Kleines Pflanzenöl BHKW | 26 | 24 |
Geothermie mit Wärmenutzung | 22 | 7 |
Wasserkraft groß | 4 | 6 |
Desertec Strom | 15 | 8 |
Erdgas Neuanlagen | 6 | 13 |
Steinkohle neu | 6 | 9 |
Braunkohle neu (ohne Zertifikatpreis) | 4 | 4 |
Kernkraft alt | 2 | 3 |
Brennstoffkosten Gas (Ct/Kilowattstunde) | 2 | 5 |
Sowohl Hermann Scheer in seinem letzten Buch, als auch Ernst Ulrich von Weizsäcker fordern eine höhere Besteuerung von Energie, um die Effizienz voranzutreiben und Erneuerbare schneller rentabel zu machen. Billige fossile Energien sind die Basis unseres Wohlstands. Würde man für Energie so viel zahlen, wie sie für unseren Wohlstand wert ist, dann läge der Energiepreis beim Zehnfachen des heutigen Preises (Energieproduktivität). Man kann also das Neunfache des Energiepreises als vorübergehendes Geschenk auffassen: Geld genug für die Energiewende.
Dänemarks ehrgeiziges Ziel
Wie ein Junkie hängen alle Industriestaaten an der Nadel fossiler Rohstoffe. Ein Überleben ohne den Stoff erscheint unmöglich. Als erstes und bisher einziges Land hat sich Dänemark eine Entzugskur verordnet und will sich bis 2050 ganz durch Erneuerbare versorgen.
Im Februar 2011 gab die dänische Regierung die neue „Energie-Strategie 2050" bekannt. Man will in einem ersten Schritt die Nutzung fossiler Brennstoffe im Energiesektor bis 2020 gegenüber 2009 um 33 Prozent reduzieren.
Fazit
Jeder Versuch, völlig auf Fossil zu verzichten, greift tief in unser Leben ein. Es reicht dafür nicht, ein paar Windräder und PV-Anlagen mehr zu bauen und auf Stand-By zu verzichten. Dieser Wandel erfolgt nicht freiwillig: wir können nicht wählen, ob wir ihn wollen oder nicht. Er kommt, auch wenn wir ihn nicht wollen! Wir können jetzt noch entscheiden, ob wir diesen Wandel meistern oder nicht. Ob er uns wirtschaftlich ruiniert oder ob wir ihn zu unserem Vorteil nutzen können.
Weitere Informationen:
- „Leitstudie 2010“ - Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland bei Berücksichtigung der Entwicklung in Europa und global
- Energiedaten - Daten und Statistiken
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, Berlin, hat erstmals eine Energie-Anwendungsbilanz vorgelegt. weiter lesen
Neue Energiebilanzen
(13. April 2011) Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, Berlin, hat erstmals eine Energie-Anwendungsbilanz vorgelegt. Die Zahlen für 2008 sind auf www.ag-energiebilanzen.de einsehbar.
Damit werden der Verbrauch und die einzelnen Anwendungszwecke in den Bereichen Industrie, Gewerbe-Handel-Dienstleistungen, bei Privathaushalten und im Verkehr ermittelt. Bisher berechnete die AG Energiebilanzen nur Daten zum Aufkommen und zum Endenergieverbrauch.
Methodisch ungesichert war, wie Energie als Wärme, Kälte, Prozessenergie, mechanische Energie, Elektronik und Beleuchtung in den Endenergiesektoren eingesetzt wird.
schließenDie anziehende Konjunktur und das kalte Winterwetter ließen 2010 den Primärenergieverbrauch wachsen. weiter lesen
Energieverbrauch 2010 gestiegen
(25. März 2011) Die anziehende Konjunktur und das kalte Winterwetter ließen 2010 den Primärenergieverbrauch (PEV) um 4,6% auf 479,6 Mio t Steinkohleneinheiten (SKE) wachsen, meldet die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB), Berlin.
Der Verbrauch liege damit aber noch gut 1% unterhalb des Niveaus von 2008. Der Verbrauch von Steinkohle stieg um über 15% auf 57,8 Mio t SKE, der an Mineralöl um über 1% auf 161,3 Mio t SKE, der an Braunkohle lag mit 51,5 Mio t SKE leicht über Vorjahresniveau.
Der Erdgasverbrauch stieg um 4,2% auf 104,5 Mio t SKE. Die inländischen Kernkraftwerke steigerten ihren Beitrag zum PEV um 4% auf 52,3 Mio t SKE. Die erneuerbaren Energien trugen mit 45,0 Mio t SKE bei, 10% mehr als im Vorjahr, womit sich der Anteil aller erneuerbarer Energien am PEV von 8,9% auf 9,4% vergrößerte.
Die Stromerzeugung aus Wasserkraft ohne Pumpspeicher stieg um über 3%, die der Windkraft ging um 5,5% zurück. Der Beitrag der Photovoltaik wuchs um mehr als 80%. Biomasse und Biokraftstoffe konnten um 12% und 4% zulegen.
Der höhere Energieverbrauch habe zu einem Anstieg des energiebedingten CO2-Ausstoßes geführt, hieß es, schätzungsweise um 4%. Der Bruttostromverbrauch stieg 2010 um 4,3%, die Bruttostromerzeugung im Vergleich zum Vorjahr um 4,7%.
Die Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energieträger legte um 7,8% zu, die aus Steinkohle um 7,5% und die aus Erdgas um 7,2%. Die Stromerzeugung der Kernkraftwerke nahm um 4,2% und die aus Braunkohle um 1% zu.
Der Anteil der erneuerbaren Energieträger an der gesamten Bruttostromerzeugung erhöhte sich von 16,0% auf 16,5%. Der Überschuss im Stromaustausch mit dem Ausland lag 2010 bei 17 Mrd kWh.
schließenJedes Jahr stößt Deutschland 880 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases CO2 aus weiter lesen
Meine elf Tonnen CO2
Jedes Jahr stößt Deutschland 880 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases CO2 aus. Auf jeden Einwohner entfallen also im Durchschnitt elf Tonnen - neun Tonnen mehr, als Klimaforscher für vertretbar halten. Hier erfahren Sie, wo die Emissionen verursacht werden und wie sie verringert werden können.
(13. März 2010) Hauptverursacher von CO2-Emissionen ist der private Konsum und der Verkehr. Die Grafik zeigt, dass jeder zumindest einen Teil der Emissionen selbst beeinflussen kann: Wer weniger Fleisch isst, seine Wohnung oder sein Haus gut isoliert und auf unnötige Flugreisen verzichtet, der kann ohne Weiteres zwei oder drei Tonnen Kohlendioxid sparen.
Doch in die Bilanz fließen auch Emissionen ein, die Verbraucher nicht durch ökologisch bewusstes Verhalten beeinflussen können, sondern bestenfalls durch ihren politischen Willen. Dazu gehört die Menge der Treibhausgase, die zum Beispiel Bundeswehr, Krankenhäuser oder Banken in die Luft blasen.
Im Ländervergleich befindet sich Deutschland im Mittelfeld der Industriestaaten. Die USA emittieren 81 Prozent mehr CO2 pro Kopf.
6,5% weniger: so gering wie Anfang der 70er weiter lesen
Energieverbrauch 2009 gesunken
(5. Februar 2010) Der Primärenergieverbrauch (PEV) in Deutschland sank 2009 nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (Ageb), Berlin, mit 453,1 Mio t Steinkohleneinheiten (SKE) um 6,5% unter den Vorjahreswert. Das Verbrauchsniveau ist das niedrigste seit Anfang der 1970er Jahre.
Der Mineralölverbrauch verminderte sich um 5,8% auf 156,8 Mio t SKE, wobei Öl mit 34,6% am Gesamtverbrauch der wichtigste Energieträger bleib. Der Erdgasverbrauch sank 2009 um 5,5% auf 98,5 Mio t SKE. Damit stieg sein Anteil leicht auf 21,7%.
Bei der Steinkohle sank der Verbrauch um rund 18% auf 50,3 Mio t SKE. Sie deckte 2009 noch rund elf 11% des Energieverbrauchs ab. Braunkohle trug mit 51,5 Mio t SKE knapp 3% weniger zur Energiebilanz bei, ihr Anteil stieg leicht auf 11,4%.
Um knapp 10% auf 50,1 Mio t SKE sank die Stromerzeugung aus Kernkraft, die damit 11% des Gesamtbedarfs abdeckte. Wasserkraftwerke (ohne Pumpspeicher) produzierten 2009 rund 7% weniger Strom.
Die Stromerzeugung der Windkraftanlagen sank um etwa 8%. Die erneuerbaren Energien konnten insgesamt ihren Beitrag zur Deckung des Energieverbrauchs um knapp 1% auf 9% erhöhen, wobei es vor allem Zuwächse bei Biomasse und Photovoltaik gab.
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2010 bis 2012 bis 2009
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