Gabriel will Schiefer-Fracking verbieten, in Sandstein bleibt es erlaubt
(30. Juni 2014) Der Begriff „Fracking“ dient seit Anfang 2013 als Zündstoff in der umweltpolitischen Diskussion. Dabei ist die unkonventionelle Förderung vor allem von Erdgas auch in Deutschland, beispielsweise in Niedersachsen, seit Jahrzehnten gängige Praxis. Der Funke des Anstoßes ist eine neue Methode, bei Bohrungen auch in Schiefergestein effizienter werden. Herkömmlich wird in Deutschland nicht Shale Gas (Schiefergas) sondern Tight Gas (Gas aus Sandstein) gefördert. Nur in Niedersachsen sollen, nach Angaben der Plattform „Unkonventionelle Gasförderung“, bereits Schiefergasbohrungen stattgefunden haben.
Jetzt berichtet der Focus über das Vorhaben des Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel, ein Verbot der neuen Fracking-Methode für Schiefergas zu verabschieden. Diese Methode hat in den USA bereits zu einem regelrechten Gasförderboom geführt. Befürworter der Methode argumentieren mit günstigeren Rohstoffen, weniger Abhängigkeit von Importen und der damit steigenden Attraktivität Deutschlands als Wirtschaftstandort. Skeptiker warnen vor Umweltschäden und zu geringen Erfahrungswerten mit der neuen Technik. Der Focus zitiert Gabriel in seinem Vorhaben wie folgt: „Die heutige Fracking-Technologie, wie sie in den USA und Kanada verwendet wird, wird es in Deutschland nicht geben.“ Diese Regelung solle im Berg- und Wasserrecht verankert werden. Dabei ist es nicht auszuschließen, dass eine veränderte Fracking-Methode nicht doch die Zustimmung der Regierung erhalten könnte. Zudem ist von diesem Verbot nur die „neue“ Methode betroffen. Bestehende und bewährte Bohrungen, vor allem in Sandstein, sind nicht Gegenstand dieser Regulierungen. Focus zitiert Gabriel weiter: „Das in Deutschland seit Jahrzenten bekannte Fracking bei der Erdgasförderung aus Sandgestein muss weiter möglich bleiben.“ Das entsprechende Gesetz soll noch im Herbst verabschiedet werden.
Aus Berichten zu Beginn des Monats (beispielsweise im Spiegel oder Tagesspiegel) kann man herauslesen, dass eine Fracking-Methode, bei der für die Umwelt vertretbare Chemikalien eingesetzt werden, die Zustimmung der Regierung finden könnte. Möglich ist auch, dass weitere Erfahrungswerte, genauere Forschungsergebnisse und technische Weiterentwicklungen die in der Kritik stehende Methode zukünftig legitimieren. Dabei ist es mehr als unwahrscheinlich, dass es in Deutschland einen ähnlichen Förderboom wie in den USA geben könnte. Wie der Focus darstellt, schränken allein die begrenzte Fläche, größere Bevölkerungsdichte und die ausschließliche Erlaubnis auf die Vorkommen außerhalb von Wasserschutzgebieten die Möglichkeiten des Frackings in deutschen Schiefergesteinen drastisch ein.