Daten und Statistiken
Segment-ID: 10491Weniger ist nicht wenig genug
Seit einigen Jahren verbrauchen deutsche Haushalte und Industrie weniger Energie. Von einer Kehrtwende kann aber keine Rede sein, belegt die Studie „Energieeffizienz in Zahlen“ vom Ökoinstitut in Freiburg und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe. Von den Energiespar-Slogans der 70er-Jahre ist nichts mehr zu hören.
(06. Dezember 2011) Die Energiedienstleistungsrichtlinie der EU verpflichtet Deutschland dazu, zwischen 2008 und 2016 neun Prozent Energie einzusparen. Als Basis dient der Verbrauch in den Jahren 2001 bis 2005.
Zum Download der Studie und des Excel-Tools zum Projekt "Energieeffizienz in Zahlen"
Deutschland muss demnach seinen Energieverbrauch zwischen 2006 und 2016 um 208 TWh (748 Petajoule) senken, also von 4.111 TWh auf rund 3.888 TWh. Glück für Deutschland: Zwischen 2008 und 2009 sank der Primärenergieverbrauch wegen der Wirtschaftsflaute auf 3.722 TWh. Allerdings stieg der Energiebedarf 2010 wieder deutlich an. Deutschland kann das Einsparziel bis 2016 also nur erreichen, wenn es in den kommenden Jahren keinen weiteren Anstieg des Energieverbrauchs gibt.
Der zweite Plan der Bundesregierung zur Energieeffizienz (NEEP 2011) führt zahlreiche Energiesparmaßnahmen an und beziffert deren Einspareffekt.
Gleichbleibender Verbrauch
Unterdessen ließ das Umweltbundesamt die Energieeffizienz der Jahre 1996 bis 2008 vom Öko-Institut und dem Fraunhofer-Institut ISI untersuchen. Danach ist der Energieverbrauch in den Privathaushalten etwa gleich geblieben. Der Verbrauch der Haushaltsgroßgeräte ist im Durchschnittshaushalt seit 1995 ständig gesunken.
Verbrauch je Hausgerät (Durchschnitt Bestand) |
1995 | 2008 |
Gefriergerät | 364 | 283 |
Geschirrspüler | 293 | 230 |
Waschmaschine | 270 | 208 |
Fernseher | 184 | 171 |
Insgesamt | 1.420 | 1.136 |
Ein voll ausgestatteter Haushalt verbrauchte 2008 rund 300 Kilowattstunden jährlich weniger Strom als 1995. Bei neuen Geräten ist der Verbrauch sogar noch stärker gesunken. Verbrauchte ein neuer Kühlschrank 1980 noch 262 Kilowattstunden jährlich, so waren es im Jahr 2005 bei einem A++ Gerät nur noch 63 Kilowattstunden im Jahr.
Bei der Raumwärme beträgt der Durchschnittsverbrauch für Bestandsgebäude 161 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr (2007). Bei Passivhäusern liegt er bei 15 Kilowattstunden und bei Neubauten nach EnEV 2009 bei rund 50 Kilowattstunden. Im Durchschnitt verheizte jeder Haushalt im Jahr 2007 13.400 Kilowattstunden, das waren 1700 Kilowattstunden weniger als noch im Jahr 1996.
Entwicklung des Energieverbrauchs | |||
(TWh) | 1990 | 2000 | 2010 |
Primärenergie Deutschland | 4.140 | 4.000 | 3.901 |
Endenergie Haushalte | 662 | 718 | 718 |
Für Beleuchtung werden von Privathaushalten bundesweit elf TWh verbraucht, der gesamte Haushaltsstromverbrauch liegt bei 160 TWh. Für Kochen werden 34 TWh „verbraten“ und fürs Heizen 535 TWh. Je Wohnung verbraucht die Beleuchtung 300 kWh jährlich, alle Hausgeräte und Pumpen zusammen 1.680 kWh. Zwischen 1996 und 2007 sank der Stromverbrauch für Beleuchtung um rund zehn Prozent.
Immer weniger Wohnungen werden elektrisch beheizt, der Anteil sank von 4,3 Prozent im Jahr 1996 auf 3,6 Prozent im Jahr 2007. Aber immerhin noch über 13 Prozent des gesamt Stromverbrauchs von Haushalten werden für die Gebäudeheizung verwendet. Der Stromanteil an der elektrischen Warmwasserbereitung nimmt dagegen zu.
Der Anteil Erneuerbarer an der Wohnungsheizung stieg rasant: von 3,7 Prozent 1996 auf 10,8 Prozent. Dahinter stecken vor allem solarthermische Anlagen und Holzheizungen.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Die Statistik zeigt auch, welche Heizsysteme neu installiert werden: Über die Hälfte der neuen Heizungen sind Gas-Brennwertkesssel (52 Prozent), gefolgt von Gas-Niedertemperaturkesseln (17 Prozent). Auch bei den neuen Ölheizungen überwiegen Brennwertsysteme (11,3 Prozent) gegenüber sogenannten NT-Ölheizungen (sieben Prozent). Wärmepumpen haben mit neun Prozent einen gut doppelt so hohen Anteil an den neu installierten Heizsystemen wie zentrale Biomassekessel. Das ergibt sich aus der Statistik der Gerätehersteller. Man sieht, dass Brennwertsysteme heute Stand der Technik sind und die Niedertemperaturkessel abgelöst haben.
Darüber hinaus sind Solarthermie-Anlagen auf dem Vormarsch: Gegenüber 134 Megawatt im Jahr 1994 haben sich die installierten Leistungen bis 2008 auf 1.300 Megawatt verzehnfacht.
Wärmedämmung stagniert
Die neu installierten Wärmedämmungen unterdessen stagnieren seit Mitte der neunziger Jahren auf gleichem Niveau.
Segment-ID: 12331Entwicklung der Energieintensitäten
Energieintensität EU-15 1990-2002
(Durchschnittliche Reduzierung p.a. in Industrie 1,1%, Haushalte seit 1996 stagniert.)
Quelle: ODYSSEE - Enerdata, Ademe/Wolfgang Stinglwagner
Segment-ID: 10490Energieproduktivität in % p.a. in Deutschland
Quelle: Wolfgang Stinglwagner
Segment-ID: 3516