Strom überwiegend erneuerbar
Von Louis-F. Stahl
(2. März 2021) Der Anteil erneuerbar erzeugten Stroms betrug im Jahr 2020 Zahlen des Fraunhofer ISE zufolge erstmals knapp über 50 Prozent – im Vorjahr 2019 waren es noch gut 46 Prozent. Diese Entwicklung sei einerseits auf den mit 3,9 GW ungebrochen starken PV-Zubau zurückzuführen, andererseits aber auch auf einen um rund 3,6 Prozent zurückgegangenen Stromverbrauch. www.energy-charts.info
Als weitere Faktoren für den gestiegenen Anteil der Erneuerbaren benennen die Experten vom Fraunhofer ISE sowie vom Think-Tank Agora Energiewende die guten Wetterbedingungen für Erneuerbare im Jahr 2020 mit viel Wind und viel Sonne. Anhand von Zahlen, die der Solarenergie Förderverein SfV auf der Webseite www.pv-ertraege.de von PV-Anlagenbetreibern erhebt, sind die spezifischen Erträge pro kWp installierter Solarleistung im Jahr 2020 verglichen mit dem Vorjahr um gut 16 Prozent höher ausgefallen. Wie der für die Anbindung von Nordsee-Offshore-Windparks zuständige Übertragungsnetzbetreiber Tennet mitteilte, sind die Erträge der im Meer stehenden Windkraftanlagen verglichen mit dem Vorjahr um rund 12 Prozent gestiegen.
Nicht nur auf der Erzeugungsseite, auch auf der Nachfrageseite ist erneuerbarer Strom im Aufwind. Erhebungen der Zeitung Energie & Management zu Folge, sei der Ökostromtarifanteil bei 58 befragten Energieversorgern in den letzten fünf Jahren um 74 Prozent angestiegen (E&M Ausgabe 7/2020, S. 10). Der Bund der Energieverbraucher rät bei Ökostromtarifen jedoch zur Vorsicht: Viele Tarife enthalten nur scheinbaren Ökostrom auf Basis von gehandelten Ökostromzertifikaten längst abgeschriebener Erzeugungsanlagen. Verbraucher sollten bei der Tarifwahl darauf achten, inwieweit sich Versorger tatsächlich für die Energiewende einsetzen und wie viele erneuerbare Anlagen sie tatsächlich errichten und betreiben. Vom bloßen Werbeslogan „Ökostrom“ sollten sich Verbraucher nicht blenden lassen.