Des Guten zuviel?
Die Energieversorger verdienen deutlich besser als andere Branchen und haben zugleich ein viel geringeres Risiko.
Von Gunnar Harms
(19. März 2008) - Wie entwickeln sich die Gewinne der Energieversorger im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen? Verdienen die Energieversorgungsunternehmen (nachfolgend EVU genannt) besser oder schlechter als andere Branchen? Diese Frage ist vor allem deshalb interessant, weil Strom- und Gaskonzerne gelegentlich behaupten, dass sie im Vergleich zu anderen Branchen nur unterdurchschnittlich verdienen. Versorger nannten beispieslweise die BASF und die Norddeutsche Affinerie - beide Unternehmen würden deutlich mehr Gewinne einfahren als die Energieriesen.
E.on-Renditen im Vergleich
Zunächst vergleichen wir deshalb das DAX-notierte Unternehmen E.on mit den beiden angeblichen Spitzenverdienern.
Ein aussagekräftiger Vergleich ist anhand von spezifischen Kennzahlen möglich, die sich nicht auf die absolute Höhe der Gewinne beziehen, sondern diese ins Verhältnis setzen. Die Umsatzrendite (UR: Wieviel Gewinn wurde mit jedem Euro Umsatz erzielt) kennzeichnet die Rentabilität eines Unternehmens.

Diese wurde für die letzten beiden verfügbaren Geschäftsjahre aus den jeweiligen Konzern-Geschäftsberichten ermittelt (Angaben vor Steuern, für 2007 liegen noch keine Zahlen vor).
Tatsächlich liegt die UR der BASF geringfügig über der von E.on. Die Erklärung liegt in der Sparte "Öl und Gas" mit ungewöhnlich hohen UR von 31,5 Prozent für 2005 und 30,4 Prozent für 2006.

Vergleich mit anderen Industriezweigen
Die durchschnittlichen Umsatzrenditen der Industrie liegen zwischen 1,5 und drei Prozent. Nach Angaben des Handelsblatt hatten die deutschen TOP-Konzerne im Jahr 2005/2006 eine UR von durchschnittlich etwa fünf Prozent. Die Umsatzrendite nach Steuern sank im Schnitt von 5,4 auf 4,7 Prozent.
Die BASF liegt mit insgesamt 6,6 Prozent weit hinter E.on mit 8,1 Prozent.
Nur der "Ausreißer" SAP (Software) mit 19,9 Prozent vermag die UR von E.on zu übertreffen. In 2007 hat sich der E.on-Gewinn nahezu verdoppelt. Auch RWE ist mit sechs Prozent im oberen Bereich dabei. Vattenfall und EnBW gehören nicht zum DAX, weshalb keine Daten vorliegen.
Fazit
Die deutschen EVU wie E.on und RWE verdienen überdurchschnittlich gut. Wegen der marktbeherrschenden Stellung dieser Unternehmen bei der Erzeugung, der Verteilung und dem Vertrieb ist das Geschäft frei von einem ernstzunehmenden unternehmerischen Risiko. Die Kombination aus geringem Risiko mit überdurchschnittlicher Rendite zeichnet auch viele kleinere Versorgungsunternehmen aus. Diese Unternehmen verfügen durchweg über ein Monopol bei der Verteilung von Strom oder Gas und als Grundversorger über eine marktbeherrschende Stellung beim Vertrieb. Diese Kombination ist einzigartig im Wirtschaftsleben.
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