125 Martin Jensen. Foto: obs/Peter Jensen GmbH/Angerer, Krafft

Den richtigen Heizkessel auswählen

Welcher Kessel soll es sein? Der Markt ist überschaubar. Wertvolle Tipps für die Auswahl geben Dieter Wolff und Kati Jagnow.

(7. Januar 2010)

Bei der Auswahl eines neuen Heizkessels sollte man auf folgendes achten:
  • Möglichst einen Brennwertkessel auswählen (1).
  • Der Kessel sollte keinen Mindestvolumenstrom haben, also über einen genügend grossen Wasserinhalt (bei Ölkesseln) oder eine hohe Leistungsanpasssung (Modulationsgrad bei Gaskesseln bis herunter auf 2 bis 3 Kilowatt) verfügen. Dies ist befriedigend heute nur bei Gaskesseln möglich.
  • Der Kessel sollte entweder keine eigene sondern im Heizkreis eine externe Pumpe haben und immer sollte eine einstellbare Hocheffizienzpumpe eingesetzt werden.
  • Wichtiger als ein hoher Umwandlungswirkungsgrad von 95 oder 98 Prozent bezogen auf den Brennwert ist ein geringer Stillstandsverlust von 0,5 bis max.1,4 Prozent (2).
  • Der Kessel sollte möglichst im beheizten Bereich aufgestellt werden.
  • Der Kessel sollte nicht ohne Grund an einen Pufferspeicher angeschlossen werden (3). Der Pufferspeicher sollte möglichst geringe Bereitschaftsverluste haben.
  • Der Kessel sollte passend dimensioniert sein.
  • Der Kessel sollte sich möglichst auf zehn bis 15 Prozent der Höchstleistung herunterregeln lassen, bei Ölkesseln meist 35 bis 40 Prozent in zwei Stufen.
  • Wärmemengenzähler zur Effizienzkontrolle sind empfehlenswert. Man kann sie auch ungeeicht und gebraucht erwerben.
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Brennwert oder Niedertemperaturkessel? (1)

Bei Gas ist die Brennwerttechnik seit Jahren den Kinderschuhen entwachsen und bei Kleinanlagen nur unwesentlich teurer als die Niedertemperaturtechnik. Viele Brennwertkessel arbeiten überhaupt nicht im Brennwertbetrieb, weil besonders bei Altbauten die Rücklauftemperaturen zu hoch sind oder Überströmung zur Rücklauftemperaturanhebung führt. Aber selbst in diesem Fall bieten die Brennwertgeräte Vorteile, weil die Abgastemperaturen statt der bei einem Niedertemperaturkessel üblichen 120 Grad nur bei 60 bis 80 Grad liegen. Deshalb ist Brennwertbetrieb durchaus auch für Altbauten sinnvoll, zumal eine künftige Sanierung die Brennwertnutzung ermöglichen könnte.

Beim Ölkessel sieht die Lage anders aus. Er ist teurer in der Anschaffung und braucht für die Brennwertnutzung noch niedrigere Temperaturen. Außerdem ist der maximale Mehrnutzen der Brennwertnutzung bei Öl nur sechs Prozent statt wie beim Gas elf Prozent. Wenn es um ein Niedrigenergiehaus geht, ist Brennwerttechnik mit kleinstmöglichen Leistungen und mit Kesseln - nicht Thermen - auch beim Öl unbedingt empfehlenswert.

Stillstands- und Abgasverluste (2)

Der Bereitschaftsverlust eines Kessels wird als Prozentsatz der Anschlussleistung des Kessels angegeben. Beträgt er zum Beispiel ein Prozent, dann sind das bei einem zwölf Kilowatt- Kessel 120 Watt. Für ein ganzes Jahr summiert sich das auf gut tausend Kilowattstunden. Wenn der Kessel fünf Prozent Abgasverlust aufweist, dann sind das bei einer Nutzwärmeabgabe von 12.000 Kilowattstunden 600 Kilowattstunden Verlust. Damit wird deutlich, wie wichtig die Bereitschafts- und Abgasverluste sind.

Pufferspeicher (3)

Viele Planer möchten das häufige Takten von Kesseln durch einen Pufferspeicher beseitigen. In vielen Anlagen braucht man ohnehin einen Speicher, zum Beispiel bei Solar- oder Holzanlagen oder bei Wärmepumpen. Wenn der Speicher aber ausschließlich eingesetzt wird, um das häufige An- und Abfahren des Kessels zu vermeiden, dann sollte man gegenrechnen: Wie viele Kilowattstunden gehen durch das Takten verloren und wie hoch sind dagegen die zusätzlichen Speicherverluste und der Energieverbrauch der Speicherladepumpe? Nur in weniger Anlagen gewinnt der Speicher dieses Duell. Besser als ein Speicher kann ein knapp dimensionierter Kessel sein mit genügend internem Wasserspeicher.

Problematisch beim Speicher ist auch die Vermischung von Vor- und Rücklaufwasser und damit Zerstörung der Temperaturschichtung. Pumpt der Heizkreis zum Beispiel mehr Wärme in den Speicher, als der Speicher abnehmen kann, dann saugt der Kessel sein eigenes Vorlaufwasser wieder an. Die Rücklauftemperatur steigt an. Gleiches gilt auch für die häufig von den Kesselherstellern auch für Brenwertkessel empfohlene hydraulische Weiche Für Brennwertkessel senkt das den Wirkungsgrad.

Diesem Beitrag liegt ein Artikel der Autoren für die Zeitschrift "Gebäude-Energie-Berater" zugrunde.

letzte Änderung: 13.07.2010