ED 04/21 Windkraftzubau: NRW bremst Energiewende (S.19)

Windkraftflaute hält an

Von Louis-F. Stahl

(15. Oktober 2019) Der Zubau von Windkraftanlagen ist im ersten Halbjahr des Jahres 2019 nahezu zum Erliegen gekommen. In den drei Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin sowie in den Bundesländern Bayern, Hessen und Saarland wurde keine einzige Windkraftanlage neu errichtet. In Baden-Württemberg und Thüringen ging jeweils nur eine Anlage und in Schleswig-Holstein zwei Windkraftanlagen neu ans Netz.

In den übrigen Bundesländern sah es nur wenig besser aus. Der Bau neuer Windkraftanlagen an Land hat damit einen historischen Tiefststand erreicht.

130 Wind- und Solarpark / Foto: lovelyday12 / stock.adobe.com

Seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 wurden noch in keinem Halbjahr weniger Windkraftanlagen neu errichtet als im ersten Halbjahr dieses Jahres. Obwohl sich dieser dramatische Einbruch seit Jahresanfang abgezeichnet hat und bereits die Zahlen des ersten Quartals große Aufmerksamkeit erregten (siehe „Flaute beim Windkraftzubau“), zeichnet sich nicht ab, dass die politischen Entscheider die Rahmenbedingungen für die Windkraft zu verbessern gedenken. Nachdem die deutsche Solarindustrie durch politische Fehlentscheidungen im Jahr 2012 vernichtet wurde, droht jetzt mit der Windkraftbranche der nächste Jobmotor abgewürgt zu werden. Die Gewerkschaft IG Metall hat ermittelt, dass in den letzten Monaten bereits rund 10.000 Arbeitsplätze abgebaut wurden.

Der Anlagenbauer Senvion mit rund 4.000 Arbeitsplätzen musste im April Insolvenz anmelden und ist in den Zahlen der IG Metall noch nicht enthalten. Andere Anlagenbauer sind zuletzt tief in die roten Zahlen gerutscht. Viele Zulieferer, wie beispielsweise Aero Ems in Haren mit einstmals 600 Mitarbeitern und der zweitgrößten Produktionshalle des Emslandes, wurden in den letzten Monaten bereits abgewickelt. Zehntausende weitere Arbeitsplätze stehen mit der Windkraftbranche auf der Kippe und die Politik schaut tatenlos zu.

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letzte Änderung: 15.12.2021