Dämmung von Altbauten

Ein gut gedämmtes Gebäude hat zwei wichtige Vorteile: Es verbraucht dauerhaft weniger Energie und ermöglicht zudem den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe. Sehr gut gedämmte Häuser brauchen gar keine Heizung mehr. 
Von Markus Hohmann 

(27. Juli 2023)  Wärmeschutz und Wärmepumpen sind gemeinsam viel effizienter als jede einzelne Technologie für sich. Kombiniert tragen sie dazu bei, die elektrische Energie effektiver zu nutzen, durch gedämmte Gebäude den Heizwärmebedarf zu senken und auch das Stromnetz zu entlasten. 

 ED 02/2023 Dämmung von Altbauten (S. 12-14) 

Markus Hohmann | Jahrgang 1975, gelernter Schreiner und Dipl. Bauingenieur, Inhaber eines Energieberatungsbüros mit den Schwerpunkten Wohngebäude, Sanierungsfahrplan (iSFP) und Wärmepumpen. Seit 2012 Regionalpartner der LandesEnergieAgentur Hessen.

Wärmepumpen arbeiteten am effizientesten mit niedrigen Vorlauftemperaturen (<55 °C) in gut gedämmten Gebäuden. In ungedämmten Häusern braucht es leistungsstärkere, teurere Geräte mit höherem Stromverbrauch. Aber erst die Hälfte aller Gebäude ist in Deutschland bisher auf ihren Einsatz vorbereitet, also Niedertemperatur-ready. Das sorglose Einbauen von Wärmepumpen in ungeeignete Gebäude zieht nicht nur hohe laufende Kosten nach sich, sondern überlastet auch die Stromerzeugung, belastet die Stromnetze und damit die Umwelt. Die EU strebt an, dass alle neuen Gebäude spätestens 2030 keine Emissionen mehr ausstoßen und bestehende bis 2050 zu Nullemissionsgebäuden umgebaut werden.

Hier ein paar Einblicke aus der Praxis, wie die Gebäudehülle ertüchtigt werden kann: Alle der folgenden Dämmmaßnahmen lassen sich unabhängig voneinander durchführen. Die Energieeinsparungen der Einzelmaßnahmen in kWh pro Jahr hängen vom erreichten U-Wert und von der Größe der gedämmten Fläche ab und addieren sich für alle Flächen. 

  ED 02/2023 Dämmung von Altbauten (S. 12-14)  

Dachschrägen und Dachboden

Oft bringt die Dämmung von Dachböden und Dachschrägen bei geringstem Aufwand die höchste Dämmwirkung. Sie sollte mit Zellulose und Holzfaser, also nachwachsenden Dämmstoffen, ausgeführt werden. Denn diese haben einen sehr guten sommerlichen Wärmeschutz, der teilweise fünfmal besser wirkt als bei anderen Dämmstoffen. Oftmals kommt man daher ohne Kühlung im Dachgeschoss aus. Die Dämmwirkung natürlicher Dämmstoffe ist jedoch im Vergleich zu der von Dachdeckern meist gewählten Polyurethandämmung geringer, weshalb die Dämmschicht um 50–100 % dicker sein muss: Wärmeleitfähigkeitsstufe WLS 038–047 gegenüber WLS 023–027. Je geringer die Wärmeleitfähigkeit, desto besser ist bei gleicher Dämmschichtdicke die Dämmwirkung.

  ED 02/2023 Dämmung von Altbauten (S. 12-14)  

Die Wärmedämmung wird hier zwischen Dachsparren und Ziegeln aufgebracht.

Eine 14 cm dicke Zwischensparrendämmung führt auf ein konventionelles Niveau von circa U = 0,34 W/(m2K). Um einen förderfähigen U-Wert von 0,14 W/(m2K) zu erreichen, werden hier Dämmstärken von mindestens 30 cm benötigt. Um auf diese Dicke zu kommen, muss der vorhandene Sparren aufgedoppelt (erhöht) werden. Zudem sollte eine dünne Aufsparrendämmung von 3–4 cm montiert werden, also eine Dämmung zwischen Sparren und Dachziegeln. Ebenfalls möglich sind Kombinationen von Zwischensparren- und Untersparrendämmung mit insgesamt 30–35 cm Dämmdicke. Bei unbeheizten Dachböden liegt die Dämmung auf der obersten Geschossdecke oder zwischen den Deckenbalken. Für eine konventionelle Dämmung reichen 20 cm, für eine zukunftsweisende sind 30–35 cm erforderlich. Dies gilt auch für die Dämmung von Flachdächern.

Wissenswert ist zudem, dass Einblasdämmstoffe wie Zellulose oftmals die günstigste Variante einer Dämmung sind. Sie haben einen sehr geringen Herstellungsaufwand (graue Energie) und können oft anstelle von Mineralwolle eingeblasen werden.

Zu beachten ist bei der Dachdämmung immer die exakte Ausführung der luftdichten Ebene (Lüftungswärmeverluste) beispielsweise in Form einer geeigneten Folie, da im Gegensatz zu verputzten Außenwänden die luftdichte Ebene noch nicht vorhanden ist. Wird die luftdichte Ebene im Dach und bei Erneuerung von Fenstern verbessert, so ist der nutzerunabhängige Mindestluftwechsel nach DIN 1946-6 rechnerisch zu prüfen und gegebenenfalls sind Fensterfalzlüfter oder Lüftungsanlagen einzubauen.

Kosten: Als aktueller Erfahrungswert im Raum Frankfurt für ein neu gedecktes und gedämmtes Steildach inklusive Folien usw. kann man mit 400–500 Euro brutto pro m2 rechnen. Je nach Regionen variieren die Preise. Die Dämmung eines Dachbodens (oberste Geschossdecke) sollte für 100 Euro brutto pro m2 umsetzbar sein.

Außenwände

Die Fassade ist ähnlich wie das Dach eine der größten Flächen am Gebäude, durch die Wärme entweichen kann (Transmissionswärmeverluste). Als Dämmstoffe eignen sich verschiedenste Produkte, um bei Häusern, die vor 1977 gebaut wurden, einen Bafa-förderfähigen Wert von U = 0,20 W/(m2K) zu erreichen:

  • Holzfaserdämmung (WLS 040), mindestens 18 cm
  • Mineralwolle (WLS 035), mind. 16 cm
  • Polystyrol (WLS 032), mind. 14 cm
  • Polyurethan (WLS 024), mind. 12 cm
  • Resolhartschaum (WLS 021), mind. 10 cm

Die Einsparung pro m2 gedämmter Wand-fläche beträgt bei Baujahr 1965 und bisher ungedämmter Außenwand circa 85 %! Eine Dämmung auf Passivhausniveau erfordert eine Dämmstoffstärke von mindestens 20 cm (U = 0,1 W/(m2K)), abhängig von der Dämmstoffgüte. Eine zukunftsweisende Dämmung ist allein mit einer Innendämmung nicht zu erreichen, jedoch kann diese zumindest ein Stück weiterhelfen.

Zu beachten sind besonders bei der Fassadendämmung verschiedenste Details rund um die Fenster (Leibung, Brüstung, Sturz), ein lückenloser Anschluss zur Dach- oder Dachbodendämmung, die „Überdämmung“ der Wandflächen bis unterhalb der Kellerdeckendämmung (bei unbeheizten KG-Räumen) und optimalerweise bis zum Fundament bei wohnlich genutzten Kellerräumen. 

Kosten: Als Erfahrungswert für eine gedämmte Wand inklusive Oberputz kann man mit 150 (Polystyrol)–200 (Holzfaser oder Resolhartschaum) Euro brutto pro m2 rechnen.

  ED 02/2023 Dämmung von Altbauten (S. 12-14)  

Hier lohnt sich Dämmen: Neben dem Dach sind die Außenwände die größte Energieschleuder im Haus. 

Kellerdecke und -boden

Die Dämmung der Decke unter dem letzten beheizten Geschoss (KG-Decke) oder des KG-Bodens mindert den Transmissionswärmeverlust an unbeheizte Räume oder zum Erdreich. Die Anforderungen zum Erhalt der Bafa-Förderung sind geringer, da unbeheizte KG-Räume oder das Erdreich nicht so kalt werden wie die Außenluft bei Fassaden- und Dachflächen.

Oftmals werden zur Dämmung an KG-Decke oder -Boden hochwirksame Platten gewählt, da die Raumhöhe beschränkt ist. Die für eine Förderung benötigte Dämmstärke liegt bei 8–9 cm, sofern mit Resolhartschaum oder Polyurethan gedämmt wird. Damit wird bereits der geforderte U-Wert von 
0,25 W/(m2K) erreicht beziehungsweise unterschritten. Für eine zukunftsweisende Dämmung sollten es aber schon 12–16 cm sein. Sinn macht eine sogenannte Verzögerungsdämmung in Höhe von 30–50 cm unterhalb der Kellerdecke als Ergänzung zur Kellerdeckendämmung, da ansonsten die Wärme aus dem EG (teilweise) über die Außenwände in das KG wandert. 

Kosten: Als Richtwert kann man mit 120 Euro brutto pro m2 rechnen oder 50 Euro brutto pro m2 Materialkosten bei Eigenleistung (Material ist förderfähig).

Fenster und Haustüren

Fenster und (verglaste) Haustüren mit Baujahr 1995 oder älter sind häufig noch mit Standardisoliergläsern oder bei Türen sogar mit Ein-Scheiben-Verglasung versehen. Sie dämmen im Vergleich zu heutigen Fenstern deutlich schlechter. Noch größer ist der Unterschied zu dreifach verglasten Fenstern. Hinzu kommt das Thema der besser dämmenden Fensterrahmen (bis zu 8 Kammern bei Kunststoffrahmen sind machbar) und der heute fast immer verwendeten „warmen Kante“ als äußerem Abschluss der Verglasung. 

Der geforderte U-Wert für die Bezuschussung neuer Fenster liegt bei 0,95 W/(m2K), setzt aber voraus, dass die angrenzenden Bauteile (in aller Regel die Fassade) einen besseren Wert als das neue Fenster haben. 

Die Uw-Werte (Uw = Uwindow) verschiedener Altersklassen und Verglasungen stellen sich wie folgt dar:

  • 1-fach-Glas/Holzrahmen (bis 1960er-Jahre): Uw = 5,0 W/(m2K)
  • 2-fach-Glas/Aluminiumrahmen (bis 1983): Uw = 4,3 W/(m2K)
  • 2-fach-Glas/Aluminiumrahmen (1984–1994): Uw = 3,2 W/(m2K)
  • 2-fach-Glas/Kunststoffrahmen (bis 1994): Uw = 3,00 W/(m2K)
  • 2-fach-Glas/Holzrahmen (bis 1994): Uw = 2,70 W/(m2K)
  • 2-fach-Glas/Holz- oder Kunststoffrahmen (1995–2012): Uw = 1,30–1,90 W/(m2K)
  • 3-fach-Glas/Holz- oder Kunststoffrahmen (Stand heute): Uw = 0,60–0,95 W/(m2K)

Zu beachten ist wie schon bei den Dacharbeiten die exakte Ausführung der luftdichten Ebene zur Verhinderung von Bauschäden und zur Minimierung der Lüftungswärmeverluste mittels geeigneter Klebebänder, Dichtestoffe oder sogenannter 3-D-Bänder. Hierzu sind Vorarbeiten notwendig (Glattstrich mittels Zementputz). Zudem ist zu beachten, dass die Dämmung der Wandflächen bis auf den Fensterrahmen läuft, um Wärmebrücken zu vermeiden, weil es ansonsten zu Auskühlung und Kondensat an den Leibungen kommen kann.
Kosten: Als Richtwert für ein neu geliefertes und montiertes Kunststofffenster (dreifach verglast, Uw 0,80 bis 0,90 W/(m2K)) ist mit 
circa 700 Euro brutto pro m2 zu rechnen. Die zusätzliche Dämmung von Rollladenkästen oder deren Austausch gegen elektrische Kästen sollte man mit 100 Euro pro Laufmeter be-ziehungsweise 400 Euro pro Stück ansetzen.

Zusammenhang zwischen Effizienzklasse, Energieverbrauch und Haustyp
Energieeffizienzklasse kWh / m2 jährlich Haustyp
A+ 0 – 30 Neubauten mit höchstem Energiestandard
z.B. Passivhaus, KfW 40
A 30 – 50 Neubauten, Niedrigenergiehäuser, KfW 55
B 50 – 75 normale Neubauten
C 75 – 100 Mindestanforderung Neubau
D 100 – 130 gut sanierte Altbauten
E 130 – 160 sanierte Altbauten
F 160 – 200 sanierte Altbauten
G 200 – 250 teilweise sanierte Altbauten
G über 250 unsanierte Gebäude
Quelle: www.wegatech.de/ratgeber/energieeffizienzklasse-haus
Eigenleistung

Handwerklich begabte Hauseigentümer können die Kellerdecke oder in vielen Fällen auch den Dachboden selber dämmen und ein ähnlich gutes Ergebnis erreichen wie bei der Umsetzung durch Fachfirmen. Innendämmung fällt auch hierunter, sollte aber bauphysikalisch geprüft werden, um Bauschäden zu vermeiden.

Förderung

Die aktuelle Zuschussförderung des Bundes nennt sich BEG EM (Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen) und liegt zum Stand der Erstellung des Artikels bei 15 %. Wird vorab ein Sanierungsfahrplan erstellt, erhöht sie sich um weitere 5 %. Die Grenze der förderfähigen Kosten bei Wohngebäuden liegt bei 60.000 Euro pro Wohneinheit (WE) und Jahr und ist bei Mehrfamilienhäusern auf maximal 10 WE x 60.000 Euro gedeckelt.

Fazit

Die Dämmung der Gebäudehülle ist eine durchaus kostenintensive Angelegenheit. Jedoch muss berücksichtigt werden, dass oftmals ohnehin ein Fenstertausch, eine neue Dacheindeckung oder der Anstrich der Fassade anstehen. Dadurch liegen die „energetischen Mehrkosten“ üblicherweise zwischen 10 und 60 %, wovon der Bund mittels Förderprogramm BEG EM bis zu 20 % zusteuert und gegebenenfalls weitere Programme (etwa kommunaler Energieversorger) genutzt werden können. 

Die Dämmung vermindert die Heizkosten bis in alle Ewigkeit ganz unabhängig von der Heizung. Und sie ermöglicht einen hohen Wirkungsgrad der Wärmepumpe. Auch erhöht sie die Behaglichkeit der Wohnräume, weil die Innenwände im Winter wärmer und im Sommer kühler sind. 

letzte Änderung: 24.07.2023