Statt Ölheizung ein Blockheizkraftwerk
Ein Erfahrungsbericht von Reinhard Welker aus Karlsbad
(15. März 2006) - Am 16. Dezember 2005 am späten Nachmittag geschah das große Ereignis: Unser Blockheizkraftwerk ging zum ersten Mal ans Netz und zwar gleich in doppelter Funktion: Es liefert seitdem die Wärme für Heizung und Brauchwasser in unserem Dreifamilien-Haus und einen Teil des Stroms für unsere vierköpfige Familie. Die überschüssige Elektrizität wird ins Netz des örtlichen Stromversorgers eingespeist und nach den Vorgaben des Stromeinspeisegesetzes vergütet.
Dämmung wäre besser, aber teurer gewesen
Wir konnten uns zu einer vollständigen energetischen Sanierung des Hauses nicht entschließen. Die aufwändige Dämmung der Fassade und die Erneuerung der Fenster wären mindestens doppelt so teuer gekommen wie das BHKW. Die Alternative hieß für uns: BHKW, Strom und Wärme produzieren und verkaufen. Kraft-Wärme-Kopplung war für mich schon immer das "Zauberwort", das mich antrieb, alles über BHKWs zu lesen, was erreichbar war.
Die verschiedenen Angebote auf dem Markt wurden durchgespielt, schließlich blieben wir bei dem leistungsmodulierenden Gerät von Ecopower hängen. Dahinter steht die Firma Vaillant, einer der größten Hersteller von Heizungstechnik auf dem europäischen Markt.
Das Ecopower hat eine elektrische Leistung von 1,3 bis 4,7 kWel. Die thermische Leistung bewegt sich zwischen vier und 12,5 kWth. Das Gerät passt seine Drehzahl und damit seine momentane elektrische und thermische Leistung selbsttätig dem aktuellen und dem erfahrungsgemäß zu erwartenden Wärmebedarf des Hauses an. Aufgrund seiner "elektronischen Fähigkeiten" lernt es die Gewohnheiten der Nutzer kennen und verarbeitet diese Informationen. Die Fähigkeit zur Modulation bringt dem Eigentümer zusätzlich bares Geld: Sein BHKW läuft nämlich dadurch wesentlich mehr Stunden im Jahr als ein BHKW mit fester Leistung. Dies wiederum bedeutet nach Werksangaben eine um bis zu 60 Prozent höhere Stromausbeute.
Installation der Anlage
Der uralte Ölkessel von 42 kW (!) Leistung wurde durch das Ecopower Mini-BHKW ersetzt. Dazu kamen: ein 1.000- Liter-Pufferspeicher und ein separater 300-Liter-Speicher für das Warmwasser vom örtlichen Fachhandel. Der Pufferspeicher ist unabdingbar für ein Haus von 1976 mit 265 Quadratmetern Wohnfläche und acht bis neun Bewohnern. Auf den Extra-Speicher für Warmwasser könnte man bei Häusern mit geringerem Wärmebedarf verzichten. Wegen des durchschnittlichen Verbrauchs von jährlich 4.500 Litern Heizöl wurden zur höheren Betriebssicherheit beide Speicher installiert. Dies bedeutet allerdings zusätzlichen Raumbedarf. Der Umbau durch das professionell arbeitende Dreier-Team von Handwerkern aus Thüringen dauerte knapp zwei Tage, nur etwa drei Stunden gab es keine Wärme im Haus. Erstaunlich ist, dass unser BHKW auch bei Temperaturen bis minus fünf Grad mit der geringen thermischen Leistung von 12,5 kW alle Ansprüche an Raumtemperatur und Warmwasser erfüllen konnte. Es läuft dann rund um die Uhr, in Schwachlastzeiten mit verringerter Drehzahl und Leistung.
Die wirtschaftliche Seite
Die Investition mit allen Anschlussarbeiten in unserem Haus betrug circa 29.900 Euro, darin ist der Aushub des Erdreichs für den Flüssiggas-Tank für 1.000 Euro enthalten. Der Investitions-Betrag ist vollständig finanziert über ein Darlehen aus dem Wohnraum-Modernisierungsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit einem Effektivzins von 3,16 Prozent und monatlicher Zins und Tilgung von 261 Euro. Die Tilgung wurde so gewählt, dass das gesamte Projekt nach zehn Jahren bezahlt sein wird. Das Darlehen muss über die Hausbank beantragt werden, welche die Bonität prüft und das Risiko des Ausfalls trägt. Fast alle Banken haben sich auf diesen Service eingestellt. Sie verdienen jedoch daran kaum und sind deshalb manchmal nicht so begeistert, einen KfW-Kredit durchzuleiten.
Wir haben bei der Gemeinde ein Gewerbe angemeldet mit der Bezeichnung Betrieb einer Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage und Verkauf von Strom und Wärme. Wir werden beim Finanzamt die 16 Prozent Mehrwertsteuer für die Anfangsinvestition in der ersten Umsatzsteuer-Voranmeldung mit den sonstigen Ausgaben geltend machen. Die Mehrwertsteuer wird dann vom Finanzamt zurückerstattet. Für die erzeugte Wärme muss Mehrwertsteuer abgeführt werden.
Nach fünf Jahren werde ich vorraussichtlich genauso viel für das BHKW bezahlt haben, wie für eine neue Ölheizung zu zahlen gewesen wäre. In den Folgejahren erziele ich sogar Einsparungen.