ED 01/20 Einladung zur Prosumertagung des Vereins (S.33)
Das Zauberwort heißt Kraft-Wärme-Kopplung, also die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung.

Energie im Doppelpack

 Brötchen oder Kuchen selber backen, Pullover stricken, Glückwunschkarten basteln, wenn eine Ware immer teurer wird, ist es nahe liegend zu überlegen, das gewünschte - falls möglich - künftig selbst herzustellen. Doch beim Strom liegt diese Idee den meisten Menschen fern. Dabei ist es gar nicht so kompliziert. Ein Mini-Blockheizkraftwerk (BHKW) macht's möglich - mit besserem Wirkungsgrad und geringerer Umweltbelastungen, als bei den Großkraftwerken. Und je nach Rahmenbedingungen rechnet es sich sogar, unter die Stromproduzenten zu gehen.
Von Wolfgang Suttor

(14. März 2008) - Das Zauberwort heißt Kraft-Wärme-Kopplung, also die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung. Die Abwärme der großen Braunkohle- und Kernkraftwerke verpufft ungenutzt, weil die Wärmeabnehmer fehlen beziehungsweise zu weit entfernt sind. Versetzt man dagegen ein kleineres BHKW dorthin, wo die Wärme gebraucht wird, kann der eingesetzte Brennstoff weit besser genutzt werden -und Strom gibt's obendrein, Energie also im Doppelpack.

670 763 1059 2059 Wolfgang Suttor

Wolfgang Suttor ist anerkannter BHKW-Experte und seit 12 Jahren Vorstand des Bundes der Energieverbraucher

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung im Wohnungsbau zu organisieren (vgl. Energiedepesche 4/2007). An dieser Stelle soll näher auf die wirtschaftlichen Randbedingungen eingegangen werden. Im Einsatz: ein 18.000 Euro teures Mini-BHKW mit 5,5 kW elektrischer und 12,5 kW thermischer Leistung. Die Tabelle zeigt die verschiedenen Annahmen.

Stromerlös übersteigt Brennstoffmehrkosten

Als Alternative zu einem Heizkessel ergibt sich für das BHKW immer ein finanzieller Vorteil, weil der Erlös aus dem Stromverkauf höher liegt als die Kosten für den Brennstoffmehreinsatz beim BHKW. Ob dieser finanzielle Vorteil groß genug ist, damit sich das BHKW "rechnet", hängt nicht nur von der Benutzungsdauer ab, sondern auch von der persönlichen Einstellung. Ein Sparmeister wird schon mit wenigen Euro seine Befriedigung finden, während ein Kaufmann aus der Industrie eine Amortisationsdauer von weniger als fünf Jahren fordert. So hohe Renditewünsche können tatsächlich nur bei einer Benutzungsdauer (= Volllaststunden) von über 4.000 Stunden und einem Stromverkauf zu Haushaltstarifen erzielt werden. Ein Heizkessel alleine wird sich dagegen nie amortisieren.

Wie wertvoll ist Strom?

Neben der Benutzungsdauer ist auch die Bewertung des Stromes von Bedeutung. Verkauft der BHKW-Betreiber seinen Strom beispielsweise an Mieter, kann er mit 19 Cent/kWh rechnen. Speist er die Energie hingegen zu 100 Prozent in das Netz, kann er nur etwa zehn Cent/ kWh ansetzen. Den dramatischen Unterschied in der Wirtschaftlichkeit veranschaulichen die beiden Kurven in der Grafik. Kommen beim BHKW Biobrennstoffe zum Einsatz, beträgt die Einspeisevergütung nach EEG 18,8 Cent/ kWh. Dieser Wert unterscheidet sich kaum mehr von den Haushaltsstrompreisen.

763_ Amortisationszeit in Abhängigkeit von der Benutzungsdauer

Im Einfamilienhaus unwirtschaftlich

Deckt man den normalen Wärmebedarf eines Einfamilienhauses ganz mit einem Mini-BHKW, so kann man nur mit einer Benutzungsdauer von maximal 2.000 Stunden rechnen. Ebenso hätte ein Heizkessel mit 12,5 kW die gleiche Benutzungsdauer. Selbst wenn man gegenüber einer herkömmlichen Heizung ein paar Euro spart, ist die Wirtschaftlichkeit des monovalent - also ohne Heizkessel - betriebenen BHKW kaum gegeben.

Ab sechs Wohneinheiten sinnvoll

Kombiniert man dagegen ein BHKW mit einem Heizkessel und deckt damit einen höheren Wärmebedarf, etwa in einem Mehrfamilienhaus, steigt für das BHKW die Benutzungsdauer und damit die Wirtschaftlichkeit. Das BHKW deckt beispielsweise bei einer Benutzungsdauer von 4.000 Stunden die Wärmegrundlast. Die Spitzenlast übernimmt an kalten Tagen ein zusätzlicher Heizkessel. Je nach Wärmeschutzstandard der Mehrfamilienhäuser kann das schon ab sechs Wohneinheiten wirtschaftlich interessant werden.

BHKW verbilligt Strombezug

Ein weiteres Kriterium, um die Wirtschaftlichkeit des Mini-BHKW zu beurteilen, sind die Stromkosten. Sie ergeben sich aus den Kapital-, Wartungs- und Brennstoffkosten abzüglich der Einnahmen aus der Wärmeabgabe. Die Tabelle zeigt, dass bereits ab einer Benutzungsdauer von 3.000 Stunden die Stromkosten geringer liegen als die Preise für den Haushaltsstrom. Bei sehr hohen Benutzungsdauern liegen die Stromerzeugungskosten trotz der relativ hohen spezifischen Investitionen für das BHKW unter so manchen Strompreisen in der Industrie.

763_Kosten und Erträge eines BHKW

Höhere Energiepreise verbessern Wirtschaftlichkeit

Bei steigenden Brennstoffpreisen ist das BHKW lange nicht so stark betroffen wie eine Lösung mit einer konventionellen Heizung, weil beim BHKW die Wärmeerlöse im selben Maße steigen wie die Brennstoffpreise. Bei weiter steigenden Strompreisen wird das BHKW immer wirtschaftlicher. Was im Großen für zukünftige Kraftwerke gelten sollte und bereits die Ebene eines Parteitagsbeschlusses erreicht hat - neue Großkraftwerke nur noch in Kraft-Wärme-Kopplung bauen zu dürfen - sollte im Kleinen also dezentral zur Regel werden: die stromerzeugende Heizung. Der reine Heizkessel ist dann Vergangenheit.

Weiterführende Literatur
  • Suttor/Johler/Weisenberger - Das Mini-BHKW, eine Heizung, die Ihr Geld verdient, C.F. Müller Verlag 2005, 3. Auflage Suttor
  • BINE Informationsdienst BHKW, ein Leitfaden für den Anwender, 6. aktualisierte Auflage
  • Loseblattwerk Praxis Kraft-Wärme- Kopplung - Technik, Umfeld, Realisierung - C.F. Müller Verlag, Hrsg. W. Suttor

letzte Änderung: 23.12.2018