Oliver Stens bittet zur Dusch-Challenge
Unser Autor nimmt das Energiesparen sportlich: Mit einem ungewöhnlichen Trick duscht er quasi zum Nulltarif. Zum Nachmachen empfehlen sich aber auch seine übrigen Tipps.
Von Oliver Stens
(1. Dezember 2025) Menschen sind so verschieden wie ihre Lebensumstände. Gut gemeinte Ratschläge lassen sich oft nicht auf andere übertragen. Die Mitglieder des Bundes der Energieverbraucher sind beim Thema Energie allerdings vielleicht etwas offener als der Rest der Republik. Dieser Artikel spricht daher womöglich doch den ein oder anderen Leser an. Selbst wenn die darin unterbreiteten Vorschläge – nun, ja – ungewöhnlich sein mögen. Es geht um einen der größten Kostenblöcke in vielen Haushalten: das Erhitzen von Wasser.
Dazu benötigt man viel Energie. Um einen kalten Wasserstrahl auf Duschtemperatur oder höher zu erhitzen, sind zehn bis 24 Kilowatt nötig. Doch damit ist es noch nicht getan. Nach der Erwärmung ist auch die Verteilung des warmen Wassers zu den Verbrauchsstellen problematisch. Denn dazwischen liegen oft viele Meter. Bis der erste Tropfen aus dem Hahn fließt, bleibt deshalb viel heißes Wasser in der Zuleitung zurück. Bei großen Mengen wie zum Baden oder Duschen fällt das zwar nicht so sehr ins Gewicht. Wohl aber, wenn man lediglich eine Kaffeetasse abspült oder sich kurz die Hände wäscht. Der Wirkungsgrad beträgt dann oft kaum zehn Prozent: Es kommt nur ein bescheidener Teil der aufgewandten Energie beim Nutzer an.
Ein Kurzhaarschnitt wie der von Oliver Stens ist hilfreich, wenn es ums Wassersparen geht. Aber es gibt auch Tipps für Langhaarige.
Mit einer Warmwasser-Zirkulation lässt sich der Wasserverbrauch zwar reduzieren; obendrein ist sie komfortabel, weil man nicht so lang wartet, bis es endlich heiß aus dem Hahn strömt. Aber die Wärmeverluste sind hier sogar noch höher. Die Umwälzleitung zwischen Wärmespeicher und Wasserhahn wirkt wie ein langer Heizkörper, der selbst noch im Sommer weiter heizt.
Leider lässt sich das warme Wasser in der Zuleitung nicht nutzen. Denken wohl die meisten. Dabei geht es doch! Wenn man es so macht wie ich in unserem Drei-Personen-Haushalt.
Die Challenge: Duschen mit der Restwärme von Frau und Sohn
Meine Frau und unser jugendlicher Sohn duschen energieeffizient und flott mit einem Sparduschkopf. Das ist schon mal nicht schlecht. Ich selbst dusche allerdings sogar warm, ohne zusätzliche Heizenergie zu benötigen. Bei uns liegen zwischen der Gastherme in der Küche und Dusche im Obergeschoss etwa zehn Meter Rohrleitung. Ist jemand mit Duschen fertig, kühlt das Warmwasser in der Leitung innerhalb etwa 15 Minuten langsam ab.
Um diese Wärme zu nutzen, schalte ich die Therme in der Küche mit einem Handgriff aus, sobald meine Familie im Bad fertig ist. Wenn ich dann selbst unter die Dusche springe, nutze ich das Warmwasser aus den Rohren, ohne dass die Therme nachheizt: Erst warm abduschen, dann ein paar Minuten einseifen und am Ende die Seife abwaschen, so lange das Wasser noch schön warm ist. In unserem Haus reicht das Wasser in den Rohren für gut eine Minute. Das ist zugegeben ziemlich kurz, reicht aber bei Kurzhaar sogar zum Haarewaschen. Wie viel Zeit einem dafür bleibt, hat man auch ohne Stoppuhr unter der Dusche schnell im Gefühl.
Sie wissen sicher, wie lange es bei ihrer Dusche dauert, bis warmes Wasser kommt. Genauso lang könnten Sie umsonst mit warmem Wasser weiterduschen, wenn die Therme ausgeschaltet ist.
Warmes Wasser zum Händewaschen? Kann man machen. Kostet aber
Wer die Durchlaufzeit kennt, kann mit diesem Wissen auch bei anderen Gelegenheiten als beim Duschen sparen. Die Hände etwa waschen wir uns in meiner Familie grundsätzlich mit kaltem Wasser. Schließlich kommt es die erste Minute lang ja ohnehin nur kalt aus dem Hahn; egal, ob er auf Rot oder Blau steht. Und länger braucht man nie, um die Seife abzuspülen. Es musste also nur jedem in der Familie bewusst gemacht werden, dass es sinnlos ist, zum Händewaschen auf warm zu stellen. Die Therme springt dann zwar an, aber bevor das Wasser im Waschbecken ist, wird der Hahn schon wieder zugedreht. Kleiner Tipp: Einhebelmischer mit einer Nullstellung in der Mitte und getrennte Wasserhähne für warm und kalt helfen dabei, nicht versehentlich auf warm zu stellen.
Nicht nur unter der Dusche lässt sich sparen. Oliver Stens kämpft auch in der Küche um jede Kilowattstunde.
Der Warmwasserhahn am Spülbecken wird bei uns fast nie benutzt. Geschirr übernimmt die Spülmaschine. Wenn der Zeitplan es erlaubt, werden die noch heißen Töpfe nach dem Kochen mit etwas kaltem Wasser und einem Tropfen Spülmittel gefüllt und gleich abgespült. Kochend heißes Kartoffelwasser wird nach dem Kochen nicht weggeschüttet, sondern zum Spülen oder Vorspülen von Pfannen und fettigen Schüsseln benutzt. Ist unser Gasbackofen in Betrieb, steht auf dem Abgasgitter stets der gefüllte Wasserkessel. Nach dem Backen hat man dann noch etwa eine Stunde heißes Wasser. Im Winter steht der Wasserkessel auf dem Holzkaminofen im Wohnzimmer, der allerdings nur selten im Betrieb ist. Und an Sommertagen hält ein 500 Watt Wasserkocher stets Heißwasser für alles mögliche parat – mit Strom vom Balkonkraftwerk.
Und die Spülmaschine? Hängt am Warmwasseranschluss und bringt im Winter immerhin etwas Primärenergieeinsparung. Im Sommer bleibt die Gastherme aus, solange die Spülmaschine läuft. Dann unterstützt die 800 Watt-PV-Anlage die Spülmaschine, deren Heizleistung mittels Diode auf 1000 Watt halbiert ist.
Die Bilanz ist deutlich: Unser Verbrauch liegt weit unter dem, was als üblich gilt
Der Warmwasserbedarf wird üblicherweise zwischen 500 und 1000 Kilowattstunden pro Person und Jahr angesetzt. Die tatsächlichen Verbrauchswerte sind schwer zu messen. Ich ermittle seit zehn Jahren unseren Warmwasserverbrauch, indem ich den Gaszähler in der Heizpause ablese. Wir brauchen zu dritt jährlich 200 Kilowattstunden zum Kochen und noch etwa 700 für Warmwasser. Für zwei energieeffiziente Warmwassernutzer und einen Nullverbraucher.
Wie sparen Sie Energie?
Wenn Sie ebenfalls hilfreiche Tricks und Kniffe kennen, um mit weniger Gas auszukommen, den Stromzähler auszubremsen oder besonders sparsam Auto zu fahren, erzählen Sie uns davon: info@energieverbraucher.de

