Strom ernten leicht gemacht
Was ist zu beachten, wenn man eine kleine Photovoltaikanlage auf seinem Haus errichten möchte? Die Energiedepesche hat die zehn wichtigsten Schritte für Sie zusammengestellt.
Von Martin Frey
(5. Juni 2011)
1. Die Idee
Solarstrom vom eigenen Dach oder Grundstück ernten – wäre das nicht eine wunderbare Sache? Ein Beitrag zum Umweltschutz und zudem eine kleine Einnahmequelle. Doch wie kommt diese Anlage auf Ihr Haus, und an was müssen Sie alles denken? Wir erklären in zehn Schritten, was Sie beachten müssen. Bitte bedenken Sie aber, dass alle Angaben nur der Orientierung dienen und keine auf den Einzelfall zugeschnittene Fachberatung ersetzen können.
Martin Frey, der Autor ist freier Fachjournalist in Mainz. www.agenturfrey.de . Alle Angaben ohne Gewähr. Dieser Text ersetzt keine Fachberatung.
2. Informationsbeschaffung
Zunächst sollten Sie sich die Frage stellen, ob es derzeit der richtige Zeitpunkt ist, sich für eine solche Investition zu entscheiden. Wenn beispielsweise eine Dachsanierung ansteht, kann die Anlage gleich mitinstalliert werden. Um eine solche Entscheidung zu treffen, brauchen Sie umfassende Informationen. Wo soll die Anlage installiert werden – auf dem Hausdach (Aufdach-Montage) oder soll sie sogar Teile des Hausdaches ersetzen (Indach-Montage)? Soll sie an der Fassade, auf einem Flachdach oder etwa auf einer Freifläche montiert werden? Soll die Anlage starr montiert oder der Sonne nachgeführt werden, um Mehrerträge zu erzielen?
Ein erster Check, den Sie selbst durchführen können, gibt Ihnen wichtige Informationen darüber, ob Ihr Dach geeignet ist: Wie alt ist die Dachabdeckung, wie ist die Materialbeschaffenheit? Das Dach sollte eine längere Lebensdauer besitzen als die Solaranlage, die mindestens 20 Jahre laufen soll. Dann schauen Sie, welche Dachneigung und Ausrichtung nach Süden es besitzt. Idealerweise ist Ihr Dach um 35 Grad geneigt und weist nach Süden. Kleinere Abweichungen vom Optimum mindern den Ertrag nur unwesentlich, aber ein Dach nach Nordwesten wird Ihnen wenig Freude bereiten.
Wie sich die unterschiedlichen Bedingungen auf den Ertrag auswirken, lässt sich auf dem Informationsportal des Bundesverbandes Solarwirtschaft unter www.solartechnikberater.de anschaulich berechnen. Außerdem sollten Sie überprüfen, ob möglicherweise eine Verschattung der Solarstromanlage droht: Schornsteine, Gauben, noch wachsende Bäume oder Satellitenschüsseln dürfen keine Sonnenstrahlen abhalten – auch nicht bei tief stehender Sonne im Herbst und Winter. Achten Sie auch darauf, ob künftig in Ihrer Nachbarschaft neue Gebäude entstehen könnten!
Finden Sie als nächstes ein kompetentes Unternehmen, das Ihre Solarstromanlage montieren kann. Das kann Ihr Hauselektriker sein, sofern er über entsprechende Erfahrungen verfügt, oder aber eine spezielle Solarfirma. Die oben genannte Internetseite zeigt unter dem Punkt „Handwerkersuche" eine große Auswahl an Anbietern für Ihren Postleitzahlbereich. Fragen Sie auch Nachbarn, die bereits eine Solaranlage haben, nach ihren Erfahrungen und gegebenenfalls Empfehlungen.
In jedem Fall sollte eine Fachberatung vor Ort erfolgen. Dazu schaut sich ein Mitarbeiter der Solarfirma Ihr Haus genau an und prüft dabei auch Einzelheiten wie die Statik des Daches. Lassen Sie sich ein detailliertes Angebot machen und holen Sie zugleich weitere Vergleichsangebote ein. Achten Sie darauf, dass Sie alle Punkte verstehen. Alle Komponenten der Anlage sowie alle Dienstleistungen müssen aufgeführt und bestenfalls vergleichbar sein mit anderen Angeboten. Ziehen Sie im Zweifelsfall einen Experten hinzu, etwa einen Energieberater.
Sofern Ihr Haus unter Denkmalschutz steht, sollten Sie eine Genehmigung für Ihr Vorhaben einholen.
3. Finanzierung sicherstellen
In der Regel finanziert man seine Solarstromanlage dadurch, dass man den erzeugten Strom ins öffentliche Netz einspeist und dafür – abgesichert durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) – 20 Jahre lang eine über diese Dauer festgelegte Vergütung vom lokalen Netzbetreiber erhält. Derzeit liegt die Vergütung für Dachanlagen bis 30 kWp, die ab Januar 2011 ans Netz gehen, bei 28,74 Cent pro Kilowattstunde und wird möglicherweise am 1. Juli 2011 weiter gesenkt – sie kann bis auf 24,43 Cent sinken.
Wer möchte, kann zumindest einen Teil des erzeugten Stroms selbst verbrauchen. Dann spart man die Stromkosten und erhält zusätzlich eine alternative Vergütung (Eigenverbrauchsregelung). Bei einem Anteil bis 30 Prozent erhält man pro Kilowattstunde 12,36 Cent (Anlage bis 30 kWp). Damit schafft der Staat einen Anreiz, möglichst dann Strom zu verbrauchen, wenn die Sonne scheint. Mit jeder Strompreiserhöhung gewinnt dieses Modell an Attraktivität.
Berechnen Sie nun den Ertrag Ihrer künftigen Anlage: Der Menüpunkt „Technikberatung" unter www.solartechnikberater.de hilft Ihnen dabei. Wenn Sie 20 Quadratmeter Platz auf Ihrem Dach haben, können Sie diesen Wert einsetzen, alternativ auch die gewünschte Leistung oder den geplanten Ertrag. Sie erfahren mit einem Klick, wie viel Sie mit Ihrer Anlage in einem und in 20 Jahren erwirtschaften. In der Regel macht sich eine Anlage nach etwa 15 Jahren bezahlt. Ab diesem Zeitpunkt können Sie noch fünf Jahre lang nach EEG-Bedingungen Gewinne erwirtschaften. Welche Regelungen der Staat für die Zeit danach vorsieht, ist heute noch nicht absehbar. Hält die Anlage länger, können Sie den Strom selbst verbrauchen und zumindest eingesparte Stromkosten gegen rechnen.
Sie sollten die Frage klären, welchen Anteil der Anlagenkosten Sie selbst finanzieren können. Wer für die gesamte Investition einen Kredit aufnehmen muss, wird kaum Gewinne erwirtschaften können. Dann sollten Sie mögliche weitere Geldquellen prüfen. Besonders günstige Kredite gibt es bei der KfW-Bankengruppe (www.kfw.de). Entsprechende Anträge müssen Sie über Ihre Hausbank einreichen, und zwar, bevor Sie den Auftrag an den Handwerker vergeben und die Installation beginnt. Auch bei anderen Spezialbanken wie der GLS-Bank lohnt eine Anfrage, da diese häufig keinen Grundbucheintrag verlangen. Seltener geben die lokalen Energieversorger oder auch die jeweiligen Bundesländer Zuschüsse. Einen aktuellen Überblick über mögliche Geldgeber bietet die Funktion „Förderberatung" auf www.solartechnikberater.de. Warten Sie nun gegebenenfalls die Bewilligung ihres Kreditantrages ab.
4. Rund um den Auftrag
Nun dürften die Angebote der angefragten Unternehmen bei Ihnen eintreffen. Nehmen Sie sich ausgiebig Zeit dafür, sie auf Herz und Nieren zu prüfen. Achten Sie zum Beispiel darauf, dass alle angeforderten Leistungen wieder im Angebot erscheinen – auch dass Garantieleistungen ausgewiesen sind und dass Arbeitsstunden und andere schwer kalkulierbare Kosten angemessen berücksichtigt werden. Sie können für die Prüfung der Angebote auch Experten einschalten, müssen diese allerdings für die Prüfung auch bezahlen. Nun können Sie grünes Licht geben: Vergeben Sie den Auftrag und fordern Sie den Kredit an. Bezahlen Sie die Materialkosten bei Ihrem Lieferanten, damit er die Komponenten der Solaranlage einkaufen kann: In der Regel handelt es sich dabei nämlich um beträchtliche Summen, für die der Montagebetrieb nicht in Vorleistung tritt.
5. Formalitäten regeln
Bevor die Montage beginnt, müssen Sie den Netzanschluss beantragen. Dies macht in der Regel der Installateur. Außerdem muss die Baumaßnahme gegebenenfalls genehmigt werden. Da Baurecht Ländersache und damit uneinheitlich geregelt ist, empfiehlt es sich, vor Baubeginn schriftlich beim örtlichen Bauamt anzufragen, ob die geplante Solaranlage baugenehmigungspflichtig ist.
Ähnlich verhält es sich mit der Gewerbemeldepflicht. Erkundigen Sie sich beim örtlichen Gewerbemeldeamt, ob eine Meldung nötig ist. Als Kleinunternehmer – das ist in der Regel jeder private Solarstromanlagen-Besitzer – kann man vom Vorsteuerabzug Gebrauch machen. Der große Vorteil liegt darin, dass das Finanzamt die Mehrwertsteuer der Anschaffungskosten zurückerstattet. Eine Anlage kann zudem über 20 Jahre abgeschrieben werden, was sich steuermindernd auf andere Einkünfte auswirkt.
Tipp: Der Bundesverband Solarwirtschaft e. V. brachte im Februar 2011 ein Steuermerkblatt heraus, das sämtliche Möglichkeiten und Facetten behandelt. In allen steuerrelevanten Fragen sollten Sie unbedingt Ihren Steuerberater und das Finanzamt hinzuziehen.
6. Anlagenmontage
Nun ist der große Tag gekommen: Mehrere Lieferwagen Ihres Montagebetriebs fahren vor. Darin befinden sich die Baugerüste, aber auch sämtliche Materialien, allen voran die Solarmodule mit den blau glitzernden Solarzellen. Nun kann es mehrere Tage dauern, bis die Anlage fertig gestellt ist. Etwas Lärm und Schmutz gehören dazu, denn die notwendigen Kabel führen durch Etagendecken und Wände. Üblicherweise verschlingt die Arbeit innerhalb des Hauses die meiste Zeit. Auf dem Dach geht es relativ fix zu: Die Handwerker verschrauben Dachanker am Gebälk und befestigen daran die Montageschienen. Dann hieven sie die Module hoch, fixieren diese und schließen die notwendigen Kabel an. Den notwendigen Wechselrichter montieren die meisten Unternehmen im Keller beim Zählerkasten, wo sie auch die Verbindung zum Stromnetz herstellen.
7. Inbetriebnahme
Bald darauf lernen Sie auch einen Mitarbeiter Ihres Netzbetreibers kennen. Er installiert neben Ihrem bisherigen Zähler, mit dem der Bezug des Hausstroms gemessen wird, einen Einspeisezähler. Falls Sie den selbst erzeugten Strom teilweise selbst verbrauchen, benötigen Sie einen dritten Zähler. Entweder mieten Sie dazu einen Zähler vom Netzbetreiber oder aber Sie kaufen sich selbst einen Zähler bei einem Elektronikhändler, den der Netzbetreiber lediglich verplombt. Sprechen Sie das im Vorfeld im Detail ab. In den meisten Fällen fahren Sie mit dem eigenen Zähler günstiger. Zu Beginn ist der Zähler „auf Null" gestellt und die Sonnenstromerzeugung aus Ihrer Solaranlage beginnt.
Ganz wichtig: Neue Anlagen müssen seit einiger Zeit bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Wer dies vergisst, geht womöglich bei der Vergütung nach dem EEG leer aus.
8. Unmittelbar nach Inbetriebnahme
Das Rädchen am Zähler dreht sich, und Sie freuen sich doppelt über jeden Sonnenstrahl. Denken Sie nun aber auch daran, den Rest der Rechnung zu bezahlen. Und schon bald kommt eine weitere Aufgabe auf Sie zu: Der Stromnetzbetreiber wird Sie auffordern, einen Einspeisevertrag zu unterschreiben. Dieser regelt, unter welchen Bedingungen Sie Ihren Strom abgeben. Doch noch ist strittig, ob ein solcher Vertrag überhaupt notwendig ist, denn das EEG regelt alle Rahmenbedingungen ausreichend. Manche Einspeiseverträge bergen zudem Fußangeln wie eine Klausel, nach der die Einspeisung nur solange geregelt ist, solange das EEG Bestand hat. Hier könnten unnötige Gefahren lauern. Es hat sich gezeigt, dass in den meisten Fällen gar nichts passiert, wenn man den Vertrag ohne Unterschrift einfach ad acta legt. Bereiten Sie anschließend die Abrechnung mit Ihrem Netzbetreiber vor. Berechnen Sie dazu den durchschnittlichen monatlichen Ertrag und fordern Sie monatliche Abschlagszahlungen ein.
9. Versicherungen
Von Ihrer Anlage können auch Gefahren ausgehen, etwa wenn sich Teile lösen und herunterfallen. Aber auch Unwetter oder schlechte Erträge können Ihr Projekt belasten. Für all das gibt es Versicherungen. Vor allem eine Haftpflichtversicherung ist empfehlenswert. Gegebenenfalls müssen Sie auch Ihre Hausratsversicherung erhöhen oder eine eigene Solarversicherung abschließen. Diese enthält meist auch eine Hagel- und Blitz-Versicherung, die mögliche Brände abdeckt. Bei großen Anlagen lohnt eine Ertragsversicherung, die Ihre Finanzierung auch bei verregneten Sommern sicherstellt.
10. In der Zeit danach
Allgemein bereitet die Solaranlage mehr Freude als Arbeit. Dennoch kommt man auch um letztere nicht herum: Sie müssen an den Monatsenden den Zählerstand ablesen und darauf achten, dass der Netzbetreiber die Abschläge überweist. Jährlich müssen Sie eine Jahresabrechnung erstellen. Alle paar Jahre sollten Sie zudem die Anlage von Verunreinigungen mit klarem Wasser reinigen und auf Defekte hin untersuchen. Vergessen Sie nicht, Rückstellungen zu bilden, um eventuell auftretende Reparaturen bezahlen zu können, sofern die Garantie abgelaufen ist.
Ansonsten werden Sie hin und wieder im Gartenstuhl sitzen, den Blick nach oben schweifen lassen und ein Lächeln wird über Ihre Mundwinkel huschen. Denn Solarstrom ernten macht vor allem viel Freude! Doch wem all diese Schritte zuvor viel zu umständlich erscheinen: Gibt es einen Anbieter, der alle Schritte aus einer Hand macht? Die Antwort lautet hier eher „Jain!". Montagefirmen bieten zwar Serviceverträge, aber es wird Ihnen keiner die süße Last abnehmen, sich in das Thema mehr oder weniger tief einzuarbeiten.
Service
Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) e. V., Berlin
www.solarwirtschaft.de
www.solartechnikberater.de
Tel.: 0 30 / 2 97 77 88-0
KfW-Bankengruppe, Frankfurt/Main,
www.kfw.de, Tel.: 0 69 / 74 31-0



