Ende des fossilen Zeitalters
(15. Dezember 2017) Die deutsche Energiepolitik geht davon aus, dass Öl- und Gasvorräte weder knapp, noch teuer werden. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Die großen Ölkonzerne fördern derzeit mehr, als sie sich an neuen Ölvorkommen erschließen.
Der Chef des französischen Mineralölkonzerns Total, Patrick Pouyanné, sagt, dass zu wenig in die Exploration neuer Förderstätten investiert werde, was in einigen Jahren zu einem Preissprung führen werde. Zwischen 2010 und 2014 wurden jährlich durchschnittlich 35 neue Erdöl- oder Erdgasprojekte bewilligt. Ab 2015 hat sich diese Zahl auf 12 verringert. Laut einer Analyse der Schweizer UBS-Bank werden die Reserven von BP in 13,6 Jahren, von Total in 12,3 Jahren und von Royal Dutch Shell in 9,9 Jahren erschöpft sein. Es bleibt also nicht viel Zeit für einen Abschied von Benzin, Öl und Gas.
Der World Energy Outlook 2017 der internationalen Energieagentur bestätigt die Befürchtungen: Die Ölförderung aus existierenden Ölfeldern geht bis 2040 um 65 % zurück. Schieferöl kann den Rückgang nicht aufhalten. 35% des Ölbedarfs muss bis 2040 durch Ölfelder gedeckt werden, die noch nicht einmal gefunden worden sind. Nach Einschätzung der Association for the Study of Peak Oil and Gas (ASPO) wird sich bis zum Jahr 2040 die globale Ölförderung halbieren.
Bereits heute liegen die Heizölpreise über dem Niveau der beiden vorigen Jahre. Um die Wirtschaftlichkeit von Einsparungen und Wärmedämmung abzuschätzen, sollte man von Preissprüngen in der Zukunft ausgehen. Nur wer keine fossilen Energien mehr verbraucht, ist von deren Preis unabhängig.
- Analyse World Energy Outlook 2017: bdev.de/aspoweo2017
- Artikel NZZ vom 29.10.17: Warum mancher Erdölkonzern keinen höheren Ölpreis will
Ein Wert von mehr als 100% bedeutet, dass mehr Reserven gebildet werden als abgebaut wird. Die Zahlen stammen von 89 globalen Energieuntermehmen. Quelle: U.S. Energy Information Administration (EIA)