Saubere Kohlekraftwerke?: Die CCS-Illusion auf dem Prüfstand

(17. November 2023) Carbon Capture and Storage CCS, also die permanente Entsorgung des Klimakillers CO2, ist wieder im Gespräch. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz plant ein Programm zur Reaktivierung der bereits 2010 beerdigten Vorstellungen zum Thema CCS. Der Schweizer Physiker Ulf Bossel hat bereits 2009 alle wesentlichen Möglichkeiten der permanenten und sicheren CO2-Entsorgung im Untergrund und auf dem Meeresboden untersucht. Die wissenschaftlich fundierte Studie ergibt, dass es keine Möglichkeiten zur permanenten Entsorgung der riesigen Mengen des Klimagases gibt.

Bei der Diskussion um die Abscheidung und Entsorgung oder Wiederverwendung von CO2 scheint das Vorstellungsvermögen zu fehlen, um welch riesige Mengen es sich handelt. Man vergisst, dass bei der Verbrennung von einer Tonne Steinkohle mehr als drei Tonnen des Klimagases entstehen. Ein einziges mit CCS gekoppeltes Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 1 GW produziert im Jahr etwa 11 Millionen Tonnen CO2. Das „vom Erdgas befreite“ Sleipner Field unter der Nord- und Ostsee kann etwa 500.000 Tonnen CO2 aufnehmen, wäre also bereits in 20 Tagen gefüllt.

Ferner wird nur selten über den zusätzlichen Kohlebedarf gesprochen, der aufgrund des schlechteren elektrischen Wirkungsgrades der CCS-Kraftwerke und durch den Energieaufwand für die CO2-Entsorgung entsteht. Wegen des Strombedarfs der CCS-Technologie erhöht sich die CO2-Erzeugung gegenüber einer konventionellen Kohleverstromung ohne CCS um mindestens 30 %. Erst bei Abscheidungsraten von etwa 30 % kann die CCS-Technologie ökologische Vorteile bringen. Bei den heute für möglich gehaltenen Abscheidungsraten von 80 % ist Strom aus weniger effizienten CCS-Kraftwerken mit etwa 300 g CO2 pro kWh immer noch viel schmutziger als Strom von Windkraft- oder PV-Anlagen. 

Ulf Bossel: „CCS: Aber wohin mit dem CO2?“

letzte Änderung: 25.06.2013