Kämpfer für faire Preise
Seit über 20 Jahren streitet Thomas Schlagowski für die Interessen der Verbraucher. Inzwischen wissen selbst die Energieversorger seinen Einsatz zu schätzen.
Von Kathinka Burkhardt
(8. Dezember 2025) Als Thomas Schlagowski vor zwei Jahrzehnten einen Brief seines Gasversorgers mit einer Preiserhöhung erhielt, war für den Hamburger klar: So würde er das nicht hinnehmen. »Mich hat verärgert, dass das Unternehmen lediglich von einer ›Abschlagsänderung‹ wegen gestiegener Rohölpreise sprach, aber keine konkreten neuen Preise oder Prozente nannte.«
Wenig später rief die Verbraucherzentrale dazu auf, der Erhöhung zu widersprechen. »Es gab dann eine Infoveranstaltung, zu der etwa 30 Leuten kamen. Im Grunde genommen war das der Beginn des Hamburger Gaspreisprotests«, erinnert sich Schlagowski.
»Das sind Geschichten, die einem nahegehen«, sagt Thomas Schlagowski.
Schnell schließen sich Hunderte dem Protest an
Er wurde Teil einer Gruppe, die an Infoständen die Hamburger informierte. Bald hatte man Hunderte E-Mail-Adressen von Verbrauchern gesammelt, die sich dem Widerstand anschlossen und eine Musterklage der Verbraucherzentrale gegen den Versorger unterstützten.
Um den Druck zu erhöhen, bediente sich die Gruppe des Paragrafen 315 im BGB, mit dem Kunden ihre Gasrechnung auf Basis »des zuletzt widerspruchslos gezahlten Preises« sofort kürzen dürfen, bis ein Gerichtsbeschluss vorliegt. Um die Betroffenen auf dem Laufenden zu halten, gab der Diplom-Kaufmann Schlagowski in Kooperation mit der Verbraucherzentrale ehrenamtlich einen Newsletter heraus. Gleichzeitig wurde die Landesgruppe Hamburg im Bund der Energieverbraucher gegründet.
Da viele Betroffene sich schwertaten, die Kürzungen für ihre Abschlagszahlungen selbst zu berechnen, entwickelte der Verein ein Rechenprogramm, das es ermöglichte, die Rechnung centgenau und unkompliziert zu kürzen.
Das löste eine bundesweite Welle der Unterstützung aus: »Aus ein paar Leuten wurden Hunderte, dann Tausende. Wir halfen uns gegenseitig, um möglichst viele Rechnungskürzungen auszulösen«, so Schlagowski. Dank höchstrichterlicher Entscheidungen wurden auch die Erhöhungen anderer Versorger nach jahrelangem Kampf zurückgenommen. »Unser Protest hat den Verbrauchern viel Geld gespart.« Viele drohende Stromsperren konnten abgewendet werden.
Um den Erfahrungsschatz zu bewahren, wurde das Büro gegen Energieunrecht im Bund der Energieverbraucher gegründet, das Schlagowski bis heute leitet. Dort können sich Kunden bei einer drohenden Energiesperre melden. Bei Unstimmigkeiten tritt das Büro mit dem Versorger in Kontakt und hilft so schnell wie möglich.
Anfangs stellten sich manche Unternehmen taub. Doch das Team blieb hartnäckig. »Heute kennt und respektiert man sich – ja, weiß sogar um den gemeinsamen Nutzen«, sagt Schlagowski. Schließlich erlöst jede verhinderte Sperre nicht nur die Betroffenen von Sorgen, sondern verringert auch den administrativen Aufwand der Versorger. Manchmal geht es um vierstellige Rückstände. Stundungsmodelle, die mittlerweile gesetzlich geregelt sind, nehmen Druck von den Betroffenen.
Schlagowski hat über die Jahre unzähligen Menschen geholfen. »Das sind Geschichten, die einem durchaus nahegehen«, sagt er. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht.
Das von Thomas Schlagowski geleitete Büro gegen Energieunrecht steht auch Nicht-Mitgliedern offen. Infos unter bdev.de/energieunrecht
