Gutes Zeugnis für Solar&Spar-Projekte an Schulen
„Spekulierst Du noch oder investierst Du schon?“ Mit diesem Slogan warb das Solar&Spar-Projekt um Bürgerkapital. Bereits im Mai 2002 hatte das Wuppertal Institut in Kooperation mit dem Freiburger Büro Ö-quadrat das erste Solar&Spar-Projekt am Aggertal-Gymnasium in Engelskirchen fertiggestellt. Kurt Berlo vom Wuppertal Institut und Dieter Seifried vom Büro Ö-quadrat berichten.
(31. März 2016) Bürger, Lehrer und Schüler sorgten mit ihren Kapitalbeteiligungen dafür, dass die Energieeffizienz der Schule verbessert und eine große Solaranlage auf dem Dach des Gebäudes installiert werden konnte. Rund 420.000 Euro investierte das Solar&Spar-Projekt in die energetische Sanierung der Schule. Drei weitere Schulprojekte in Nordrhein-Westfalen folgten in den darauffolgenden Jahren. Insgesamt investierte man in den vier Schulen 3,3 Millionen Euro für Energieeffizienzmaßnahmen und Solarenergie. Davon konnten zusammen rund zwei Millionen Euro durch Bürgerkapital aufgebracht werden, der Rest wurde kreditfinanziert.

Das Aggertal-Gymnasium in Engelskirchen mit der 350 Quadratmeter großen PV-Anlage auf der Südseite des Schuldaches.
In den vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Solar&Spar-Projekten ging es darum, den Bau von größeren Photovoltaik-Anlagen mit Maßnahmen der Beleuchtungssanierung und sonstigen Energieeinsparinvestitionen in einem Gesamtpaket zu kombinieren. Grundidee der „100.000 Watt-Solar-Initiative“ war es, an ausgesuchten Schulen pro Schüler 50 Watt solare Stromerzeugung zu installieren und 50 Watt an der elektrischen Leistung einzusparen. So sollten pro Schüler insgesamt 100 Watt Leistung an herkömmlicher Stromerzeugung hinfällig werden. Bei Schulen mit circa 1.000 Schülerinnen und Schülern kann so ein 100.000 Watt-Solar-Einsparkraftwerk geschaffen werden.
Win-Win-Win Situation
Die Solar&Spar-Projekte führen zu klassischen Win-Win-Win-Situationen, das heißt, alle Beteiligten profitieren von den Maßnahmen:
- Die im Eigentum der Kommunen befindlichen Schulen werden energetisch saniert, ohne den städtischen Haushalt zu belasten.
- Die Schulen erhalten neben der Solaranlage eine ergonomischere und sparsamere Beleuchtung.
- Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie die Eltern lernen den sorgsamen Umgang mit Energie.
- Die stillen Gesellschafter realisieren mit ihrer ethischen Geldanlage eine Rendite von mindestens sechs Prozent.
- Die CO2-Emissionen an den Schulen werden bis zu 80 Prozent reduziert, womit ein nennenswerter Beitrag zum lokalen Klimaschutz erreicht wird.
- Die örtliche sowie regionale Wirtschaft wird gestärkt.
Stromeinsparungen
Durch die vielfältigen Stromsparmaßnahmen wie Sanierung der Beleuchtung, Erneuerung der Heizungspumpen, Effizienzsteigerungen bei den Lüftungsanlagen und -regelungen sowie weiteren Maßnahmen erzielte man eine deutlich höhere Leistungseinsparung als angekündigt. So konnte in der Summe über die vier Schulen eine Leistungseinsparung von über 600 Kilowatt erreicht werden. Bei rund 4.000 Schülern entspricht dies einer eingesparten elektrischen Leistung von über 150 Watt pro Kopf. Mit anderen Worten: Pro Schüler „produziert“ das Solar& Spar-Kraftwerk 300 Kilowattstunden. Diese eingesparten Kilowattstunden bezeichnet man auch als „Negawatt“stunden. Insgesamt konnte der jährliche Stromverbrauch an den Schulen um über 1.200.000 Kilowattstunden reduziert werden.

Gleichzeitig wurden auch Photovoltaikanlagen auf die Schuldächer gebaut: Die Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 140 Kilowatt produzieren im Jahr über 120.000 Kilowattstunden Solarstrom, der in die örtlichen Stromnetze eingespeist und nach EEG-Sätzen vergütet wird. An der Europaschule in Köln installierte Solar&Spar außerdem ein Blockheizkraftwerk mit einer Leistung von 50 Kilowatt elektrisch, das pro Jahr rund 300.000 Kilowattstunden Strom für den Eigenverbrauch der Schule erzeugt. Addiert man die Ergebnisse aller Maßnahmen, so ergibt sich eine Gesamteinsparung und Stromerzeugung von 1,8 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
Wärmeeinsparungen
Darüber hinaus werden in den vier Projektschulen auch Wärmeeinsparungen von jährlich rund 4,3 Millionen Kilowattstunden erzielt. Das entspricht 37 Prozent des Wärmebedarfs vor Projektbeginn. Wie war dies möglich? Der interessierte Leser wird sofort an bessere Wärmedämmung und effizientere Fenster denken. Doch hier liegt er falsch. Diese Einsparungen wurden nur erzielt durch:
- Einen Austausch alter Heizungsanlagen gegen moderne Brennwertkessel.
- Eine an den Wärmebedarf angepasste automatische Temperaturregelung mit Zeitsteuerung und Temperaturabsenkung in den Nächten sowie an Wochenenden. Die Energiedepesche berichtete bereits über diese Möglichkeit in Bezug auf Kitas.
- Einen hydraulischen Abgleich des Heizungssystems.
- Eine Umrüstung auf automatisch geregelte und hocheffiziente Heizungspumpen.
- Eine Sanierung der Lüftungsanlagen.
- Wassereinsparungen und damit Wärmeeinsparung für die Warmwasserbereitung.

Bürgercontracting
Die vier Projekte sind nach dem Prinzip des Performance-Contractings konzipiert und wurden von Projektgesellschaften in der Rechtsform einer GmbH & Co. KG umgesetzt. Zwischen den Gesellschaften und den jeweiligen Städten (als Gebäudeeigentümer) regelt ein Contracting-Vertrag vor allem folgende Punkte:
- Die Solar&Spar Contract GmbH & Co. KG investiert in eine Solaranlage sowie in technische Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs.
- Eingesparte Kilowattstunden im Strom- und Wärmebereich werden entsprechend den aktuellen Energiepreisen bewertet und an die Solar&Spar Contract GmbH & Co. KG vergütet.
- Schulen und Kommunen werden am Einsparerfolg beteiligt.
- Vertragslaufzeit in der Regel 20 Jahre – angelehnt an die Laufzeit der EEG-Vergütung.
- Die jeweilige Kommune stellt Dach und Heizungskeller der Schule mietfrei zur Verfügung und am Ende der Vertragslaufzeit erfolgt dafür ein kostenfreier Eigentumsübergang der installierten Anlagen auf die Kommune.
Eine Besonderheit des Projektes ist es, dass die Solar&Spar-Maßnahmen als „grüne Kapitalanlage“ konzipiert waren, an denen sich „jede und jeder“ beteiligen konnte. Im Rahmen des Bürgercontractings sind insgesamt 375 Anteilsscheine gezeichnet worden. Private und institutionelle Anleger beteiligten sich als stille Gesellschafter mit einem Betrag ab 500 Euro (Angehörige der Schule) bzw. ab 2.500 Euro (Außenstehende) an den Investitionen.
Basierend auf dem derzeitigen Preisniveau werden die Projekte bis zum Ende ihrer Vertragslaufzeit rund elf Millionen Euro Erlöse erwirtschaften (brutto). Die Einnahmen dienen dazu, das Kapital an die Bürger mit einer angemessenen Verzinsung von mindestens sechs Prozent zurückzuzahlen, die Kredite bei den Banken zu tilgen und die laufenden Betriebskosten der Projekte sowie Steuern und Abgaben zu decken. Doch auch die Schulen sowie die Kommunen gehen nicht leer aus. Insgesamt partizipieren die Städte mit einem Betrag von rund 600.000 Euro an dem Erfolg der Projekte. Die Schulen werden nach heutigem Stand mit etwa 750.000 Euro vom Projekterfolg profitieren.
Nachahmer gesucht
Am Anfang steht eine Bestandsaufnahme an der Schule. Darauf aufbauend wird ein detailliertes Energie- und Sanierungskonzept erstellt. Darin werden alle umzusetzenden Maßnahmen daraufhin untersucht bzw.
erläutert, was sie kosten und ob sie wirtschaftlich sind.
Wir bieten dazu Hilfestellungen für Nachahmer an: So kann man auf Nachfrage die Verträge von uns erhalten, was auf jeden Fall sinnvoll ist, weil erfahrungsgemäß gerade in diesem Punkt die Hilfesuche groß ist.
Auf unserer Homepage (www.solarundspar.de) kann man darüber hinaus nicht nur alle Beteiligungsprospekte herunterladen, sondern auch Schritt-für-Schritt-Checklisten für die Umsetzung als eigenes Projekt.
Falls ein solches Projekt nach unserem Muster umgesetzt wird, bieten wir an, dass wir prozessbegleitend
mit Beratungen weiterhelfen. Kontakt: kurt.berlo@wupperinst.org
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