Gemeindeeigene Gebäude

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Lippe baut nachhaltig

Bauen für die kommende Generation: Mit Passivhaus-Standard beim Neubau und Passivhaus-Komponenten bei Sanierungen öffentlicher Gebäude zeigt Lippe Landkreisen und Gemeinden, wie sich Geld sparen lässt. Ein Bericht von Klaus Michael.

(30. März 2016) Die Passivhaus-Bauweise gehört international anerkannt zum höchsten energetischen Niveau für Neubauten. Geschätzt werden die thermische Behaglichkeit, die gute Luft und die niedrigen Heizkosten. Im Kreis Lippe in Ostwestfalen haben Landrat Heuwinkel und Detmolds Bürgermeister Heller vor Jahren beschlossen, öffentliche Neubauten in Passivhaus-Bauweise zu errichten und auch bei Altbausanierung möglichst Passivhaus-Komponenten einzusetzen. Auch andere lippische Städte und Stadtwerke haben inzwischen Kommunalbauten in dieser Bauweise errichtet. Öffentliche Bauten sollen robust, langlebig, wartungsarm und bezahlbar sein.

159 558 1909 2877 Klaus Michael

Klaus Michael ist seit 1989 Energieberater in Detmold und Inhaber des Niedrig-Energie-Instituts, seit 1992 stellt er eine jährlich aktualisierte Liste sparsamer Hausgeräte zusammen.

Die Gebäudekonstruktionen sind vielfältig. Neben Wänden mit Außendämmung kommen Fassaden aus Klinker, mit hinterlüfteten Platten oder auch aus preiswerten Industriepaneelen vor. Die Realschul-Mensa ist ein Stahlbau mit vorgehängter Holzleichtbauwand und per Kran aufgelegten Dachelementen. Die Rettungswachen und das Pflegeheim haben hingegen monolithische Außenwände aus 42 Zentimeter dickem Porenbeton ohne Außendämmung, womit zwar kein U-Wert unter 0,15 W/m2K, jedoch trotzdem ein dem Passivhaus adäquater Heizwärme- und Primärenergiebedarf erzielt wurde.

Bei der Sanierung der Felix-Fechenbach-Berufsschule zum Plus-Energie-Haus wurden vor die alten Betonfassaden vorgefertigte gedämmte Holzleichtbau-Elemente montiert, während innen der Schulbetrieb weiter ging. Auf dem Schuldach liegen statt der alten Ziegeleindeckung jetzt wasserableitende PV-Module.

Alle neuen Gebäude haben kontrollierte Lüftungen mit Wärmerückgewinnung und an die Nutzung angepasste Regelungen. Mehrere haben Erdwärmetauscher zur winterlichen Luftvorwärmung und sommerlichen Luftvorkühlung. Beheizt werden sie mit Fernwärme oder zumindest aus Brennwertkesseln.

558 Lippe

Die Bauorganisation der öffentlichen Passivhaus-Bauten in Lippe war an die Gebäudegrößen und die Planungskapazität der jeweiligen Investoren angepasst. Kleinere Objekte wurden von Kreis- oder Stadtbauämtern selbst gemanagt. Bei größeren gab es Architektenverträge oder EU-Ausschreibungen, teils mit vorausgehendem Wettbewerb oder Verhandlungsverfahren. In allen Fällen wurde engagiert um die Ziele der jeweiligen Nutzung, die Attraktivität der Architektur, um die energetischen und ökologischen Qualitäten sowie um die Kosten gerungen.

Auf die Frage nach den Mehrkosten der Passivhaus-Bauweise gibt es allerdings keine klare Antwort, denn bei keinem Gebäude wurden aufwändige Alternativplanungen für eine fiktiv andere Bauausführung komplett ausgearbeitet und ausgeschrieben. Nachhaltiges Bauen bedeutet pragmatisch, dass zunächst hohe Standards definiert werden und dann versucht wird, diese so kostengünstig wie möglich zu realisieren.

Um die Vorgaben der Passivhausbauweise einzuhalten, die für viele Planer und die ausführenden Firmen Neuland waren, bedienten sich der Kreis Lippe, die Städte beziehungsweise Gemeinden wie auch die Anbieter sachkundiger Beratung durch einschlägige Büros. Zu nennen sind mein Niedrig-Energie-Institut und das Kölner Büro IBN Nordhoff. Wichtig für die politische Durchsetzung waren stets der Mut, Neues zu wagen, Engagement der mit der Umsetzung befassten Mitarbeiter und ein ehrlicher Umgang aller Beteiligten mit dem Noch-Nicht-Wissen.

Hemmend im politischen Entscheidungsprozess waren die Skepsis gegenüber Unbekanntem oder Sorge vor dem Verlust von Marktanteilen für bevorzugte Planer oder Baubeteiligte, weil sie noch nicht genau wussten, wie man Passivhäuser baut. Dabei ist ein Passivhaus zu etwa 95 Prozent konventionell gebaut und nur bei fünf Prozent der Komponenten sind bessere Details oder Materialqualitäten nötig. Der Zuwachs an Kompetenz für Energie effizientes Bauen nützt allen Beteiligten. Wer einmal erfolgreich an einem öffentlichen Vorzeigeprojekt mitgewirkt hat, verbessert damit seine Wettbewerbsposition für Folgeprojekte.

Bedauerlich ist, wenn es Lobbyisten gelingt, zukunftsweisende Beschlüsse zum energiesparenden Bauen zu kippen, nur um billiger bauen zu können.

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