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Der Heizölpreis orientiert sich schon lange nicht mehr an den Jahreszeiten.

Fakten, die den Heizölpreis prägen

Der Heizölpreis orientiert sich schon lange nicht mehr an den Jahreszeiten. Weltpolitik, Lagerhaltungen sowie Börsenspekulationen bestimmen heute die Preise und funktionieren unabhängig von Sommer und Winter. Wir erklären, wie sich der Heizölpreis zusammensetzt.

(22. März 2014)

Börsen

Rohöl, Gasöl und dessen Produkt Heizöl werden an den Börsen in New York (NYMEX, Ölsorte West Texas Intermediate; kurz WTI) und London (ICE, Ölsorte Brent) gehandelt. Dabei werden sogenannte Termine genutzt, also Verträge, die einen festen Preis für ein zukünftiges Datum festlegen. Sie werden teilweise für mehrere Jahre im Voraus gehandelt. Sie sind letztlich eine Art Versicherung, mit denen sich Käufer vor zu stark steigenden und Verkäufer vor zu stark fallenden Rohöl-Preisen absichern.

Verstärkt werden die Termine elektronisch gehandelt. Einzelne Broker entscheiden also nicht nach Gefühl und Entwicklung der Kurse, sondern legen bestimmte Grenzen für Kauf und Verkauf fest. Die Order erfolgen dann, falls diese Grenzen erreicht werden, automatisch.

Auch wenn an diesen Börsen nur gut zehn Prozent des weltweit geförderten Rohöls gehandelt werden (der Großteil läuft über bilaterale Verträge zwischen Unternehmen und/oder Staaten), sind die dort ermittelnden Preise prägend für alle anderen Rohölsorten sowie den Heizölpreis hierzulande.

Gasöl

Gasöl ist ein Raffinerieprodukt und Ausgangspunkt sowohl für die Diesel- als auch Heizölproduktion. Im ARA-Raum sowie an der Londoner ICE werden Spots und Termine auf Gasöl gehandelt. An deren Kurs orientieren sich die Heizölpreise hierzulande. Gasöl ist im europäischen Raum aufgrund der „Dieselisierung“ des Individualverkehrs in Deutschland und Frankreich knapp. Dazu folgende Zahlen: Im Jahr 2000 wurde in Europa noch etwa gleichviel Diesel wie Benzin hergestellt. Zehn Jahre später übertraf die Diesel- die Benzinproduktion bereits um 40 Prozent. Problem dabei: Benzin und Gasöl entstehen, je nach Einstellung der Raffinerie, immer in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Große Verschiebungen zugunsten von mehr Gasöl sind technisch nicht möglich.

Die Fehlmengen wurden bisher aus den USA importiert, wo mehr Benzin im Verkehr gebraucht wird. Doch diese Importe fallen aufgrund des Eigenbedarfs der USA immer geringer aus. Die Gasöl-Knappheit führt zu höheren Diesel- und Heizölpreisen hierzulande.

Jahreszeit

Früher konnte man seine Uhr danach stellen, dass im Winter die Heizölpreise nach oben gingen und im Frühjahr wieder nach unten. Diese Tendenz gibt es schon lange nicht mehr. Generell bestimmend  für den Heizölpreis sind die Kosten für Rohöl, das Vorprodukt Gasöl und der Wechselkurs von Euro und US-Dollar.

Dennoch kann es jahreszeitliche Einflüsse geben, etwa im Februar/März 2013, als durch den langen Winter viele Heizöltanks leer standen. Hier konnte oft nur mit Notlieferungen bis 500 Litern geholfen werden, da größere Mengen aufgrund der hohen Nachfrage nicht zur Verfügung standen oder aufgrund der Kälte (Heizöl flockt bei -10 °C aus und ist dann nicht mehr einsetzbar) nicht transportiert werden konnten. So eine Situation treibt den Heizölpreis logischerweise nach oben.

Logistik

Generell gilt, dass ein Abnehmer in der Nähe einer Raffinerie oder eines Tanklagers weniger zahlen müsste als in entlegenen Gegenden, weil dorthin das Heizöl transportiert und eventuell nochmals zwischengelagert werden muss. Man rechnet durchschnittlich mit Transportkosten von 70 Cent je 100 Liter und Kilometer. Allerdings wird dieser Vorteil nicht immer an die Endkunden weitergegeben, sondern vom Heizölhändler mitunter genutzt, um die eigene Marge aufzubessern.

OPEC

Das Staatskartell OPEC bildet täglich und wöchentlich einen Preis für einen Korb von zwölf Rohölsorten seiner Mitglieder ab. Dieser dient als Orientierung für die eigenen Mitglieder. Gleichzeitig achtet die OPEC darauf, dass sich der Preis nicht zu stark von den an den Börsen gehandelten Sorten unterscheidet.

Ebenfalls entscheidend sind die Förderquoten der OPEC. Derzeit sind diese auf 30 Millionen Barrel (ein Fass – entspricht rund 159 Litern) täglich gedeckelt. Das entspricht einem knappen Drittel des Weltbedarfs. Einige Mitglieder ignorieren diese Regelung und produzieren so viel, wie ihr Staatshaushalt verlangt. Deswegen fließt mitunter mehr OPEC-Rohöl auf den Markt als geplant. Das wiederum drückt die Preise. Eine Verringerung der OPEC-Quoten würde die Ölmengen verknappen und unverzüglich zu einer Verteuerung führen.

Rohöl-Lagerbestände der USA

Diese werden, zusammen mit den Beständen an Produkten, wöchentlich für die USA sowohl vom dortigen Branchenverband American Petroleum Institute (dienstags) als auch vom Department of Energy (mittwochs) erfasst. Dabei weichen beide Schätzungen häufig voneinander ab. Sind die Bestände zurückgegangen, wird das in der Regel auf gute Nachfrage und somit bessere Konjunktur zurückgeführt. In Folge könnte dies preistreibend wirken. Steigen die Bestände an, gilt genau das Gegenteil.

Steuern

Auf Heizöl ist sowohl die Energiesteuer (6,135 Eurocent je Liter) als auch die 19%ige Mehrwertsteuer fällig. Bei einer stromerzeugenden Heizung kann die Energiesteuer vom Hauptzollamt erstattet werden.

Wechselkurs Dollar-Euro

Alle Rohölsorten und die Produkte werden an den internationalen Märkten grundsätzlich in US-Dollar und Barrel  gehandelt. Ist dieser schwächer als der Euro, wird Heizöl in Deutschland günstiger, schwächelt hingegen die Einheitswährung, wird Heizöl teurer, gleichbleibende Rohöl-Preise vorausgesetzt.

letzte Änderung: 01.08.2020