Heizungssteuerung durch den Wetterdienst?
Wettervorhersagen sind inzwischen erstaunlich genau und deshalb für die Landwirtschaft und viele andere Bereiche von großem Nutzen. Warum nutzen wir die Wettervorhersage bisher nicht auch für unsere Heizung? Sicherlich ist das heute schon möglich, wenn man den Wetterbericht Tag für Tag verfolgt und an Hand der Vorhersage seine Heizung vorsorglich für den kommenden Tag ein- oder ausschaltet. Vor allem in der Übergangszeit im Herbst und Frühling lässt sich damit Heizenergie sparen. Aber wer macht das schon? Wäre es da nicht zweckmäßig, das rechtzeitige Ein- und Ausschalten der Heizung durch unseren Wetterdienst per Funk erledigen zu lassen?
Von Fritz Mückenhaupt
(15. Juni 2005)
Ärgerliche Verschwendung
Ob geheizt wird oder nicht, entscheidet heute in der Regel ein Außentemperaturfühler. Ist es über Nacht frisch geworden, so sorgt der Fühler zusammen mit der Heizungs-Steuerung für die Inbetriebnahme der Heizung. Leider weiß unser unwissender Außentemperaturfühler nicht, dass es möglicherweise tagsüber noch sehr warm wird und er die Heizung bald wieder abschalten muss. Mit Verärgerung stellt man fest, dass das kurzzeitige Heizen am Morgen eigentlich überflüssig war. Etwas wärmere Kleidung hätte vielleicht auch genügt, um die momentan etwas kühleren Wohnraum-Temperaturen zu überbrücken. So aber verschwendet man in der Übergangszeit immer wieder völlig unnötig viele Kilowattstunden an Heizenergie.
Als Beispiel möchte ich den 5. Oktober 2004 anführen: Nach Ende der "Nachtabsenkung" um sechs Uhr morgens sprang meine Heizung an, weil es draußen nur acht Grad hatte. Die Heizung lief bis gegen neun Uhr und schaltete auf Grund der ansteigenden Außen-temperatur ab. Verbrauch an diesem Morgen: 2,5 cbm Erdgas entsprechend 26 kWh. Die Außentemperatur an diesem Tag lag - wie prognostiziert - bei maximal 25 Grad! Das Aufheizen hätte man sich sparen können.
Wie gelangt die Wetter-Prognose in den Heizungskeller?
Mit einem Heizungs-Funksignal, das vom Wetterdienst entsprechend der Prognose ausgehen müsste, ließe sich das oft unnötige Heizen im privaten wie auch öffentlichen Bereich vermeiden. Verbreiten ließe sich der "Ausschaltebefehl" über eine (bisher nicht allzu bekannte) Funk-Technik im Langwellenbereich, in dem auch der bundesweit empfangbare Funkuhren-Sender DCF 77 sendet. Betrieben wird dieser Dienst durch die "Europäische Funk-Rundsteuerung GmbH" (siehe auch unter www.efr.de). Sie sorgt mit ihrer Dienstleistung dafür, dass Straßenbeleuchtungen, Zwei-Tarif-Zähler, Nachtspeicherheizungen und so weiter per Funkbefehl ein-, aus- oder umgeschaltet werden.
Die Ausstrahlung der codierten Funksignale erfolgt durch die Langwellensender Mainflingen auf Welle 129,1 kHz (100 kW) und Burg bei Magdeburg auf Welle139 kHz (50 kW). Wie man sieht, ergeben sich also auch keine besonderen technischen Probleme bei der Verbreitung dieses Steuersignals. Dies könnte auch regional geschehen und somit die Wetterlage in den einzelnen Wetterzonen berücksichtigen. So könnte zum Beispiel der Wetterdienst Stuttgart für den Südwesten zuständig sein.
Das Wetter ist gut prognostizierbar. Der Außentemperaturfühler ist aber kein guter Prophet!
Empfang des Heizungssignals
Für den Empfang des Heizungssignals lassen sich drei verschiedene "Funk-Rundsteuerempfänger" (der Firmen AEG, Landis&Gyr und Lic-Langmatz) verwenden, die jeweils mehrere Steuerkontakte besitzen. Mit ihnen könnte man die Heizkessel und auch die Heizungspumpen entsprechend der Wetterprognose aus- und wieder einschalten. Wenn der Heizkessel auch für die Warmwasserversorgung zuständig ist und eine Totalabschaltung des Heizkessels nicht in Frage kommt, müsste die Beeinflussung durch einen Steuerkontakt an der Leitung zum Außentemperaturfühler erfolgen. Natürlich müsste eine Abschaltung der Wetterdienst-Bevormundung jederzeit möglich sein.
Kostenfrage
Die Nutzung der Funk-Rundsteuerempfänger ist nur in Verbindung mit einem Lizenzvertrag mit der EFR GmbH möglich. Sie verlangt für jeden Funk-Teilnehmer beziehungsweise Funkempfänger ein monatliches Nutzungsentgelt von 0,65 Euro, um damit die Sendeeinrichtungen und das "Drumherum" bezahlen zu können. Ein Funk-Rundsteuerempfänger selbst kostet einmalig 100 Euro, wenn es zur Abnahme einer großen Stückzahl durch den Lizenznehmer kommt. Eine Übernahme des jährlichen Nutzungsentgelts durch den Bund sollte man nicht ausschließen, wenn sich herausstellt, dass sich mit dem Heizungssignal erhebliche Mengen an Energie und CO2-Emissionen einsparen lassen.
Plädoyer für eine Untersuchung
Noch kann man nicht sagen, ob sich mit dieser Technik fünf Prozent, zehn Prozent oder noch mehr an Heizenergie und Strom einsparen lassen. Durch einen Versuch mit einer größeren Anzahl freiwilliger Tester, die ihre Heizung hierfür zur Verfügung stellen, müsste sich das herausfinden lassen. Die Frage ist, wer steigt hier in diese Untersuchung ein?
E-Mail: (fritz.mueckenhaupt@t-online.de)