ED 02/10

Gewerbe wird erleuchtet

Fit durch Retrofit

Meist machen sich neue Lampen innerhalb weniger Jahre bezahlt und erzielen Renditen, die Unternehmen im Kerngeschäft nicht erzielen. LED-Retrofit-Lampen sind preiswert, sparsam, ­vielfältig am Markt verfügbar und passen in vorhandene Lampenfassungen. Dennoch fristen moderne LED-Lösungen ein Schattendasein. Zu Unrecht, wie Wolfgang Buttner und Aribert Peters aufzeigen.

(17. Dezember 2015) Windkraft erzeugt in Deutschland viel Strom. Im Jahr 2014 war es ein Spitzenwert von 56 TWh. Doch selbst diese Strommenge reicht nicht aus, um alle Lampen in Deutschland mit Strom zu versorgen. Denn für Beleuchtung werden laut Umweltbundesamt jährlich rund 71 TWh Strom verbraucht, was etwa 15 Prozent des gesamten Stromverbrauchs entspricht.

554 LED-Lampe / Foto: LEDeXCHANGE GmbH

Etwa die Hälfte des Stroms für Beleuchtung könnte eingespart werden, wenn überall die modernsten und damit effizientesten Lampen verwendet würden. Das Einsparpotenzial kann mit 30 bis 40 TWh jährlich abgeschätzt werden – das ist die von PV-Anlagen erzeugte Strommenge. Der dafür heute hergestellte Strom bräuchte dann nicht mehr erzeugt zu werden oder könnte anderweitig verwendet werden. Das ist etwa so viel Strom, wie alle PV-Anlagen zusammen in Deutschland im Jahr 2014 erzeugten. Um nicht missverstanden zu werden: Keinesfalls wird moderne Leuchttechnik die Windkraft oder PV überflüssig machen. Das Zahlenbeispiel soll jedoch verdeutlichen, welche gewaltigen Strommengen durch Umrüstung der Leuchttechnik eingespart werden können. Das geradezu Wunderbare an dieser Einsparmöglichkeit sind die gewaltigen Renditen, die damit erzielt werden können, wenn man die Umrüstung richtig angeht. Wir konzentrieren uns in diesem Beitrag auf den Einsatz von Leuchtstoffröhren in Verwaltung und Gewerbe. Diese Lampen finden sich aber auch in Wohngebäuden, insbesondere in Hobby- und Kellerräumen. Tipps für den Privat­haushalt lesen Sie zudem auf Tipps von Warentestern und LED-Kauf – einfach und günstig.

Effizienz

Noch im Jahr 2007 hat der Bund der Energieverbraucher empfohlen, die klassischen T8-Leuchtstoffröhren durch die dünneren und sparsameren T5-Röhren zu ersetzen: aus 72 Watt wurden 36 Watt Leistung für eine 1,5-Meter-Lampe. Durch den Austausch konnte man eine Lichtausbeute von rund 90 Lumen pro Watt erreichen.

Handlungsbedarf prüfen

Gerade in Verwaltungen und öffentlichen Gebäuden wird der meiste Strom für Beleuchtung verbraucht. Durch Kennwerte kann einfach ­ermittelt werden, wie hoch der Stromverbrauch im Vergleich zu ähn­lichen Gebäuden ist. Bei zu hohen Werten sollte zunächst geprüft ­werden, welchen spezifischen Stromverbrauch die Beleuchtung hat.

Die modernsten heutigen LED-Röhren erreichen bereits 150 Lumen pro Watt. Und im Labor konnten schon 300 Lumen pro Watt erreicht werden. Die Entwicklung geht schnell voran und die Effizienz moderner Lampen steigt Jahr für Jahr deutlich an. Das ist ähnlich wie bei der Entwicklung von Computern. Eine heute gekaufte moderne Lampe ist absehbar schon in drei bis vier Jahren veraltet und reif für den Austausch. Ähnlich wie bei Computern gehen technische Weiterentwicklungen mit Preissenkungen Hand in Hand.

Aufbrauchen oder sofort ersetzen?

Wer vor wenigen Jahren die Beleuchtung saniert hat, muss sich heute überlegen, wann der richtige Zeitpunkt für eine neuerliche Sanierung gekommen ist. Dabei handelt es sich um eine einfache Rechenaufgabe. Das Wegwerfen vernichtet das in die Lampe investierte Geld zu dem verbleibenden Lebensdaueranteil. Wenn also eine Lampe mit 10.000 Stunden Lebensdauer nach 7.500 Stunden Betrieb entsorgt wird, wird ein Viertel des Kaufpreises vernichtet. Allerdings spart man für die Zeit des vorzeitigen Austauschs, also im Beispiel 2.500 Stunden, durch einen geringeren Stromverbrauch der neuen Lampe einen Geldbetrag, der oft sehr viel höher ist als der vorzeitig entwertete Kaufpreis der alten Lampe. Wegwerfen ist meist die deutlich günstigere Alternative. Nicht wegwerfen ist „Falschgeiz“.

Wirtschaftlichkeit des Lampentauschs

Die Wirtschaftlichkeit eines Lampentauschs hängt ab von der Stromersparnis durch den Tausch, der Brenndauer und dem Strompreis.

Für die Wirtschaftlichkeitsberechnung einer neuen Lampe sollte man nicht damit rechnen, dass die neue Lampe über ihre gesamte Lebensdauer von zehn oder zwanzig Jahren in Betrieb bleibt. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass schon nach drei oder vier Jahren ein weiterer Ersatz ansteht und die heute angeschaffte Lampe ihr Geld verdient haben muss.

Ersetzt man eine 60-Watt-Glühbirne gegen eine 6-Watt-LED, dann spart man 54 Watt Leistung. Bei 1.000 Betriebsstunden im Jahr und einem Strompreis von 30 Cent je Kilowattstunde erzielt man jährlich eine Einsparung von 54 x 1000 x 0,30 /1000 = 16,20 Euro. Die Lampe macht sich schon im ersten Jahr bezahlt. Anders ausgedrückt: Die Einsparung ist schon im ersten Jahr etwa so hoch wie die Investition. Die Kapitalverzinsung beträgt mithin rund 100 Prozent.

Wie sieht die Wirtschaftlichkeit aus, wenn eine klassische T8-Leuchtstoffröhre (76 Watt = 58 Watt Lampenleistung + 8 bis 25 Watt für das Vorschaltgerät, auch als Drossel bekannt) gegen eine LED-Röhre (26 Watt = 25 Watt Lampe + 1 Watt Drossel) ersetzt wird? Hier werden 50 Watt eingespart. Bei einer jährlichen Brenndauer von 1.500 Stunden (Gewerbe) und einem Strompreis von 0,20 Euro je kWh werden jährlich 15 Euro an Stromkosten eingespart. Bei Lampenkosten von 60 Euro und Kosten des Lampentauschs von 2 Euro ergibt sich eine Kapitalverzinsung von 24 Prozent, bezogen auf die Investition von 57 Euro (Die Kosten einer Leuchtstofflampe sind abzuziehen). Hier hat sich die Lampe nach vier Jahren Betrieb amortisiert. Eine Kapitalverzinsung von 24 Prozent ist im üblichen Geschäftsbetrieb nicht zu erreichen.

554 LED-Beleuchtung im Supermarkt / Foto: LEDeXCHANGE GmbH

Stromeinsparung durch LED

Leuchtstoffröhren haben heute bereits eine hohe Energieeffizienz zwischen 60 und 100 Lumen je Watt (lm/W). Eine gute LED-Lampe kommt dagegen heutzutage auf 120 bis 150 lm/W. Da fragt sich angesichts des deutlich höheren Kaufpreises der LED, ob sich ein Retrofit überhaupt lohnt. Ein zweiter genauer Blick zeigt jedoch, dass sich die Energieeffizienz von LED gegenüber Leuchtstoffröhren verdoppelt (beim Ersatz von EVG) oder sogar verdreifacht (bei KVG/VVG). Bei einer Leuchtstoffröhre muss der Strom für die Röhre durch ein Vorschaltgerät wie eine Magnetspule oder Drossel begrenzt werden, damit die Röhre nicht durchbrennt.

Konventionelle Vorschaltgeräte (KVG) verbraten 15 bis 25 Watt, verlustarme Vorschaltgeräte (VVG) nur acht bis zehn Watt und die wesentlich selteneren elektronischen Vorschaltgeräte (EVG) drei bis fünf Watt. Werden die Leuchtstoffröhren durch LED-Retrofits ersetzt, kann das Vorschaltgerät in der Leuchte bleiben. Durch den geringeren Stromverbrauch der LED sinkt der Verlust des Vorschaltgeräts auf etwa ein Watt ab. Bei einem EVG sinkt der Stromverbrauch des Vorschaltgeräts auf zwei Watt ab. Der Starter verbraucht praktisch keinen Strom. Aus 80 Watt bei einer Leuchte mit KVG (58+22) werden nach dem Retrofit also 27 Watt (26+1). Bei einer Leuchtstoffröhre mit EVG werden aus 55 (50+5) mit LED 28 (26+2) Watt, also eine Halbierung. Wurde die T8 schon durch eine effizientere T5 mit 39 Watt (35+4) ersetzt, dann reduziert die LED den Stromverbrauch nur noch um rund ein Drittel.

Ein weiterer Vorteil der LED ist der begrenzte Abstrahlwinkel. Bei einer Leuchtstoffröhre wird das Licht rundum abgestrahlt. Es wird meist aber bei einer Deckenbeleuchtung zum Beispiel im 120-Grad-Winkel benötigt. Lenkt man das Licht über einen Reflektor in den Raum zurück, dann gehen selbst bei einem neuen und sauberen Spiegel 20 Prozent des Lichts ver­loren, bei einem verschmutzten Spiegel entsprechend bis zu 50 Prozent und mehr. LED kann man mit genau dem benötigten Abstrahlwinkel erwerben.

Hinzu kommt, dass Leuchtstoffröhren über die Lebensdauer nachdunkeln, was zwischen fünf Prozent und 50 Prozent des Lichts reduziert. Dies führt dazu, dass eine LED mit 3.400 Lumen eine Leuchtstoffröhre mit 5.000 Lumen fast immer ohne Verlust an Beleuchtungsqualität ersetzen kann. Die Lichteffizienz in lm/W erzählt also nicht die ganze Geschichte.

Tausch von Leuchte oder Leuchtmittel?

Am Markt erhältlich sind sogenannte Retrofit-LEDs. Das sind LED-Lampen, die ohne weitere Umbauarbeiten alte Leuchtstoffröhren ersetzen können. Lediglich der alte Starter muss durch eine Sicherung überbrückt werden. Das geht so einfach und unkompliziert wie der Ersatz einer defekten Leuchtstoffröhre und eines Starters. Man braucht dafür keinen Elektriker, sondern lediglich einen Hausmeister. Die Retrofits gibt es für klassische Starterschaltung. Sie sind auch schon verfügbar für die wesentlich selteneren elektronischen Vorschaltgeräte. Eine Retrofit-Lampe kostet nur ein Zehntel oder weniger des Betrags, den eine neue Leuchte kosten würde.

Beispiel: Sporthalle in Herrsching

Die Umrüstung der 270 vorhandenen Spiegelrasterleuchten mit KVG auf Retrofit-LEDs hat weniger als zehntausend Euro gekostet und rechnet sich mit etwa 45 Prozent Kapitalverzinsung. Nach gut zwei Jahren haben sich die neuen Lampen durch die Stromkostenersparnis bezahlt gemacht. Neue Leuchten mit entsprechend höherwertiger technischer Ausrüstung (Dimmung und Präsenz) hätten fast 150.000 Euro gekostet. Nach drei bis fünf Jahren wäre das aber nicht mehr Stand der Technik. Die Retrofits sind zwar nach fünf Jahren auch nicht mehr Stand der Technik, aber sie haben bis dahin nicht nur Energie gespart, sondern auch noch eine erhebliche Rendite erwirtschaftet. Wenn Sie die Lampen nach vier Jahren (6.000 Betriebsstunden) austauschen, dann bleiben noch immer 21 Prozent Rendite. Wer kann das schon bieten?

Abstrahlwinkel, Lichtmenge und Farbtemperatur

Bei jedem Lampentausch muss darauf geachtet werden, dass die Lichtmenge, die Farbtemperatur und auch der Abstrahlwinkel der neuen Lampe passend gewählt wird. Gute Anbieter haben die jeweils passende LED im Angebot. Leuchtstoffröhren strahlen rundum gleichmäßig ab. Deshalb muss ein Teil des Lichts über einen Reflektor in den Raum zurückgespiegelt werden. Bei LEDs kann der Abstrahlwinkel von vornherein so gewählt werden, wie es der Beleuchtungszweck erfordert. Für die Auswahl der richtigen neuen Lampen braucht man einen Fachmann oder eine sehr gute Beratung durch einen Lampenhersteller. Vor der Bestellung der neuen Lampen misst man die vorhandene Beleuchtungsstärke (Lux) in der Nutz­ebene (also am Fußboden, Schreibtisch, Werkbank etc.) aus. Dann gilt es ein paar unterschiedliche Lampen zu testen und erneut zu messen. Ohne diese Bemusterungen sollte man sich nie auf einen Kauf einlassen!

Luxmeter vom Verein leihen

Der Bund der Energieverbraucher e. V. verleiht an seine Mitglieder kostenlos Luxmeter, mit denen die Helligkeit in einem Raum exakt gemessen werden kann. Der von einer Lampe ausgehende Lichtstrom wird in Lumen gemessen, die ankommende Helligkeit an einem Ort hingegen durch Lux (Lumen pro qm)

Starter

Leuchtstoffröhren brauchen einen Starter und eine Drossel. Eine LED-Lampe braucht keinen Starter, sie leuchtet sofort nach dem Anschalten. Der Starter kann daher entfernt werden. Stattdessen wird eine Sicherung eingeschraubt. Es gibt auch LED-Retrofit-Lampen, die für den Ersatz in Leuchten mit elektronischem Vorschaltgerät konstruiert wurden.

Zulassung: Retrofit und Konversion

Leuchten haben eine Zulassung und müssen sicherheitstechnischen Anforderungen genügen. Durch Ersatz des ursprünglichen Leuchtmittels und des Starters durch eine Retrofit-Lampe bleibt die Zulassung der Leuchte laut einer Mitteilung von VDE und ZVEI (LA-T 2015-049) erhalten. Wenn hingegen die Innenverdrahtung der Leuchte zum Beispiel durch Entfernung des Vorschaltgeräts verändert wird, handelt es sich um eine Leuchtenkonversion. Die umgebaute Leuchte muss nach der Konversion mit einem neuen Typenschild versehen werden.

Contracting

Wer durch neue Lampen Stromkosten einsparen will, ohne über die notwendigen Investitionsmittel zu verfügen, kann nach Lichtcontractoren Ausschau halten. Diese übernehmen die Finanzierung und erhalten einen Teil der Stromkostenersparnis. Nach wenigen Jahren gehen die Lampen vollständig in das Eigentum des Auftraggebers über. Da aber die Investitionen in einen Lampentausch oft schon nach ein bis zwei Jahren durch die Stromkostenersparnis hereinkommen, sollte man spitz rechnen, bevor man sich für ein Lichtcontracting entscheidet.

Bewegungsmelder

Gute Hersteller bieten LED-Leuchten mit eingebautem Bewegungsmelder an. Das erbringt deutliche zusätzliche Stromkostenersparnisse, weil sich die Betriebszeiten drastisch vermindern. Allerdings versagt in solchen Fällen die klassische Wirtschaftlichkeitsberechnung, die von fixen jährlichen Brenndauern ausgeht. Hier muss eine Abschätzung genügen.

554 LED-Beleuchtung in Gastraum / Foto: LEDeXCHANGE GmbH

Kennzahlen

Wie hoch ist die spezifische Leistung für die Beleuchtung? Je größer ein Raum ist und je stärker er beleuchtet werden soll, umso mehr Lampen werden benötigt. Eine sinnvolle Vergleichszahl sollte also unabhängig von Raumgröße und der gewünschten Beleuchtungsstärke (=Helligkeit) sein. Deshalb dividiert man die Wattzahl durch die Fläche des Raumes und die Beleuchtungsstärke (je hundert Lux). Vier T8-Leuchten mit EVG bringen z.B. 500 Lux in einen 20 qm großen Raum. Das sind 220 Watt/ (20 x 5) = 2,2 W/(qm 100 lx). Ein guter Wert für die spezifische Beleuchtungsanschlussleistung mit LED-Leuchten ist ein Wert von ein W/(qm 100 lx).

Temperaturabhängigkeit

Die Effizienz von LEDs sinkt mit steigender Temperatur. Auch reduziert Hitze die Lebenserwartung (Faustregel: Je zehn Grad mehr halbiert sich die Lebenserwartung). Anders als bei Leuchtstofflampen steht sofort die volle Lichtstärke zur Verfügung. Deshalb eignen sich LEDs besonders gut für Außenbeleuchtung in kühlen Ländern wie bei uns.

Straßenbeleuchtung

In der Straßenbeleuchtung liegt das größte ökonomische Einsparpotential bei den Kommunen mit zweistelliger Kapitalverzinsung. Konversionslösungen mit passenden Leuchtmitteln liegen in einer Größenordnung von etwa 100 Euro je Lampe. Auch kann man darauf fünf Jahre Garantie bekommen. Bis dahin hat die Lampe ohnehin eine fette Rendite erwirtschaftet, deutlich höher als die Rendite von PV-Anlagen in ihren besten Zeiten. Auch sie ist in fünf Jahren nicht mehr Stand der Technik. Vermutlich wird man sie in fünf Jahren wechseln, weil eine sparsamere neue Lampe dann wirtschaftlicher ist, als die alte und noch funktionierende Lampe aufzubrauchen. Will man eine Straßenleuchte komplett tauschen, so muss man mit 500 bis 3.000 Euro je Leuchte rechnen. Man hat also eine ganz andere Investitionssumme zu stemmen und somit auch deutlich höhere Kosten für die Abschreibung. Die Eigenkapitalverzinsung liegt dann nur noch im einstelligen Bereich oder wird oft sogar negativ.

Eine neue Leuchte kommt eigentlich sinnvoll nur dann in Betracht, wenn mit der alten Konstruktion nichts mehr anzufangen ist, diese beispielsweise undicht oder korrodiert ist. Um die Energieeffizienz der Straßenbeleuchtung abzuschätzen, kann man die Anschlussleistung je Leuchte vergleichen. Durchschnittliche Werte lagen bisher bei 100 W, also 0,1 kW Leistung. Je Leuchte lassen sich mit Retrofits pro Jahr etwa 60 Euro einsparen. Bei einer Brenndauer von 4100 Stunden im Jahr liegt der Jahresstromverbrauch somit bei 410 kWh. Auch hier gibt es Retrofit-Lampen, die ohne Änderung der alten Fassung statt einer Quecksilberdampf-Hochdrucklampe, einer Natriumdampflampe oder einer Leuchtstofflampe eingesetzt werden können. Sie benötigen in der Regel noch ein Viertel bis ein Fünftel des alten Verbrauchs.

Herstelleradressen: CONPOWER.de und led-ex.de bieten deutschlandweit Lichtberatung, Lieferung und Einbau an.

Gesunde Beleuchtung

Ist Ihr Arbeitsplatz hell genug?

Gesunde Beleuchtung: Ist Ihr Arbeitsplatz hell genug?

(29. März 2014) Im Dunklen ist gut munkeln – aber bitte nicht am Arbeitsplatz. Denn damit Sie gut arbeiten können und gesund bleiben, schreibt die Arbeitsplatzverordnung eine minimale Helligkeit für den Arbeitsplatz vor (Technische Regeln für Arbeitsstätten, ASR A3.4: Beleuchtung).

554 Schreibtisch Büro / Foto: Pixelio.de/Norbert Schollum

Je nach Branche und Tätigkeit unterscheiden sich die Helligkeitswerte. Die wichtigste Zahl gilt für Schreiben, Lesen und Datenverarbeitung in Büros. Hier gilt eine minimale Beleuchtungsstärke von 500 Lux und ein minimaler Index für die Farbwidergabe von 80. Für Ablegen und Kopieren sind nur 300 Lux vorgeschrieben, für Archive nur 200 Lux.

Es empfiehlt sich, die Beleuchtungsstärke einmal zu messen. Mitglieder im Bund der Energieverbraucher haben es gut: Sie können sich bei ihrem Verein kostenlos ein Luxmeter ausleihen und damit die Beleuchtungsstärke zuhause und im Büro messen.

Übrigens: Für Verkaufsräume sind 300 Lux vorgeschrieben, für Kassenbereich und Packtisch 500 Lux. Für Spielzimmer und Krippenräume gelten 300 Lux, ebenso für Unterrichtsräume. Für Hörsäle und Fachunterrichtsräume werden 500 Lux gefordert. Die Messung soll bei natürlicher Dunkelheit durchgeführt werden. Für das Vorfeld auf Flughäfen sind 20 Lux vorgeschrieben. Für Gaststätten und Küchen gibt es keine Zahlen.

Hilfe vom Verein: Wollen Sie wissen, ob es an Ihrem Arbeitsplatz hell genug ist? Der Verein verleiht an Mitglieder kostenlos Luxmeter. Bitte bei der Bundesgeschäftsstelle anfragen.

Lotse für die Innenbeleuchtung

Stromkosten senken

Lotse für die Innenbeleuchtung

(16. September 2012) Unternehmen, Kommunen und Einrichtungen der öffentlichen Hand könnten ihre Stromkosten bei der Innenbeleuchtung von Industrie- und Bürogebäuden um bis zu 80 Prozent senken. Ein Online-Tool zeigt, wie sich die Energieeffizienz bei gleichbleibender Lichtqualität systematisch steigern lässt.

Nutzer finden für alle Stadien eines typischen Modernisierungsvorhabens Infos, Beispielprojekte und praktische Handlungsempfehlungen. Der Lotse bietet zudem einen Überblick über die effizientesten Beleuchtungstechnologien.

Gewerbe wird erleuchtet

Interview mit dem Experten für effiziente Beleuchtung Wolfgang Buttner aus München.

Gewerbe wird erleuchtet

Interview mit dem Experten für effiziente Beleuchtung Wolfgang Buttner aus München. Wolfgang Buttner (Leitspruch: "Es gibt keine Energielücke sondern nur eine Phantasielücke") hat unlängst den Energiepreis der Stadt München erhalten.
Er gibt einige seiner Erfolgsgeheimnisse für die Leser der Energiedepesche preis.

Wolfgang Buttner

Der Lichtexperte Wolfgang Buttner

16. Oktober 2003

Frage: Beleuchtung im Gewerbe scheint doch aufs Ganze bezogen eher ein Randthema zu sein. Wie hoch ist der Anteil der Energie, der für Beleuchtung ausgegeben wird? Und welcher Anteil an den Kosten eines Gewerbebetriebs entfällt auf Beleuchtung?

Antwort W. Buttner: In Deutschland werden etwa 11% der elektrischen Endenergie für künstliche Beleuchtung verwendet. Von den Energiekosten eines Gewerbebetriebs kann allein die Beleuchtung mitunter mehr als 50% der gesamten Aufwendungen für den Bezug von Energieträgern ausmachen. Typisch sind etwa 10 - 20% Energiekostenanteil im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe.

Die Energiekosten sind wiederum nur ein Teil der gesamten Kosten eines Gewerbebetriebes und daher kann diese Frage nicht verallgemeinernd beantwortet werden, jedoch kann hier exemplarisch erwähnt werden, daß etwa im Bereich der Hotelerie typischerweise 4% Energiekosten vom Gesamtumsatz zu tragen sind. Diese 4% vom Umsatz sind oftmals weniger als die Kapitalrendite, also der Ertrag eines solchen Gewerbebetriebes. Jede Vermeidung von Energiekosten steigert somit ganz erheblich den Unternehmensgewinn.

Grafik Vergleich Eingesetzte Primärenergie - Nutzenergie Licht

Die Lichtenergie beträgt nur 3% der eingesetzten Primärenergie.

Frage: Im Gewerbe gibt es doch fast ausschließlich Leuchtstoffröhren, die wie eine Energiesparlampe funktionieren. Wo liegen denn da die Einsparmöglichkeiten?

Antwort W.Buttner: Die Einsparmöglichkeiten bei der Beleuchtung mit Leuchtstofflampen liegen in der Vermeidung von Lichtverlusten durch Komponenten mit schlechtem Wirkungsgrad. So sind alte Opalwanneneinbauleuchten mit Leuchtstofflampen in T12 (= 38 mm Rohrdurchmesser) vom Gesamtwirkungsgrad her bei einer Ausbeute von etwa 20 lm/W, was kaum besser ist als eine Beleuchtung mit (Halogen-)glühlampen.
Verbesserungen des Gesamtwirkungsgrades lassen sich erreichen durch Verwendung von Leuchtstofflampen in T8 oder T5 (=26 bzw. 16 mm Rohr), ggf. unter nachträglichem Einbau von sogenannten elektronischen Vorschaltgeräten. Der Ersatz eines konventionellen gegen ein elektronisches Vorschaltgerät bringt allein eine Einsparung von 25% bis 30%. Weitere Verbesserungen des Leuchtenbetriebswirkungsgrades lassen sich oftmals erzielen durch Nachrüstung der alten Leuchten mit Reflektoren, also mit optischen Systemen.

Unter Ausnutzung aller Möglichkeiten sind somit Verbesserungen des Wirkungsgrades um einen Faktor 4 durchaus realistisch. In der Praxis bedeutet dies oftmals, dass z.B. in 2-flammigen Leuchten nur noch eine Lampe bestückt bleibt und dennoch mindestens das alte Beleuchtungsniveau erhalten bleibt, ja manchmal sogar erheblich verbessert wird, vor allem, wenn etwa alte 2-Banden-LL durch moderne 3-Banden-LL ersetzt werden.

Frage: Woran erkennt man von außen, ob eine Lampe am elektronischen Hochfrequenzvorschaltgerät (= EVG) betrieben wird? Und wie kann man sich davon überzeugen?

Antwort W.Buttner: Beim Einschalten von Leuchtstofflampen an einer herkömmlichen 50 Hz Drossel (=VG) sieht und hört man meistens mehrere Startversuche bis die Lampe endlich brennt. Am Warmstart-EVG hingegen wird die Lampe nur etwa 0,5 s vorgewärmt um dann ohne weiteres "Flackern" sauber zu starten. Im Betrieb schließlich erkennt man beim Betrachten der Röhrenenden am Flimmern derselben den herkömmlichen konventionellen Betrieb.

Zimmerdecke Lampen

Leuchtentuning von 150 auf 56 Watt bei gleichzeitig hellerer und besserer Beleuchtung. Vorher 6 Lampen ohne Reflektor, jetzt 3 Lampen und Reflektor.

Frage: Präsenzmelder hören sich gut an. Wir haben schon von Fällen gehört, wo die Präsenzmelder nach der Installation wieder entfernt wurden, weil sie nicht richtig funktionierten. Wie hoch sind die Kosten für die Systeme und die Installation? Und welche Systeme haben setzen Sie ein, haben sich bewährt in der Praxis?

Antwort W. Buttner: Ein guter Präsenzmelder unterscheidet sich qualitativ erheblich von billigen Bewegungsmeldern aus dem Baumarkt und kostet nie unter 75 Euro. Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit den Präsenzmeldern von HTS und Steinel, jedoch ist der doppelt so teure HTS-Sensor für viele Anwendungsfälle einfach zu teuer und lohnt sich eigentlich nur bei Neuinstallationen in vernetzten Systemen.

Über www.licht.de bekommt man einen guten Einstieg und kann sich von dort zu den Themen bewegen, die jeweils interessieren.

Für alle hochwertigen Präsenzmelder gilt ganz allgemein, daß man eine genaue Wirtschaftlichkeitsberechnung durchführen muß, falls man diese Melder nachträglich installieren möchte. Oftmals läuft hier z.B. eine Sanierung der alten Leuchten und damit eine Reduktion der Anschlußleistungen genau konträr zum Investitionsinteresse für einen Präsenzmelder.

Frage: Welche Kriterien muß eine Beleuchtung genügen bezüglich Helligkeit und wie kann man das praktisch selbst messen? Gibt es unterschiedliche Anforderungen z.B. für Korridore, Arbeitsplätze, Besprechungsräume und wie hoch sind die Werte konkret? Kann man Lichtmessgeräte irgendwo ausleihen?

Antwort W. Buttner: Die in Deutschland erforderlichen Beleuchtungsstärken in Innenräumen und an Arbeitsplätzen werden in der DIN 5035 geregelt. So bewegen sich die konkreten Werte bei 50 bis 100 lx für Korridore und 300 bis 500 lx für Bildschirmarbeitsplätze. Höhere Beleuchtungsstärken als etwa 1.500 lx führen in der Regel zu Problemen in Form von Reflexblendung oder zu hohen Leuchtdichtekontrasten und verursachen obendrein erhebliche Stromkosten. Sie sind eigentlich nur für besondere Anforderungen notwendig.
Einfache Meßgeräte für die Erfassung von Beleuchtungsstärke [lx] kosten etwa 75 Euro und mehr. Ein Ausleihen ist mir bislang nicht bekannt.

Leuchtende Glühlampe

Richtig ausgewählte Lampen können sich als reiner Jackpot entpuppen.

Frage: Nach welcher Zeit sollte man die Leuchtmittel auswechseln, weil sie dunkler werden? Gibt es Hersteller mit besonders langlebigen Lampen und um wieviel sind diese teuerer?

Antwort W. Buttner: Herkömmliche Standardleuchtstofflampen (also Lichtfarbe 20, 25, 30, 33 ..) haben eine wirtschaftliche Nutzlebenserwartung von etwa 7.000 Stunden. Modernste 3-Banden-Leuchtstofflampen dagegen brennen etwa 20.000 Stunden am EVG und weisen dabei keinen höheren Lichtstromverlust als 5% auf!

Alle namhaften Hersteller - i.e. General Electric, Osram mit Sylvania und Philips - führen diese LL der neuesten Generation, welche preislich etwa 50% über den Standardleuchtstofflampen liegen.

Grabstein Glühlampe

Hier liegt der Hund begraben!

Frage: Woran erkennt man beim Kauf eine 3-Banden-Leuchtstofflampe?

Antwort W. Buttner: Alle Leuchtstofflampen sind herstellerunabhängig einheitlich gekennzeichnet. Am Anfang der Kennzeichnung steht ein "L" (in Amerika und England ein "F") für Leuchtstofflampe.
Als zweites Zeichen folgt die Leistung z.B. 58 = 58 Watt. Danach folgt hinter einem Schrägstrich die Lichtfarbe, die spektrale Qualität. 3-Banden-Lampen haben als erste Ziffer hier eine 8, eine 9 kennzeichnet 5-Banden-Lampen. Beide sind zum Kauf zu empfehlen.
Am meisten verkauft werden weltweit noch die Standardlampen mit der Bezeichnung 25, 35 usw.

Frage: Welche Richtwerte für den Stromverbrauch für die Beleuchtung gibt es? Wie kann man den tatsächlichen Beleuchtungsstromverbrauch praktisch feststellen? Und welche Werte finden Sie in der Praxis vor?

Antwort W. Buttner: In Deutschland sind mir keine solchen Richtlinien bekannt, jedoch finden sich vorbildliche Werte in der Norm SIA 380/4 (E) des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins.
Noch heute sind Beleuchtungsanlagen für Schulungs- und Büroräume aus den 60er Jahren mit Anschlußleistungen von 30 W/m2 sehr häufig anzutreffen. Dieser viel zu hohe Anschlußwert kann durch eine Sanierung der Altanlage auf 8-10 W/m2 gedrückt werden.
Um den Stromverbrauch der Altanlage zu berechnen benötigt man die Anschlußleistungen und die jeweiligen Einschaltdauern pro Raum oder zumindest eine hinreichend genaue Schätzung.

Brennende Kerze

Verbrauchstechnisch die drastischste Form der Modernisierung!

Frage: Für viele Firmen ist das Thema zu kompliziert, sie haben nicht die Zeit um die Einsparungen zu verwirklichen. Welche Möglichkeiten sehen Sie zur Lösung des Problems?

Antwort W. Buttner: Bei Stromkosten von mehr als 25 TEuro p.a. macht es sich sicherlich bezahlt einmal den Rat eines Beleuchtungsfachmanns einzuholen. Unter Umständen sind bei Investitionssummen von mehr als 50 TEuro auch Refinanzierungsmaßnahmen durch Licht-Contracting denkbar.

Frage: Kann man auch fest eingebaute Leuchten modernisieren?

Antwort W. Buttner: Bei Einbauleuchten lohnt sich die Modernisierung oft nicht, weil der bauliche Aufwand meistens zu hoch ist. Die Kosten liegen dann mitunter fünfmal höher als beim reinen "Leuchtentuning". Steht ohnehin eine Deckenerneuerung an, dann sollten bei dieser Gelegenheit unbedingt auch die Leuchten erneuert werden.

Frage: Haben Sie nicht Lust, für den Bund der Energieverbraucher eine Beleuchtungsschulung anzubieten? Eventuell auch per Internet?

Antwort W. Buttner: Grundsätzlich gerne.

letzte Änderung: 17.12.2015