Null-Energie-Sanierung vom Fließband
Eine Null-Energie-Sanierung als standardisiertes Produkt mit minimalen Sanierungszeiten und langjähriger Performancegarantie, warmmietenneutral: Die „Energiesprong-Initiative“ verspricht scheinbar Unmögliches. Doch genau solche Innovationen braucht das Land.
Von Aribert Peters
(26. April 2019) Die Sanierungspraxis ist geprägt von Kleinstbetrieben, einem Mangel an guten Beratungsangeboten, sowie einer wenig attraktiven Wirtschaftlichkeit der Vorhaben. Es fehlt an einem gewerkeübergreifenden Sanierungsprodukt mit professionellen Abwicklungsprozessen. Eine Initiative mit dem Namen „Energiesprong“ will das ändern. Die Energiesprong-Initiative bietet ein neuartiges Produkt an: Eine Null-Energie-Sanierung mit minimalen Sanierungszeiten und langjähriger Performancegarantie.
Praktische Erfahrungen
In den Niederlanden hat man bereits seit einigen Jahren praktische Erfahrungen mit dem Konzept gemacht und konnte enorme Kostensenkungen bei der Sanierung erzielen. Deshalb kommt auch der Name „Energiesprong“ aus dem Niederländischen. Inzwischen arbeitet eine Allianz aus mehreren Ländern gemeinsam an der Verwirklichung des Konzepts. Mit dabei sind Frankreich, Großbritannien, der Bundesstaat New York, Kanada und natürlich die Niederlande. In Deutschland wird die Initiative koordiniert von der Deutschen Energieagentur. www.energiesprong.de
Kernelemente von Energiesprong:
- NetZero-Standard: Die sanierten Gebäude erzeugen über das Jahr so viel Energie, wie die Bewohner für Raumwärme, Warmwasser und Strom benötigen.
- Langjährige-Qualitätsgarantie von 10 bis 30 Jahren: Generalübernehmer und Dienstleister verpflichten sich, die beim Bau vereinbarten Leistungsmerkmale sowie die energetischen Standards langfristig über die gesetzliche Gewährleistung hinaus zu garantieren. Das führt wiederum dazu, dass sie ihre Energiesprong-Produkte fortlaufend optimieren.
- Einfache, schnelle Umsetzung: Die Außensanierung soll durch digitale Planung und Vorfertigung innerhalb von zwei Wochen umsetzbar sein. Die Mieter können in ihren Wohnungen bleiben.
- Bezahlbarkeit: Die Maßnahme soll nicht durch Mieterhöhungen, sondern durch Einsparungen bei den Heiz- und Stromkosten refinanziert werden; zudem soll sie zur Wertsteigerung der Immobilie beitragen.
Was auf den ersten Blick wie ein Wunder aussieht, wird ermöglicht durch die clevere Kombination folgender Komponenten:
- Industrielle Vorfertigung von Dämmwänden, Dächern und Haustechnik
- Anpassung an die individuellen Gebäude mit modernster Fertigungstechnik
- PV-Anlage und Sonnenkollektoren auf dem Dach
Entwicklung in den Niederlanden
In den Niederlanden konnte man die Kosten für eine Energiesprong-Sanierung im Vergleich zu Pilotprojekten, die vor drei Jahren durchgeführt wurden, um 55 Prozent senken. Gleichzeitig wurde der energetische Standard deutlich verbessert, von anfänglich 60 Prozent Energieeinsparung auf einen Nullenergiestandard. Allein in den letzten 16 Monaten sind die Preise um 30 Prozent gesunken. Das sind die besten Voraussetzungen, Energiesprong-Sanierungspakete im Breitenmarkt zu etablieren.
- bdev.de/energiesprongbeispiel (niederländisch)
- Energiesprong-Channel auf Vimeo: www.vimeo.com/energiesprong (englisch)
Angebot in Deutschland
Die Firma Ecoworks in Berlin bietet Sanierungen nach dem Energiesprong-Prinzip an. Im Mai 2019 sollen die ersten Häuser in Hameln saniert werden und danach dem KfW-40-Standard entsprechen, also besser gedämmt sein als ein Neubau. Man hat sich mit dem ersten Angebot auf zwei- bis viergeschossige Altbauten konzentriert, die schlecht gedämmt sind. Immerhin gibt es davon 2,9 Millionen Gebäude in Deutschland. Der Firmenchef Emanuel Heisenberg verspricht mit dem Energiesprong-Prinzip günstiger zu sein, als eine konventionelle Sanierung.