ED 01/11
Schimmelpilze sind in der Natur sehr nützliche Lebewesen. In Wohnungen sind sie ein Dauerärgernis.

Schimmelpilze vermeiden durch Wärmedämmung

Schimmelpilze sind in der Natur sehr nützliche Lebewesen, die für den Abbau von organischen Stoffen sorgen. In Wohnungen sind sie ein Dauerärgernis, und das Einatmen der Sporen ist ungesund. Jede zehnte Wohnung hat mindestens eine Stelle mit Schimmelbefall durch zu hohe Feuchtigkeit. Das ergab eine im Jahr 2003 erstellte Studie der Uni-Klinik Jena, die zusammen mit der Technischen Universität Dresden durchgeführt wurde. Über 5.000 Wohnungen wurden untersucht. Was sind die Ursachen für Schimmelbefall und was ist dagegen zu tun?

(25. Juni 2005) - Schimmelsporen, die Samen der Schimmelpilze, sind praktisch immer und überall vorhanden. Zum Wachsen brauchen sie, wie jedes Lebewesen, Nährstoffe und Wasser. Da sie sehr genügsam sind, reicht ihnen Staub, Tapeten, Putz, Holz und so weiter. Das bedeutet, dass sie Nährstoffe in unseren Wohnungen in Hülle und Fülle finden. Ansonsten brauchen sie über eine längere Zeit (mehrere Tage) Wasser oder eine sehr hohe Luftfeuchte.

Pilze brauchen Wasser

Um Schimmelpilze in Wohnungen wirksam zu bekämpfen, muss ihnen das Wasser entzogen werden. Doch woher kommt das Wasser? Der Wassereintrag in Wohnungen kann verschiedene Ursachen haben; hier nur die Wichtigsten:

  • Aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdreich: Ältere Häuser haben häufig keine Sperre gegen aufsteigendes Wasser aus den Erdreich. Das Wasser zieht in den Wänden hoch und verdunstet an der Oberfläche, in der Regel in Höhe der Fußleisten. Die Wand ist dann im Erdgeschoss in der Nähe der Fußleisten ganzjährig feucht. Hier hilft nur das Einbringen einer Sperrschicht.
  • Kondenswasser aus der Raumluft. Da dieses Problem die Hauptursache für Schimmelprobleme in Wohnungen ist, soll es im Folgenden ausführlich behandelt werden.

In einer bewohnten Wohnung werden von jedem Bewohner durch Baden, Kochen, Duschen, Atmung und so weiter etwa zwei bis drei Liter Wasser pro Tag an die Raumluft abgegeben, das durch mindestens zweimaliges tägliches Stoßlüften nach draußen transportiert werden muss.

Kondenswasser in der Wohnung

In ungedämmten Wohngebäuden sind die Oberflächentemperaturen der Außenbauteile an kalten Tagen jedoch so niedrig (vergleiche Tabelle 1), dass Wasserdampfkondensation auch bei richtiger Beheizung und Belüftung kaum zu vermeiden ist. Diesen Effekt kann man auch an einem kalten Gegenstand (zum Beispiel Bierflasche) beobachten, der aus dem Kühlschrank geholt wird: Er beschlägt.

Ist die Außenwand über mehrere Tage feucht, siedeln sich Schimmelpilze und andere Mikroorganismen an. Besonders schimmelgefährdet sind dabei Außenwanddecken oder die Wände hinter Schränken und Büchern, da hier die Temperaturen besonders niedrig sind. Da Schlafzimmer meist wenig geheizt werden, sind die Oberflächentemperaturen dort ebenfalls noch niedriger als in den restlichen Räumen.

Schlechte Dämmung erzeugt Kondenswasser

Die Schimmelgefahr steigt erheblich, wenn in einem Altbau die Fenster erneuert werden, die Wände aber noch im alten Zustand verbleiben. Denn bisher waren die Scheiben die kältesten Flächen im Raum. Nach dem Fenstertausch sind die Scheiben wärmer als die alten Wände. Um Kondenswasser auf den kalten Wänden zu vermeiden, muss die Temperatur der Wandoberflächen durch Wärmedämmung angehoben werden.

Die meisten Häuser wurden in einer Zeit gebaut, als ein wirksamer Wärmeschutz unüblich und Energie billig war. Dementsprechend ist die Außenhülle nicht gedämmt. Nicht oder unzureichend gedämmte Außenbauteile haben insbesondere in den Außenwandecken sehr niedrige Oberflächentemperaturen, wenn außen niedrige Temperaturen herrschen (vergleiche Tabelle 1). Bei -10° C Außen- und 20° C Innentemperatur liegen die Oberflächentemperaturen der Wände in den Raumecken nur bei maximal 10° C. Hinter Gardinen, Schränken und anderen Möbeln an der Außenwand sind die Temperaturen sogar noch weitaus niedriger und unterschreiten das Kühlschrank-Temperaturniveau.

Schimmelpilze beginnen aber nicht erst zu wachsen, wenn flüssiges Wasser vorhanden ist, sondern bereits ab einer relativen Luftfeuchte von 80 Prozent an der Wand. Das wird schon erreicht, wenn die Temperaturen längere Zeit (einige Tage) unter 12,6° C liegen.

Fenstererneuerung bringt Schimmelgefahr

In vielen Altbauten gab es früher, als die Fenster noch undicht und einfach verglast waren, keine Schimmelprobleme. Die Scheiben waren mit Abstand die kältesten Flächen im Raum. Wenn sich irgendwo Kondenswasser niedergeschlagen hat, dann immer auf den Scheiben. Die undichten Fenster haben außerdem für eine ständige Abfuhr der Feuchtigkeit gesorgt. Durch den Einbau neuer Fenster hat ein gravierender Eingriff in die Bausubstanz und den Feuchtigkeitshaushalt stattgefunden. Die Außenwanddecken sind seit diesem Zeitpunkt in hohem Maße schimmelgefährdet, da sie jetzt kälter als die Scheiben sind. Laien sind überfordert, darauf durch verstärktes Heizen und Lüften richtig zu reagieren, zumal sie auch noch berechtigte Angst vor zu hohen Heizkosten haben. Abhilfe kann hier der Einsatz eines Luftfeuchtemessgerätes bringen. Sogenannte Hygrometer messen die Luftfeuchte und zeigen wann der richtige Zeitpunkt zum Lüften gekommen ist. Beziehen kann man ein solches Wohnraumhygrometer im Effizienzshop.

Wanddämmung schafft Abhilfe

Die Situation kann wesentlich verbessert werden, wenn die Wände von außen gedämmt werden, zum Beispiel mit einem Wärmedämmverbundsystem mit 12 Zentimeter Dämmstoff (vergleiche Tabelle 1). Da die meisten Gebäude im nördlichen Teil Deutschlands zweischalig sind und eine Hohlschicht mit fünf bis sieben Zentimeter Stärke haben, kann man hier die Wände mit einem hydrophobierten Material vollblasen. Der U-Wert beschreibt, dass nach der Dämmung die Wärmeverluste pro Quadratmeter Wandfläche um einen Faktor drei (Kerndämmung) bis fünf (Wärmedämmverbundsystem, WDV) vermindert werden.

Die Temperaturen in der Wandecke steigen durch die Wärmedämmung erheblich, so dass auch bei nicht optimalen Heiz- und Lüftungsgewohnheiten mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Kondenswasser mehr entstehen wird. Während die Kosten für die Kerndämmung nur bei circa 25 Euro pro Quadratmeter Wandfläche liegen und sich schon nach sechs bis zehn Jahren amortisieren, betragen die Kosten für ein WDV etwa 90 Euro. Das WDV sollte am besten dann angebracht werden, wenn die Fassade ohnehin sanierungsbedürftig ist.

Optimal ist es, wenn das gesamte beheizte Volumen des Gebäudes mit einer dicken Dämmschicht umhüllt wird. Dann steigt die Wohnqualität erheblich an, denn warme Oberflächen werden als sehr angenehm empfunden.

Fördermittel

Da diese Art der Schimmelbekämpfung eine Energiesparmaßnahme darstellt - der Energieverbrauch halbiert sich, wenn ein altes Haus rund herum gedämmt wird - gibt es dafür auch noch staatliche Fördermittel: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau vergibt dafür im Rahmen ihres "Gebäudesanierungsprogramms" Kredite mit circa 1,7 Prozent Verzinsung. Wer in sein rundum wärmegedämmtes Haus auch noch eine moderne Heizungsanlage einbaut, vermindert den Energieverbrauch insgesamt um circa 70 bis 80 Prozent (vergleiche Abbildung 1 und Tabelle 2, Ideal-Zustand).

Die KfW honoriert dieses "Niedrigenergiehaus im Bestand" durch einen Teilschulderlass, das heißt, von dem Darlehen müssen nur 85 Prozent zurückgezahlt werden. Bei einem Haus mit 172 Quadratmetern Wohnfläche beispielsweise (Tabelle 2) liegt die maximale Darlehenshöhe bei 43.000 Euro (250 Euro je Quadratmeter Wohnfläche) und der Teilschulderlass bei 6.450 Euro.

Auf diese Weise amortisiert sich eine solche Totalsanierung bereits in zehn bis 15 Jahren. In Tabelle 2 sind die Kosten und Einsparungen dargestellt. Die Emissionen des Klimaschadstoffs Kohlendioxyd vermindern sich um 17 Tonnen (Ideal-Zustand) und mit Solarstromanlage sogar um rund 20 Tonnen pro Jahr!

Zusammenfassung

Schimmelprobleme gibt es in Neubauten viel seltener als in Altbauten. Hauptursache ist der mangelhafte Wärmeschutz der meisten Altbauten. Eine Verbesserung des Wärmeschutzes von Altbauten hat folgende Vorteile:

  • Die Oberflächentemperaturen der Außenbauteile werden angehoben, was als sehr angenehm empfunden wird.
  • Schimmelprobleme verschwinden in den meisten Fällen.
  • Das Haus reagiert wesentlich fehlertoleranter auf falsche Heiz- und Lüftungsgewohnheiten.
  • Der Energieverbrauch und damit die Energiekosten werden um bis zu 80 Prozent reduziert.
  • Die Schadstoffemissionen werden etwa in gleichem Maß wie der Energieverbrauch reduziert.
  • Die Abhängigkeit von Energielieferanten wird vermindert.
  • Es werden Arbeitsplätze in kleinen Handwerksbetrieben geschaffen.
  • Der Wert des Gebäudes wird gesteigert.

Hubert Westkämper, 2. März 2005 Dipl.-Physiker, Energieberater der Verbraucherzentrale Niedersachsen, von der IHK Oldenburg öff. best. u. vereid. Sachverständiger für energiesparendes Bauen, thermische Bauphysik, Solarenergienutzung in Gebäuden

letzte Änderung: 06.08.2015