Klein, aber oho: Pellets als Alternative
Wer vor dem Kauf einer Heizungsanlage steht, ist gut beraten, sich eine Pellet- Feuerungsanlage anzuschaffen. Alle Vorteile auf einen Blick.
(05. Juli 2008)
Leserfrage: Wir besitzen seit 13 Jahren eine Gasheizung. In absehbarer Zeit steht eine Neuanschaffung an. Sollen wir bei Gas bleiben oder raten Sie zu einem grundsätzlich günstigeren Heizungssystem? Für Tipps wäre ich Ihnen dankbar.
Hans-Walter Euhus, Buchholz
Der Bund der Energieverbraucher antwortet:
Sehr geehrter Herr Euhus, beim Austausch einer Zentralheizung sprechen heute mehrere Gründe für einen Wechsel von einer fossilen auf eine erneuerbare Wärmequelle. Im Vordergrund stehen angesichts der Öl- und Gaspreisentwicklung zumeist die Kosten. Selbst die höheren Anschaffungskosten für regenerative Heizungsvarianten machen sich dadurch relativ schnell bezahlt.
Dieser Trend wird sich bei einer realistisch prognostizierten Entwicklung der Öl- und Gaspreise weiter verstärken. Dazu muss man für die Zukunft verstärkt mit umweltpolitischen Maßnahmen rechnen, die den sparsamen Umgang mit CO2 belohnen und den Verbrauch fossiler Energieträger direkt oder indirekt bestrafen. Ein Beispiel dafür ist das heute schon in Baden-Württemberg geltende Wärmegesetz, das künftig in ganz Deutschland in Kraft treten soll.
Für den Austausch einer Gas- oder Ölheizung in einem Gebäude mittlerer Wohnfläche im Bestand würde ich Ihnen eine Pelletheizung empfehlen. Der Austausch ist unkompliziert. Allerdings müssen Sie als Besitzer einer Gasheizung berücksichtigen, dass Sie etwa fünf Quadratmeter zusätzlichen Raum für ein Pelletlager benötigen, am sinnvollsten in unmittelbarer Nähe zum Heizkessel. Beim Austausch einer Ölheizung ersetzt das Pelletlager einfach den Öltank, häufig in Form eines anschlussfertigen Lagerbehälter (Gewebetank). Der elektrische und hydraulische Installationsaufwand für eine Pelletheizung entspricht dem einer neuen Öl- oder Gasheizung.
Unter Umweltgesichtspunkten schlägt die Pelletheizung die Wärmepumpe
Teure Anschaffung
Die Investitionskosten für eine Pellet-heizung inklusive Lagerbehälter, Förderanlage, Pufferspeicher und Installation liegen bei rund 17.000 Euro und damit etwa 10.000 Euro höher als für eine moderne Öl- oder Gasheizung. Von diesen Mehrkosten müssen noch die über Förderprogramme möglichen Zuschüsse abgezogen werden. Für Pelletheizungen mit Pufferspeicher beträgt die Fördersumme im Marktanreizprogramm des Bundes (www.bafa.de) 2.500 Euro. Damit reduzieren sich die Mehrkosten für die Investition auf 7.500 Euro.
Bei den heutigen Öl- und Gaspreisen amortisieren sich die höheren Investitionskosten relativ schnell. Pro 1000 Kubikmeter Erdgas oder 1.000 Liter Heizöl (diese Mengen ergeben einen Heizwert von 10.000 Kilowattstunden, das entspricht dem Heizwert von zwei Tonnen Pellets) spart der Kunde 300 bis 350 Euro. Bei einem jährlichen Verbrauch von 3.000 Litern Öl oder 3.000 Kubikmetern Erdgas rechnet sich die Anschaffung einer Pelletheizung bei heutigen Preisen nach etwa sieben Jahren, also einem Drittel der geschätzten Gebrauchsdauer einer Heizung. Noch deutlicher sind die Unterschiede zu einer Nachtspeicherheizung: In diesem Fall spart eine neue Pelletheizung sogar 60 bis 90 Euro pro 1.000 Kilowattstunden, das sind für ein Einfamilienhaus 1.500 bis 3.000 Euro pro Jahr.
Das Öl der Zukunft?
Pellets oder Wärmepumpe?
Viele Verbraucher vergleichen die Rentabilität einer Pelletheizung mit der Installation einer Erdwärmepumpe. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass die Investitionskosten für eine Wärmepumpe mit rund 20.000 Euro noch höher liegen als bei der Pelletheizung. Selbst wenn man von einer hohen Effizienz der Wärmepumpe ausgeht (die nicht immer gegeben ist), entstehen durch den meist stromintensiven Betrieb und für die Warmwasserheizung in einem älteren Einfamilienhaus leicht jährlich Stromkosten in Höhe von 2.000 Euro.
Zieht man den Umweltaspekt CO2-Emission noch dazu, schneidet die Wärmepumpe noch schlechter ab, da in Deutschland ein Strommix üblich ist, der vergleichsweise viel Elektrizität aus Kohlekraftwerken enthält. Steigt der Verbraucher aber auf CO2-freien Ökostrom um, klettert die Stromrechnung noch einmal deutlich. Pellets sind dagegen als Holzprodukt CO2-neutral, da sie beim Verbrennen nur so viel Klimagas abgeben, wie sie zuvor beim Wachstum des Holzes der Atmosphäre entzogen haben.
Kein Platz für Pelletlager?
Wenn der Platz für ein Pelletlager im Keller des Gebäudes fehlt oder bei stark wärmegedämmten Gebäuden der Innenraum für die Brennstofflagerung zu wertvoll ist, so gibt es die Möglichkeit, die Pellets unterirdisch zu lagern, etwa in einem Erdtank (Hersteller: Fa. Mall, www.mall.info.de). Sie können beispielsweise im Garten eingelassen werden. Alternativ kann man Pellets aber auch wettergeschützt im Garten oder Hof lagern.
Pellets unter der Lupe
Die Preisentwicklung für Pellets geriet durch einen starken Anstieg im Winter 2006/2007 in die Kritik: Die Branche musste sich den Vorwurf gefallen lassen, den Verlauf des Ölpreises für eigene Preissteigerungen zu missbrauchen - zu Unrecht: Der Pelletpreis befindet sich seit April 2007 (bis heute) wieder auf einem Niveau von etwa 180 Euro pro Tonne. Über die vergangenen fünf Jahre gesehen waren Holzpellets ein Muster an Preiskonstanz. Der Fachverband DEPV schätzt die heute bestehenden Produktionskapazitäten auf 2,3 Millionen Tonnen. Da die Branche hauptsächlich aus mittelständischen Unternehmen besteht, erscheint es für die Zukunft berechtigt, für Holzpellets stabile Preisverhältnisse anzunehmen. Angesichts stark steigender fossiler Energiepreise wird es zwar auch bei Pellets künftig zu Preissteigerungen kommen. Sie erscheinen aufgrund der großen heimischen Verfügbarkeit, den vielfältigen Strukturen und den beschriebenen Rahmenbedingungen im Gegensatz zu fossilen Energien aber überschaubar.
Zur Rohstoffsicherheit muss der Holzvorrat in Deutschland betrachtet werden, der sich (Bundeswaldinventur 2004) mit 3,4 Milliarden Kubikmeter auf einem Niveau befindet, das kein anderes Land in Mitteleuropa erreicht. Es gibt viele Sägewerke und eine hohe Rundholzproduktion. Da Pellets heute zum überwiegenden Teil aus Sägerestholz hergestellt werden, sind die Grundlagen für ihre Produktion in absehbarer Zeit also gesichert. Darüber hinaus bemühen sich die Produzenten heute schon um eine Erweiterung des Angebots durch Restholz aus dem Wald und durch das Pflanzen von Energiewäldern auf landwirtschaftlicher Fläche.
Vielfach werden Pellets in der Öffentlichkeit mit dem Thema Feinstaub in Zusammenhang gebracht. Fakt ist, dass Pellets etwas mehr Feinstaub emittieren als Öl- oder Gasheizungen. Durch moderne Technologie wie Verbrennungsüberwachung, automatische Brennstoffzuführung und -luftregelung, zusammen mit dem genormten (aschearmen), trockenen Brennstoff verfügen Pelletheizungen heute schon über die niedrigsten Emissionswerte aller Holzheizungen und könnten dadurch ohne technische Sekundärmaßnahmen wie Filter die strengen Feinstaubgrenzwerte unterbieten, die gegenwärtig in der Verordnung für kleine und mittlere Feuerungsanlagen (1. BImSchV) diskutiert werden.
Pelletheizung bieten dem Verbraucher einen hervorragenden Komfort. Aber Pellets müssen wie auch Öl regelmäßig geordert werden - die Verbraucher sollten sich daher stets über den Markt auf dem Laufenden halten
Bei Holzverbrennung fällt Asche zur Entsorgung an, allerdings nur etwa 0,5 Prozent der Brennstoffmasse, so dass diese Arbeit bei Pelletheizungen nur zwei- bis viermal pro Jahr ansteht. Pelletkessel funktionieren weitgehend automatisch und erzielen einen Wirkungsgrad von etwa 90 Prozent bei gleichzeitig sehr niedrigen Emissionen. Erste Geräte nutzen den Brennstoff durch Brennwerttechnik bis nahezu 100 Prozent.