ED 02/17 Die Welt reparieren oder wegwerfen? (S.22-25)

Reparatur

Nutzen von Reparaturen analysiert

Von Louis-F. Stahl

(5. Mai 2019) Lohnt sich eine Reparatur – oder sollte man Geräte wie Spül- und Waschmaschinen bei einem Defekt einfach ersetzen? Die Stiftung Warentest hat diese Frage untersucht (Test 11/2018, S. 60-64) und meint: Es kommt darauf an. Für die Umwelt lohnt sich die Reparatur immer, da die Herstellung der Maschinen den größten ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Finanziell lohnt sich die Reparatur statistisch betrachtet ebenfalls, aber nur wenn die Maschinen langlebig sind. Bei billigen Maschinen lohnt eine Reparatur von teuren Teilen zumeist nicht – anders sieht es bei Kleinreparaturen aus. Bei höherpreisigen Geräten empfehlen die Warentester grundsätzlich einen Reparaturversuch.

Besonders leicht zu wechselnde Teile wie Sprüharme, Geschirrkörbe und Dichtungen lassen sich schnell und günstig selbst ersetzen. Insbesondere Dichtungen, Federn und andere Kleinteile kosten oft nur wenige Euro. Eine neue Pumpe kann hingegen schnell 150 bis 230 Euro kosten. Noch teurer sind Elektronikfehler, die durchschnittlich Rechnungen von 268 Euro verursachten. Bei den Ersatzteilen punktete Miele: Die Teile sind zwar nicht günstig, werden aber 15 Jahre vorgehalten. Für billige Maschinen wie von Koenic kann schon nach 6 Jahren Schluss mit dem Ersatzteilservice sein.

Mitgliedern im Bund der Energieverbraucher hilft unser Reparaturprofi Oliver Stens telefonisch bei der Diagnose. Stens kennt viele Ersatzteilpreise und gibt Tipps zum Einbau. Details zur Hausgeräte-Reparaturhilfe des Vereins finden Sie auf Reparaturberatung Hausgeräte.

Die Welt reparieren oder wegwerfen?

Reparaturdienste für Elektrogeräte sind meistens überteuert und inkompetent. Billige Neugeräte machen Reparaturen zudem unrentabel. Das hat ein umfassender Test der Stiftung Warentest ergeben. Reparaturen kennzeichnen darüber hinaus auch einen neuen politischen Ansatz: Nicht nur Geräte, sondern die ganze Welt kann „repariert“ werden.

Die Welt reparieren oder wegwerfen?

Reparaturdienste für Elektrogeräte sind meistens überteuert und inkompetent. Billige Neugeräte machen Reparaturen zudem unrentabel. Das hat ein umfassender Test der Stiftung Warentest ergeben. Reparaturen kennzeichnen darüber hinaus auch einen neuen politischen Ansatz: Nicht nur Geräte, sondern die ganze Welt kann „repariert“ werden.
Von Aribert Peters

(3. Juli 2017) Als das Staubsaugerkabel durchgescheuert war und blank lag, wollte der Elektrohändler 120 Euro für einen einfachen Kabeltausch. Ein komplett neuer Staubsauger wäre billiger. Brigitte gab nicht auf, sondern ging zum Reparaturcafé. Hier dauerte es 30 Minuten und der Staubsauger lief wieder und hatte ein betriebssicheres Kabel.

1395 02 Reparatur Elektrogeräte / Foto: Martin Waalboer/Stichting Repair Café International

Reparieren ist aus der Mode gekommen. Denn Fachgeschäfte und Hersteller verdienen an Neugeräten und nicht an Reparaturen. Geht ein Hausgerät kaputt, suchen sich clevere Verbraucher im Internet die passenden Reparaturvideos oder Zeit und Adresse von sogenannten Reparaturcafés. Dahinter verbirgt sich ein Treffpunkt für Bastler, Tüftler und hilfesuchende Gerätebesitzer. Mitglieder im Bund der Energieverbraucher können zudem für Haushaltsgeräte die kostenlose Reparaturhotline des Vereins nutzen.

Wegwerfmentalität

Die Wegwerfmentalität ist für die Umwelt ein Desaster. Bei geringen und leicht zu behebenden Defekten wird die Umwelt unnötig dreifach belastet: Mit dem Herstellungsaufwand für ein neues Gerät, der Umweltbelastung durch dessen Transport und die „Entsorgung“ des Altgeräts, die in Wirklichkeit oft keine Entsorgung ist. Aber die Industrie freut sich über hohe Umsätze. Dass unsere Welt so ein Treiben nicht lange aushält, dass wir mit diesem Verhalten sehenden Auges unsere Welt zerstören, ist mittlerweile jedem klar. Deshalb hängt die Reparatur von Elektrogeräten eng mit der „Reparatur“ der Welt zusammen.

1395 01 Reparatur Hardware / Foto: Martin Waalboer/Stichting Repair Café International

Beispiel aus der Nachbarschaft

Die Firma SH in Rheinbreitbach verkauft ganz in der Nähe der Bundesgeschäftsstelle vom Bund der Energieverbraucher erfolgreich Baumaschinen und Rasenmäher. Vor vier Jahren sah Inhaberin Astrid Schmitz in Kuba einen Repairshop – ein Geschäft, das nichts verkauft sondern repariert. Das wollte Frau Schmitz dann auch zuhause organisieren. Sie suchte und fand zwei pensionierte Elektrotechniker und seither gibt es jeden zweiten Samstag im Monat ein „Repair Café“. Für den Kaffee dort wird um Spenden gebeten, die Reparatur selbst ist kostenlos. Für Achim Welter ist die Reparatur von alten Radios, Tonbandgeräten, Kaffeemaschinen und Staubsaugern ein Hobby. Er kennt sich bestens aus und freut sich, dass seine Fachkompetenz geschätzt wird.

Reparaturen getestet

Die Stiftung Warentest hat das Thema aufgegriffen und die Reparaturmöglichkeiten gängiger Elektrogeräte sowie Waschmaschinenkundendienste getestet (test 4/2017). Das Reparieren von Waschmaschinen lohnt sich nur, wenn man nicht auf die Tricks der Monteure hereinfällt. Auch das Reparieren von hochwertigen Kaffeeautomaten lohnt sich. Staubsauger dagegen sind meist nicht wirtschaftlich zu reparieren. Der Test der Werkskundendienste hatte ein niederschmetterndes Ergebnis: Keine einzige Reparatur war gut, immer war sie viel teurer als notwendig. Fazit der Warentester: Wer unkritisch reparieren lässt, der sollte lieber gleich eine neue Maschine kaufen.

Staubsauger

Staubsauger gehen im Schnitt nach acht Jahren kaputt. Die Reparatur lohnt sich laut Stiftung Warentest nur in Ausnahmefällen. Ab September 2017 dürfen nach einer EU-Verordnung nur noch Staubsauger auf den Markt gebracht werden, deren Motor 500 Betriebsstunden durchhält. In Reparaturcafés werden Staubsauger häufig mit nur geringen Defekten gebracht, die sich mit dem nötigen Wissen ganz leicht beheben lassen. Häufigste Ursachen sind Defekte von Kabel und Kabelwickler, Saugschlauch und des Motors. Saugt das Gerät nicht mehr richtig, muss oft nur der Filter gewechselt werden. Der Saugschlauch lässt sich meist kleben oder auswechseln. Letzteres hilft auch bei einem defekten Stromkabel. Viele Teile lassen sich sehr günstig auf dem freien Markt beschaffen und Spezialteile können – oft sogar für sehr alte Geräte – beim Hersteller bestellt werden.

1395 03 Reparatur Küchengeräte / Foto: Martin Waalboer/Stichting Repair Café International

Kaffeeautomaten

Nach nur fünf Jahren gehen Kaffeevollautomaten im Schnitt kaputt. Die Maschinen sind teuer in der Anschaffung, die Reparatur ist oft günstig. Sie lohnt sich deshalb meistens. Es gibt dafür eine Faustregel: In den ersten vier Nutzungsjahren ist eine Reparatur meist sinnvoll, wenn sie weniger kostet, als den halben Kaufpreis, bei sieben Jahre alten Geräten nur noch, wenn sie maximal 20 Prozent vom Kaufpreis kostet.

Viele Defekte kann man selbst beheben, wie etwa ein Mahlwerk, in dem sich etwas verkantet hat. Am häufigsten gehen die Heizungen (ca. 140 Euro), Ventile (ca. 100 Euro) und Pumpen kaputt. Oft liefern Drittanbieter günstige Ersatzteile. Bei AEG sollte so eine Pumpe als Originalteil in einem uns bekannten Fall 182 Euro kosten, bei Online-Drittanbietern war das benötigte Teil ab schlappen 19 Euro zu haben – für andere Teile ist das Verhältnis meist ähnlich gewaltig.

Waschmaschinen

Betagte Maschinen ohne moderne Elektronik lassen sich oft besser reparieren, als elektronische oder sogar computerisierte Maschinen. Auch hier eine Faustregel: Die Reparatur sollte in den ersten fünf Jahren nicht mehr als den halben Kaufpreis kosten, ab zehn Jahren nur noch ein Fünftel. Vor einer Reparatur sollte man selbst auf die Fehlersuche gehen. Internetportale und die Reparaturhotline des Vereins helfen dabei. Die Platine einer Miele-Maschine kostet 438 Euro, bei Bauknecht rund 125 Euro.

Am häufigsten geht der Heizstab kaputt (Originalteil etwa 250 Euro), die Pumpe (ca. 130 Euro) oder die Steuerung (100 bis 500 Euro).

Härtetest für Kundendienste

Techniker der Stiftung Warentest präparierten 15 gebrauchte Waschmaschinen: Sie unterbrachen die Stromzufuhr des Motors und beschädigten die Netzanschlussleitung. Dann wurde der Werkskundendienst von fünf großen Herstellern drei Mal zu unterschiedlichen Orten gerufen, um die vorgeblich kaputten Maschinen zu reparieren. Die Techniker begutachteten die reparierten Maschinen. Kein einziger Kundendienst fand und reparierte die beiden einfachen Fehler. Ohne Reparatur lagen die von den Kundendiensten berechneten Kosten zwischen 57 und 143 Euro, mit Reparatur zwischen 200 und 550 Euro. Nur 7 der 15 Monteure reparierten überhaupt. Die Diagnosen waren meist falsch, die Reparaturen schlecht und die Qualität mangelhaft.

Statt das abgezogene Kabel wieder aufzustecken, baute ein Elektrolux-Monteur einen neuen Motor ein. Als das Gerät dennoch nicht lief, entdeckte er das lose Kabel und reparierte es. Kostenpunkt: 178 Euro. Ein Miele-Techniker fand das lose Kabel, reparierte es, tauschte aber gleich auch Steuerung und Stoßdämpfer für 550 Euro aus – wenn man schon mal beim Kunden ist, soll die Kasse schließlich klingeln. Am besten schnitt der Kundendienst von Bosch-Siemens mit der Note „befriedigend“ ab. Bei Whirlpool und Profectis gab es nur ein „mangelhaft“.

Die Stiftung rät: Versuchen Sie, den Fehler selbst zu beheben. Vor der Beauftragung sollte man unbedingt nach den Fahrtkosten fragen und die Antwort notieren. Lassen Sie sich die defekten ausgebauten Teile vom Monteur geben. Die meisten Waschmaschinen können für weniger als 120 Euro repariert werden.

Computer und Smartphones

Viele Computer lassen sich mit geringem Aufwand reparieren. Die Rechner sind zumeist modular aufgebaut: Wenn eine Komponente den Geist aufgibt, lässt sie sich mit wenigen Handgriffen ersetzen. Für höherwertige Rechner findet man detaillierte Anleitungen dazu im Internet unter dem Stichwort „Hardware Maintenance Manual“. Für Smartphones bieten sich YouTube-Videos zum Schritt-für-Schritt-Nachmachen an. Häufig sind diese Geräte aber derart verklebt, dass ungeübte Heimwerker fragile Teile zerbrechen.

1395 05 Reparatur Elektronik / Foto: Martin Waalboer/Stichting Repair Café International

Reparatur der Welt

Für immer mehr Menschen verbindet sich die Reparatur von kaputten Geräten mit der Reparatur unserer gesamten Welt. Der Buchtitel der Bibel dieser Bewegung ist bereits Programm: „Die Welt reparieren“. Wir zitieren wichtige Passagen aus dem Buch:

„Kaputt. Das ist die Diagnose, die am Anfang vieler Aktivitäten „in eigenem Auftrag“ steht. Reparieren als zeitgemäße Antwort auf das Defekte bezieht sich heute nicht mehr nur auf Dinge des eigenen Haushalts oder sonstige Besitztümer, sie umfasst vermehrt auch andere Bereiche und Sachverhalte, die das eigene Leben betreffen und die man „relevant“ findet. Reparieren als zielgerichteter und gleichwohl ergebnisoffener Ansatz setzt sich als Umgang mit und Zugang zur Welt immer mehr durch.

Kaputt, das beschreibt eine Socke, die ein Loch hat, aber auch die kapitalistische Weltwirtschaft, die so vieles zerstört. Nicht mehr Kritik ist der dominierende Modus der Resonanz auf das, was nicht behagt und das man sich anders wünscht, sondern Analyse des Problems, Ideen zur Behebung und dann praktische Umsetzung – und das alles nicht allein, sondern gemeinsam mit anderen, mit vielen anderen.

Damit ist ein neuer Stil des Politischen in der Welt. Er besteht darin, die Welt gemeinsam zu reparieren, also praktisch zu transformieren, zu wandeln, um sie zu einer Ökologie umzugestalten, in der man gerne lebt. Das Projekt beinhaltet unendlich viele praktische Revisionen (turns) und möchte einzig und allein an seinem praktischen Erfolg gemessen werden, wozu aber auch gehört, dass es Spaß macht, dabei zu sein und seine Zeit sinnvoll zu verbringen.“

Idee mit Format

Im gesamten Bundesgebiet wächst seit drei Jahren ein Netzwerk von Reparaturcafés, Reparaturtreffs und Elektroniksprechstunden. Das Veranstaltungsformat ist schnell erklärt: Reparatur-Initiativen organisieren regelmäßige Zusammenkünfte, bei denen defekte Alltagsgegenstände in geselliger Atmosphäre gemeinschaftlich repariert werden – das können elektrische und mechanische Haushaltsgeräte oder Unterhaltungselektronik sein, aber auch Textilien, Fahrräder, Spielzeuge, Kleinmöbel und andere Dinge. Die Veranstaltungen sind nichtkommerziell; ihr Ziel ist es, die Nutzungsdauer von Gebrauchsgütern zu verlängern, Obsoleszenzstrategien zu unterlaufen und dadurch Müll zu vermeiden, Ressourcen zu sparen und nachhaltige Lebensweisen in der Praxis zu erproben.

Bemerkenswert ist, mit wie viel Geduld, Ehrgeiz und Raffinesse die Reparaturfans ans Werk gehen: Manchmal dauert es Stunden, bis der Fehler entdeckt wird, aber manche Reparatur ist auch schnell erledigt. Beispielsweise, wenn bei einem defekten Kassettendeck nur mal schnell ein Zahnrad ausgewechselt werden muss.

1395 04 Reparatur Fahrrad / Foto: Martin Waalboer/Stichting Repair Café International

Kostenlos aber nicht umsonst

Gerne gesehen ist, wenn Besucher einen Kuchen spenden und ein paar Euro für die Kaffeekasse leisten, sozusagen im Tausch gegen die Reparaturunterstützung. Das gemeinsame Reparieren ist gemeinschaftlich organisierte Hilfe zur Selbsthilfe. Die Reparaturveranstaltungen sind auch Begegnungsräume für Menschen aus der Nachbarschaft und dem Stadtteil. Gerade den älteren Besuchern bedeutet der soziale Aspekt sehr viel. Sie suchen manchmal extra im Haushalt nach defekten Dingen, nur um wieder ins Repair Café gehen zu können. Getragen werden die Veranstaltungen von ehrenamtlich engagierten Freiwilligen, die Wissen, Können und Organisationstalent unentgeltlich zur Verfügung stellen. Viele von ihnen haben oder hatten einen technischen oder handwerklichen Berufshintergrund, den sie hier wiederfinden.

Nicht nur unter dem Namen Repair Café wird hierzulande gewerkelt – es finden sich auch Reparierbars, Reparaturhospitale oder das Café Kaputt auf der Landkarte der Reparatur-Initiativen, die im Web unter www.reparatur-initiativen.de einzusehen sind. Im Online-Netzwerk entstehen längst auch Ideen über das Reparieren hinaus – manche Initiativen veranstalten parallel zum Reparaturtermin noch Kleider- oder Büchertausch, das Reparaturcafé Freiburg baute mit RepairCarl einen mobilen Werkstattanhänger. In Hamburg-Sasel entstand das pädagogische Konzept „RepairKids“: Schulklassen unternehmen einen Ausflug in ein Repair Café, den sie im Unterricht vor- und nachbereiten. Sie können defekte Spielsachen oder Alltagsgegenstände von zuhause mitbringen, beim Tüfteln und Werkeln ungeahnte Talente entdecken und in den Dialog mit älteren Personen treten, bei denen Reparieren und Erhalten noch selbstverständlich waren.Am Ende des Besuchs gibt’s eine Reparatururkunde.

Die Initiativen verstehen sich nicht nur als Verbraucherlobby, sondern als eine neue Form sozialökologischer, zivilgesellschaftlicher Bewegung, die praktisch Hand anlegt und am Verständnis dessen schraubt, was Verbraucher können, sollen und dürfen.

Übergreifende Organisation

Die Veranstaltungen stärken die nachbarschaftliche Kommunikation und gegenseitige Unterstützung und schaffen oftmals auch einen Dialog zwischen den Generationen, wo jeder seine Fähigkeiten einbringen, weitergeben und Neues lernen kann. „Repair Café“ ist eine Initiative von Martine Postma. Seit 2007 setzt sie sich auf verschiedene Arten für Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene ein. Das allererste Repair Café organisierte Martine am 18. Oktober 2009 in Amsterdam. Es erwies sich als ein großer Erfolg. Für Martine Postma war dies der Anlass, die Stiftung „Stichting -Repair Café“ ins Leben zu rufen. Diese niederländische Non-Profit-Organisation bietet lokalen Gruppen im In- und Ausland, die selbst ein eigenes Repair Café eröffnen wollen, seit 2011 pro-fessionelle Unterstützung an.

In Deutschland koordiniert heute die gemeinnützige Organisation „anstiftung“ das Netzwerk für Reparatur-Initiativen. Aktuell liegt die Anzahl der aktiven Initiativen in Deutschland bei rund 600, weitere befinden sich in der Gründungsphase.

Neben www.reparatur-initiativen.de, die von der „anstiftung“ gegründete und betreute Netzwerk-Plattform, betreibt auch die „Stichting Repair Café“ aus Holland unter www.repaircafe.org eine Netzwerk-Website.
Beide Netzwerke kooperieren.

Wiederentdeckung der Reparatur

Die Reparatur von Haushaltsgroßgeräten ist unterm Strich meist günstiger als der Austausch gegen ein sparsameres Neugerät.

Wiederentdeckung der Reparatur

Die Reparatur von Haushaltsgroßgeräten ist unterm Strich meist günstiger als der Austausch gegen ein sparsameres Neugerät. Denn die Verbrauchssenkungen stoßen an Grenzen. Der Autor Oliver Stens repariert seit Jahren Hausgeräte als Servicetechniker.

(22. September 2004, ED 3/2004) "Die Reparatur lohnt nicht mehr. Die Waschmaschine ist schon zu alt, da sind Ersatzteile schwierig zu bekommen. Und wer weiß, wann das nächste Teil an der Maschine kaputtgeht. Da ist das neue Modell effektiver und auch viel sparsamer ..."

Was bleibt dem Kunden nach dieser Diagnose anderes übrig, als dem Rat des Fachmanns zu folgen und sich von dem treuen Haushaltshelfer zu verabschieden? Langsam! Nur weil wieder mal eine neue Generation von Geräten auf den Markt kommt, ist das noch lange kein Grund, sich vorschnell von seinem langjährigen Diener zu trennen. Es lohnt sich, genauer hinzusehen und nachzurechnen, ehe man entscheidet.

Reparatur oder Neukauf?

Richtig ist, dass die meisten Neugeräte tatsächlich sparsamer sind als ihre betagten Kollegen. Trotzdem ist in den meisten Fällen eine Reparatur lohnender als die Verschrottung und Neukauf. Ein Beispiel: Eine 4-köpfige Familie wäscht durchschnittlich fünf Waschladungen pro Woche. Nach zehn Jahren ist die Laugenpumpe der Waschmaschine undicht geworden. Soll man noch mal 100 Euro in die Reparatur stecken?

Mit 70 Litern Wasser und 1,4 Kilowattstunden Strom verbraucht die Maschine etwa 40 Prozent mehr als ein sparsames Neugerät. Wer hier von der Reparatur abrät, gibt dem Kunden einen schlechten Rat. Erst nach zwölf Jahren würde sich ein neues Gerät durch die niedrigeren Verbrauchskosten bezahlt machen (siehe Tabelle). Ob dieses Alter erreicht wird, ist fraglich. Bei der Reparatur braucht man nur drei Jahre weiterzuwaschen, damit sich die Reparatur gelohnt hat.

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ED 03/2004 Wiederentdeckung der Reparatur S.26/27

Die Tabelle zeigt, wie viele Jahre eine neue Waschmaschine mindestens laufen müsste, bis sich der geringere Verbrauch auszahlt. Je nach Maschinendaten und Waschhäufigkeit wird dieses Alter aber oft nie erreicht.

Einspargrenze erreicht

Geräte, die vor etwa zehn Jahren gebaut worden sind, sind bereits ziemlich sparsam. Auch muss die Qualität der Neugeräte keineswegs besser sein als bei den alten Veteranen. Zu beobachten ist ein Trend zur Verwendung von kurzlebigeren Komponenten (vergleiche Energiedepesche 1/ 2004). Was nutzt die sparsamste Maschine, wenn sie am Ende nur noch halb so lange lebt?

Hat ein Gerät dagegen zwölf Jahre oder länger gut funktioniert, ist das ein Qualitätsmerkmal und spricht für eine Reparatur, nicht dagegen. Die Hälfte der Fehler an Wasch- und Spülmaschinen treten unabhängig von ihrem Alter auf und haben nicht das Geringste mit Verschleiß zu tun. Diese Fehler können genau so gut bei einem neuen Gerät in der ersten Woche auftreten, wie bei einem alten Gerät nach 20 Jahren.

Wer sein Gerrät reparieren lassen will, muss erst mal einen vertrauenswürdigen Kundendienst suchen. Empfehlungen von Bekannten sind meist besser als der Werkskundendienst aus der Bedienungsanleitung. Lokal ansässige Firmen haben den Vorteil, dass sie stets um einen guten Ruf bemüht sein müssen und die Anfahrtskosten in Grenzen bleiben.

Machen Sie von Anfang an deutlich, dass ein Neukauf für Sie nicht in Frage kommt. Handwerker sollten sich auf die Reparatur konzentrieren und nicht auf den Verkauf von Neugeräten. Verkaufen kann der Elektro- oder Baumarkt meist billiger. Die größten Verbrauchsunterschiede findet man bei Kühl- und Gefriergeräten. Geschirrspülmaschinen liegen etwa in der Spannweite von Waschmaschinen. Praktisch keine Unterschiede gibt es bei elektrisch beheizten Trocknern und Elektroherden. Hier gilt also erst recht: Neukauf überflüssig, Reparatur lohnt sich.

Häufige Irrtümer

Maschine ist schon zu alt

Nach 20 Jahren darf man ein Gerät alt nennen, nicht aber nach acht Jahren. Es gibt keinen technischen Grund, warum ein Gerät nach 20 Jahren nicht mehr so gut wie am ersten Tag funktionieren sollte, wenn alle Funktionsbauteile in Ordnung sind.

Ersatzteile längst ausverkauft

Ersatzteile von bekannten Marken sind meist über einen Zeitraum von über 20 Jahren lieferbar. Und für gängige Geräte produzieren Alternativhersteller passende Ersatzteile.

Wer weiß, wann das nächste kaputtgeht

Nur die Hälfte der Fehler ist erfahrungsgemäß verschleißbedingt.

Reparatur teurer als Neukauf

Drei Viertel der Reparaturen können mit Kosten unter 100 Euro repariert werden.

Programmschaltwerk kaputt

Durch Stehenbleiben, Blinken oder Überfahren zeigt das Schaltwerk manche Fehler an. Fälschlicherweise wird es daher oft als defekt verdächtigt. Gewöhnlich sind es am Programmschaltwerk angeschlossene Komponenten, die den Fehler auslösen. Ein kaputtes Schaltwerk ist ein sehr seltener Fehler (circa drei Prozent).

letzte Änderung: 09.10.2023