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Ob die Verbrennung von Holz mit den Zielen des Klimaschutzes vereinbar ist, hängt von der Herkunft des Holzes und der Art der energetischen Nutzung ab. Werner Neumann gibt einen Einblick in die aktuelle Diskussion der Umweltverbände zum Thema. Er ist Sprecher des Bundesarbeitskreises Energie des BUND.

Brennholz fürs Klima: Weniger, effizienter, sauberer

Ob die Verbrennung von Holz mit den Zielen des Klimaschutzes vereinbar ist, hängt von der Herkunft des Holzes und der Art der energetischen Nutzung ab. Werner Neumann gibt einen Einblick in die aktuelle Diskussion der Umweltverbände zum Thema. Er ist Sprecher des Bundesarbeitskreises Energie des BUND.
Von Werner Neumann

(11. Mai 2024) Bei der Verbrennung von Holz werden Kohlendioxid (CO2) und weitere Schadstoffe freigesetzt. Pro Kilowattstunde Energie sogar mehr als bei Kohle, Erdgas und Erdöl. Dem hält die Holzenergiewirtschaft entgegen, dass das CO2 durch die Bäume aus der Atmosphäre aufgenommen wurde und Holzheizungen daher CO2-neutral sind. Doch dieses Argument könnte auch für fossile Energieträger gelten. Eine Holzheizung kann nicht als CO2-neutral oder erneuerbar eingestuft werden. Nur und insoweit Wälder weiter erhalten bleiben und wachsen, ist die Holzverbrennung gerechtfertigt. Der Begriff „nachhaltig“ stammt ja aus der Forstwirtschaft.

 ED 01/2024 Brennholz fürs Klima: Weniger, effizienter, sauberer (S.17) 

Dr. Werner Neumann │Sprecher des Arbeitskreises Energie des BUND und früherer Leiter des Energiereferats der Stadt Frankfurt

Waldsterben hat CO2-Bindungswirkung zerstört

Daten des Umweltbundesamtes zeigen, dass sich die bisher negative (CO2-bindende) Bilanz des Land- und Forstsektors (LULUCF) umkehrt und der Wald in Deutschland zum CO2-Emittenten geworden ist. Gründe sind das Waldsterben durch hohe SO2- und NOx-Konzentrationen in der Luft (Waldsterben Nr. 1). Und die Folgen der Erderhitzung durch den Klimawandel (Waldsterben Nr. 2), die über die Wirkungskette Erwärmung–Trockenheit–Borkenkäfer zu einem Absterben von circa 20 % des deutschen Waldes geführt hat. Die bisherige CO2-Bindung des „Sonnenkollektors Wald“ mit jährlich 30 Mio. t CO2 ist weitgehend dahin und muss wieder aufgebaut werden. Denn Wälder sind das beste Carbon Capture and Storage (CCS)-System, das wir haben mit den Zusatzfunktionen Luftreinigung, Wasserhaltung, Biodiversität und Erholung.
Es gilt daher das Motto „Forest first“, um die Wälder standortgerecht für den weiteren Klimawandel fit zu machen. Größere Teile der Wälder müssen in Ruhe gelassen werden, damit sie sich wieder erholen. Die Stilllegung von 10 bis 20 % des Waldes bedeutet dabei mehr Lebenskraft aus dem Totholz. Konkret: Vom jährlichen Holzzuwachs von 80 Mio. t sollte ein Großteil im Wald verbleiben, Bäume müssen wieder älter werden. Und wenn sie gefällt werden, hat die stoffliche Nutzung in Gebäuden, für Möbel und langlebige Produkte Priorität.

Bundesweit gibt es etwa 1 Mio. Holzkessel und 10 Mio. Kaminöfen, die mit 170 Mrd. kWh 10 % des Wärmebedarfs von insgesamt 1.500 Mrd. kWh Endenergie liefern. Dieser Bedarf lässt sich durch Wärmedämmung auf weniger als die Hälfte senken, sodass es der Holzheizung eigentlich nicht mehr bedürfte.

 ED 01/2024 Brennholz fürs Klima: Weniger, effizienter, sauberer (S.17) 

Heizungsholz sollte aus der Region kommen.

Forderungen an einen umweltverträglichen Holzeinsatz

Die Wärmewende muss zuallererst auf Einsparung setzen und auf effiziente Wärmepumpen, gespeist durch Strom aus Wind und Sonne. Es bleibt jedoch ein Wärmebedarf für die Fälle, in denen Wärmepumpen nicht einsetzbar sind, und zur Erzeugung von Hochtemperaturwärme in der Industrie.

  • Energieholz sollte nicht direkt aus dem Wald im Häcksler landen, sondern als Abfall aus der „Kaskade“ der Holzverarbeitung kommen: Pellets aus Sägemehl (6 bis 8 Mio. t/Jahr), Industrieresthölzer (5 Mio. t/Jahr) und stofflich nicht nutzbares Altholz (A II bis A IV; 10 Mio. t/Jahr), Landschaftspflegeholz (10 Mio. t/Jahr). Damit kann mit 120 TWh Wärme ein Anteil von 10 % eines verminderten Wärmebedarfs gedeckt werden.
  • Energieholz sollte zielgerichtet und effizient eingesetzt werden als Spitzenlast in Wärmenetzen oder nur in energiesparenden Gebäuden.
  • Wenn Holz verfeuert wird, sollte es in Kraft-Wärme-Kopplung erfolgen, damit die Exergie als Strom erhalten wird, ob in Kleinstvergaseranlagen (z.B. der Firma Spanner Re2) oder in großen Dampfturbinen (Altholz) mit mehr als 30 % Wirkungsgrad, verbunden mit der Wärmenutzung in Wärmenetzen oder der Industrie.
  • Dieser Strom sollte vor allem dann bereitgestellt werden, wenn Wind und Sonne nicht liefern und Wärmepumpen Strom in kalten Nächten brauchen.
  • Hohe Schadstoffemissionen (NOx, CO2, Feinstaub) vor allem durch Holzöfen und Kamine müssen durch schärfere Grenzwerte oder Verbote gemindert werden. Es gibt kein Recht auf individuelle Freude am flackernden Feuer in steinzeitlicher Tradition auf Kosten der Luftqualität und der Gesundheit der Allgemeinheit. Neue Pelletöfen haben elektrostatische Staubabscheider, die weniger als 10 % der Bafa-Grenzwerte (Staub 20 mg/m3) und 1 bis 5 % der Grenzwerte für Holzöfen (150 mg/m3, ab 2025 40 mg/m3) einhalten.
  • Zudem sollte sichergestellt werden, dass das Heizungsholz aus der jeweiligen Region kommt und nicht etwa durch Raubbau aus anderen Ländern, ob aus Osteuropa oder Übersee.

letzte Änderung: 02.05.2011