125 Martin Jensen. Foto: obs/Peter Jensen GmbH/Angerer, Krafft

Heizungsthermostate: Unscheinbare Energiesparer

Vermutlich kein anderes Bauteil in unserem Alltag wird so häufig missverstanden wie das Heizkörperthermostatventil. Nicht wenige Menschen denken, dass die Einstellung am Drehregler den Durchfluss bestimmt und drehen hektisch daran hin und her. Dabei sind selbst die alten mechanischen Thermostate so „smart“, die Raumtemperatur selbstständig zu regeln.
Von Louis-F. Stahl

(23. Oktober 2020) Egal ob man zur Miete wohnt oder ein Eigenheim besitzt: Heizkosten sparen können Mieter und Hauseigentümer mit der Auswahl guter Heizkörperthermostate und deren richtigen Einstellung gleichermaßen. Für den Einspareffekt ist es dabei – in der Theorie – nicht entscheidend, ob man die althergebrachten manuellen Thermostate verwendet, elektronische Thermostate oder gar smarte Thermostate mit Internetanbindung. Zumindest, wenn man die Thermostate konsequent richtig bedient. Hier helfen elektronische und smarte Thermostate beim Energiesparen mit voreinstellbaren Heizplänen. Ob zeitliche Nachtabsenkung, Abwesenheitsabsenkung zu den gewöhnlichen Arbeitszeiten oder Stoßlüftungserkennung: Die elektronischen Helferlein nutzen jede Gelegenheit, den Energieverbrauch zu drosseln. Bei den manuellen Thermostaten muss man zur Absenkung hingegen stets selbst Hand anlegen.

Heizkörperthermostatkopf: Viel mehr als ein Ventil

Kommen wir zurück zum Missverständnis. Der Irrglaube, dass ein Heizkörperthermostatventil auf „5“ schneller heizt, beziehungsweise mehr Wasser durchlässt als auf „2“ oder „3“, ist weit verbreitet. Heizkörperthermostate sind aber keine „Ventile“, die sich wie ein Wasserhahn verhalten. Sie haben als „Thermostat“ viel mehr die Funktion, die eingestellte Temperatur konstant zu halten und öffnen oder schließen dazu ganz automatisch das Ventil des Heizkörpers. Ist es in einem Raum kalt, ist es daher unerheblich, ob man den Thermostat auf 3 oder 5 stellt: Er öffnet das Ventil in beiden Fällen. Es ist daher nicht notwendig und auch nicht sinnvoll, ständig am Thermostat zu drehen, um die Temperatur zu regeln – denn genau das tut der Thermostat für einen.

Manuelle Thermostate

Mechanische Thermostatköpfe haben im Inneren eine Flüssigkeit oder ein Gas als sogenanntes Dehnstoffelement, das sich mit zu- beziehungsweise abnehmender Raumtemperatur ausdehnt oder zusammenzieht. Mit einem kleinen Übertragungsstift öffnet und schließt der Thermostatkopf das Ventil im Heizungsrohr. Die kontinuierliche Regelung durch das Dehnstoffelement bewirkt eine weitgehende Konstanthaltung der eingestellten Raumtemperatur. Die Präzision der Regelung ist abhängig von der Qualität und dem Alter des Thermostatkopfes. Aktuelle Modelle können die Temperatur etwa in einem Schwankungsbereich von 1 bis 2 °C halten. Aufgrund mechanischer Abnutzung ist von einer Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren auszugehen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Regelgenauigkeit immer weiter ab. Spätestens wenn Sie an einem Thermostatventil ständig stellen müssen, damit die Raumtemperatur konstant bleibt, wird es Zeit, den Thermostatkopf zu ersetzen.

Zahlensalat entschlüsselt

Einen erheblichen Beitrag zur Verwirrung um die richtige Einstellung von Heizkörperthermostaten trägt die in Europa leider übliche Beschriftung mit Zahlen von 0 bis 5, 7 oder 9 bei. Für Verbraucher wäre es deutlich einfacher, wenn die Hersteller statt der Zahlen direkt Temperaturangaben auf die Thermostatköpfe drucken würden. Eine kleine Handreichung dazu: Bei den Thermostaten mit Zahlen von 1 bis 5 entspricht die Zahl „1“ meistens 12 °C, „2“ etwa 16 °C, „3“ etwa 20 °C, „4“ rund 24 °C und „5“ etwa 28 °C. Selbst auf der Stellung „0“ halten die meisten Thermostate übrigens als Frostschutzeinstellung 5 bis 8 °C – außer manche Modelle, die zusätzlich vor der „0“ für in dem Fall „Aus“ noch eine Schneeflocke für die Frostschutzstellung haben. Auf modernen Thermostaten findet sich inzwischen oft eine Tabelle, welcher Raumtemperatur die jeweiligen Werte oder Symbole in etwa entsprechen. Wem das zu kompliziert ist, für den bieten manche Hersteller wie IMI Heimeier inzwischen Thermostatköpfe mit richtiger Temperaturbeschriftung an (siehe Foto).

1674 Thermostat IMI Heimeier / Foto IMI Hydronic Engineering

Intuitive Beschriftung: Auch manuelle Thermostate gibt es inzwischen mit verständlicherer Beschriftung. Auf modernen Thermostaten mit Werten von 1 bis 5 findet sich zudem oft eine Tabelle, welcher Raumtemperatur der jeweilige Wert in etwa entspricht.

Elektronische Thermostate

Eine praktische und moderne Alternative zu den alten mechanischen Thermostatköpfen sind elektronische Thermostate, die sich zumeist auf 0,5 °C genau einstellen lassen. Dank Tages- und Wochenprogrammen können elektronische Thermostate beispielsweise morgens das Bad vorheizen, bevor man selbst überhaupt aufsteht und nach der Morgenwäsche den Heizkörper im Bad automatisch für den Rest des Tages auf Spartemperatur absenken. Abwesenheitszeiten mit Spartemperaturen sowie Nachtabsenkungen sind ebenfalls kein Problem und helfen, den Heizenergieverbrauch zu senken. Wird mittels Stoßlüftung für frische Luft gesorgt, erkennen die meisten elektronischen Thermostate den raschen Temperaturabfall und schalten die Heißwasserzufuhr für 10 bis 15 Minuten aus, damit nicht „für draußen“ geheizt wird.

1674  elektronische Thermostat Honeywell HR25 / Foto: Louis-F. Stahl

Präzisere Regelung: Elektronische Thermostate wie dieses Honeywell HR25 erlauben die Einstellung der Temperatur auf 0,5 °C genau und die Programmierung von Heizplänen mit Hoch- und Absenkphasen.

Licht und Schatten

Nach Erfahrungen aus der Beratungspraxis des Vereins helfen diese automatisierten Sparmaßnahmen zumeist 10 bis 20 Prozent Heizenergie zu sparen. Nur bei Verbrauchern, die stets pedantisch darauf achten, ihr manuelles Thermostat eigenhändig bei jeder Gelegenheit herunterzudrehen, kann die Automatisierung natürlich keinen Spareffekt erreichen. Nicht vergessen sollte man, dass die elektronischen Helferlein einen jährlichen Wechsel ihrer Batterien oder Akkus benötigen. Vergisst man den Wechsel, fahren die meisten elektronischen Thermostate mit letzter Kraft das Ventil ganz auf, damit auch im tiefsten Winter kein Frostschaden entsteht. Ist man zufällig im Urlaub, wenn die Energie zur Neige geht, kann es bei der Heimkehr ein heißes Erwachen mit entsprechenden Energiekosten geben.

Smarte Thermostate

Wer seine Heizpläne nicht an einem kleinen Display, sondern lieber am Smartphone, Tablet oder Computer einstellen will, für den gibt es inzwischen auch „smarte“ Thermostate mit Funkanbindung. Je nach Modell und System können smarte Thermostate lediglich zur Programmierung mit einem Smartphone über Bluetooth gekoppelt werden, verbinden sich dauerhaft über Funk mit einer zentralen Steuereinheit oder koppeln sich über ein Internet-Gateway dauerhaft mit dem weltweiten Datennetz. Letzteres bietet den Vorteil, vor der Heimkehr aus der Ferne das Haus „vorheizen“ zu können und bei längerer Abwesenheit die Funktion der Heizung – und damit des Frostschutzes für das Gebäude – kontrollieren zu können.

1674 smarte Thermostat AVM Fritz!DECT 301 / Foto: Louis-F. Stahl

Neueste Technik: Smarte Thermostate nehmen über Funk mit einer Zentrale oder dem Internet Verbindung auf. So können beispielsweise mit nur einem Knopfdruck auf einen Abwesenheitstaster alle Thermostate auf Spartemperatur geschaltet werden.

Empfehlungen

Mechanische Thermostate sind von allen namhaften Herstellern wie Danfoss, Heimeier, Honeywell und Co. grundsätzlich empfehlenswert. Anders als bei den meist mit vielen Adaptern im Lieferumfang daherkommenden elektronischen und smarten Thermostaten muss jedoch bei mechanischen Thermostatköpfen auf den richtigen Anschlusstyp geachtet werden.

Als gutes elektronisches Thermostat empfiehlt sich das seit dem Jahr 2013 erhältliche und sich seit 2015 im Langzeittest beim Verein bewährende Honeywell HR25 für rund 22 Euro, das auch mit Akkus zuverlässig funktioniert. Das vom selben Hersteller darüber im Premiumsegment positionierte HR30 sorgte hingegen mit zahlreichen Ausfällen für einen bitteren Nachgeschmack.

Wer es einfach aber smart im Heimnetz mag und eine Fritzbox hat, für den kommt das AVM Fritz!DECT 301 für rund 45 Euro in Frage, das lokal über die Fritzbox gesteuert werden kann. Dieses Modell bewährt sich seit Mitte 2018 erfolgreich im Langzeittest beim Verein. Das Gerät hatte lediglich eine Schwäche: Es funktionierte mit AA-Akkus an Stelle von AA-Batterien nicht zuverlässig. Aus dem Mitgliederkreis liegen zudem viele positive Berichte zu den smarten Thermostaten von „Homematic/eQ-3“ vor, die mit einer Smart-Home-Zentrale dieses Herstellers über ein proprietäres Funkprotokoll zusammenarbeiten.

Zu smarten Thermostaten mit Cloud-Anbindung liegen dem Verein noch keine ausreichenden Langzeiterfahrungen für eine konkrete Empfehlung vor. Zwei Netatmo-Thermostate befinden sich seit Anfang des Jahres 2020 beim Verein in Unkel im Erprobungsbetrieb. Von einem Test der bekannten Thermostate des Herstellers Tado wurde wegen hoher Abokosten für bestimmte Online-Funktionen abgesehen.

1674 Screenshot Smarte Thermostat Netatmo / Foto: Bildschirmfoto von my.netatmo.com

Übersichtliche Bedienung und Analyse: Smarte Thermostate wie von Netatmo erlauben nicht nur eine einfache Einstellung von Heizplänen, sondern auch eine Auswertung, wann es wie warm im Raum war und wie lange der Thermostat das Heizkörperventil geöffnet hat.

letzte Änderung: 13.02.2024