125 Martin Jensen. Foto: obs/Peter Jensen GmbH/Angerer, Krafft

Heizungsplanung

Planen Sie Ihre Heizanlage mit dem virtuellen Heizungsplaner !

Die perfekte Heizung

Ein Dauerthema für die Beratungshotlines vom Bund der Energieverbraucher ist die Frage von Mitgliedern nach dem besten Heizsystem. Egal ob bei einem Neubau oder der Sanierung von Bestandsgebäuden: Behagliche Raumbeheizung und warmes Wasser braucht jede Immobilie – deshalb weisen wir Ihnen den Weg.
Von Louis-F. Stahl

(24. Juni 2016) Vertreter bestimmter Techniken rechnen potenziellen Kunden gerne vor, dass ihr System bei einer Gesamtkostenbetrachtung die preisgünstigste Wahl und damit allen anderen System überlegen sei. Doch nicht nur Verkäufer, auch Studien kommen mal zum Ergebnis, dass „Erneuerbare im Neubau günstiger als Öl und Gas heizen“ oder auch, dass Öl-Brennwertkessel günstiger seien als Holzpelletheizungen. Um es direkt vorweg zu nehmen: Die perfekte Heizung gibt es nicht!

198 288 1246 1845 3238 Louis-F. Stahl

Louis-F. Stahl ist Herausgeber des BHKW-Branchenportals www.bhkw-infothek.de und Vorsitzender der Betreibervereinigung BHKW-Forum e. V.

Dieser Weg wird kein leichter sein

Es kann die günstigste oder gar perfekte Heizung für alle Fälle schlicht nicht geben, genau so wenig wie es den besten Energieanbieter gibt. Für die Wahl des richtigen Heizsystems spielen sechs Faktoren eine Rolle:

  1. Bauliche Gegebenheiten,
  2. Gesetzliche Anforderungen,
  3. Bewohnerverhalten und -wünsche,
  4. Wirtschaftlichkeit,
  5. Zukunftsfaktoren sowie
  6. Umweltaspekte.

Jeder Hausbesitzer muss selbst die richtige Heizung finden. Wir können Ihnen mit diesem Artikel und den Beratungsangeboten des Vereins (siehe Hilfe) auf den richtigen Weg helfen. Dazu haben wir Ihnen die wichtigsten Punkte für Ihre individuelle Checkliste im Folgenden fett hervorgehoben. Machen Sie sich eine Liste mit den für Sie wichtigsten Punkten in den sechs genannten Kategorien. Lassen Sie sich von Handwerkern vor Ort beraten sowie Angebote erstellen. Prüfen Sie, welche Lösung letztendlich Ihre Anforderungen am besten erfüllt.

Solarthermie

1246 Solarthermie / Foto: Thomas Reger„Die Sonne schreibt keine Rechnung“ besagt ein Sprichwort unter Solaranhängern. Und tatsächlich: Nach den Investitionskosten für die Anlage fällt nur noch eine bei heutigen Hocheffizienzpumpen vernachlässigbare Menge an Pumpenstrom an. Wenn die Dachausrichtung stimmt und auf dem Dach Platz für Solarthermiekollektoren ist, sollten sich Hausbesitzer diese zusätzliche Wärmequelle nicht entgehen lassen – auch wenn die Amortisation je nach Kaufpreis und Eigenleistung bei der Installation erst nach längerer Zeit eintritt. Aktuell werden solarthermische Anlagen zudem wieder über das BAFA gefördert. Es gibt Flachkollektoren und Vakuumröhrenkollektoren. Letztere sind zwar teurer in der Anschaffung, bringen jedoch bei niedrigem Sonnenstand höhere Erträge. Um über die Warmwasserbereitung hinaus Solarwärme auch für das Heizen zu nutzen, braucht man größere Kollektorflächen.

1. Bauliche Gegebenheiten

Starten Sie Ihre Checkliste mit den harten Ausschlusskriterien, bevor Sie zu den weichen Faktoren kommen: In Frage kommen nur Heizsysteme, die sich in Ihrem Haus überhaupt installieren lassen.

Ein paar Beispiele: Während eine wandhängende Erdgas-Kombibrennwerttherme kaum mehr Platz braucht, als ein Wandregal, benötigt ein Solarspeicher eine tragfähige Stellfläche, eine Erdwärmepumpe zusätzlich ausreichend Gartenfläche oder die Möglichkeit einer Bohrung und ein motorisches BHKW eine gute Schallentkopplung, eine Solaranlage eine günstig geneigte Dachfläche.

1246 Haus mit Solarthermie / Foto: Vaillant

Während bei einem geplanten Neubau auf diese Aspekte noch eingegangen werden kann, muss sich das Heizsystem bei Sanierungen in das bestehende Gebäude einfügen. Aber auch beim Neubau sollte man bedenken, dass dieser zwangsläufig irgendwann zu modernisieren ist. Planen Sie daher auch bei Heizsystemen, die kaum Platzbedarf haben oder keinen Abgasstrang benötigen unbedingt etwas mehr Platz sowie einen Schacht vom untersten Geschoss bis zum Dach ein – dieser Schacht wird Ihnen früher oder später für Solarthermierohre, einen neuen oder zusätzlichen Abgasstrang, die Kabel einer PV-Anlage oder bisher schlicht noch nicht erfundene Anwendungen sehr nützlich sein!

Holzheizung

1246 Holzheizung / Foto: ÖkoFENHeizsysteme für den nachwachsenden Brennstoff Holz haben sich in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt. Der Markt bietet mittlerweile eine breite Vielfalt an Systemen: Stückholz, Hackschnitzel oder Pellets zur Verbrennung in schicken Öfen für den Wohnraum, wahlweise mit Wassertaschen zur Verteilung der Wärme in andere Räume bis hin zu vollautomatischen Brennwert-Zentralheizungen einschließlich Warmwasserbereitung. Soll eine Holzheizung nicht nur als Ergänzungsofen, sondern als primäres Heizsystem verwendet werden, stellt sich nicht nur die Frage nach der Brennstofflagerung und dem Automationsgrad des Systems, sondern auch nach der Zuverlässigkeit der aufwändigen Technik. Der richtigen Leistungsdimensionierung kommt bei festen Brennstoffen eine entscheidende Rolle zu: Ist die Anlage überdimensioniert, steigt nicht nur der Schadstoffausstoß exorbitant, sondern auch die Effizienz sinkt in nahezu gleichem Maße. Hochwertige Anlagen beherrschen neben einer Brennwertnutzung zwar auch eine Leistungsmodulation, aber nur bis zu einer gewissen Mindestbrennerleistung. Die aus Sägenebenprodukten und Waldresthölzern hergestellten Pellets sind seit vielen Jahren deutlich günstiger als Öl und Gas.

Über folgende bauliche Gegebenheiten sollten Sie bei der Auswahl geeigneter Heizsysteme gewahr werden:

  • Wärmedämmung: Das Heizsystem muss sich am Wärmebedarf des Gebäudes und mithin an dessen Dämmstandard ausrichten. Zur Abstimmung zwischen Heizung und Gebäude siehe Heizungsaustausch vor oder nach Gebäudesanierung?.
  • Systemtemperaturen: Je größer die Fläche Ihrer Heizkörper, desto geringer kann die Vorlauftemperatur mit warmen Heizungswasser ausfallen und desto geringer wird die Rücklauftemperatur sein. Die Heizkörper müssen also von vornherein groß genug gewählt oder ersetzt werden. Statt der früher üblichen Kombination von bis zu 90 Grad Vorlauf und 70 Grad Rücklauf sind heute 40 bis 50 Grad Vorlauf bei 30 Grad Rücklauf üblich und ausreichend.
  • Warmwasserverteilung: Weil Gebäude immer besser gedämmt werden, gewinnt die Warmwasserbereitung an Bedeutung und verbraucht oft schon genauso viel Energie wie die Heizung. Bei einer zentralen Warmwasserbereitung über die Heizung muss das Heizsystem in der Lage sein, kurzzeitig eine hohe Temperatur von bis zu 65 °C zu liefern. Bei einem extrem gut gedämmten Haus mit einer Raumluftbeheizung über eine Wärmerückgewinnungs-Wärmepumpe ist zu überlegen, die Warmwasserbereitung getrennt von der Heizung vorzusehen. Kleine elektrische Durchlauferhitzern an den Verbrauchsstellen sind kostengünstig und haben keine Bereitstellungsverluste durch lange Leitungen und Vorratsbehälter. Aber die elektrische Warmwasserbereitung erfordert hohe elektrische Anschlussleistungen und belastet Geldbeutel, Stromnetze, Kraftwerke und Umwelt. Eine Solarthermieanlage, eine stromerzeugende Heizung oder ein Pelletkessel machen einen großen Pufferspeicher sinnvoll, der dann auch für eine dezentrale Warmwasserbereitung ohne zusätzlichen Aufwand zur Verfügung steht und kostengünstig Warmwasser liefert.
  • Geräuschentwicklung: Insbesondere die Besitzer alter atmosphärischer Öl- und Gasheizungen sind häufig überrascht, dass moderne Heizungen oft lauter sind als alte Anlagen. Bei Brennwertheizungen kommt zwingend ein Brennergebläse zum Einsatz und Wärmepumpen oder motorische BHKW können erhebliche Geräuschemissionen verursachen. Hier gibt es je nach Gerät erhebliche Unterschiede: Brennstoffzellen sind verglichen mit einem Motor-BHKW beispielsweise erheblich leiser. Neben der reinen Luft-Schallemission laut Datenblatt ist auch die zu erwartende Körperschallübertragung im Bauwerk zu beachten.
  • Zuluft und Abwasser: Atmosphärische Kessel beziehen ihre Verbrennungsluft in der Regel aus der Raumluft im Heizraum und benötigen eine Zuluftöffnung. Moderne Heizungen unterstützen zumeist optional einen „raumluft-unabhängigen Betrieb“, dieser hat nicht nur den Vorteil, dass es keine Zuluftöffnung geben muss, auch die Auskühlung des Raumes durch kalte Außenluft und Staubeintrag wird minimiert. Wird die Zuluftansaugung darüber hinaus über den Schornstein mittels „Luft-Abgas-System“ (LAS) realisiert, einem Rohr-in-Rohr-System, kann der Brennwerteffekt und damit die Effizienz der Anlage zusätzlich gesteigert werden. Bei einer Brennwertnutzung wird das Abgas durch das Heizungswasser soweit abgekühlt, dass der enthaltene Wasserdampf kondensiert, wobei der Anlagenwirkungsgrad bei Gas um bis zu elf sowie bei Heizöl um bis zu sechs Prozent steigt – aber nur wenn die Heizsystemtemperaturen diese Abkühlung bewirken können. Der auskondensierte Wasserdampf, das Kondensat, muss wiederum durch einen Abwasseranschluss abgeführt werden.
  • Platzbedarf: Der Platzbedarf verschiedener Heizsysteme ist sehr unterschiedlich. Während einige Systeme klein und wandhängend sind, brauchen andere eine erhebliche Stellfläche oder im Fall von Solarthermie zusätzlich auch Dachfläche in der richtigen Ausrichtung zur Sonne. Neben dem reinen Platzbedarf sind auch die Tragfähigkeiten von Böden und Wänden zu beachten sowie die Einbringmaße der Komponenten. Nicht selten endet der Traum vom neuen größeren Solarspeicher eines Heimwerkers an der Kipphöhe des Behälters zur Aufrichtung im Aufstellraum.
  • Brennstoffverfügbarkeit: Neben den offensichtlichen Anforderungen des Gebäudes ist auch die vorhandene Infrastruktur von Bedeutung. Liegt eine Erdgasleitung unter der Straße vorm Haus – oder vielleicht Fernwärme mit Anschluss- und Benutzungszwang? Gibt es einen Raum, der als Pellet- oder Heizöllager dienen kann? Lässt sich im Garten ein Tank für Flüssiggas oder Heizöl vergraben oder zumindest gärtnerisch kaschieren?
  • Lüftung: In einem gut gedämmten Haus führt kein Weg an einer Lüftungsanlage vorbei. Die Lüftungsanlage übernimmt dann oft auch ganz oder teilweise die Raumheizung und sollte bei der Heizungsplanung mit bedacht sein. Werden zentrale oder dezentrale Lüftungsanlagen gewünscht oder geplant?
Gas- oder Öl-Brennwertheizung

1246 Gas- oder Öl-BrennwertheizungBrennwertthermen für Öl, Erd- und Flüssiggas sind mittlerweile das Brot- und Buttergeschäft der Heiztechnikbranche und haben die ineffizientere Niedertemperaturtechnik verdrängt: Brennwertanlagen sind technisch ausgereift, hocheffizient, kompakt, wartungsarm und preisgünstig in der Anschaffung. Die billigsten Erdgasgeräte sind für Endkunden aktuell ab 1.500 Euro frei Bordsteinkante zu haben – über den Fachhandel starten die Preise für Markenware ab etwa 2.000 Euro. Neben einfachen wandhängenden Geräten sind auch freistehende Energiezentralen mit integriertem Edelstahl-Warmwasserspeicher, Pumpengruppen, Mischern und Internetanbindung erhältlich, die nicht größer als ein Gefrierschrank sind. Selbst sehr leistungsstarke Anlagen mit 150 kW Heizleistung für große Mehrfamilienhäuser sind mittlerweile als wandhängende Therme verfügbar. Bei der Anschaffung sollten Sie auf eine hohe Modulationsbreite achten, damit die Anlage auch in der Übergangszeit effizient arbeiten kann. Sogenannte „Kombithermen“, die Warmwasser im Durchlauferhitzerprinzip erwärmen, arbeiten sehr ineffizient, sie sollten nur dann eingesetzt werden, wenn es aus Platzgründen nicht möglich ist, einen Speicher zu installieren. Ein raumluftunabhängiger Betrieb mit Luft-Abgas-System steigert die Effizienz der Gesamtanlage und sollte, sofern baulich möglich, genutzt werden. Der größte Nachteil einfacher Öl- oder Gas-Brennwertheizungen ist die Abhängigkeit von nur begrenzt vorhandenen fossilen Brennstoffen und das damit verbundene Preisrisiko.

2. Rechtliche Anforderungen

Für Bestandsgebäude gibt es nur sehr wenige rechtlich zwingende Anforderungen: Ineffiziente Elektrospeicherheizungen sollten entsprechend der Energieeinsparverordnung (EnEV) eigentlich bis 2019 außer Betrieb genommen werden, diese Regelung wurde aber zwischenzeitlich wieder aufgehoben. Nur ungeregelte Heizkessel, die vor 1978 in Betrieb genommen wurden, sind nach Bundes-Immissionsschutzgesetz (BimSchG) schon seit Jahren verboten. Darüber hinaus hätten entsprechend der EnEV 2014 grundsätzlich alle Öl- sowie Gasheizungen, die vor 1985 in Betrieb genommen wurden, schon bis Ende 2015 modernisiert werden müssen – wenn nicht eine der zahlreichen Ausnahmen greift. Unabhängig davon muss jede Anlage natürlich repariert oder ersetzt werden, wenn die Abgaswerte die zulässige Norm nicht einhalten.

Erst bei einem Eigentümerwechsel, dem Austausch der bestehenden Heizung oder bestimmter Komponenten – auch im Rahmen von Reparaturen – greifen Anforderungen aktueller Normen wie der EnEV, sowie bei einem Neubau auch die Regelungen des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG). In Baden-Württemberg ist zudem das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG) zu beachten. Nur der Abdruck der einzelnen Anforderungen und Ausnahmetatbestände dieser Regelwerke würde eine Energiedepesche füllen und kann von Verbrauchern nicht nachvollzogen werden. Verlangen Sie deshalb bei einer Heizungsmodernisierung, Reparatur oder der Wartung Ihrer Anlage vom ausführenden Betrieb stets eine schriftliche Zusicherung, dass die Anlage nach Abschluss der Arbeiten alle geltenden Regeln erfüllt.

Fernwärme

1246 Fernwärme / Foto: GNU, SensenschmiedKeine Heizung ist komfortabler als Fernwärme: Die Wärme kommt per Rohrleitung direkt ins Haus – Schornsteinfegerbesuche, Wartungen und Reparaturen am Kessel oder einer Therme sind nicht Ihr Problem. Je nach Art der Wärmeerzeugung ist die Fernwärme ökologisch ein Musterknabe – Abwärmenutzung, Kraft-Wärmekopplung, Solar – oder ein Schmuddelkind – Kohle oder Schweröl. Die Abhängigkeit vom lokalen Versorger ist groß und die Preise für Fernwärme sind regional sehr unterschiedlich. Gerade bei kleinen Netzen sind mitunter stark überhöhte Preise auszumachen. Und gegen Preiserhöhungen können sich die Abnehmer kaum wehren (ausführlicher unter Preiserhöhungen legal?).

3. Wünsche und Gewohnheiten der Bewohner

Der wichtigste Aspekt bei einem neuen Heizsystem ist die Auswahl des für die Bewohner passenden Systems – sowohl im Hinblick auf den Komfort, als auch die Wirtschaftlichkeit. Anhand der folgenden Fragen aus der Beratungspraxis vom Bund der Energieverbraucher können Sie vorab prüfen, ob die zur Auswahl stehenden Systeme wirklich zu Ihnen passen.

  • Welcher Anteil am Wärmebedarf entfällt auf die Warmwasserbereitung?
  • Standardberechnungsformeln gehen nur von 19 °C Raumtemperatur aus – aber wie warm wird man tatsächlich heizen und ist die gewählte Technik bei diesem Temperaturniveau noch effizient?
  • Soll es im gesamten Gebäude gleichmäßig warm werden, oder sollen vornehmlich bestimmte Räume beheizt werden – ist mit dem vorgesehenen System dabei eine Einzelraumregelung möglich?
  • Habe ich wirklich die Muße bei einem Stückholzkessel regelmäßig Brennstoff nachzulegen – oder erwarte ich mit der neuen Anlage keinen Bedienungsaufwand zu haben?
  • Geht es mir nur um einen preisgünstigen Heizbetrieb oder möchte ich mich mit einem eigenen Tank bevorraten, um Versorgungssicherheit zu haben?
  • Soll die Heizung smart oder gar besonders innovativ sein, oder suche ich eine Technik ohne Risiko, die einfach aber robust und bewährt ist?
  • Wird eine Lüftungsanlage akzeptiert und wie wird diese in Haus und Heizung integriert?

1246 Raum im Keller

4. Kostenstruktur und Wirtschaftlichkeit

Zunächst spielen die Anschaffungs- und Installationskosten einer Heizanlage die wichtigste Rolle bei der Entscheidung für ein Heizsystem. Aber auch die laufenden Kosten spielen eine entscheidende Rolle, die sich wiederum in Energiekosten und Wartungskosten aufteilen. Eine Sonderrolle nehmen dabei stromerzeugende Heizungen wie BHKW oder Brennstoffzellen ein, die mit einer Netzeinspeisung Erlöse generieren oder den Strombezug vom Versorger vermindern.  Sie sind dafür teuer in Anschaffung und Wartung. Erst auf den zweiten Blick erschließen sich weitere wirtschaftliche Gesichtspunkte. Wärme- und Kältenetze sowie stromerzeugende Heizungen erhalten beispielsweise aktuell Investitionszuschüsse vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Darüber hinaus werden fast alle energetischen Modernisierungen mit einem Zuschuss oder zinsgünstigen Darlehen der KfW gefördert, wobei diese Förderung mit zunehmender Gebäudeeffizienz steigt. So kann sich im besten Fall die Investition in eine neue Heizung im Rahmen einer Gebäudekomplettsanierung durch das damit günstigere Gesamtdarlehen von selbst bezahlen.

1246 Wasch- und Bügelraum

Die Wirtschaftlichkeit verschiedener Heizsysteme versprechen zahlreiche Vergleichsrechner im Internet zu durchleuchten. Die meisten dieser Rechner wollen jedoch in erster Linie die Adressen von Verbrauchern sammeln, um diese an Heizungsbauer und Energieberater zu verkaufen. Sehr nützlich ist der unabhängige „Interaktive Heizsystemvergleich“ der Verbraucherzentrale NRW. Allerdings müssen Sie dazu nach dem Ausfüllen der erforderlichen Felder beim vermeintlichen Ergebnis auf „Standardwerte Anpassen“ klicken, diese zusätzlichen Felder mit Ihren individuellen Werten ausfüllen und erhalten dann einen tatsächlich auf ihren Fall angepassten Kostenvergleich.

Im dritten Schritt sollte vor Auftragserteilung auch das Finanzamt nicht vergessen werden: Wird in eine vermietete Immobilie investiert, befindet sich im Eigenheim ein anerkanntes Arbeitszimmer oder gar eine Werkstatt, erzeugt die neue Heizung Strom und soll dieser an den Netzbetreiber oder Mieter verkauft werden? Diese Gesichtspunkte sollten Anlass sein, die steuerrechtlichen Auswirkungen vorab zu prüfen.

Stromerzeugende Heizung

1246 Stromerzeugende HeizungDer Vorteil stromerzeugender Heizungen liegt in der kostengünstigen gekoppelten Erzeugung von Strom und Wärme. Technisch ist der Markt breit aufgestellt: Im Bereich von Mehrfamilienhäusern sind leistungsstarke aber wartungsintensive Verbrennungsmotoren üblich, im Ein- und Zwei-Familienhausbereich Stirlingmotoren sowie innovative Brennstoffzellen. Bei den Brennstoffzellen liegen bisher nur zu den japanischen Zellen von Panasonic (Viessmann) und Toshiba (SenerTec) positive Langzeiterfahrungen vor. An Brennstoffen haben sich Erd- und Flüssiggas bewährt, wobei Brennstoffzellen ausschließlich mit Erdgas funktionieren. Der wirtschaftliche Erfolg stromerzeugender Heizungen hängt entscheidend von der Stromeigennutzung sowie einem in Relation zum Strompreis günstigen Brennstoffpreis ab.

5. Glaskugelfaktor

Wer weiß heute schon, wie sich die Welt in den nächsten 20 Jahren entwickeln wird? Verkäufer und Berater natürlich, denn diese rechnen Ihnen heute im Rahmen einer „Wirtschaftlichkeitsberechnung“ oder „Gesamtkostenrechnung“ genau aus, um wie viel Euro und Cent diese oder jene Heizung günstiger sein wird, als ein anderes System. Oft stützen Hausbesitzer ihre Entscheidung leider blind auf diese Rechnungen – und dann sinkt der Ölpreis, während der Gaspreis stagniert, Versorger kündigen günstige Heizstromtarife oder das einstmals kommunale Fernwärme-Stadtwerk wird von einem Finanzinvestor übernommen oder der Ölpreis geht durch die Decke. Niemand weiß heute genau, wie die Zukunft aussieht. Machen Sie deshalb eine zweite Rechnung für den Fall, dass alles anders kommt, als sie es erwarten.

Hinterfragen Sie die Prämissen der Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Denken Sie auch daran, was sich in Ihrem Haus verändern wird: Werden Kinder ausziehen und damit der Warmwasserbedarf abnehmen – oder planen Sie später eine Einliegerwohnung einzurichten, welche diesen Effekt kompensiert? Planen Sie Maßnahmen, die einen Einfluss auf die Heizlast haben, beispielsweise den Austausch von Fenstern, oder die Dämmung des Gebäudes?

Bei der Frage wie leistungsfähig die neue Heizung sein soll, ist es von großem Vorteil, sich nicht nur auf eine synthetische Heizlastberechnung verlassen zu müssen. Notieren Sie bisherige Verbräuche an besonders kalten Tagen im Jahr, und allgemein im Monatsrhythmus, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Leistung wirklich benötigt wird. Zu groß dimensionierte Anlagen arbeiten später ineffizient – bei vielen Heizungstypen gibt es jedoch Modelle, die eine hohe Modulationsbreite bieten, also auch bei nur kleiner Heizlast effizient arbeiten und nur wenig teurer sind als das Standardmodell.

Wärmepumpe

1246 Wärmepumpe / Foto: CC-BY-SA Bin im GartenWärmepumpen gibt es in einer unüberschaubaren Vielfältigkeit. Grundlage ist das Prinzip das Temperaturniveau bestehender Wärme derart anzuheben (zu pumpen), dass diese Wärme nutzbar wird. Je kleiner dieser Temperaturunterschied ist, desto weniger Energie muss für diesen Prozess aufgewendet werden – desto effizienter kann die Wärmepumpe arbeiten. Wärmepumpen eignen sich daher nur bei geringen Systemtemperaturen beispielsweise mit Flächenheizungen, nicht aber bei kleinen Radiator-Heizkörpern. Als Wärmequelle kommen neben der im Winter kalten und daher wenig geeigneten Umgebungsluft das Erdreich, Grundwasser, Abluft oder solarthermische unterstützte Anlagen in Frage. Das Verhältnis der über das Jahr abgegebenen Nutzwärme zur aufgenommenen Energie (zumeist Strom) wird als Jahresarbeitszahl bezeichnet. Gleichwohl Hersteller mit hohen Werten von über vier werben, zeigen Kontrollmessungen der Agenda-Gruppe Energie Lahr, dass Warmwasserwärmepumpen nur Werte von 1,5 bis bestenfalls 2,5 erreichen – was wenig überrascht, schließlich ist die Temperaturdifferenz groß. Erdwärmekollektoren in Verbindung mit Flächenheizkörpern erreichten hingegen Werte zwischen zwei und 4,4. Kritisch ist grundsätzlich die unmittelbare Abhängigkeit vom Strompreis zu werten, zumal eine Kombination mit PV-Anlagen nur im Zusammenspiel mit teuren Stromspeichern funktionieren kann. Bei einem sehr geringen Wärmebedarf können Wärmepumpen dennoch eine gute Lösung sein.

6. Umweltaspekte

Aus unserer Beratungspraxis wissen wir, dass Mitglieder im Bund der Energieverbraucher nicht nur aufs Geld schauen. Den Wert des guten Gefühls von Hausbesitzern, die ihrer eigenen (Phönix)-Solaranlage bei der Warmwasserproduktion zuschauen dürfen, lässt sich dabei nur schwer in Zahlen fassen. Daneben gibt es aber auch messbare Faktoren wie den Primärenergieeinsatz oder die CO2-Emission. Insbesondere bei mit regenerativem Brennstoff betriebenen Feststoffheizungen ist auch an Schadstoffemissionen im Bereich von Feinstaub oder Ruß zu denken – fragen Sie die Anbieter daher nach der Option für ein entsprechendes Filtersystem.

1246 Heizungskeller / Foto: Vaillant

Den Feinschliff vorziehen

Wie Sie sehen, ist es mit einfachen Pauschalaussagen zur Wahl der richtigen Heizung nicht getan. Auch wenn Sie sich nicht die „Systemfrage“ stellen, gibt es Stellschrauben mit denen sich die eigene Heizung optimieren lässt: Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen berichten, dass sich bei einem mäßig gedämmten Gebäude mit elektronischen Heizkörperthermostaten für rund 18 Euro pro Stück leicht etwa 20 Prozent der Heizkosten einsparen lassen – zumindest, wenn tagsüber keiner daheim ist. Aber auch an der Heizung lässt sich ohne große Arbeit oft etwas optimieren: Hocheffiziente Heizungs- und Zirkulationspumpen können dank einfacher Verschraubungen selbst von Heimwerkern installiert werden und sparen schnell 30 bis 100 Euro pro Jahr.

Jetzt aber los!

Wenn Sie nach der Lektüre dieses Artikels umfassend informiert das Thema Heizungsmodernisierung angehen wollen: Der Sommer ist der optimale Zeitpunkt für dieses Vorhaben! Nicht nur brauchen Sie Ihre Heizung jetzt nicht zwingend, Sie können auch gleich Ihre Nachbarn beim entspannten Grillen fragen, ob sich nicht ein Nahwärme-Zusammenschluss anbietet. Wenn Ihr Vorhaben gereift ist, oder Sie Fragen haben, die wir an dieser Stelle nicht beantwortet haben, machen Sie vollen Gebrauch von den Vorteilen Ihrer Mitgliedschaft im Verein: Nutzen Sie die unter Hilfe aufgelisteten Beratungsangebote vom Bund der Energieverbraucher e.V.

Literatur zum Download

Heizungsaustausch vor oder nach Gebäudesanierung?

Häufig wird behauptet, der Austausch einer alten Heizungsanlage sei eine weitaus lohnendere Maßnahme als eine umfassende energetische Sanierung eines Gebäude.

Heizungsaustausch vor oder nach Gebäudesanierung?

Häufig wird behauptet, der Austausch einer alten Heizungsanlage sei eine weitaus lohnendere Maßnahme als eine umfassende energetische Sanierung eines Gebäudes, und dass man diesen deswegen zuerst vornehmen sollte. Anderswo hört man aber genau das Gegenteil – was stimmt nun? Dr. Rüdiger Paschotta gibt Antworten.

(16. Juni 2016) Richtig ist zunächst einmal, dass die Amortisationszeit bei einem Heizungsaustausch meistens deutlich kürzer ist als bei der Ausstattung eines Gebäudes mit einer Wärmedämmung oder auch mit neuen Fenstern. Von daher erscheint es vernünftig, diese Maßnahme als erstes zu ergreifen.

Andererseits genügt der Heizungsaustausch allein bei vielen alten Gebäuden auf Dauer nie und nimmer. Auch wenn man damit beispielsweise 30 Prozent Heizenergie einspart, sind die verbleibenden 70 Prozent häufig immer noch viel zu viel. Wenn beispielsweise ein älteres Einfamilienhaus 50 000 kWh Heizwärme pro Jahr benötigt und diese mit Erdgas erzeugt wird, wird auch der beste Heizkessel pro Jahr nicht weniger als 50 000 kWh Erdgas verbrauchen und somit übrigens auch mindestens zehn Tonnen klimaschädliches CO2 ausstoßen.

Momentan sind Heizöl und Erdgas relativ preisgünstig. Aber allzu lange dürfte diese Situation nicht anhalten, und dann werden einem steigende Heizkosten wieder jedes Jahr gründlich zusetzen – und dies mit einer kaum absehbaren Kostenentwicklung. Wenn das Gebäude nun aber noch für viele Jahrzehnte genutzt werden soll, wird man früher oder später ohnehin nicht um eine grundlegende energetische Sanierung herumkommen. Es ist nun einmal so, dass ein Gebäude alle paar Jahrzehnte erhebliche Investitionen braucht, um in gutem Zustand zu bleiben und den sich allmählich ändernden Anforderungen weiterhin zu genügen.

1246 Heizkörper / Foto: Pixelio.de/neurolle - Rolf

Was gewinnt man durch langes Hinauszögern?

Wenn man dies einmal verstanden hat, wird man sich überlegen, welchen Sinn es hat, die Sanierung noch möglichst lange hinauszuzögern. Schließlich reduziert man damit nur den Nutzen, den man in der restlichen Betriebszeit des Gebäudes erzielen kann, aber kaum die Kosten. Wenn beispielsweise ein Gebäude noch 50 Jahre genutzt werden soll und sich eine energetische Sanierung bei heutigen Energiepreisen innerhalb von 20 Jahren amortisiert (und danach 30 Jahre richtig Gewinn abwirft), wäre es töricht, diese Maßnahme erst 25 Jahre später durchzuführen. Anders wäre es, wenn man mit sinkenden Energiepreisen durch neue Wundertechnologien rechnen könnte – das wird jedoch gerade im Brennstoffbereich wenig realistisch sein. Übrigens erleichtern die derzeit sehr niedrigen Zinsen natürlich jede Investition. Ob das in zehn oder zwanzig Jahren noch so sein wird, wissen wir nicht.

Sinnvoll koordinierte Maßnahmen durchführen!

Wenn nun aber eine energetische Sanierung in absehbarer Zeit erfolgen soll, ist es anzuraten, den Heizungstausch als einen Teil davon zu betrachten und die verschiedenen Maßnahmen klug aufeinander abzustimmen. Je nach konkretem Fall können unterschiedliche Aspekte relevant sein – hier einige Beispiele:

  • Oft wird es erst durch eine gute Wärmedämmung möglich und sinnvoll, eine Wärmepumpenheizung einzusetzen. Da wäre es doch schade, einige Jahre vorher noch Geld für einen neuen Gasheizkessel auszugeben.
  • Wenn zukünftig ein Teil der Wärme für Heizung und Warmwasser mit Sonnenenergie erzeugt werden soll, kommt es wiederum günstiger, gleich eine Heizungsanlage mit Solarnutzung einzubauen, anstatt erst einen neuen Heizkessel mit Warmwasserspeicher zu installieren und erst später die benötigten zusätzlichen Komponenten – dann womöglich mit Ersatz des dann nicht mehr verwendbaren Warmwasserspeichers ohne Solartauscher.
  • Wenn eine gründliche energetische Sanierung nach Einbau einer neuen Heizungsanlage erfolgt, ist letztere danach oft stark überdimensioniert. Das ist jedoch im Falle eines Brennwertkessels meist kein besonderes Problem, da diese Geräte dank einer – je nach Modell unterschiedlich guten – Modulationsfähigkeit auch im Teillastbetrieb effizient arbeiten können. Wenn es dagegen ein Heizkessel für Holzpellets wäre, würde man einiges an Effizienz verlieren und womöglich auch unnötig viel für den Heizkessel und das Pelletlager zahlen.

In jedem Fall ist sehr zu raten, die Lage gründlich von einem kompetenten Energieberater analysieren zu lassen, bevor man erheblich Geld für Umbauten ausgibt. Wenn man an der falschen Stelle spart, wird es nämlich am Ende oft unnötig teuer.

Mein Fazit: Die Meinung, der Heizungstausch bringe das beste Verhältnis von Kosten und Nutzen und solle deswegen zuerst durchgeführt werden, ist durchaus nicht unbegründet. Es ist aber trotzdem sinnvoll, erst einmal über die weitere Zukunft des Hauses nachzudenken. Sollte eine umfassende energetische Sanierung ohnehin kommen müssen, sollte diese besser früher als später und in Form eines durchdachten Gesamtpakets realisiert werden.

Quelle: Erschienen am 7. April 2016 im RP-Energie-Blog. Autor: Dr. Rüdiger Paschotta, RP-Energie-Lexikon, RP Photonics Consulting GmbH

Schock im Heizungskeller

Die Europäische Union schreibt mit der Ökodesign-Richtlinie künftig sparsame Heizungen und Warmwassergeräte vor.

Schock im Heizungskeller

Die Konsequenzen werden ähnlich einschneidend sein, wie das Glühlampenverbot: Die Europäische Union schreibt mit der Ökodesign-Richtlinie künftig sparsame Heizungen und Warmwassergeräte vor. Die finanzielle Größenordnung von Investitionen liegt bei Heizungen allerdings in einer ganz anderen Region, als bei Glühlampen. Das Thema wird uns in den kommenden Jahren noch intensiv beschäftigen. Wir geben eine erste Einführung.
Von Aribert Peters

(7. Juli 2014) Die Heiztechnikbranche wird sich durch die neuen Bestimmungen in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Bereits zum 26. September 2015 müssen die Durchführungsverordnungen in Deutschland umgesetzt sein. Bis 2020 rechnet die EU mit ganz beträchtlichen Einsparungen durch die neuen Bestimmungen für Heizgeräte. Sie sollen für die ganze EU in der Größenordnung des derzeitigen Endenergieverbrauchs für Raumwärme in Deutschland liegen.

1246 Energielabel / Teil Foto: Photocase.de/bernjuer

Effizienz-Etiketten

Ab dem 26. September 2015 sind für Heiz- und Warmwassergeräte Effizienz-Etiketten vorgeschrieben. Sie ähneln dem Label für Waschmaschinen und Kühlschränke. Bei Wärmeerzeugern werden Wärmepumpen, Öl- sowie Gaskessel bewertet. Bei den Warmwasserbereitern werden Durchlauferhitzer, Klein- und Wandspeicher, Warmwasser-Wärmepumpen, Solarspeicher und indirekte Speicher mit einem europaweit einheitlichen Energielabel versehen. Grundlage ist die Verordnung für energierelevante Produkte (Energy-related Products, kurz „ErP“).

Es gibt sieben Effizienzklassen von „A“ für beste Effizienzwerte bis „G“ für die schlechtesten. Zudem sind die Kategorien mit Farbbalken von grün für „sehr effizient“ bis rot für „sehr ineffizient“ hinterlegt. Bei den Wärmeerzeugern werden die besten Geräte mit Inkrafttreten der Richtlinie zusätzlich zur „A-Einstufung“ mit bis zu zwei Plus-Zeichen versehen, ab Ende September 2019 können sie eine noch bessere Einstufung erreichen.

Der gesetzliche Rahmen

Bereits vor neun Jahren, am 6. Juli 2005, haben EU-Rat und Kommission die sogenannte Ökodesign-Richtlinie erlassen (2005/32/EG), weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Sie wurde in Deutschland durch das Energiebetriebene-Produkte-Gesetz vom 27.2.2008 (EBPG) umgesetzt. Die Ökodesign-Richtlinie 2005 wurde 2009 erweitert und neu gefasst (2009/125/EG). Das neue Energieverbrauchsrelevante-Produkte-Gesetz (EVPG) trat in Deutschland am 26. November 2011 in Kraft.

Für viele Produktgruppen sind die entsprechenden EU-Verordnungen bereits erlassen und in Kraft getreten, zum Beispiel für Standby-Verluste (1275/2008/EG), für Haushaltslampen (244/ 2009/EG), für Heizungspumpen (641/2009/EG), Fernsehgeräte (642/2009/EG), Kühl- und Gefriergeräte (643/2009/EG), Waschmaschinen (1015/ 2010/EG) und Geschirrspülmaschinen (1016/2010/EG). Es gibt jeweils eine Verordnung für die Anforderungen an die Geräte und eine weitere Verordnung für die Kennzeichnung der Geräte. Diese Verordnungen gelten unmittelbar auch in Deutschland. Hersteller beziehungsweise Importeure müssen prüfen, ob ein Produkt den Anforderungen der Richtlinie entspricht und kennzeichnen es dann mit dem „CE“-Zeichen und einem Effizienzlabel. Die Koordination der Marktaufsicht obliegt in Deutschland der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM).

Die Produktgruppen

Zur Vorbereitung der Verordnungen wurden von der Kommission Vorstudien für bestimmte Produktgruppen vergeben, sogenannte „Lose“ oder „Lots“. Die seinerzeit gewählte Einteilung der Produkte in Lose hat sich zur Unterscheidung bewährt.

Für Heizungsanlagen werden folgende Produktgruppen (Lose) unterschieden:

  • Los 1: Heizkessel und Kombiboiler (Gas/Öl/Elektro) –  Kennzeichnung laut Verordnung 811/2013 vom 18. Februar 2013
  • Los 2: Warmwasserbereiter (Gas/Öl/Elektro) – Kennzeichnung laut Verordnung 812/2013 vom 18. Februar 2013, Anforderungen laut Verordnung 814/2013 vom 2. August 2013
  • Los 10: Klimageräte, Kleinventilatoren und Lüftungen
  • Los 15: Kleine Feuerungsanlagen für feste Brennstoffe
  • Los 20: Einzelraumheizungen – Anforderungen laut Verordnung 813/2013 vom 2. August 2013
Brennwertgebot

Ab dem 26. September 2015 gilt indirekt ein Brennwertgebot. Denn die heute noch verbreiteten Niedertemperaturkessel erfüllen die Mindestanforderungen der Verordnungen nicht mehr. Für Mehrfamilienhäuser gibt es eine Härtefallregelung, die dort unter bestimmten Voraussetzungen auch künftig Niedertemperaturkessel erlaubt.

Wärmepumpenbonus

Wärmepumpen erhalten – politisch gewollt – eine höhere Effizienzklasse als ein Gas-Brennwertkessel. Das gilt auch für Wärmepumpen mit schlechter Arbeitszahl, die aufgrund des höheren Stromverbrauchs zu deutlich höheren Kosten führen und mit einer effizienten Heizung wenig gemein haben (siehe Bericht zu Wärmepumpen).

Kombianlagen

Alle Geräte erhalten eine eigene Effizienzkennzeichnung. In kombinierten Anlagen mit Solaranlage, Wärmepumpe oder Speicher hat jede Komponente ein eigenes Label. Jedoch hat der Verbraucher einen Anspruch auf eine Kennzeichnung des gesamten Systems, ein sogenanntes „Paket-Label“. Dieses muss der Fachhandwerker liefern. Ausgangspunkt für das Paket-Label ist das Label des Hauptwärmeerzeugers. Komponenten wie Regelung, Speicher oder Solarkollektoren können zu Bonuspunkten führen. Standby-Verbrauch und elektrische Hilfsenergie haben dagegen einen nachteiligen Einfluss auf die Effizienzeinstufung. Die Hersteller sollen das Fachhandwerk mit entsprechender Software unterstützen. Wenn Produkte mehrerer Hersteller gemixt werden, ist der Handwerker auf sich gestellt. Dies könnte zu teuren Insellösungen führen.

Die Effizienzklassen

Die Effizienzklassen basieren auf der Raumheizungs-Energieeffizienz. Sie entspricht einem Jahresnutzungsgrad oder einer Jahresarbeitszahl. Es handelt sich um den Quotienten aus dem Raumheizungsbedarf und dem jährlichen Energieverbrauch zur Deckung dieses Bedarfs in Prozent. Stromeinsatz- und Erzeugung werden auf der Basis des europäischen Durchschnitts mit einem Koeffizienten von 2,5 bewertet.

Wirtschaftlichkeit

Die Effizienzlabel haben mit der Wirtschaftlichkeit einer Anlage nichts zu tun. So kann eine Anlage mit höherer Effizienz dennoch zu höheren Energiekosten führen. Und eine Anlage mit geringer Effizienz kann dennoch zu geringen Heizkosten führen. Die Verordnung sorgt zwar dafür, dass besonders ineffiziente Anlagen künftig vom Markt verschwinden werden. Aber unter den verbleibenden Anlagen die unter Effizienz- und Kostengesichtspunkten Beste zu finden, wird auch künftig nicht einfacher. Dafür wird auch künftig Beratungsbedarf bei Verbrauchern bestehen.

Warmwasseranlagen

Warmwasseranlagen erhalten ein eigenes Effizienzlabel. Für Warmwasseranlagen hängen die Effizienzanforderungen von den Zapfmengen ab: Kleine Anlagen brauchen nicht so effizient zu sein wie größere. Die Skala reicht von kleinen Handwaschbecken (3XS) bis zum mehrfach simultan genutzten Bad (XXL). Ab 26. September 2015 müssen kleine Anlagen mindestens eine Effizienz von 22 Prozent und große von 32 Prozent aufweisen. Ab dem 26. September 2017 verschärfen sich die Mindestanforderungen auf 32 Prozent für kleine und 64 Prozent für große Anlagen.

Übergangsregelung

Die neuen Regelungen gelten nur für Geräte, die neu in den Verkehr gebracht werden. Der gesamte Anlagenbestand ist also nicht betroffen und verändert sich nur bei einer Neuanschaffung. Alle Geräte, die sich am Stichtag des 26. September 2015 beim Großhandel befinden, gelten als schon in Verkehr gebracht. Defekte Bestandsgeräte können getauscht werden. Zu bestehenden Anlagen können neue Komponenten ergänzt werden, ohne dass die Verordnung greift. Aber defekte Heizwertegeräte dürfen nach dem Stichtag nicht mehr durch ein neues Gerät ersetzt werden, von der genannten Härtefallregel abgesehen.

Verbraucher können sich freuen, dass der Standby-Verbrauch von neuen Elektrogeräten auf ein Watt begrenzt worden ist. Altgeräte verbrauchen locker fünf Watt und verursachen unnötige Stromkosten von 13 Euro jährlich.

letzte Änderung: 23.12.2018