125 Martin Jensen. Foto: obs/Peter Jensen GmbH/Angerer, Krafft

Klimabereinigung

Endlich Wetterdaten zur Klimabereinigung verfügbar

(27. Februar 2009, aktualisiert 9. Januar 2014) Der Deutsche Wetterdienst (DWD) stellt jetzt Klimafaktoren für Energieausweise zur Bereinigung des Heizenergieverbrauchs vom Klima- und Witterungseinfluss gemäß EnEV2007 (bzw. gemäß den „Bekanntmachungen der Regeln für Energieverbrauchskennwerte“) zur Verfügung. Sie wurden auf der Datenbasis von rund 400 DWD-Messstationen mit einem Regressionsverfahren für die ca. 8400 Postleitzahlbezirke in Deutschland berechnet. Die fortlaufend aktualisierten Klimafaktoren sind unter www.dwd.de/klimafaktoren kostenfrei abrufbar.

Die Bundesregierung war bereits durch die Energieeinsparverordnung 2002 zur Veröffentlichung der für die Klimabereinigung erforderlichen Daten verpflichtet (§13, Abs(5) EnEV 2002). Dieser Verpflichtung ist sie nun mit sieben Jahren Verspätung nachgekommen.

Ein Berechnungswerkzeug gibt es vom IWU.

Der Wettergott als Kostenfaktor

Mal kalt und lang, mal mild und kurz - jeder Winter ist anders. Das schlägt sich auch in der Heizkostenrechnung nieder

Der Wettergott als Kostenfaktor

Mal kalt und lang, mal mild und kurz - jeder Winter ist anders. Das schlägt sich auch in der Heizkostenrechnung nieder: Jedes Jahr ist sie anders. Zudem steigen die Preise für Gas oder Öl. Doch wie kann man herausfinden, ob das Wetter schuld war an einer Kostenexplosion oder -reduktion?
Von Oliver Stens

Haus im Winter - Schnee

(05. Juni 2008, zuletzt ergänzt am 5. Mai 2014) Ach ja, das Wetter … seit jeher beliebtes Thema, nicht nur unter Landwirten, sondern auch als Smalltalk im Geschäftsleben und auf Partys. Auch wenn es für die meisten Menschen nicht mehr ums nackte Überleben geht, macht sich das Wetter auch in der Geldbörse bemerkbar - durch die Heizkosten. Etwas Wärmelehre Je kälter es draußen ist, desto mehr muss man heizen. Physiker formulierten diesen Zusammenhang in einer Wärmestromgleichung etwas genauer, nämlich:

Kosten = U x A x (Ti - Ta) x P x t
U = Dämmwert
A = Wandfläche
Ti = Innentemperatur
Ta = Außentemperatur
P = Energiepreis
t = Zeit

Nach dieser Gleichung sind fünf Kostenfaktoren miteinander zu multiplizieren. Je niedriger jeder einzelne Faktor ist, desto niedriger wird die Heizungsrechnung. Der U-Wert (früher hieß er k-Wert) gibt an, wie leicht Wärmeenergie durch die Wand von innen nach außen gelangt. Je nach Material und Wanddicke ist das sehr unterschiedlich. Durch Einfachverglasung und schlecht gedämmte Wände kann Wärme leicht entweichen, der U-Wert ist also hoch. Diesen Kostenfaktor können Hausbesitzer durch Wärmedämmung oder Doppelverglasung halbieren.

Grafik Warum war die Gasrechnung dieses Jahr anders?

Die Größe der Wandflächen A ist nach dem Gebäudebau nicht mehr zu beeinflussen. Die Außentemperatur Ta schwankt saisonal, regional und sogar stündlich, ohne dass wir einen Einfluss darauf haben. Die Innentemperatur Ti bestimmt der Bewohner am Heizungsthermostat. Dadurch schaltet sich der Brenner öfter oder seltener ein und verbraucht mehr oder weniger Energie. Den Kostenfaktor Energiepreis P legen zum Ärger vieler Verbraucher die Versorger fest. Und zu guter Letzt ist noch die Zeit t maßgebend. Während einer Heizperiode ändern sich einige Variablen ständig, etwa Innen- und Außentemperaturen und manchmal auch die Preise. Für sie muss man daher entweder geeignete Durchschnittswerte verwenden. Eine Alternative besteht darin, die Kosten für Teilabschnitte getrennt zu berechnen und später zu addieren.

Bessere Vergleichbarkeit

Anhand seiner Daten kann jeder errechnen, wie stark das Wetter - sprich, die Außentemperaturen und die Länge der Heizperiode - die Energiekosten beeinflusst hat. Liegen Daten aus den Vorjahren vor, kann man ungefähr berechnen, welche Heizkosten bei dieser Witterung zu erwarten gewesen wären. Aus dem Vergleich zwischen erwartetem und tatsächlichem Verbrauch lassen sich interessante Rückschlüsse ziehen:

  • Hat ein neuer Mieter (z. B. Lüften mit gekipptem Fenster) gravierend andere Heizgewohnheiten als der vorherige?
  • Haben Energiespar-Investitionen (neue Heizung, neue Fenster oder Außenwanddämmung) den gewünschten Erfolg erzielt?
  • Was haben Verhaltensänderungen (Nacht-Temperaturabsenkung, Einzelraumregelung, sonstige Sparbemühungen) gebracht?
In 30 Minuten bis zum Ziel

Eine Excel-Tabelle hilft bei der Analyse. Zur richtigen Beurteilung braucht man einige Angaben aus den letzten beiden Heizabrechnungen und einen PC mit Internetzugang, um an die Wetterdaten zu gelangen. Zuerst ruft man im Internet diese noch leere Tabelle auf Auswertungstabelle Heizkosten und gibt die benötigten Daten aus den vergangenen Jahren und Heizkostenrechnungen ein.

Als nächstes benötigt man die Klimadaten. Das Institut für Wohnen und Umwelt in Darmstadt hat monatliche Klimadaten von 42 Wetterstationen der letzten 15 Jahre aufgearbeitet und stellt diese kostenlos im Internet zur Verfügung. Hier bekommt man die Klimadatentabelle.
Öffnet man die diese Tabelle (Bild), muss man zuerst die Klimadaten heraussuchen, die für die jeweilige Region zutreffen. Definitionen im Überblick Dazu werden folgende Begriffe kurz erklärt:

Tabelle Klimadaten deutscher Stationen

  • Wetterstation: Über seine Postleitzahl schlägt das Programm aus 42 Wetterstationen diejenige vor, der dem eigenen Klima am ehesten entspricht. Diese muss man bei Wetterstation noch einmal auswählen. Für 53572 Unkel wird Nürburg-Barweiler vorgeschlagen und entsprechend ausgewählt.
  • Beginn und Ende: Jede Tabelle umfasst zwölf Monatswerte. Es lassen sich das Jahr und der Startmonat wählen. Liegt zum Beispiel der Abrechnungszeitraum zwischen dem 1. Mai 2007 und dem 30 April 2008, gibt man als Jahr 2007 und als Monat Mai ein.
  • Innentemperatur: Für diesen Wert ist eine Schätzung schwierig, denn die Temperaturen variieren von Raum zu Raum und auch mit den Tages- und Jahreszeiten. Als Mittelwert gilt zumeist 20 Grad. Diesen Wert kann man individuell um ein bis zwei Grad korrigieren.
  • Gradtagszahl: Als Ausgabegröße wählt man Gradtagszahlen. Sie stellen ein Maß für den Heizaufwand dar und berechneten sich wie folgt: Aus verschiedenen Wetterstationen wurden die Außentemperaturen kontinuierlich gemessen. Für jeden Tag im Monat wurde daraus die mittlere Temperatur gebildet. Der Mittelwert aller Tage eines Monats (in der linken Tabelle in der dritten Spalte) ist für die weitere Berechnung unbedeutend. Interessant ist aber die Zahl der Tage, an denen das Haus beheizt wird, es also kälter war als die Innentemperatur 21 Grad. Im Monat Mai 2007 gab es zum Beispiel 25 solcher Heiztage (siehe Spalte 2). Mittelt man die Temperaturen dieser 25 Tage, erhält man die Außentemperatur an Heiztagen mit 11,8 Grad (Spalte 4). Die Heizgradtage berechnen sich nach der Gleichung:
    Gradtagszahl = Heiztage x (mittlere Innentemperatur - mittlere Außentemperatur).
    In unserem Beispiel ergibt das: Gradtagszahl = 25 x (21 - 11,8) = 230 (siehe Spalte 1).

Hat man all diese Werte angepasst, verbleiben in der ersten Spalte nun die maßgeblichen zwölf Monatswerte der Heizgradtage der betroffenen Region. Darunter steht die Jahressumme. Diesen Wert übertragen wir in unsere Auswertungs- Tabelle. Vergleicht man die Summe der Gradzahltage mit dem langjährigen Mittel, erkennt man, ob das Jahr eher kalt oder warm war.

In unserem Fall ist der Vergleich zum Vorjahr interessant. Daher werden zu guter Letzt noch die Klimadaten vom Vorjahr benötigt. Da auch das Vorjahr meist eine Jahresrechnung ist, bleibt alles gleich und nur das Feld Jahr wird ausgewählt und um ein Jahr zurückgezählt. Die Klimadaten ändern sich automatisch. Auch an dieser Stelle kopiert man wieder die Jahressumme in die Auswertetabelle, diesmal aber auf die rechte Seite. Damit liegen die Daten von beiden Jahren vollständig nebeneinander vor. Das Programm errechnet die einzelnen Kostenanteile und stellt sie grafisch dar.

Mögliche Erkenntnisse

Die jeweilige Heizrechnung wird immer mit dem Verbrauch des vorangegangenen Jahres verglichen. Das Programm kann die Kostenveränderungen durch Witterungseinfluss und Preisänderungen exakt berechnen. Eine Differenz zum Vorjahr stammt also vom Verhalten der Bewohner oder von Veränderungen am Gebäude und Heizung, etwa eine verbesserte Dämmung, neue Fenster etc. Man sollte sich also überlegen, was sich zwischen der letzten Abrechnung und der davor verändert hatte. Haben sich gleich mehrere Faktoren geändert, erschwert das eine Zuordnung. Möglicherweise hat der neue Mieter weniger geheizt, oder die neuen Fenster haben die Kosten verringert.

Auf Wunsch erstellt der Bund der Energieverbraucher diese Auswertung für 20 Euro nach Zusendung der letzten beiden Rechnungen. Schreiben Sie kurz dazu, ob Ihr Warmwasser über Ihre Heizung läuft, auf wieviel Grad Ihre Heizung eingestellt ist und wie alt Ihr Haus ist.

Noch umfassendeere Verbrauchsbewertung

Jürgen Saatweber hat eine Methode beschrieben, wie man ebenfalls den Heizenergieverbrauch mit Wetterdaten korrigieren kann. Dabei ermittelt man mit seiner Methode sogar die Verlustanteile durch Lüftung und unachtsames Verhalten der Hausbewohner. Verluste, die im persönlichen Handeln liegen wie offenstehende Fenster, langer Schwatz mit dem Nachbarn bei geöffneter Haustür sind oft erheblich. Die Beschreibung kann hier als Broschüre kostenlos heruntergeladen werden.

 Download Broschüre Gradtagszahlen Rev. G Aug. 2008 (3,7 MB)

(Ergänzung am 26. April 2012):

 Download Broschüre Gradtagszahlen Rev.Q Mai 2011 (5,7 MB)

(Ergänzung am 5. Mai 2014):

 Download Broschüre Gradtagzahlen Rev.Z Febr. 2014 (1,3 MB)

letzte Änderung: 18.03.2015