125 Martin Jensen. Foto: obs/Peter Jensen GmbH/Angerer, Krafft

Hydraulischer Abgleich spart Heizkosten

Vier von fünf Heizungen sind hydraulisch nicht abgeglichen! Dieser Abgleich kostet wenig, wird bezuschusst und bringt zwischen 10 und 20 Prozent Heizkostenersparnis. Deshalb sollten Verbraucher wissen, worum es beim hydraulischen Abgleich geht.
Von Aribert Peters

(28. September 2017) Im Hobbykeller schießt das heiße Wasser nur so in den Heizkörper, das Arbeitszimmer im Dachgeschoss wird hingegen auch bei voll aufgedrehtem Ventil kaum warm. Ungleich warme Heizkörper sind in Altbauten leider die Regel. Wer also Heizenergie sparen will, kommt um den hydraulischen Abgleich nicht herum.

Das faule Wasser

Wasser fließt immer den Weg des geringsten Widerstands, auch in der Heizanlage. Man kann sich das vorstellen wie eine Menschenmenge, die aus dem Kinosaal herausströmt. Wo eine breite Tür ist (geringer Widerstand), da strömen viele Menschen hindurch. Durch eine enge Tür (hoher Widerstand) gelangen aber nur wenige Menschen.

Lange Heizungsrohre mit vielen Bögen haben einen höheren Widerstand, als kurze gerade Rohre. Deshalb werden die Heizkörper nahe am Heizkessel wärmer und die weiter entfernt liegenden Heizkörper bleiben kühl.

Gas geben und Bremsen zugleich

Damit auch die entfernt liegenden Räume warm werden, kann man natürlich am Kessel einfach eine höhere Temperatur einstellen und dreht die Heizungspumpe höher, so dass mehr warmes Wasser auch zu den entfernteren Heizkörpern gelangt. Allerdings verschwendet man damit enorm viel Energie. Denn nun wird es in den heizungsnahen Räumen zu warm. Das überhitzte Wasser kommt auch viel zu heiß zum Heizkessel zurück und verdirbt den Brennwert-Effekt. Und die hoch eingestellte Pumpe verursacht störende Strömungsgeräusche und verbraucht unnötig viel Strom: Tag und Nacht das ganze Jahr hindurch.

Das ist ähnlich, als wenn man mit dem Auto ständig Vollgas gibt und die Geschwindigkeit mit der Handbremse regulieren würde: Nicht besonders effizient und klug.

1. Schritt: Ventile voreinstellbar machen

Klüger ist es, die Durchflussöffnungen der Heizkörper so einzustellen, dass alle Heizkörper nur die wirklich benötigte Wassermenge durchlassen. Dann werden alle Räume gleichmäßig warm.

Nun könnte man meinen, die automatischen Thermostatventile könnten das leisten. Das stimmt leider nicht. Denn die Thermostatventile können nur in einem engen Bereich regeln, der gerade ausreicht, um die Raumtemperatur zu stabilisieren. Aber die unterschiedlichen hydraulischen Widerstände im Rohrsystem können sie nicht auch noch zusätzlich ausgleichen.

Aber es gibt besondere Thermostatventile, bei denen man den Widerstand und damit die Durchflussmenge einmalig fest einstellen kann, sogenannte „voreinstellbare Thermostatventile“. Man erkennt sie daran, dass nach der Demontage des Thermostatkopfs ein Ring mit einer Zahlenreihe auf dem Ventil erkennbar ist.

Der hydraulische Abgleich ist nichts anderes, als der Einbau von voreinstellbaren Thermostatventilen und deren richtige Einstellung. Anschließend wird die Wassertemperatur – über die Heizkurve – und die Pumpenleistung auf das tatsächlich notwendige Maß gedrosselt.

Alle drei Schritte gehen Hand in Hand und sorgen letztendlich für eine enorme Einsparung. Das hört sich einfach an, ist es aber leider nicht.

Der Einbau voreinstellbarer Thermostatventile kann knifflig sein. Bei einigen Ventiltypen muss das Heizungswasser abgelassen werden, bei anderen kann die Buchse mit dem Ventil im laufenden Heizbetrieb ausgetauscht werden und bei anderen Ventilen gibt es Schleusen, die einen Austausch ohne Wasserablassen ermöglichen.

2. Schritt: Ventile richtig einstellen

Schwierig ist die richtige Voreinstellung für jedes einzelne Thermostatventil. Man muss den hydraulischen Widerstand des gesamten Rohrsystems berechnen und wissen, wie viel warmes Wasser jeder Heizkörper benötigt. Dies wiederum hängt von der benötigten Heizleistung in jedem Raum ab, also von der Wärmedämmung der Außenwände und der Kapazität des vorhandenen Heizkörpers – ein großer Heizkörper braucht nicht so hohe Wassertemperaturen.

Mit diesen Eingabedaten  kann man für jeden Heizkörper die einzustellenden Widerstände ausrechnen. Es gibt für diese Berechnungen Computerprogramme, zum Beispiel „Optimus Duo“ der Firma Hottgenroth. Vereinfachte Rechenprogramme gibt es auch fürs Smartphone von Oventrop, Honeywell und Heimeier.

Wärmebildkamera hilft

Auch die Wärmebildkameras, die vom Bund der Energieverbraucher ausgeliehen werden, können für den hydraulischen Abgleich genutzt werden: Beim Einbau voreinstellbarer Ventile stellt man diese auf den kleinsten Durchfluss. Ohne die Thermostatköpfe aufzusetzen schaltet man die Heizung an und beobachtet die Heizkörper. Jetzt dreht man langsam die Voreinstellungen so weit auf, bis alle Heizkörper im oberen Bereich warm werden, aber nach unten hin für einen guten Temperaturabfall sorgen. Welche Vorlauftemperatur und welchen Durchfluss das eigene Haus und jeder Heizkörper braucht, muss man erfahren und so lange nachstellen, bis alles passt.

Auch ein Infrarot-Thermometer – für kleines Geld im Baumarkt erhältlich – misst schnell und einfach die Temperatur des Heizkörpers oben und unten, ist aber wegen der fehlenden grafischen Darstellung weniger intuitiv. Diese „praktische Methode“ ist aufwendig, sorgt aber für maximale Einsparungen. Denn es wird an Temperatur und Durchfluss nur eingestellt, was wirklich benötigt wird. Die theoretischen Rechenprogramme arbeiten hingegen mit Reserve-Aufschlägen von bis zu 50 Prozent, damit Heizungsbauer nicht zum „Nachstellen“ gerufen werden!

Förderungen

Der hydraulische Abgleich wird ebenso wie der Effizienzpumpentausch mit einem Zuschuss von 30 Prozent durch die KfW gefördert. Er ist auch Voraussetzung für die Förderung einer Heizungssanierung, bei der Heizungsbauer nach DIN 18380 ohnehin einen hydraulischen Abgleich durchführen und dokumentieren müssen.

Heizung: Hydraulischer Abgleich

Der hydraulische Abgleich einer Heizanlage kostet vergleichsweise wenig und kann große Einsparungen bringen.

Hydraulischer Abgleich

(14. Juni 2016) Der hydraulische Abgleich einer Heizanlage kostet vergleichsweise wenig und kann große Einsparungen bringen. Besonders wenn die Heizkörper im Winter sehr unterschiedlich warm werden, ist ein Abgleich dringend geboten. Er ist auch Bedingung für Zuwendungen aus den meisten staatlichen Förderprogrammen.

Jedoch ist er schwierig in Eigenregie durchzuführen. Und auch Fachleute sind oft überfordert. Voraussetzung sind voreinstellbare Thermostatventile,  oder eine einstellbare Rücklaufverschraubung. Einige Firmen erleichtern den Abgleich durch neue Produkte: Grundfoss bietet eine neue Heizungspumpe Alpha 3 an, die den Abgleich unterstützt und erleichtert. Wilo setzt auf dezentrale Pumpen für jeden Heizkörper. Der Erfinder Andreas Czech hat ein System ent-wickelt, dass den Abgleich automatisch macht (Real hydraulik). Es kostet pauschal 100 Euro pro Heiz-körper, inklusive Mate-rial und Montage durch einen Fachbetrieb. Man kann auch mit einer hydrau-lischen Schleuse nachträglich einstellbare Thermostatventile mon-tieren, ohne das Heizungswasser ab- zulassen.

Video Hydraulischer Abgleich (Teil 1)

Zum einfachen hydraulischen Abgleich

Praxisvorschlag von Haustechnik-Dialog

Praxisvorschlag von Haustechnik-Dialog zum einfachen hydraulischen Abgleich

(4. Januar 2012) Man braucht Temperaturen unter +5° C und Fremdwärme (Sonneneinstrahlung, Personen und Elektrogeräte sollte in den Räumen) möglichst vermieden werden, da sonst eine Überprüfung der erreichten Raumtemperaturen verfälscht werden!

  1. Die Wärmezufuhr wird abgeschaltet und die Anlage kühlt mit laufender Pumpe ab, dabei müssen alle HK-Ventile voll aufgedreht sein.
  2. Wenn das Anlagenwasser abgekühlt ist, wird die Pumpe abgeschaltet und der Wärmeerzeuger hochgeheizt.
  3. Nach dem Erreichen der maximalen Temperatur wird die Pumpe wieder eingeschaltet. Nun wird überprüft, ob das warme Wasser relativ gleichzeitig an allen Heizkörpern ankommt.

Wenn einzelne Heizkörper zu schnell warm werden, dann bekommen sie zu viel Wasser (Wärme). Heizkörperanschlüsse, die nur langsam warm werden, sind unterversorgt. Jetzt kann der Fachmann abschätzen, wie der Abgleich vorzunehmen ist.

Die Heizkörper nahe am Heizkessel werden auch bei richtiger Hydraulik zuerst warm. Entscheidend ist, ob im entsprechenden Raum die gewünschte Temperatur erreicht wird.

Wenn ein Heizkörper zu klein dimensioniert ist, dann wird es im Raum nur warm, wenn die Vorlauftemperatur erhöht wird. Die dann überdimensionierten Heizkörper müssen dann einen geringeren Massenstrom erhalten.

Wichtig ist letztendlich, dass alle Räume die gewünschte Temperatur haben, ohne das die Ventile schließen.

Die Überprüfung einer Fußbodenheizung kann in ähnlicher Weise durchgeführt werden. Hier muss aber der Rücklauf gefühlt werden.

Voraussetzung für einen weiteren Abgleich sind voreinstellbare Ventile (bzw. Rücklaufverschraubungen) und richtig ausgelegte Heizflächen.


Sparen durch Anpassen: Das OPTIMUS-Projekt

Durch optimale Einstellung von Heizung, Pumpen, Regelung und Thermostatventilen lassen sich zehn bis 20 Prozent Heizenergie einsparen.

Sparen durch Anpassen

Durch optimale Einstellung von Heizung, Pumpen, Regelung und Thermostatventilen lassen sich zehn bis 20 Prozent Heizenergie einsparen. Das ergab das groß angelegte Forschungsprojekt OPTIMUS. Heizungspumpen sind durchschnittlich dreifach zu groß, die Heiz- kessel um 80 Prozent. Das Optimieren lohnt sich für Haushalte; für Handwerker ergibt sich daraus ein neues Geschäftsfeld. Durch Optimierung aller Heizungen könnte Deutschland seine kompletten Emissionsminderungspflichten erfüllen.

(7. September 2005, ergänzt 4. Januar 2011) - Die meisten Gebäude haben Heizungsanlagen mit hochwertigen Einzelkomponenten wie Kessel, Regler, Pumpen, Thermostatventile. Oft arbeiten die Module jedoch nicht optimal zusammen, etwa wegen fehlendem hydraulischen Abgleich, zu großen Heizflächen und Pumpen sowie falscher Regelung. Die Optimierung der Gesamtanlage vermeidet Verschwendung von Heizenergie und passt die Heizwassertemperatur dem Bedarf an. Das verursacht nur geringe Kosten und führt zu merklichen Energieeinsparungen.

Der hydraulische Abgleich in Bestandsgebäuden stellt selbst Fachleute vor Probleme.

Wir stellten Ihnen deshalb nachfolgend drei unterschiedliche Ansätze vor:

  • Den Optimus-Ansatz, der nachfolgend auf dieser Seite und hier vorgestellt wird.
  • Den vereinfachten Ansatz energieverbraucher.de, den Sie hier nachlesen können.
  • Den Ansatz von Haustechnik-Dialog der in Kurzform auch unten auf der Seite nachgelesen werden kann.

 

Das OPTIMUS-Projekt

Das Projekt OPTIMUS (Optimierung von Heizungssystemen durch Information und Qualifikation zur nachhaltigen Nutzung von Energieeinsparpotenzialen) zielte darauf ab, bisher nicht genutzte Einsparpotenziale durch Abstimmung der einzelnen Heizungskomponenten aufzudecken und zu nutzen. Das Projekt vereint Forschung, Qualifizierung und Information in einem Ansatz, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Zur Projektgruppe gehörte die Innung Sanitär- und Heizungstechnik Wilhelmshaven, die berufsbildende Schule II Aurich, das Trainings- und Weiterbildungszentrum Wolfenbüttel (TWW, Prof. Wolff), die Forschungsgruppe praxisnahe Berufsbildung Uni Bremen und die Firma Wilo.

Der Forschungsansatz

Wie viel Energie lässt sich durch eine solche Optimierung einsparen? Um diese Frage zu beantworten, wurden im norddeutschen Raum circa 90 Häuser zufällig ausgewählt und genau untersucht. Es handelte sich teilweise um Einfamilienhäuser, teilweise um Mehrfamilienhäuser. Die Gebäude unterschieden sich auch im Baujahr und in der Beheizungsart (Öl, Gas, Fernwärme).

Die Projektgruppen untersuchten den jeweiligen Energieverbrauch über insgesamt fast drei Heizperioden. Dazu wurden die Gebäude mit Wärmemengezählern für Heizung und Trinkwasserversorgung ausgestattet. In der ersten Heizperiode 2002/03 wurde zunächst der Ist-Zustand ohne technische Verbesserungen festgehalten. Die monatlichen Verbrauchswerte wurden in einer zentralen Datenbank gesammelt und ausgewertet.

Häufige Mängel sind:
  • Die Thermostatventile sind etwa um den Faktor sieben bis zehn zu hoch eingestellt.
  • Ein hydraulischer Abgleich ist in deutlich weniger als zehn Prozent der Anlagen vorhanden.
  • Weniger als die Hälfte der Thermostatventile sind nicht voreinstellbar.
  • Die Heizungspumpen sind um den Faktor drei überdimensioniert.
  • Die Heizkörper sind um etwa 70 Prozent zu groß bemessen.
  • Die Heizkessel sind um etwa 80 Prozent zu groß ausgelegt.
  • Die Heizungsregelung steht meist auf Werkseinstellung: Steilheit 1,6, Parallelverschiebung vier Grad, Auslegungstemperatur 80 Grad.
Fazit: Verschwendung!

Die Überdimensionierung der Komponenten eröffnet ein großes Sparpotenzial. Der fehlende hydraulische Abgleich sowie die Heizkörper-, Pumpen- und Thermostatventilüberdimensionierung provozieren ein schlechtes Regelverhalten (Zweipunktverhalten der Einzelraumregelkreise). Die Anlagen verursachen unnötig viele Geräusche und haben eine schlechte Wärmeverteilung.

Optimierung

Etwa 30 Gebäude mit einem vergleichsweise hohen Energieverbrauch wurden ausgewählt und im Jahr 2003 heizungstechnisch optimiert. Die konkreten Verbesserungsmaßnahmen wurden gemeinsam mit der TWW an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel geplant und von Handwerkern vor Ort durchgeführt. Die Optimierung umfasste

  • den hydraulischen Abgleich mit Voreinstellung von Thermostatventilen,
  • die Einstellung einer ausreichenden Förderhöhe an der Pumpe,
  • die Einstellung der Vorlauftemperatur am zentralen Regler.

Die notwendigen Einstellungen der Heizungstechnik berechnete eine eigens neu entwickelte Software.

Einsparungen

Ein Vergleich zwischen optimierten und nicht optimierten Gebäuden in der zweiten und dritten Heizperiode zeigt, wie viel Energie sich tatsächlich einsparen lässt. Alle Messdaten wurden selbstverständlich um Witterungseinflüsse korrigiert, um die Werte vergleichbar zu machen.

Es zeigt sich ein Einsparpotenzial von etwa zehn Kilowattstunden pro Quadratmeter, bezogen auf die beheizte Wohnfläche. Dem stehen Investitionen von zwei bis maximal fünf Euro je Quadratmeter beheizte Wohnfläche gegenüber, je nachdem ob Thermostatventile und Pumpen nur eingestellt oder ausgetauscht werden mussten. Damit sind diese Sparmaßnahmen vor allem dann wirtschaftlich, wenn die Komponenten lediglich neu eingestellt werden müssen.

Überraschenderweise bringt die Optimierung größere Einsparungen in neuen Gebäuden mit geringerem Verbrauch. In alten Gebäuden mit hohem Verbrauch können Überschüsse besser genutzt werden. Die insgesamt mangelnde Qualität führt zu geringeren Verschwendungspotenzialen. Deshalb sind auch die Einsparpotenziale geringer. Die Einsparung durch die Optimierung beträgt im Mittel über alle Gebäude sieben Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr.

Hochrechnung

Hochgerechnet auf den Gebäudebestand der Bundesrepublik lassen sich jährlich 20.000 bis 28.000 GWh Primärenergie beziehungsweise vier bis zwölf Millionen Tonnen CO2 einsparen. Zum Vergleich: Die deutschen CO2-Minderungsverpflichtungen liegen bei zehn Millionen Tonnen CO2.

Kosten und Wirtschaftlichkeit

Die Kosten hängen vom Umfang der Optimierung ab. Die spezifischen Kosten je Quadratmeter Wohnfläche halbieren sich nahezu mit zunehmender Wohnfläche.

Im günstigsten Maßnahmepaket, in dem die Komponenten nur eingestellt werden, liegen die Kosten zwischen zwei Euro je Quadratmeter für ein kleines Einfamilienhaus und sinken auf gut einen Euro in großen Mehrfamilienhäusern. Die kostspieligste Optimierungsvariante (Pumpe, Differenzdruckregler und Thermostatventile neu) kostet zwischen 6,50 Euro je Quadratmeter für ein Einfamilienhaus und 3,70 Euro je Quadratmeter für ein großes Mehrfamilienhaus. Die mittleren Investitionskosten betragen vier Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Die Optimierung ist auf jedem Fall wirtschaftlich. Im schlechtesten Fall rechnen sie sich ab einer jährlichen Energiepreissteigerung von sieben Prozent. In allen anderen Fällen ist die Wirtschaftlichkeit sofort gegeben.

Anhand der Wirtschaftlichkeit lassen sich Empfehlungen aussprechen.

  1. Die Optimierung empfiehlt sich uneingeschränkt für alle nach 1978 errichteten Gebäude.
  2. In älteren Gebäuden (vor 1977 gebaut) rentiert sich eine Optimierung vor allem für Mehrfamilienhäuser und für Gebäude mit Öl- oder Gasheizungen. Eine Optimierung sollte auf jeden Fall erfolgen, wenn ohnehin Investitionen in die Anlage notwendig sind, eine Modernisierung der Gebäudehülle erfolgt ist oder wenn bereits einstellbare Komponenten vorhanden sind.
Handwerkerqualifizierung

Handwerkern fehlen meist die für die Optimierung notwendigen Grundkenntnisse. Die bestehenden Lehrpläne und Lehrbücher decken den hydraulischen Abgleich nur unzureichend ab. Deshalb wurden im Projekt neue Schulungen für Handwerker entwickelt. Sie vermitteln ein Verständnis der Heizanlage als System, zu dem neben Kessel, Pumpen, Hydraulik auch der Nutzer gehört. In die Schulung werden auch Lehrkräfte an Berufsschulen einbezogen.

Theorie und Praxis

Das Projekt bot auch Gelegenheit, gemessene mit theoretisch berechneten Energiekennwerte zu vergleichen. In der theoretischen Energiebilanz wird je nach Baualter und Baustandard mit Heizgrenztemperaturen (Beginn und Ende der Heizzeit) zwischen zehn Grad im Neubau und 15 Grad im Bestand gerechnet. In der Praxis finden sich weit höhere Werte zwischen 15 Grad und 18 Grad, fast unabhängig vom Baualter und Baustandard. In der Praxis wird also bedeutend länger geheizt, als theoretisch erwartet.

Aufgrund der theoretischen Berechnungsprogramme wird den Bauherren eine deutlich zu hohe Energieeinsparung versprochen, die sich in der Praxis nicht bewahrheitet. In der Theorie verbraucht ein altes Gebäude dreimal mehr als ein neues Gebäude. In der Praxis ergibt sich nur ein Unterschied von 50 Prozent. Die theoretische prognostizierte Einsparung ist also um das Doppelte zu hoch.

Der klimabereinigte tatsächliche Verbrauch alter Gebäude liegt um rund 35 Prozent geringer als nach theoretischen Berechnungen zu erwarten wäre. Der Verbrauch neuer Gebäude liegt dagegen um zehn Prozent über dem errechneten Wert.

Handwerkerakzeptanz

Die Optimierung von Heizanlagen könnte für das Fachhandwerk neue und sehr gute Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen. Allerdings ist der Materialaufwand dabei gering, so dass nicht wie sonst üppig an den Materialprovisionen verdient werden kann. Hinderlich ist auch die erforderliche Fortbildung. Diese Widerstände müssen durch eine regen Nachfrage nach Optimierungen von Seiten der Verbraucher überwunden werden.

Weitere Informationen über das Projekt findet man unter: www.optimus-online.de

Projekt Optimus: Hohe Energieverluste sind vermeidbar

Experten befassten sich mit der Optimierung von Heizungsanlagen im Bestand

Projekt Optimus: Hohe Energieverluste sind vermeidbar

Im Rahmen des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Forschungs- und Qualifizierungsprojekts OPTIMUS befassten sich Experten mit der Optimierung von Heizungsanlagen im Bestand. Auf der Abschlussveranstaltung wurden die Ergebnisse des OPTIMUS-Projekt vorgestellt.

(30. Juni 2005) - Für die Studie wurden 92 Referenzobjekten auf dem Bestand ausgewählt. Bei einem Teil dieser Gebäude wurde - nach einer ersten Heizperiode, in der eine Verbrauchsmessung durchgeführt wurde - eine Optimierung der Heizungsanlage durchgeführt. Nach einer weiteren Verbrauchsmessung wurden die Messergebnisse miteinander verglichen.

Wissenschaftler der Forschungsgruppe Praxisnahe Berufsbildung (FPB) der Universität Bremen kamen zu dem Ergebnis, dass 80 Prozent der Heizungsanlagen Energiefresser sind. Das Bremer Team um Manfred Hoppe und Werner Müller stellte in seiner dreijährigen Arbeit fest, dass die vorhandenen Heizungsanlagen in den meisten Fällen deutlich sparsamer arbeiten könnten, wenn die verschiedenen Anlagenkomponenten besser aufeinander abgestimmt und eingestellt würden.

Die Einsparungen sind gerade bei neueren Gebäuden oder solchen, die bereits energetisch saniert wurden, besonders hoch. "Das liegt daran, dass bei energetisch guten Gebäudehüllen die Anlagen häufig ein relativ großes Überangebot an Wärme und damit ein erhebliches Verschwendungspotenzial erzeugen", so Müller. Erst wenn die Heizungsanlagen genau auf den Wärmebedarf abgestimmt sind, werden mögliche Einsparungen in vollem Umfang erreicht.

An der Berufsbildenden Schule II in Aurich (Ostfriesland) beschäftigte man sich zudem damit, wie man Auszubildenden des Berufes Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik am besten die komplizierte Materie des Hydraulischen Abgleichs vermitteln kann.

Ausgangspunkt für den Unterricht ist ein realitätsnaher Kundenauftrag: Der Mangel in der bedarfsgerechten Wärmeverteilung einer Heizungsanlage soll beseitigt werden. Das konzipierte Unterrichtsmodell führt die Schüler handlungsorientiert zur Problemlösung. Die komplizierten mathematisch-technischen Inhalte wurden didaktisch so reduziert, dass sie dem Bildungsniveau von Auszubildenden im Handwerk entsprechen. Dafür wurde von der Arbeitsgruppe eigens ein Experimentierstand, der eine Heizungsanlage repräsentiert, entwickelt.

Als besondere methodische Unterrichtshilfe wurde ebenfalls eine Computersimulation entwickelt, die den Experimentierstand photorealistisch wiedergibt und ohne großen apparativen Aufwand die Einstellübungen ermöglicht. Das neuartige methodische Zusammenspiel von realen Bauteilen des Experimentiermodells, die die Schüler aus ihrer Berufspraxis kennen und der Einsatz der darauf abgestimmten Computersimulationssoftware ermöglicht dem Lehrer einen effizienten, zielgruppengerechten Unterricht.

Das Unterrichtsgeschehen führt bei den Schülern zügig zu Erfolgserlebnissen und motiviert sie, die erlernte Technik des Energiesparens durch "Regulation mit dem Schlüssel" in ihre Berufspraxis zu übertragen!

Die abschließenden Projektergebnisse finden Sie in umfangreicher Form auf www.optimus-online.de

letzte Änderung: 05.06.2018