125 Martin Jensen. Foto: obs/Peter Jensen GmbH/Angerer, Krafft
Wärmepumpen: Keine Kostenersparnis in Altbauten Systemvergleich - Ergebnisse ungedämmt und gedämmt - Neubau

Wärmepumpen: Keine Kostenersparnis in Altbauten

Altbaubesitzer sind über die steigenden Heizkosten zunehmend frustriert und suchen nach Auswegen. Hierbei kommt auch oft die Wärmepumpe ins Gespräch, steht sie doch in dem Ruf, geringe Betriebskosten zu verursachen. Das erweist sich für Altbauten als teurer Trugschluss: Wärmepumpensysteme sind teurer als Öl- oder Gasheizungen. Lediglich für optimal geplante Neubauten können sich Kostenersparnisse ergeben.
Christina Hönig stellt hier vielfach überzogene Erwartungen richtig.

(15. Juni 2005) Es klingt verführerisch. Öl oder Gas raus - Wärmepumpe rein, und nach der (üppigen) Investition wird bei gutem Komfort die Haushaltskasse ordentlich geschont. Was Werbebotschaften Handwerkern und Bauherren suggerieren sollen, kann in der Praxis aber ganz anders aussehen. Gerechnete Einsparprognosen und Betriebserfahrungen führen oft nicht zu der gewünschten Kosteneinsparung. Denn die Effizienz einer Wärmepumpenanlage ist wie kein zweites System abhängig vom Wärmeabgabesystem und dessen Temperaturniveaus.

Systemvergleich

Um die Situation im Altbau zu verdeutlichen, werden für ein typisches Einfamilienhaus, das noch nicht gedämmt wurde und dessen Heizungsanlage mit einer Heizkörpervorlauftemperatur von 70° C ausgelegt wurde, unterschiedliche Varianten der Wärmeerzeugung gegenübergestellt. Für eine Heizlast von 14 Kilowatt wurden dazu mit der Wärmepumpen- Simulationssoftware WP-OPT Betriebskosten prognostiziert und dabei verschiedene Wärmepumpensysteme mit konventionellen Energieträgern/Anlagenkonzepten verglichen (Bild 1). Folgende Varianten wurden für das ungedämmte Gebäude einbezogen:

  1. Sole/Wasser-Wärmepumpe mit Erdsonden
  2. Luft/Wasser-Wärmepumpe
  3. Luft/Wasser-Hochtemperatur- Wärmepumpe
  4. Öl-Heizkessel
  5. Gas-Brennwertheizkessel
  6. Pellet-HeizkesselNachtspeicher
  7. Strom direkt

Oft werden die versprochenen Einsparungen nicht erreicht.

Ergebnisse ungedämmt

Bild 1 zeigt, dass bei einer ausschließlichen Erneuerung der Wärmeerzeugung der angestrebte Einspareffekt offensichtlich nicht auftritt. Die Betriebskosten für die Wärmepumpe bewegen sich in einer ähnlichen Größenordnung wie für Öl-und Gas-Brennwert- oder auch Pellet-Heizkessel. Bei Investitionskosten von fast 20.000 Euro für Variante 1, rund 14.000 Euro für Variante 2 und knapp 19.000 Euro für Variante 3 ist auf einen Blick auch ohne Wirtschaftlichkeitsberechnung festzustellen, dass sich unter diesen Randbedingungen der Wärmepumpeneinsatz nicht "verdient" macht. Nicht selten erkennen die Beteiligten diesen Umstand viel zu spät und der frisch modernisierte Heizungskeller wird zum Tummelplatz für verzweifelt herbeigerufene Gutachter. Ursache für das Ergebnis: Die Leistung der Wärmepumpe sinkt ab, wenn im Haus höhere Temperaturen benötigt werden und die Temperatur der Wärmequelle absinkt. Der Energieverbrauch für die Heizstäbe, zum Abtauen und für Ventilatoren beziehungsweise Pumpen steigt entsprechend an.

Nebenbei bemerkt
  • Die Strom-Direktheizung ist mit Abstand das unwirtschaftlichste System, für Neubauten wie für Altbauten.
  • Der Ölheizkessel schneidet spürbar günstiger als die Gas-Brennwertheizung ab.
  • Die insgesamt kostengünstigste Lösung für das gedämmte Haus unter Einbeziehung der Investitionskosten ist die Pelletheizung!
Richtig kommunizieren

Immer wieder pauschal genannte "75 Prozent Energie aus der Umwelt" sind in der Mehrzahl der Fälle also schlicht falsch und an ganz bestimmte, günstige Rahmenbedingungen geknüpft. Jedenfalls ist diese Aussage mit bisher verfügbaren Wärmepumpen realitätsfremd für den Ersatz von Wärmeerzeugern ohne zusätzliche Maßnahmen am Gebäude/ Wärmeabgabesystem und wenn hohe Vorlauftemperaturen zur Heizlastabdeckung erforderlich sind. Genauso falsch ist es, die Wärmepumpe in eine "stromverbrauchende Schmuddelecke" zu verbannen, wie das ebenso häufig pauschal geschieht. Werden die Randbedingungen richtig gewählt, kann eine Wärmepumpe ihre ökologischen und ökonomischen Vorteile auch voll entfalten. Durch Dämmung des Beispielhauses erreicht man einerseits einen geringeren Wärmebedarf und damit auch geringere Investitionskosten, besonders bei der Quellenerschließung. Andererseits kann die vorhandene Heizung mit niedrigeren Temperaturen und damit mit besseren Leistungszahlen arbeiten.

Ergebnisse gedämmt

Durch die Dämmung sinken die Betriebskosten der Wärmepumpensysteme überproportional, weil die Randbedingungen jetzt wesentlich günstiger für eine Wärmepumpe sind. Dies gilt aber nur für die korrekte Auslegung der Wärmepumpensysteme auf die Heizlast des fertig sanierten Gebäudes. Eine Auslegung auf den unsanierten Zustand und eine anschließende Sanierung würde neben viel zu hohen Investitionen auch die Betriebskosten negativ beeinflussen. Bezieht man die Kapitalkosten in die Betriebskosten ein, dann schneiden sogar bei guter Planung je nach konkreten Randbedingungen die Wärmepumpensysteme mitunter ungünstiger ab als die konventionellen Öl- beziehungsweise Gas-Heizsysteme (Bild 2).

Neubau

Für Neubauten kann eine Wärmepumpe bei guter Planung Betriebskosten einsparen, selbst wenn die höheren Investitionskosten in die Rechnung einbezogen werden. Viele Angebote sind aber unseriös schöngerechnet und gehen von falschen Voraussetzungen aus. Bei zu geringer Auslegung kann die Wärmepumpe wie ein gigantischer Kühlschrank wirken und das gesamte Grundstück vereisen. Dem Erdreich lässt sich nicht beliebig viel Wärme entziehen. Deshalb ist vor Billigangeboten ausdrücklich zu warnen.

Basiert auf einem Beitrag für die Zeitschrift TGA 5 2005.

Die Firma WP-Opt ist auf Wärmepumpenberechnungen spezialisiert und prüft Angebote und führt Wirtschaftlichkeitsberechnungen aus.

Die Auslegung einschließlich Wirtschaftlichkeitsberechnung kostet bei vorhandenen Angaben zu Heizlast und notwendigen Heizwassertemperaturen 115 Euro, bei kompletter Berechnung des Hauses ab 179 Euro (10 Räume). Mitglieder des Bundes der Energieverbraucher erhalten einen einmaligen Bonus von 50 Euro.

Dipl.-Phys. Christina Hönig, WPsoft GbR Dresden, Telefon (03 51) 4 24 67 12, Telefax (03 51) 4 24 67 13, E-Mail: info@wpsoft-gbr.de, www.wp-opt.de

letzte Änderung: 10.06.2025