Greenpeace will Strom aus der Wüste
(28. Mai 2009) Solarthermische Kraftwerke könnten künftig bis zu ein Viertel des weltweiten Strombedarfs umweltfreundlich, preiswert und zuverlässig decken, so die Greenpeace-Studie "Globaler Ausblick auf die Entwicklung solarthermischer Kraftwerke 2009".
Die erforderlichen Kraftwerke, Speicherkapazitäten und die Übertragungsnetze seien technisch ausgereift und erprobt. Für die umfassende Nutzung von Wüstenstrom fehle jedoch ein deutliches politisches Signal.
Deswegen fordere man die Bundesregierung auf, den Stromimport aus den Wüsten gesetzlich zu fördern und das Thema auf die internationale politische Agenda zu setzen, so Greenpeace.
Solarthermische Kraftwerke könnten dreimal mehr Strom produzieren als alle KKW weltweit. Und dies sauber, sicher und ohne Folgekosten. Bis 2050 könnten sie mit einer Gesamtkapazität von 1500 GW installierter Leistung bis zu 7800 TWh Strom produzieren, so die Studie.
Zudem könnten die Kraftwerke bis 2050 den Ausstoß von 4,7 Mrd t CO2 verhindern. Diese Einsparung entspricht dem sechsfachen Volumen des derzeitigen CO2-Ausstoßes in Deutschland.
Für die Weltwirtschaft wäre die Technologie ein Konjunkturmotor: 15 Mrd Euro könnten pro Jahr an zusätzlichen Investitionen ausgelöst und damit bis 2050 über 2 Mio neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Bereits 2020 könnte die Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze auf mehr als 200.000 steigen, prognostiziert die Studie. Solarthermische Kraftwerke könnten nach der Windkraft und der Photovoltaik zum dritten globalen Exportschlager der Erneuerbaren Energien werden.
Deutschland könne vom Wüstenstrom in doppelter Weise profitieren: als Importeur sauberen Stroms und als Exporteur für die Technik, so Greenpeace.
Beginnend mit 15,4 Milliarden Euro im kommenden Jahr müssten bis zum Jahr 2050 174 Milliarden Euro investiert werden, insbesondere in den Ausbau der notwendigen Leitungen. Sofern man zu solchen Investitionen bereit ist, könne aber 2050 ein Viertel des weltweiten Strombedarfs aus solarthermischen Kraftwerken gewonnen werden, zeigt sich Greenpeace optimistisch.
Dann würde sich das Unterfangen sogar rentieren: Umgerechnet auf einen Zeitraum von 40 Jahren, lägen die Kosten für den Stromtransport bei nur 1 Cent pro Kilowattstunde - im Vergleich: Eine Kilowattstunde Strom aus solarthermischen Kraftwerken kostet derzeit 15 bis 23 Cent.
Freilich sind nicht alle so optimistisch: So hält der SPD-Politiker Hermann Scheer, der sich seit Jahren für die Solarenergie engagiert, das Vorhaben für "reine Zukunftsmusik". Der Plan brauche eine "lange Umsetzungszeit und steckt voller Unwägbarkeiten", warnte er in der Frankfurter Rundschau.
Für die Energieversorgung Nordafrikas sei die Nutzung der Solarkraft aus der Wüste "dringend nötig", doch Nordafrika als Stromlieferanten Europas einzuplanen und womöglich gegen den Ausbau der heimischen erneuerbaren Energien auszuspielen, sei "abenteuerlich".
Wie es einmal aussehen könnte, ist inzwischen auf der südspanischen Hochebene La Calahorra zu bestaunen, wo im Oktober vergangenen Jahres "Andasol 1", das erste Parabolrinnenkraftwerk Europas, den Testbetrieb aufnahm. Mit einer Kollektorfläche von über 510.000 Quadratmetern - das entspricht rund 70 Fußballfeldern - wird es Strom für 200.000 Menschen erzeugen.
Das Besondere an Andasol 1 ist neben der schieren Größe die verwendete Technologie. Nicht mit den weithin bekannten Solarzellen aus Silizium wird hier Elektrizität erzeugt, sondern in einem Parabolrinnenkraftwerk: Gekrümmte Spiegel bündeln die Strahlen der Sonne und werfen sie auf ein Absorberrohr. Darin zirkuliert Öl, das sich in der gleißenden Hitze auf bis zu 400 Grad aufheizt. Mit dieser Energie wird dann, wie in konventionellen Kraftwerken auch, Wasser zum Sieden gebracht, das über eine Turbine Generatoren antreibt, um Strom zu erzeugen.
Und anders als bei der herkömmlichen Solartechnologie läuft der Betrieb auch nachts. Denn das zirkulierende Öl aus den Parabolspiegeln treibt nicht nur den Stromgenerator an, sondern heizt zudem flüssiges Salz, das mehr Energie speichern kann als Wasser, auf 380 Grad Celsius auf. Nach Sonnenuntergang wird der Wasserdampf für den Antrieb der Turbinen mit der Wärme aus diesen Salztanks erzeugt.
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