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Energieautonomie

Energiesicherheit gefährdet

Ohne den ständigen massiven Import fossiler Energien ist unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft nicht funktionsfähig.

Energiesicherheit gefährdet

(23. März 2016) Ohne den ständigen massiven Import fossiler Energien ist unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft nicht funktionsfähig. Das macht Deutschland abhängig von der Verfügbarkeit und den Preisen der Energieimporte. Einen „Plan B“, ohne oder mit zumindest geringeren Mengen fossiler Importe auszukommen, gibt es nicht – von der strategischen Ölreserve für 90 Tage abgesehen. Er wird von Politik und Gesellschaft auch nicht für notwendig gehalten. Dabei ist die Abhängigkeit von Energieimporten in den vergangenen Jahren größer geworden.

2393 Importabhängigkeit der EU-28 nach Energieträgern von 1990–2014

Neben der Resilienz-Untersuchung aus Österreich (Energiedepesche 4/2015) gibt es weitere Abschätzungen der Versorgungsrisiken in Europa (Energiesicherheit neu fokussieren, Energiewirtschaftschaftliche Tagesfragen 2015, Heft 9, Seite 8). Die EU-Kommission hat die Energieabhängigkeit der Mitgliedsstaaten mit einem Kranz von Indikatoren erfasst und daraus einen „Energy Dependence Indicator“ (EDI) ermittelt, der für einige kleinere süd- und osteuropäische Mitgliedsstaaten besonders hoch ausgefallen ist. Auch die Internationale Energieagentur hat mit einem Modell (Model of Short Term Energy Security, kurz MOSES) die Sicherheitsrisiken abgeschätzt und die amerikanische Handelskammer hat die Versorgungssicherheit von 24 Industrienationen beziffert. Rang 1 belegt Norwegen. Aber schon auf Platz 3 steht Dänemark, das über keinerlei eigene fossile Rohstoffe verfügt und dies mit einer ganzheitlichen Energiestrategie  erfolgreich kompensiert. Deutschland folgt auf Platz 9 noch vor Australien auf Platz 10 und Polen auf Platz 11. Weit abgeschlagen belegt China Platz 20.

Gießen mit Effizienzrekord

0,36 – diesen Wert melden die Stadtwerke Gießen (SWG) als Primärenergiefaktor 2014

Gießen mit Effizienzrekord

(28. Juni 2015) 0,36 – diesen Wert melden die Stadtwerke Gießen (SWG) als Primärenergiefaktor 2014 für die Wärme- und Stromerzeugung für die Stadt Gießen. Damit sinkt dieser Wert das sechste Jahr in Folge und die SWG müssen für 1 kWh Wärme nur 0,36 kWh Erdgas einsetzen. 2013 kamen die SWG mit drei Holzheizwerken, der Thermischen Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage (TREA) und einiger mit Biogas befeuerter BHKW auf 0,41. Anfang 2014 wurden weitere vier BHKW auf Biogas umgestellt, damit arbeiten 19 der 59 BHKW in Gießen regenerativ.

Laut den SWG soll 2016 die TREA II ans Netz, womit der Primärenergiefaktor mit einem Schlag deutlich unter die Marke von 0,2 fallen soll. 2018 könnte noch die Bioabfallvergährung der Bioabfälle des Landkreises hinzukommen. Für 2020 sei ein Primärenergiefaktor von null angepeilt, hieß es, dann entstehe die Gießener Fernwärme zu mehr als 50% aus nichtfossilen Brennstoffen. Zum Vergleich: Ein effizienter Erdgas-Brennwertkessel kommt beim Primärenergiefaktor auf 1,1, der derzeitige Strommix in Deutschland rangiert bei 2,4. Für Holzpellets beträgt der Wert 0,2, für Biomethan 0,5.

Anfälligkeit gegenüber Energiekrisen

Das Forschungsprojekt „Resilienz Österreich“ untersucht, wie krisenfest die österreichischen Regionen angesichts PeakOil sind.

Anfälligkeit gegenüber Energiekrisen

(18. Juni 2015) Das Forschungsprojekt „Resilienz Österreich“ untersucht, wie krisenfest die österreichischen Regionen angesichts mittelfristig weltweit rückläufiger Erdölförderung (Stichwort „Peak Oil“) sind. Die Projektergebnisse sind nun verfügbar.

2393 Resilienz

Sowohl der Klimaschutz als auch die Erdölknappheit nach dem Gipfelpunkt der Erdölförderung machen die Energiewende hin zu erneuerbaren Energieträgern unausweichlich. Erdölknappheit kann diese jedoch zugleich erschweren, da Erdöl ein wichtiger Input jener Infrastruktur ist, die zur Produktion erneuerbarer Energieträger erforderlich ist. Zudem hängen Wirtschaftswachstum und daran gebundene Investitionen bislang von Erdöl ab.

Während Städte Vorteile bezüglich energiesparender Lebensstile und Wirtschaftsweisen haben, können ländliche Räume durch ein großes Angebot an erneuerbaren Energien und die lokale bzw. regionale Nahrungsmittelproduktion punkten. Bei einer unterschiedlichen Ausgangsbasis für Resilienzstrategien haben die Regionen Österreichs deutliches Potenzial zur Verbesserung: Eine geringe Resilienz weist erwartungsgemäß der Verkehrssektor auf. Verkehrssparende Siedlungsentwicklung, die das zu Fuß gehen und Radfahren erleichtert, und ein leistungsfähiger öffentlicher Verkehr würden die Resilienz erhöhen.

In urbanen Räumen ist die Abhängigkeit von fossiler Wärmeversorgung derzeit problematisch. Die Dichte und Qualität menschlicher Beziehungen (Sozialkapital) dürfte in ländlichen Räumen besser ausgeprägt sein und Resilienz erhöhen. Die massive Abhängigkeit der Nahrungsmittelproduktion von fossilen Energiequellen ist sehr problematisch. Resilienzstrategien sollten die Lebensqualität anstelle quantitativen Wachstums ins Zentrum rücken. Lebensqualität hängt nicht nur von der Wirtschaftsleistung ab.

Grüne Energieerzeugung als Volkssport

Die eigene Energieerzeugung ist zum Volkssport geworden und hat in Deutschland genauso viele aktive Anhänger wie der Fußball.

Grüne Energieerzeugung als Volkssport

Die eigene Energieerzeugung ist zum Volkssport geworden und hat in Deutschland genauso viele aktive Anhänger wie der Fußball: über sechs Millionen Aktive. Das entspricht acht Prozent der Gesamtbevölkerung, die ihren Strom selbst herstellen. Gute Beispiele wirken ansteckend. Wie sieht es in Ihrer Stadt und Ihrer Gemeinde aus?

(27. September 2014) Fünf Prozent der Deutschen nutzen darüber hinaus Solarwärme für die Warmwasserversorgung. Das ergab eine repräsentative Studie von TNS Emnid, für die bundesweit 1.852 Personen befragt wurden. Dabei gibt es regionale Unterschiede: Während in Bayern und Baden-Württemberg je knapp 15 Prozent auf selbst erzeugten Strom setzen, sind es in Schleswig-Holstein und Brandenburg nur ein beziehungsweise zwei Prozent.

487 2393 Häuser mit Solardächern / Foto: Pixelio.de/H.D.Volz

Anlagen-Navi

Man kann es aber auch noch genauer erfahren: Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie hat die öffentlich verfügbaren Daten über Anlagen, die nach dem EEG gefördert werden, in einer Datei zusammengefasst und ausgewertet. Auf www.energymap.info lassen sich gezielt Anlagen in einzelnen Gemeinden oder Landkreisen suchen und auf einer Karte anzeigen.

Die Solarbundesliga

Es gibt noch eine zweite Quelle, aus der man für viele Orte und sogar Ortsteile den Anteil der Erneuerbaren erfahren kann. Seit 2001 veranstaltet die Fachzeitschrift Solarthemen in Kooperation mit der Deutschen Umwelthilfe e.V. den Wettbewerb Solarbundesliga. Die aktuelle Tabelle der Solarbundesliga findet sich im Internet unter www.solarbundesliga.de. Rund 2.400 eigenständige Gemeinden und mehr als 900 Dörfer beziehungsweise Ortsteile haben sich in diesem Jahr an der Solarbundesliga beteiligt. In der Solarbundesliga geht es um die Nutzung der Solarenergie – egal ob als Photovoltaik oder Solarthermie – in Kommunen. In fünf Größenklassen wetteifern Städte und Gemeinden miteinander. Außerdem gibt es eine eigene Wertung für Ortsteile. Und auch die Kreise, die die meisten Punkte erzielten, werden ausgezeichnet.

Energiewende von unten

„Energiewende ist schon immer von unten gekommen – durch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger in den Kommunen“, sagt der Solarbundesliga-Organisator Andreas Witt.

„Auch wenn sich nach dem heutigen Beschluss des deutschen Bundestages über das Erneuerbare-Energien-Gesetz wahrscheinlich im Solarstrombereich der Ausbau bundesweit weiter verlangsamen wird, bin ich überzeugt, dass die Überzeugungstäter vor Ort weiter aufs Tempo drücken werden. Denn gute Beispiele wirken ansteckend.“

Große Städte haben es schwerer, pro Kopf auf ebenso große Installationszahlen zu kommen wie kleinere, sehr aktive Kommunen. Um den Solarsport vergleichbarer zu machen, gibt es fünf verschiedene Kategorien: Von Großstädten über Mittel- und Kleinstädte bis hin zu Kleingemeinden kämpfen alle unter ihresgleichen.

Die Sieger

Spitzenreiter unter den Großstädten über 100.000 Einwohnern ist derzeit Ulm mit 0,14 qm Kollektorfläche je Einwohner und 354 Watt PV je Einwohner. Platz Zwei belegt Ingolstadt. In der Spitzengruppe finden sich auch Münster, Chemnitz, Erfurt, Mainz, Leipzig und Bremen.

Mittelstädte sind in der Solarbundesliga alle Kommunen zwischen 20.000 und 99.999 Erstwohnsitz-Einwohnern. Spitzenreiter ist hier Leutkirch im Allgäu mit 0,3 qm Kollektorfläche je Einwohner und 1,5 kW PV je Einwohner.

Kleinstädte sind alle Kommunen von 5.000 bis 19.999 Einwohner. Sieger ist hier Rot am See in Baden-Württemberg mit 0,4 qm Kollektorfläche je Einwohner und 3,3 kW PV je Einwohner.

Gemeinden sind in der Solarbundesliga alle Kommunen zwischen 1.000 und 4.999 Einwohnern mit Erstwohnsitz. Sieger ist die Gemeinde Niederbergkirchen in Bayern mit 1,2 qm Kollektorfläche je Einwohner und 3,7 kW PV je Einwohner.

Kleingemeinden sind in der Solarbundesliga alle Kommunen unter 1.000 Einwohnern mit Erstwohnsitz. Erstplatziert ist in dieser Kategorie die schleswig-holsteinische Gemeinde Glüsing mit 0,4 qm Kollektorfläche je Einwohner und stolzen 14,6 kW PV je Einwohner.

Solarsport ist nicht nur auf Bundesebene ein Renner. In der Solarbundesliga gibt es auch regionale Wettbewerbe aller Kommunen innerhalb eines Bundeslandes oder innerhalb eines Landkreises.

Verbraucher für dezentrale Stromerzeugung

Jeder Dritte Neubau plant BHKW

Verbraucher für dezentrale Stromerzeugung

(23. Januar 2010) Statt weiterhin Energie von Großkraftwerken zu beziehen, wünscht sich die breite Mehrheit der Verbraucher in Deutschland, Strom künftig selbst produzieren zu können. 84 Prozent sprechen sich für die Erweiterung von dezentraler Energieerzeugung aus. Dies ergab eine repräsentative Umfrage, die der Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister Accenture in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Forsa unter mehr als 1000 Verbrauchern in Deutschland durchgeführt hat.

Dass möglichst viele Haushalte selbst Strom produzieren sollten, etwa über Solaranlagen, halten 83 Prozent der Befragten für wichtig. Laut Studie will jeder vierte Immobilienbesitzer (25 Prozent) in den kommenden fünf Jahren Solarzellen auf dem Dach installieren, jeder Fünfte (20 Prozent) eine Anlage zur Warmwassererzeugung durch Sonnenenergie (Solarthermie) einbauen. Zwölf Prozent spielen sogar mit dem Gedanken, sich ein Mini-Blockheizkraftwerk zuzulegen.

Zieht man diejenigen Verbraucher in Betracht, die in den kommenden fünf Jahren den Bau eines Hauses oder den Kauf eine neuen Eigentumswohnung planen, zeichnet sich ein noch stärkerer Trend zur dezentralen Energieerzeugung ab als bei den Befragten, die bereits jetzt eine eigene Immobilie bewohnen: Mit 57 Prozent plant über die Hälfte der künftigen Haus- oder Wohnungseigentümer den Einbau einer Anlage zur Stromerzeugung, wie etwa Solarzellen auf dem Dach. Für 51 Prozent steht bereits jetzt die Errichtung einer Solarthermie-Anlage zur Warmwassererzeugung fest. Sollten sich die Vorhaben der Befragten bewahrheiten, findet sich 2015 ein Mini-Blockheizkraftwerk in jedem dritten Neubau.

Der Film zur Revolution

Der Regisseur und Filmemacher Carl Fechner plant zum Thema Energieautonomie einen 100-minütigen Dokumentarfilm

Der Film zur Revolution

(2. Januar 2007) - Der Regisseur und Filmemacher Carl Fechner plant zum Thema Energieautonomie einen 100-minütigen Dokumentarfilm fürs Kino, der da anfängt, wo Al Gores erfolgreicher Film "Eine unbequeme Wahrheit" aufhört. Fechner will eine internationale Bewegung anstoßen. Er wirbt um Finanzierungsbeiträge von 1.000 Euro für den Film und hat eigens eine Gesellschaft gegründet (Energie-Autonomy Der Film GmbH, www.energy-autonomy.org).

letzte Änderung: 11.01.2017