ED 04/12 Eine Welt ohne Öl (S.30-31)
Das anspruchsvollste Projekt der UN-Weltgemeinschaft ist aktuell die Nachhaltigkeitsagenda 2030. Siebzehn „Social Development Goals“, kurz SDG, wurden im Jahr 2015 von allen Staats- und Regierungschefs beschlossen. Trotz ihrer großen Bedeutung ist die UN-Agenda in Deutschland weitestgehend unbekannt geblieben.

UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

Das anspruchsvollste Projekt der UN-Weltgemeinschaft ist aktuell die Nachhaltigkeitsagenda 2030. Siebzehn „Social Development Goals“, kurz SDG, wurden im Jahr 2015 von allen Staats- und Regierungschefs beschlossen. Trotz ihrer großen Bedeutung ist die UN-Agenda in Deutschland weitestgehend unbekannt geblieben.
Von Aribert Peters

(29. März 2018) Im September 2015 ging eine gute Nachricht von New York aus in die Welt: Die 193 Staats- und Regierungschefs der UN-Mitgliedsstaaten haben die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ beschlossen. Die Agenda 2030 ist ein großer Erfolg – und hart erarbeitet: Über drei Jahre lang haben nicht nur Repräsentanten aller Staaten miteinander diskutiert, sondern auch Kinder- sowie Jugendverbände, Wirtschaft, Gewerkschaften, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen.

Mit der Annahme der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung gelobten die Staatenlenker der Welt, die Menschheit aus der Armut zu befreien, für künftige Generationen eine gesunde Erde zu erhalten und friedliche, inklusive Gesellschaften als Grundlage eines menschenwürdigen Lebens für alle aufzubauen.

Beschluss der UN-Vollversammlung

„Wir, die Staats- und Regierungschefs und hohen Vertreter, versammelt vom 25. bis 27. September 2015 am Amtssitz der Vereinten Nationen in New York zum siebzigsten Jahrestag der Organisation, haben heute neue globale Ziele für nachhaltige Entwicklung beschlossen.

Im Namen der Völker, denen wir dienen, haben wir einen historischen Beschluss über einen umfassenden, weitreichenden und die Menschen in den Mittelpunkt stellenden Katalog universeller und transformativer Ziele und Zielvorgaben gefasst.

Wir sind entschlossen, von heute bis 2030 Armut und Hunger überall auf der Welt zu beenden, die Ungleichheiten in und zwischen Ländern zu bekämpfen, friedliche, gerechte und inklusive Gesellschaften aufzubauen, die Menschenrechte zu schützen und Geschlechtergleichstellung und die Selbstbestimmung der Frauen und Mädchen zu fördern und den dauerhaften Schutz unseres Planeten und seiner natürlichen Ressourcen sicherzustellen.

517 2712 Piktogramme UN-Agenda 2030 / Quelle: Grafik: United Nations Department of Public Information

Wir verkünden heute 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung und 169 zugehörige Zielvorgaben, die integriert und unteilbar sind.

  1. Armut in all ihren Formen und überall beenden.
  2. Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
  3. Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
  4. Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern.
  5. Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen.
  6. Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten.
  7. Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern.
  8. Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern.
  9. Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.
  10. Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern.
  11. Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten.
  12. Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen.
  13. Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen.
  14. Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen.
  15. Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen.
  16. Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen.
  17. Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen.

Wir verpflichten uns, die Umsetzung dieser Agenda in den kommenden 15 Jahren systematisch weiterzuverfolgen und zu überprüfen.“

UN-Agenda 2030 als PDF:  Download UN-Agenda 2030 vom 18.09.2005 

Pariser Abkommen

Das ebenfalls im Jahr 2015 geschlossene Übereinkommen von Paris und die UN-Agenda 2030 sind explizit miteinander verknüpft. In gewisser Weise konkretisiert das Pariser Abkommen die UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.

Monitoring

Im Jahr 2017 untersuchte die UN in einem ersten Bericht die Umsetzung der weltweiten Nachhaltigkeitsziele. Der Bericht ist höchst lesenswert. Er zeigt, dass weltweit große Fortschritte gemacht wurden. Er zeigt aber auch, „dass die Fortschritte in vielen Bereichen bei weitem zu schleppend sind, um die Zielvorgaben bis 2030 zu erreichen.“

Für den allgemeinen Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher und nachhaltiger Energieversorgung müsse laut dem Bericht der Zugang zu Elektrizität und sauberen Brennstoffen sowie Technologien zum Kochen ausgeweitet, die Energieeffizienz verbessert und der Anteil der erneuerbaren Energien erhöht werden. Es bedürfe mutigerer Finanzierungs- und sonstiger Maßnahmen sowie der Bereitschaft der Länder, neue Technologien in weitaus größerem Umfang anzunehmen.

517 Kind hinter Stacheldraht / Foto: kantsmith (CC0)

Von 2000 bis 2014 stieg der Anteil der Weltbevölkerung mit Zugang zu Elektrizität von 77,6 auf 85,3 Prozent. Dennoch mussten noch 1,06 Milliarden Menschen diese grundlegende Errungenschaft entbehren. Während im Jahr 2014 fast 96 Prozent der Stadtbewohner Zugang zu Elektrizität hatten, lag der Anteil in ländlichen Gebieten nur bei 73 Prozent.

Von 2000 bis 2014 erhöhte sich der Zugang zu sauberen Brennstoffen und Technologien von 50 auf 57 Prozent. Mehr als drei Milliarden Menschen, mehrheitlich in Asien und Afrika südlich der Sahara, kochen jedoch weiter ohne diese Brennstoffe oder andere sauberen Technologien und sind hoher Raumluftverschmutzung ausgesetzt.

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Energieendverbrauch ist zwischen 2010 und 2014 nur leicht von 17,5 auf 18,3 Prozent gestiegen. Die Wasser-, Solar- und Windenergieerzeugung machte den Großteil dieses Anstiegs aus. Die globale Primärenergieintensität sank zwischen 2012 und 2014 um jährlich 2,1 Prozent. Dennoch reichen die Fortschritte nicht aus, um die weltweite Steigerungsrate der Energieeffizienz entsprechend der Zielvorgabe zu verdoppeln. Der vollständige Bericht als PDF: bdev.de/unsdg17

Blick auf Deutschland

Für Deutschland hat die Bundesregierung eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Ein Netzwerk kritischer Organisationen hat in zwei Schattenberichten herausgearbeitet, dass Deutschland trotzdem noch lange nicht auf einem Weg hin zu einer nachhaltigen Lebensweise ist.

„Wir können die erste Generation sein, der es gelingt, die Armut zu beseitigen, ebenso wie wir die letzte sein könnten, die die Chance hat, unseren Planeten zu retten.“ Ban Ki-moon, UN-Generalsekretär von 2007 bis 2016

letzte Änderung: 17.06.2024