Preis und Service: Stromanbieter im Vergleich
Die Strompreise unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter sehr stark. Wir sind der Frage nachgegangen, ob der Strompreis mit dem Service von Anbietern in einem Zusammenhang steht. Bieten teure Anbieter einen besseren Service? Ist der Service bei Discountanbietern schlechter?
Von Aribert Peters
(5. September 2014) Die Preise von Stromanbietern sind nur sehr schwer vergleichbar. Sie unterscheiden sich von Lieferort zu Lieferort und hängen auch ab von der Bezugsmenge und dem gewählten Tarif und ändern sich auch ständig. Zudem ist der Preis im ersten Lieferjahr durch versprochene Boni geringer als in den Folgejahren.
Um die Preise eines Anbieters im Verhältnis zu anderen Anbietern grob zu klassifizieren, haben wir einen Preisindex gebildet. Der Preisindex wurde für exemplarisch ausgewählte Anbieter folgendermaßen ermittelt: Für einen Jahresverbrauch von 4.000 kWh bildeten wir den Mittelwert des jeweils günstigsten Tarifs eines Anbieters einschließlich seiner Vertriebsmarken, mit Berücksichtigung einer Bonuszahlung aber ohne Vorauskassetarife für das erste Lieferjahr in den sechs großen deutschen Städten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt und Dresden an den Stichtagen 1.1.2013, 1.4.2013, 1.8.2013, 1.1.2014, 1.4.2014 und 1.8.2014. Für drei Discount-Anbieter haben wir auch je zwei Vertriebsmarken in die Untersuchung einbezogen.
Die einzelnen Preisdaten wurden durch einen Preisrechner ermittelt. Durch die Mittelwertbildung über zwei Jahre und sechs Städte vermindern sich zeitliche oder regionale Besonderheiten der Preisgestaltung. Der Preis-Index ist nicht zu verwechseln mit einem konkreten Preis in einem bestimmten Lieferverhältnis. Es kann insbesondere günstigere oder teurere Preise für einen konkreten Anbieter geben, als der Preisindex vermuten lässt. Dies kann etwa durch die Abnahmemenge oder den Abnahmeort bedingt sein. Auch liegen die Preise im zweiten Lieferjahr höher, weil kein Bonus mehr gewährt wird. Wer Tarife mit Vorauskasse akzeptiert, kann ebenfalls deutlich günstigere Preise ergattern, bezahlt durch ein erhebliches Risiko.
Service-Index
Der Service von Anbietern ist in einer ganzen Reihe von Untersuchungen mit unterschiedlichen Methoden unter die Lupe genommen worden. Teils wurden die Kunden innerhalb von sechs Monaten nach einem Anbieterwechsel gefragt, wie sie den Service ihres Anbieters einschätzen. Teils wurde empirisch untersucht, wie schnell und kompetent Kundenanfragen am Telefon, per Email oder schriftlich mit einem Brief beantwortet wurden, wie verständlich Abrechnungen sind, wie mit Beschwerden umgegangen wird und wie der Online-Service aussieht. Die Rankings der einzelnen Studien wurden von uns zu einem Mittelwert „Service-Index“ zusammengefasst, nachdem die einzelnen Untersuchungen auf eine gemeinsame Skala umgerechnet wurden, indem dem jeweils besten Versorger der Wert 1 und dem schlechtesten der Wert 0 zugeordnet wurde. Folgende sieben Service-Untersuchungen wurden einbezogen: Verivox-Service-Bewertung durch Wechselkunden, die Studien „Stromanbieter 2013“ und „Stromanbieter 2014“ vom Deutschen Institut für Servicequalität (DISQ), die Studie „Stromanbieter 2014“ der Deutschen Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV), die Stromanbieter-Studien 2013 und 2014 von Check24.de und der „ServiceAtlas Energieversorger“ von der ServiceValue GmbH. Die Strom-anbieter-Bewertungen von Faktenkontor und von Service-Barometer konnten wegen abweichender methodischer Vorgehensweise nicht einbezogen werden.
Lagen Untersuchungen für 2013 und 2014 vor, wurde der Mittelwert aus beiden Jahren gebildet. Die untersuchten Anbieter unterscheidet sich von Studie zu Studie. Dadurch liegen für die von uns exemplarisch berücksichtigten Stromanbieter unterschiedlich viele Service-Bewertungen vor. Durch die Mittelwertbildung über mehrere Studien und die einheit-liche Skalierung werden möglicherweise vorhandene methodische Unzulänglichkeiten einzelner Studien ausgeglichen. Der Service-Index hat deshalb eine bessere Validität als der Service-Index jeder einzelnen Studie. Der so gebildete Service-Index wurde für alle Versorger mit den Service-Bewertungen der Einzelstudien verglichen. Dabei ergab sich durchweg eine gute Übereinstimmung mit Abweichungen von meist 0,1 selten auch 0,2. Dadurch bestätigt sich, dass der Service-Index eine gute Zusammenfassung der Einzelbewertungen aller Studien darstellt.
Ergebnis: Klare Beziehung zwischen Preis und Service
Die Betrachtung von Preis-Index und Service-Index zeigt, dass es eine klare Beziehung gibt: Je höher der Preis, umso besser ist im Allgemeinen auch der Service. Hochpreisige Anbieter bieten einen sehr guten Service. Günstige Anbieter schneiden beim Service in der Regel schlecht ab. Die Discountanbieter ExtraEnergie, 365 AG und Energy2day haben jeweils mit unterschiedlichen Marken auch eine Differenzierung hinsichtlich Preis und Service.
Interessant ist ein zweiter Blick. Einige Anbieter bieten einen besseren Service, als der Preis vermuten lässt. Das sind im unteren Preissegment extrastrom (ExtraEnergie) und 123energie sowie E wie Einfach. Im höheren Preissegment sind es die Stadtwerke München (SWM) und lekker Energie. Auf der anderen Seite gibt es Anbieter, die bezogen auf den Preis einen geringeren Service bieten. Dazu gehört Energy2day mit den beiden Marken Discounter-Energie und voltera, aber auch E.ON und EnergieGut. Absolute Extremanbieter sind von den hier betrachteten Anbietern die almado-Energy mit geringstem Preis und geringstem Service. Das entgegengesetzte Extrem ist LichtBlick mit hohem Preis und bestem Service.
Für die Anbieterwahl sind natürlich noch eine Reihe weiterer Faktoren wichtig, die hier nicht untersucht wurden: Was tut der Anbieter für die Umwelt? Wie verbraucherfreundlich sind die AGB? Wie lange gibt es den Anbieter schon? Ist der Anbieter mit einem Atomkraftwerksbetreiber verflochten? Wie verhält sich der Anbieter gegenüber finanziell schwachen oder benachteiligten Verbrauchern?
Steuern, Abgaben und Netzentgelte: Rund 20 Cent/kWh
Die Steuern, Abgaben und Netzentgelte auf Strom summieren sich auf rund 19,8 ct/kWh im Mittel über die betrachteten Städte und Zeitpunkte (Netznutzungsentgelte, Messung und Messstellenbetrieb, EEG-Umlage, Stromsteuer, KWK-Umlage, Offshore-Umlage, Umlage für abschaltbare Lasten, Umlage zur Entlastung der Industrie, jeweils einschließlich der darauf entfallenden Mehrwertsteuer). Die Werte unterscheiden sich von Ort zu Ort wegen unterschiedlicher Netzentgelte und Konzessionsabgaben.
Hinzu kommen Strombeschaffungskosten, Vertriebskosten, Gewinne und die darauf entfallende Mehrwertsteuer. Strom lässt sich auf den Großhandelsmärkten in 2013 und 2014 laut einem Expertengutachten für 3,9 bis 5,4 Cent je Kilowattstunde ohne Mehrwertsteuer beschaffen.
Grundversorger-Preis: Rund 24,5 Cent/kWh
Die Preise der Grundversorger sind ein weiterer Anhaltspunkt auf der Preisachse. Deshalb wurde der Mittelwert des jeweiligen Grundversorgungstarifs aller betrachteten Städte und Zeitpunkte gebildet. Es ergibt sich ein Grundversorgungs-Index von 979 Euro (24,48 ct/kWh).