ED 01/13 Die 1.000-Watt Lösung von Köln (S.17)
ED 04/13 Zählertausch: Großbritannien wird smart (S.23)

Energiesicherheit

Private Vorsorge für den Blackout

Was niemand hofft und doch passieren kann: Der Strom ist weg. Wie kann man sich in dieser Not behelfen? Wie kann man einen Stromausfall überbrücken beziehungsweise mit möglichst geringen Schäden überstehen? Wolfgang Suttor gibt Antworten.

(21. März 2012) Die gebräuchlichen Stromerzeuger wie Photovoltaik-, Wind- und BHKW-Anlagen laufen in fast allen Fällen netzparallel. Bei einem Stromausfall stehen sie deshalb nicht zur Verfügung. Nur die wesentlich teureren „inselfähigen“ Stromerzeuger können dies leisten. Sie werden beim Hausneubau und verstärkt auch im Bestand fest mit einer Automatik und einer Abgasableitung eingebaut, damit der Start und die Abschaltung auch während der Abwesenheit der Bewohner einen möglichen Stromausfall überbrücken könne.

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Wolfgang Suttor - Autor und Herausgeber des Loseblattwerks „Praxis Kraft-Wärme-Kopplung“, Vorstand des Bundes der Energieverbraucher

Ein herkömmliches Notstromaggregat versorgt das ganze Hausnetz mit allen Stromverbrauchern. Dabei sollte man jedoch bei Großverbrauchern wie Herd-, Wasch- und Spülmaschine Sparsamkeit walten lassen. Ein Notstromaggregat mit etwa drei bis fünf Kilowatt Leistung kostet einschließlich Montage rund 3.000 bis 4.000 Euro. Der Brennstoffvorrat im Tank des Notstromaggregats von rund 20 Litern reicht bei einem reduzierten Stromverbrauch von fünf Kilowattstunden pro Tag für drei bis vier Tage. Danach müsste der Tank nachgefüllt werden. Bei einem Dieselaggregat wäre dies notfalls aus dem Heizöltank möglich. Für Benzinmotoren müsste man auf Spezialbenzin zurückgreifen, das man auch in Gebäuden lagern kann.

Einfachlösung

Einfacher und preiswerter ist ein fest installiertes Notstromaggregat mit zwei bis drei Kilowatt Leistung. Dieses versorgt aber nur zuvor definierte Verbraucher wie die Heizung, Kühl- und Gefriergeräte und Notleuchten. Wie bei der Komfortlösung ist eine Spannungsregelung und eine Erdung notwendig, damit beispielsweise die Elektronik der Heizungsregelung keinen Schaden nimmt oder Störungen anzeigt. Es empfiehlt sich, wie bei größeren Notstromaggregaten üblich, die Funktion regelmäßig zu überprüfen. Dann kommt es auch nicht zu einer Qualitätsminderung, etwa durch Absinken der Oktanzahl, Ausfällungen in den Filtern oder durch Überalterung des Brennstoffes.

2059 Notstrom-Generator

Mobile Notstromaggregate

Unter der Spontanlösung versteht man die in vielen Bau- oder Großmärkten für wenige Hundert Euro angebotenen mobilen Notstromaggregate von 0,5 bis zwei Kilowatt Leistung. Diese Aggregate dürfen wegen der Abgase nicht in geschlossenen Räumen betrieben werden. Der Treibstoff, meist Benzin, darf bis 20 Liter nur in Metallkanistern (nicht Plastik) gelagert werden. Eine weitere Einschränkung ist die begrenzte Betriebsdauer. Viele Modelle muss man nach einigen Stunden abstellen und auskühlen lassen. Doch selbst ein Intervallbetrieb über mehrere Tage dürfte diese Geräte an die Belastungsgrenze bringen. Die Betriebsanleitung sollte bei den kleinen Notstromaggregaten besonders aufmerksam gelesen werden. Das häusliche Stromnetz kann und darf man mit diesen Geräten keinesfalls versorgen. Als Stromverbraucher kommen nur Geräte in Frage, die einen Netzstecker für die üblichen Steckdosen haben. Um diese einfachen Geräte, etwa Gefrierschrank oder Leuchten, an das im Freien stehende Notstromaggregat anzuschließen, braucht man genügend Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen.

Alte und neue Alternativen

Wir haben uns so daran gewöhnt, dass Strom zu jeder Zeit und fast überall verfügbar ist, dass wir schon fast vergessen haben, wie unsere Altvorderen ohne Strom geheizt, gekocht und sich mit diversen Gerätschaften das Leben erleichtert haben. Kachelöfen und Holzherde gibt es heute wieder in vielfältiger Ausgestaltung und mit verbesserten Wirkungsgraden auch ohne Stromanschluss (siehe Kaminöfen: „Gemütlich“ reicht nicht). Dazu kommen immer mehr solarbetriebene Geräte wie Sonnenöfen, Kochkisten, Solarleuchten mit Akkufunktion und vieles mehr. Sie vermitteln nicht nur eine heimelige Wärme, sondern auch ein Gefühl von Sicherheit und Unabhängigkeit: So gerüstet, kann man einem Stromausfall gelassener entgegensehen.

Man sollte bedenken, dass Notsituationen wie ein Blackout den nachbarschaftlichen Zusammenhalt weit mehr stärken können als internetbasierte soziale Netzwerke, die bei einem Stromausfall ohnehin nicht funktionieren.

Katastrophe Stromausfall

Kaum einer macht es sich bewusst: Wenn der Strom mal ausfällt, kann der Blackout unter ungünstigen Umständen mehrere Tage oder sogar Wochen anhalten.

Katastrophe Stromausfall

Kaum einer macht es sich bewusst: Wenn der Strom mal ausfällt, kann der Blackout unter ungünstigen Umständen mehrere Tage oder sogar Wochen anhalten. Die Energiedepesche verrät, was das im Ernstfall bedeutet.

(20. März 2012) Am 25. November 2005 gingen vielerorts in Nordrhein-Westfalen sowie in Südwest-Niedersachsen die Lichter aus: Nach heftigen Schneefällen waren rund 250.000 Menschen bis zu drei Tage lang ohne Strom. Ursache für den Stromausfall waren eingeknickte Strommasten und gerissene oder sehr tief hängende Hochspannungsleitungen. Doch auch technisches oder menschliches Versagen kann größere Stromausfälle verursachen – ganz zu schweigen von kriminellen oder terroristischen Aktionen, militärischen Konflikten, Epidemien oder Naturkatastrophen.

Für den Ernstfall sollte man Kerzen, Taschenlampen, Batterien und Zündmittel bereithalten, empfiehlt das Heftlein „Für den Notfall vorgesorgt“ des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. „Bedenken Sie, dass ein Energieausfall unter ungünstigen Umständen auch über mehrere Wochen anhalten kann“ – so steht es dieser Broschüre. Bereits 2008 berichtete die Energiedepesche über das Grünbuch, das vor den Gefahren und Folgen eines länger andauernden Stromausfalls gewarnt hatte. Denn ein solcher Blackout legt alle wichtigen Infrastruktursysteme der Gesellschaft lahm. Umgekehrt benötigt die Sicherung der Stromversorgung eine intakte Infrastruktur, etwa für die Kommunikation oder den Transport. Ihr Fehlen könnte es unmöglich machen, die Stromversorgung überhaupt wieder in Gang zu setzen. Wer sich an die Hilflosigkeit in Fukushima erinnert, die beschädigten Reaktoren erneut mit Strom zu versorgen, der wird diese Gefahr nicht von der Hand weisen können.

Ohnmacht im Ernstfall

Für die Bewältigung der Folgen eines Stromausfalls sind zunächst die örtlichen Behörden, Einrichtungen und Organisationen zuständig, zum Beispiel das Bürgermeisteramt. Katastrophenschutzbehörden sind auf unterster örtlicher Ebene die Landkreise und kreisfreien Städte. Wer wissen will, wie ernst man es bei den zuständigen Behörden mit dieser Verantwortung nimmt, kann ja im zuständigen Amt einfach mal nach entsprechenden Vorbereitungen nachfragen. In Kalifornien hat die kalifornische Energiekommission unter Gouverneur Arnold Schwarzenegger 2004 ein kleines Büchlein herausgegeben. Kommunen sollten sich danach überlegen, wie sie mit einem Ausfall und einer Verknappung von Energie konkret umgehen. Diese Hinweise sind auch für Deutschland sinnvoll.

De facto sehen Bürger, Unternehmen und öffentliche Institutionen einen Stromausfall nicht als ernsthaftes Risiko, obwohl sich ein solcher Vorfall bereits innerhalb der ersten 24 Stunden zu einer katastrophalen Situation auswachsen kann. Selbst wenn alle Ressourcen mobilisiert werden, wären die Folgen nicht beherrschbar, sondern allenfalls zu mildern. Somit gilt der Stromausfall als Paradebeispiel sich ausbreitender Schadenswirkungen. Seine Folgen zu mindern, sollte bei den Verantwortlichen hohe Priorität haben.

Infrastruktur bricht zusammen

Ein Bericht des Büros für Technikfolgenabschätzung kam zu folgenden Schlussfolgerungen:

  • In allen Privathaushalten fallen Beleuchtung, Heizung, Telekommunikation, Kühl- und Kochgeräte aus.
  • Telekommunikations- und Datendienste versagen teils sofort, spätestens aber nach wenigen Tagen ihren Dienst.
  • Elektrisch betriebene Transportmittel bleiben sofort oder nach wenigen Stunden stehen. In dicht besiedelten Gebieten blockiert dies den Straßenverkehr. Flughäfen sind dagegen relativ robust und durchhaltefähig. In großen Städten droht ein Verkehrschaos. Weil die meisten Tankstellen ausfallen, nimmt der Straßenverkehr nach den ersten 24 Stunden stark ab. Der Autobahnverkehr ist dagegen kaum betroffen.
  • Die Wasserversorgung bricht ohne Strom nach kürzester Zeit zusammen, Trinkwasser wird knapp. Toilettenspülungen funktionieren nicht mehr, und auch keine Waschmaschinen. Die Gefahr von Bränden steigt, gleichzeitig sinken die Möglichkeiten, Brände zu bekämpfen.
  • Die Lager in den Lebensmittelgeschäften leeren sich innerhalb weniger Tage. Es kommt zu Engpässen.
  • Das Gesundheitswesen bricht innerhalb einer Woche weitgehend zusammen. Arzneimittel werden knapp, es kommt auch bei wichtigen Medikamenten zu Engpässen.
  • Geldautomaten fallen aus, ebenso der elektronische Zahlungsverkehr. Dadurch versiegt die Bargeldversorgung, was auch die Versorgung mit allen anderen Gütern betrifft. Das Börsensystem ist dagegen auf den Notfall ausgelegt und überdauert auch einen lang andauernden Stromausfall.
  • Stockt die Versorgung und fehlen Informationen, beginnt die öffentliche Ordnung zusammenzubrechen. In der Bevölkerung entstehen Ohnmachtsgefühle und Stress.
  • Ein lang andauernder Stromausfall gefährdet das Leben, die Sicherheit und die Unversehrtheit der Bevölkerung hochgradig. Der Staat kann seiner Schutzpflicht nicht mehr genügen.
  • Inselnetze auf der Basis erneuerbarer Energien könnten die Verwundbarkeit kritischer Infrastrukturen deutlich mindern. Dazu liegen aber weder Erfahrungen vor, noch steht die dazu notwendige Technik bereit.

Eine Übung des Krisenmanagements zwischen Bund und Ländern hat bereits im Jahr 2004 die enormen Schwierigkeiten bei der Krisenbewältigung offengelegt (LÜKEX). Anfang 2010 wurde ein Handbuch „Krisenmanagement Stromausfall“ erarbeitet. Darüber hinaus hat eine Studie im Jahr 2011 ermittelt, welches Minimalniveau der Stromversorgung für ein Krisenmanagement notwendig ist (KritisKAPA). Die sogenannte KRITIS-Strategie auf Bundesebene soll eine nationale Katastrophe verhindern. In einem Projekt GRASB wird derzeit erforscht, wie man das Risiko mindern kann, dass die Stromversorgung ausfällt. Die Projektergebnisse müssten dann, sobald sie vorliegen und sich als empfehlenswert herausstellen, verwirklicht werden.

2059 Grafik Gegenseitige Abhängigkeit der Infrastrukturen

Fazit: Die Folgen eines lang andauernden Stromausfalls haben katastrophale Auswirkungen auf die Gesellschaft. Ein solches Ereignis liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Verhängnisvollerweise wird ein solches Szenario als völlig unmögliches Ereignis wahrgenommen. Es gibt aber durchaus Möglichkeiten, die Verletzlichkeit der Gesellschaft zu vermindern. Das setzt voraus, dass die Bedrohung nicht verdrängt, sondern als reale Gefahr offen diskutiert wird. Dann können auch Strategien für einen wirksamen Schutz ergriffen werden. Diese Schutzstrategien können durchaus auch lokal diskutiert und verwirklicht werden. Jede Region trägt  die Verantwortung für sich selbst. Die staatlichen Hilfen für diesen Notfall und für Schutzstrategien lassen bislang zu wünschen übrig. Überdies steht jeder Einzelne in der Verantwortung, für seinen Haushalt vorzusorgen. Doch das Risikobewusstsein in der Bevölkerung fehlt größtenteils.

Für Mega-Blackout nicht gerüstet

So ein Bericht, den das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Bundestag (TAB) im Auftrag des Innenausschusses anfertigte

Für Mega-Blackout nicht gerüstet

(11. April 2011, ergänzt am 26. Mai 2011) Deutschland sei schlecht für einen Stromausfall gerüstet, der mehrere Tage oder gar Wochen andauere, zitiert die Berliner "taz" aus einem Bericht, den das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Bundestag (TAB) im Auftrag des Innenausschusses anfertigte.

Ein solcher Notfall sei in den aktuellen Gesetzen und Verordnungen nur ungenügend berücksichtigt, hieß es. Unterstelle man das Szenario eines mindestens zweiwöchigen und aufs Gebiet mehrerer Bundesländer übergreifenden Stromausfalls, kämen die Folgen einer Katastrophe nahe. Diese wäre selbst durch eine Mobilisierung aller internen und externen Kräfte und Ressourcen nicht beherrschbar, allenfalls zu mildern.

2059 2397 2416 Kerzenlicht

U-Bahnen und Züge blieben liegen, Tankstellen fielen aus, der Straßenverkehr breche zusammen. Telefone, Handys und das Internet funktionierten nicht mehr, ob der digitale Funk von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten funktioniere, sei fraglich. Die öffentliche Ordnung drohe zusammenzubrechen. Besonders dramatisch seien die Folgen für Arztpraxen, Krankenhäuser und Pflegeheime. Nach einem Mega-Blackout sei innerhalb einer Woche vom weitgehenden Zusammenbrechen der medizinischen und pharmazeutischen Versorgung auszugehen.

Es gebe Probleme bei der Lebensmittelversorgung. Am Ende der ersten Woche seien die Vorräte in Geschäften und Haushalten aufgebraucht. Besonders weniger zentrale Regionen würden unvollständig versorgt. Zwar könnten die Behörden auf Notfallreserven zugreifen, in denen Weizen, Milchpulver oder Reis eingelagert seien und 5200 Notbrunnen lieferten Trinkwasser. Auch gebe es eine EU-Reserve mit Getreide und Fleisch. Aber selbst diese Rücklagen könnten bei einem Mega-Blackout nicht ausreichen. Trotz größter Anstrengungen könne die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung mit Lebensmitteln nur ungenügend gewährleistet werden, so der Bericht.

Zwar sei die Wahrscheinlichkeit eines solch großen Stromausfalls momentan gering, das Szenario werde aber wahrscheinlicher, weil der der Klimawandel zu mehr Extremwetterereignissen führe und auch Terroranschläge oder Epidemien in Frage kämen, meinen die Autoren der TAB. Eine dezentrale Stromversorgung auf Basis erneuerbarer Energien könne wichtige Infrastrukturen besser schützen, regional begrenzte Inselnetze könnten weiter Strom erzeugen.

Zur Bundestag-Drucksache 17/5672 vom 27.04.11 TAB zum Stromausfall (PDF, 1,91 MB)

Längerer Stromausfall würde zum Chaos führen

Auf längere Stromausfälle ist Deutschland nicht vorbereitet. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit für einen mehrtätigen bis mehrwöchigen Stromausfall hoch.

Längerer Stromausfall würde zum Chaos führen

(14. Oktober 2008) Auf längere Stromausfälle ist Deutschland nicht vorbereitet. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit für einen mehrtätigen bis mehrwöchigen Stromausfall hoch. Ein solcher Stromausfall wäre eine nationale Katastrophe und zöge katastrophale Schäden nach sich. Die Bevölkerung ist auf einen solchen Fall weder sensibilisiert noch vorbereitet und die Selbshilfefähigkeit ist schwach.

Zu diesem Ergebnis kommt das "Grünbuch" zur öffentlichen Sicherheit, das Bundestagsabgeordnete von vier Parteien im Rahmen des Zukunftsforums öffentliche Sicherheit erarbeitet haben.

Derzeit gibt es kein einheitliches Krisenmanagement von Staat und Wirtschaft. Die Politiker fordern deshalb eine grundlegende Neukonstruktion der Sicherheitsarchitektur von Bund und Ländern unter Einbeziehung der Wirtschaft.

Technisches oder menschliches Versagen kann zu Steuerungsproblemen und grenzüberschreitenden Stromausfällen führen. Auch Kriminalität, Terrorismus oder gewaltätige Konflikte können die Stromversorgung lahmlegen (Anschläge, Erpressung). Schließlich können auch Ressourcenprobleme (Energieträger, Personal, Qualifikation, Leitungs- oder Kraftwerksengpässe) oder der Klimawandel (Hitze, Stürme, Hochwasser, Schnee und Eis) zu gravierenden Stromausfällen führen. Jahrelang wurde zuwenig in den Unterhalt der Stromnetze investiert.

Bei einem längerandauernden Stromausfall fallen nach und nach alle kritischen Infrastruktursysteme aus:

  • Die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur bricht zusammen (Telefon, Handy, Internet)
  • das Transport- und Verkehrssystem mit allen Verkehrsträgern
  • das Gesundheitssytem einschließlich Not- und Rettungswesen
  • die Versorgung mit Trink- und Brauchwasser,
  • die Nahrungsmittelversorgung
  • die Entsorgung von Abwasser und Müll (Hochhäuser müssten wegen Seuchengefahr evakuiert werden)
  • die Behörden und Verwaltungen
  • das Banken- und Finanzwesen.

Durch den Ausfall wichtiger Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten entsteht Unsicherheit, Angst und Panik verbreiten sich. Heizung, Kühlung und fehlende Kassensysteme zwingt den Einzelhandel in die Knie. Lebensmittelengpässe sind schnell die Folge.

Von bundesweit 2.200 Tankstellen sind nur 15 mit einer Notstromversorgung ausgestattet. Ob die restlichen Tankstellen mit Notstromaggregaten funktionsfähig sind, ist fraglich. Der Treibstoff für die Notstromversorgung ist auf 12 bis 48 Stunden ausgelegt, da dies in der Vergangenheit ausreichte.

Alle Akteure gehen davon aus, dass es zu keinem lang andauernden und überregionalen Stromausfall kommen wird. Die Komplexität und die Interdependenzen eines solchen Ausfalls sind nicht bekannt und weder den Verantwortlichen, noch der Bevölkerung bewusst.

Der immatrielle Schaden eines längeren Stromausfalls wäre ebenfalls hoch, weil ein Vertrauensverlust der Bevölkerung in Staat und Wirtschaft ausgelöst wird.

Vorsorgen ist besser

Mehrere Tage ohne Strom - das ist auch in Deutschland möglich.

Vorsorgen ist besser

Mehrere Tage ohne Strom - das ist auch in Deutschland möglich. Doch nicht nur Strom- und Gasbedarf, sondern auch die Heizölversorgung muss für den Notfall gesichert werden. Die Energiedepesche gibt einen Überblick über die gesetzlichen Regelungen und Zuständigkeiten.

(28. Juni 2007) Zugegeben, Jahrtausende lang ging es ganz gut ohne Strom. Doch heutzutage ist Elektrizität aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Ohne Strom läuft keine Heizung, gibt es weder Radio noch Telefon oder Internet. Ohne Strom kann auch die Wasserversorgung zusammenbrechen.

Die Stromausfälle im Münsterland haben gezeigt, dass es auch hierzulande zu Stromausfällen kommen kann, die mehrere Tage anhalten. Das kommt einer Katastrophe gleich. Und ist der Fall erst eingetreten, fehlen Zeit und technische Möglichkeiten, erforderliche Hilfsmaßnahmen auszuarbeiten und zu koordinieren.

Sind wir auf eine solche Katastrophe vorbereitet? Ist dafür gesorgt, dass wir bei Stromausfall nicht im Dunklen, Trockenen und Kalten sitzen? Gibt es Planungen für den Fall der Fälle? Wo liegen diese Pläne? Wie sehen sie aus? Wer kennt sie? Wer kontrolliert, ob solche Pläne überhaupt ausgearbeitet wurden?

Gesetzliche Grundlagen

Aus dem Jahr 1975 stammt das Gesetz zur Sicherung der Energieversorgung. Es ermächtigt die Bundesregierung zum Erlass von Verordnungen, um bei drohender Gefährdung oder Störung der Energieversorgung die Versorgung zu sichern. Die Vollmachten der Regierung sind sehr weitgehend: Die Regierung darf die Abgabe und den Bezug von Energie beschränken und regeln und auch Preise festlegen. Die Regierung kann ohne Zustimmung des Bundesrates verordnen, dass ein solcher Gefährdungs- oder Störungsfall vorliegt und die entsprechenden Verordnungen in Kraft setzen.

Widersprüche gegen die Verordnungen haben keine aufschiebende Wirkung. Jeder ist den zuständigen Behörden gegenüber zur Erteilung der erforderlichen Auskünfte verpflichtet. Die Behörden dürfen Gebäude und Geschäfte betreten und dort Einsicht in alle Unterlagen nehmen. Nur wer sich selbst durch seine Auskünfte belasten würde, darf die Auskunft verweigern.

Die Elektrizitätssicherungsverordnung stammt aus dem Jahr 1982. Sie ermöglicht es den zuständigen Stellen als Lastverteiler, Anordnungen über die Erzeugung und den Verbrauch von Strom zu erlassen. Analog dazu gibt es eine Gassicherungs-Verordnung. Die unterirdischen Gasspeicher der Bundesrepublik reichen für eine Versorgung Deutschlands für etwa 90 Tage. Im Krisenfall hätten die Behörden Zugriff über die Gassicherungsverordnung.

Die 25 Mitgliedsstaaten der OECD gründeten 1974 die Internationale Energieagentur IEA. Deren Mitgliedsstaaten verpflichteten sich zur Bevorratung einer Menge von Mineralöl, die einem Verbrauch von 90 Tagen entspricht. Grundlage dafür ist in Deutschland das Erdöl-Bevorratungsgesetz.

Wer hilft bei Stromausfall?

Das Technische Hilfswerk (THW) übernimmt in der Bundesrepublik eine Reihe von Aufgaben für den Krisen und Katastrophenfall. Deshalb verfügt das THW auch über große Notstromaggregate, die bei Bedarf größere Stadtteile, Krankenhäuser und dergleichen über einen längeren Zeitraum hinweg versorgen können.

Technische Hilfswerk verfügt über Notstromaggregate / Foto THW Jahresbericht 2006

Außerdem ist das THW in der Lage, für den Notbehelf entsprechende Leitungssysteme zu erstellen und damit die Stromversorgung aufrecht zu erhalten beziehungweise wieder herzustellen.

Notfallplanung

Generell sind die Kommunen für die Planung und Versorgung der Bevölkerung mit Strom zuständig. Dabei arbeiten sie gemeinsam mit Kraftwerken und Strom- bzw. Energieanbietern. Die Netzbetreiber sind für die Wiederinstandsetzung defekter oder zerstörter Leitungen zuständig - das THW hat hier nur eine überbrückende Aufgabe.

Handbuch zur Energie-Notfallplanung von Gemeinden in Californien 

Tipps für den Notfall

Im Notfall immer an die Feuerwehr wenden. Sie hilft entsprechend ihrer Möglichkeiten beziehungsweise leitet den Notfall an die entsprechenden Stellen weiter. Folgende sehr einfache Vorsorge ist zu empfehlen:

  1. Einen Vorrat an Kerzen im Haus halten, um bei Stromausfall nicht im Dunkeln zu sitzen.
  2. Jeder Haushalt sollte nach Möglichkeit ein batteriebetriebenes Radio besitzen, damit die Möglichkeit besteht, Durchsagen der Hilfsorganisationen beziehungsweise der örtlichen Sendeanstalten zu hören. Wichtig: darauf achten, dass auch stets geladene Batterien für das Gerät zur Verfügung stehen!

letzte Änderung: 28.06.2017