E.on gibt nach
Studie der Uni Duisburg belegt Wirtschaftlichkeit des Erdkabels beim Netzausbau
(14. November 2004) - Im Streit um den Netzausbau zwischen dem Bundesverband WindEnergie (BWE) und den Netzbetreibern konnte die Windenergie-Branche punkten. E.on-Sprecher Matthias Boxberger lenkte vergangene Woche auf einer Veranstaltung in Husum in der Frage Freileitung oder Erdkabel ein: "Wenn das Erdkabel günstiger ist, dann werden wir es bauen", zitierten die Husumer Nachrichten Boxberger.
Anlass zum plötzlichen Sinneswandel bei E.on gab eine neue Studie der Universität Duisburg-Essen unter Federführung von Professor Heinrich Brakelmann, der unter anderem bereits als E.on-Berater tätig war. In seiner Studie stellte der Experte für Energie-Transport und -Speicherung fest, dass im für den Windstrom so wichtigen Hochspannungsnetz (110kV) die Gesamtkosten für Erdkabel niedriger als für Freileitungen liegen. Auch im Höchstspannungsbereich bei 220kV lägen Erdkabel und Freileitung bei der Kostenfrage gleich auf. BWE-Vizepräsident Hermann Albers zum Rückzieher von E.on: "Schön, dass sich sogar Energie-Konzerne noch überzeugen lassen."
Konkreter Hintergrund der Studie ist das überlastete E.on-Stromnetz in Nord-Friesland zwischen Breklum und Flensburg. Immer öfter müssen dort Windparks vom Netz genommen werden - 20 Millionen Euro pro Jahr Verlust für die Windstrom-Erzeuger und keine Entschädigungen vom Netzbetreiber. E.on wollte das Netz durch eine Freileitung verstärken. Die betroffenen Gemeinden legten jedoch ihr Veto ein. Somit wäre der Netzausbau auf die lange Bank geschoben worden. Bürgerinitiativen begrüßten jedoch einen Netzausbau durch Erdkabel. Zu teuer, meinte E.on bislang: Statt zehn Millionen Euro würde die 30 Kilometer lange Leitungsstrecke dann 35 oder 40 Millionen Euro kosten. Stimmt aber nicht, wies nun Prof. Brakelmann nach.
Für BWE-Vize Albers ist die neue Studie ein wichtiger Etappen-Sieg für einen unkomplizierten Netzausbau in den nächsten Jahren: "Die Kostenfrage spielt nun für die Verzögerungstaktik der Netzbetreiber keine Rolle mehr. Da die Genehmigungsverfahren für Erdkabel mit ein bis zwei Jahren wesentlich kürzer sind als bei Freileitungen, steht einem raschen Ausbau des Stromnetzes in Deutschland nun nichts mehr im Weg."