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Der Sechs-Milliarden-Raubzug Die Stromriesen bereichern sich seit drei Jahren jährlich ungerechtfertigt um sechs Milliarden Euro.
Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher e.V.

Der Sechs-Milliarden-Raubzug

Die Stromriesen bereichern sich seit drei Jahren jährlich ungerechtfertigt um sechs Milliarden Euro. Das hat der Bund der Energieverbraucher bei einer Analyse der Strompreisentwicklung der vergangenen drei Jahre herausgefunden.

(23. Februar 2010, geändert 4. März 2010) Danach haben sich die Strompreise für Haushalte durchschnittlich zwischen 2006 und 2009 um 3,75 Cent je Kilowattstunde erhöht: von 19,5 auf 23,2 Cent je Kilowattstunde. Im gleichen Zeitraum sind die Netzentgelte um 1,5 Cent je Kilowattstunden gesunken.

Zieht man die Steuern, Abgaben und Netzentgelte vom Strompreis ab, dann haben sich in nur drei Jahren die Kosten für Erzeugung und Vertrieb um über vier Cent je Kilowattstunde erhöht. Gleichzeitig sanken die Spotmarktpreise an der Strombörse in diesem Zeitraum jedoch um 1,2 Cent je Kilowattstunde.

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Stromversorger: + 1,4 Cent

Die Stromwirtschaft rechtfertigt ihre Preiserhöhungen für Haushaltskunden mit den gestiegenen Kosten der mittel- und langfristigen Strombeschaffung. So haben sie den Strom für das Jahr 2006 zwischen Juli 2004 und Ende 2005 eingekauft. Die so ermittelten Bezugskosten auf der Basis mittel- und langfristiger Verträge sind tatsächlich zwischen 2006 und 2009 um 2,7 Cent gestiegen. Doch selbst wenn man diesen Effekt voll berücksichtigt, ergibt sich für die Stromwirtschaft ein deutliches Plus von rund 1,4 Cent. Somit hat sich die Marge der Stromversorger bei der Belieferung von Privathaushalten zwischen 2006 und 2009 um rund 1,4 Cent je Kilowattstunde erhöht.

Stromerzeugung: + 3,56 Cent

Auch der Erlös für die Stromerzeugung hat sich drastisch erhöht: von 3,56 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2006 auf 6,24 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2009 um 2,68 Cent. Schon die 3,56 Cent im Jahr 2006 waren mehr als auskömmlich. Denn es handelt sich dabei um die Erzeugungskosten des teuersten Kraftwerks. Für Strom aus Kraftwerken, die den Strom günstiger produzieren, erhalten die Unternehmen ebenfalls diesen Preis.

150 Euro plus je Haushalt

Die Stromerzeuger kassieren dadurch im Jahr 2009 von jedem Haushaltskunden für die Herstellung der gleichen Strommenge durchschnittlich 94 Euro mehr als im Jahr 2006. Hinzu kommen rund 50 Euro, die die Stromversorger den Haushalten darüber hinaus zusätzlich abverlangten, ohne dass Bezugskosten, Steuern oder Abgaben dies gerechtfertigt hätten. Jährlich bereichert sich die Stromwirtschaft dadurch zusätzlich um fast sechs Milliarden Euro.

Erhöhung ohne Gegenleistung

Diese Mehrbeträge kassiert die Stromwirtschaft ohne jede Gegenleistung, also ohne in erneuerbare Energien zu investieren, neue Kraftwerke zu bauen oder Stromnetze zu erneuern oder auszubauen. Denn für alle diese Positionen werden die Stromverbraucher an anderen Stellen zur Kasse gebeten. Für den Ausbau erneuerbarer Energien zahlen die Verbraucher insgesamt nur halb so viel, wie die Konzerne grundlos durch ungerechtfertigte Strompreiserhöhungen in den vergangenen drei Jahren abkassierten.

Im Jahr 2010 setzt sich diese Fehlentwicklung bedauerlicherweise fort: Die Strompreise für Haushalte steigen weiter. Die Stromwirtschaft und ihr nahestehende Organisationen, leider auch der Dachverband der Verbraucherzentralen, kritisieren einseitig die gestiegenen Umlagen für den Ausbau erneuerbarer Energien. „Die Raubzüge der Stromwirtschaft in den Verbraucherkassen und der langfristige Nutzen, den Verbraucher vom Ausbau erneuerbarer Energien haben, finden dagegen keine Berücksichtigung", kritisiert Dr. Aribert Peters.

Zum Download:

letzte Änderung: 08.07.2022