E.on Schuld an Stromausfall
(31. Januar 2007) Die europäische Netzkontrollgesellschaft UCTE gibt in einem detaillierten Untersuchungsbericht dem Stromversorger Eon die Schuld am Stromausfall im vergangenen Herbst. Der Übertragungsnetzbetreiber Eon Netz, von dem der Fehler seinen Ausgang nahm, habe «keine Sicherheitsverfahren» eingeführt. Eon Netz «verfügte nicht einmal über alle technischen Instrumente, um überprüfen zu können, ob das Netz innerhalb der Sicherheitsgrenzen betrieben wurde». Auch die Ausrede "menschliches Versagen" läßt der Bericht nicht gelten. Die Fehleinschätzung habe nur zur Katastrophe geführt, weil die Leitung eben bereits vorher zu schwach gewesen sei.
Der Düsseldorfer Versorger habe außerdem versäumt, andere Versorger und Netzbetreiber über die Abschaltung von Hochspannungs-Netzen in Norddeutschland zu informieren. Überdies seien die Investitionen in die Netzinfrastruktur «unzureichend» gewesen.
Millionen Haushalte ohne Strom
Bei dem Stromausfall am 4. November vergangenen Jahres waren Millionen Haushalte in West- und Südeuropa für einige Stunden ohne Strom. Eon hatte eine Hochspannungsleitung über dem Mittellandkanal wegen der Durchfahrt eines Kreuzfahrtschiffes kurzzeitig abgeschaltet, was jedoch zu einer Netzüberlastung führte. Die Netze wurden daraufhin in drei Zonen aufgeteilt: In der westlichen Zone gab es zu wenig Strom, in der östlichen hingegen zu viel.
Um dem Strommangel in der westlichen Zone zu begegnen, mussten Kunden vom Netz genommen werden. Der Stromausfall erfasste damit Haushalte in Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien und Spanien. Allein in Frankreich blieben fünf Millionen Kunden ohne elektrische Energie. In Deutschland waren ebenfalls Millionen Haushalte betroffen.
EU will Konzernen Netzkontrolle nehmen
Besondere Brisanz hat der UCTE-Bericht, weil die Kommission vor wenigen Tagen ihre Forderungen für eine Wettbewerbsbelebung auf dem europäischen Strommarkt vorgestellt hatte. Brüssel fordert die eigentumsrechtliche Abtrennung der Netze von den Stromkonzernen. Die Netzkontrolle sollte stattdessen von einer staatlichen oder von einem Drittunternehmen wahrgenommen werden. Als Alternative bot die EU an, die Netze zwar bei den Unternehmen zu belassen, ihnen aber die Kontrolle darüber zu entziehen.
Den nun vorgelegten Bericht betrachtet die EU deshalb als Beleg für die Richtigkeit und Angemessenheit ihrer Forderungen. Die Panne spreche für eine «effektive Entflechtung» von Stromversorgung und Netzbetrieb, stellte die Kommission fest.
Peinlich ist der Bericht auch deshalb, weil die Netzbetreiber die im EU-Vergleich hohen Netznutzungsentgelte mit Investitionen in die Netzinfrastruktur und mit hoher Versorungungssicherheit begründet hatten.