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Stromkabel unter der Erde preisgünstiger als darüber ? Hochspannungserdkabel sind wesentlich preiswerter als bisher angenommen.

Stromkabel unter der Erde preisgünstiger als darüber ?

Hochspannungserdkabel sind wesentlich preiswerter als bisher angenommen.

(06. Juli 2007) In vielen Regionen planen Stromkonzerne weiterhin den Bau von Hochspannungs-Freileitungen. Viele dieser neuen Leitungen wären überflüssig, wenn umfassende Maßnahmen zur Stromeffizienz durchgeführt würden. Schließlich kann der Stromverbrauch ohne Komfortverlust um 30-50% in Haushalten und Betrieben gesenkt werden - und dies zu wirtschaftlichen Bedingungen. Vielfach wird der Bau von Freileitungen auch aus Gründen des Naturschutzes oder der Verschandelung der Landschaft abgelehnt. So hat die EnBW (früher EVS) das obere Donautal mit einer zick-zack durch die wunderschöne Landschaft laufenden 110 kV-Leitung verunziert. In der schwäbischen Alb bei Bad Urach droht das gleiche Ungemach. Und in Altenstadt/ Hessen plant die E.ON Energie seit mehr als acht Jahren eine 110 kV-Leitung direkt durch Landschaftsschutzgebiete und an einem Naturschutzgebiet (Störche, großer Brachvogel) vorbei.

Strommast mit Sonne

Bisher Kabel fünffach teurer

Die meisten Einwände, die von Stromnetzbetreibern gegen den Bau von Erdkabeln angeführt werden, wie kapazitive Belastung, Kurzschluss-Ströme und Ausfallstatistik, haben sich als lösbar herausgestellt. Bleiben die immensen Kosten von Erdkabeln.

In Altenstadt wurde den Politikern vorgelegt, dass eine zweifach belegte (2*3 Leiter) Freileitung 600 DM/m kostet, ein doppeltes Erdkabel dagegen ca. 3000 DM/m. Da nun kein Politiker den Wert der Natur gegenrechnet, hatten sich CDU, SPD und FDP für die Freileitung entschieden, schließlich wollte man E.ON Mehrkosten von 25 Mio. DM nicht zumuten.

Doch nun kann die Diskussion wieder aufgenommen werden. In Lippstadt ist ebenfalls eine 110 kV-Leitung mit 10-12 km Länge geplant. Dort hat im Auftrag der dortigen Bürgerinitiative ein Gutachter aufgezeigt, dass eine Erdverkabelung u.U. sogar preisgünstiger sein kann als die Freileitung. Der renommierte Gutachter und Leitungsplaner Ing. Weißferdt kommt - auf der Grundlage konkreter Angebote - auf Kosten für ein (stromtechnisch ausreichendes) einfaches Erdkabel incl. Anschlüssen von ca. 630 DM/m, während eine zweifache Freileitung in Lippstadt sogar 700 DM/m kosten würde.

Preisfall nach Ausschreibung

Und es kommt noch besser. Im Internet findet sich der Hinweis, dass in Nettgau (Sachsen-Anhalt) ein 19 km langes 110 kV-Kabel (zweifach!) verlegt wurde, mit 19 Mio. DM Kosten fast halb so hoch, wie 12 km Kabel bei Altenstadt kosten sollten.

Der dortige Gemeindeverband hatte als Bauträger nach einer EU-weiten Ausschreibung die E.ON Engineering als Planer und die Essener ABB als Baufirma ausgewählt. Abzüglich von Kosten von ca. vier Millionen Mark für die Erweiterung eines Umspannwerks und ein neues Umspannwerk bleiben Kosten für ein Doppelkabel von knapp 900 DM/m - und dies von E.ON geplant! Hintergrund für die deutlich gesunkenen Preise ist u.a. das sog. Kabelkartell, gegen das dass Bundeskartellamt vorgegangen ist.

Im Juni 1997 wurden Strafen von insgesamt 285 Mio. DM gegen mehr als 14 Kabelhersteller verhängt, die den Markt für Starkstromkabel untereinander aufgeteilt hatten. (Tätigkeitsbericht des Bundeskartellamts 1997/98). Es zeigte sich, dass die Kabelkosten um mehr als 50% höher lagen als mögliche Importe. Des weiteren gibt es v.a. mit dem Ausbau der Windenergie befasste Planer, die eigenständig Ausschreibungen durchführen und für Wettbewerb und Transparenz auf dem Leitungsmarkt sorgen.

Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass eine Erdverkabelung von 110 kV-Leitungen nicht teurer sein muss als eine Freileitung und die Angaben der Stromunternehmen an Glaubwürdigkeit stark verloren haben. Darüberhinaus können auch diese Kosten gespart werden, wenn Stromsparkonzepte und der Bau örtlicher Blockheizkraftwerke umgesetzt werden. Der billigste Strom ist immer noch der, den man nicht braucht.

letzte Änderung: 10.10.2014